Sind Kniebeugen jetzt schlecht für die Knie?!

Hallo. Mich würde mal interessieren, ob Kniebeugen mit Gewichten wie sie ja ALLE Bodybuilder machen, da das die allerbeste Grundübung für die Beine ist, schädlich für die Knie sind oder nicht?

Einerseits sagen alle Bodybuilder, dass dem nicht so ist und…wenn sie so schlimm wären bzw. auch nur irgendwie schlimm wären, dann würde ja eigentlich jeder Bodybuilder oder Powerlifter seine Karriere frühzeitig beenden müssen, wenn man sich überlegt mit was für enormen Gewichten diese trainieren (dann sind die Muskeln natürlich auch größer die das Ganze dämpfen, aber die Knie werden theoretisch ja zumindestens genauso wenn nich viel stärker belastet).

Andererseits liest man auch immer wieder, dass Sportmediziner behaupten (und in der Reha macht man diese Übung ja auhc nicht und davon würde einem wohl auch extrem abgeraten werden…), dass Kniebeugen schlecht für die Knie sind.

Wer hat jetzt recht?

Außerdem würde mich noch interessieren, was dran ist, dass man nur bis 90Grad gehen soll…wohingegen andere wieder behaupten, dass genau dieses verharren im 90 Grad Winkel schädlich ist…

Würde mich auch freuen wenn mir irgendjemand seine Aussagen belegen kann und nicht einfach nur sagt „Kniebeugen sind schlecht weil das Knie stark belastet wird“ ^^

Danke!

Kniebeugen über 90° sind schädlich
Hi,
ich bin zwar keine Bodybuilderin, habe aber während meiner ÜL-Ausbildung folgendes zum Thema „stark gebeugte Knie“ gelernt" gelernt:
1.) Menisken
Bei Bewegungen, die abrupt (z.B. beim Fußball) oder unter großer Belastung (z.B. Gewichtheben mit Kniebeugen über 90°) ausgeführt werden, kann es passieren, dass sich der Innenmeniskus im Gelenk einklemmt und reißt. Außerdem können sich die Menisken mit den Jahren übermäßig abnutzen, wenn sie durch einförmige Bewegungsabläufe überlastet werden. Wer oft lange knien oder viel in der Hocke arbeiten muss – etwa Fliesenleger, Maurer oder Gärtner –, muss damit rechnen, dass seine Menisken langfristig geschädigt werden.
Meniskusschäden führen ohne Behandlung zum Verschleiß des Gelenkknorpels.
2.) Kniescheibe
Je stärker das Kniegelenk gebeugt ist, desto mehr steht auch die Kniescheibe unter Druck. Wenn das Bein gestreckt ist, ist die Last gleich null, die Kniescheibe lässt sich leicht verschieben. Wenn du in die Hocke gehst, drückt die Kniescheibe mit mehr als dem Vierfachen des Körpergewichts auf das Gelenk. Das ist der Grund dafür, warum die früher so beliebten Kniebeugen so schädlich für das Gelenk sind. Wer in der tiefen Hocke noch Gewichte auf dem Buckel hat – etwa ein Gewichtheber –, belastet die Kniescheibe entsprechend stärker.
Deshalb soll man die Knie möglichst nicht mehr als 90 Grad beugen, denn ab dann wird der Druck besonders groß. Auch beim Sport, etwa beim Krafttraining, lassen sich solche Extrempositionen vermeiden, wenn man die richtige Technik beherrscht. Bei Übungen, die im Knien ausgeführt werden, sollte man immer eine weiche Unterlage verwenden.

siehe auch: GesundheitPro.de

Gruß Gabi

Hallo!

Um deine Frage zu beantworten muss man sie in mehrere Teile aufsplitten:

Sportler (Gewichtheber, Bodybuilder, …) haben mit tiefen Kniebeugen keine Probleme weil sie sie über einen langen Zeitraum mit steigender Belastung trainieren; Röntgenuntersuchungen zeigen ausserdem dass die Knorpelschichten in ihren Gelenken wesentlich dicker sind als bei Normalmenschen.
Knorpel reagiert auf die dauernde Belastung mit Wachstum.
Das gilt z.b. auch für die Wirbelsäule; bei Top Gewichthebern findet man keinerlei Veränderungen im Röntgenbild weil sie das „richtige heben“ jahrelang trainieren.

(dann sind die Muskeln natürlich auch größer die das Ganze
dämpfen, aber die Knie werden theoretisch ja zumindestens
genauso wenn nich viel stärker belastet).

Die gängige Meinung in deutschen Landen ist die dass Gelenke „entlastet“ werden müssen; das wird durch die ganzen sogenannten Fitnesszeitschriften bis zum geht nicht mehr wiederholt.
Die Realität sieht anders aus: Gelenke brauchen Belastung - umso besser geht es ihnen.
Aber: diese Belastung muss langsam gesteigert werden - und muss v.a. über den ganzen Bewegungsspielraum verteilt werden.
Dann gibt`s auch (vermutlich) keine Arthrose: Ann Rheum Dis. 1994 Nov;53(11):720-5. Utilisation of joint movement range in arboreal primates compared with human subjects: an evolutionary frame for primary osteoarthritis.

Andererseits liest man auch immer wieder, dass Sportmediziner
behaupten (und in der Reha macht man diese Übung ja auch nicht
und davon würde einem wohl auch extrem abgeraten werden…),
dass Kniebeugen schlecht für die Knie sind.

Nächste Gruppe: Kniegeschädigte.
Wenn man sich eine Verletzung am Knie zugezogen hat ist es natürlich nicht ratsam das Knie übermässig zu belasten.
Hier muss man sehr genau berücksichtigen in welchem Heilungsstadium sich das Knie befindet. Ist die Sache ausgestanden kann man die Belastung wieder steigern.

Außerdem würde mich noch interessieren, was dran ist, dass man
nur bis 90Grad gehen soll…wohingegen andere wieder behaupten,
dass genau dieses verharren im 90 Grad Winkel schädlich ist…

Siehe oben: Gelenke brauchen Belastung über den ganzen Bewegungsspielraum.

Tschüss

Matthias

Gewichtheben und Gelenkverschleiß
Hallo Matthias,
Ich denke, wenn man die richtige Technik beherrscht , gewisse Spielregeln beherzigt und moderat trainiert , ist Gewichtheben nicht schädlicher ist als andere Sportarten auch. Jeder Sport hat sein typisches Verletzungsrisiko.

So, wie du hier argumentierst, kann das aber nicht so ganz stimmen. Warum können so viele Gewichtheber auf Grund Gelenkerkrankungen nicht zum Wettkampf antreten bzw. müssen - wie jetzt Ronny Weller - ihren Sport ganz quittieren? Warum leiden so viele unter Gelenkverschleiß? Die Quittung zahlt man nicht als junger, sondern als alter/älterer Mensch.
Gib mal unter www.google.de als Suchbegriff „Verschleiß Gewichtheben“ oder „Arthrose Gewichtheben“ ein, da fliegen einem ja die Ohren vom Kopf!
Auch würde es mich interessieren, warum fast alle Gewichtheber ihre Knie bandagieren, wo doch lt. deiner These das Gewichtheben gesund ist und die Knie durch Knorpelwachstum gestärkt werden. Demnach tun alle Übergewichtigen etwas Gutes für ihre (Knie-)gelenke.?!?
Zuletzt würde mich noch die Quelle interessieren, aus der hervorgeht, dass bei extremen Belastungen sogar die Wirbelsäule „wächst“. Soweit ich weiß schrumpft die Bandscheibe bei jedem Menschen – ein Prozess, der sich nicht aufhalten und schon gar nicht umkehren lässt.

bye-bye
Pegasus

1 Like

Hallo!

So, wie du hier argumentierst, kann das aber nicht so ganz
stimmen. Warum können so viele Gewichtheber auf Grund
Gelenkerkrankungen nicht zum Wettkampf antreten bzw. müssen -
wie jetzt Ronny Weller - ihren Sport ganz quittieren? Warum
leiden so viele unter Gelenkverschleiß?

Hochleistungssportler aller Disziplinen trainieren sich Probleme an - nicht nur die Gewichtheber.
Um unter die Top 5 zu kommen gehen sie an die absoluten Grenzen und probieren die zu überschreiten (mit und ohne „Mittelchen“). Das ist natürlich blanker Wahnsinn.
Man darf auch nicht vergessen dass Steroide und andere Substanzen den Knorpel ja auch angreifen können.

Die Quittung zahlt man

nicht als junger, sondern als alter/älterer Mensch.
Gib mal unter www.google.de als Suchbegriff „Verschleiß
Gewichtheben“ oder „Arthrose Gewichtheben“ ein, da fliegen
einem ja die Ohren vom Kopf!

Naja - meine Patienten die mit 50 Jahren ohne Leistungssport Arthrose haben sind schockierender.
Die kontrollierten Studien die es zu den Themen gibt zeigen ausserdem ein anderes Bild als die Suchergebnisse von Google.

Auch würde es mich interessieren, warum fast alle Gewichtheber
ihre Knie bandagieren, wo doch lt. deiner These das
Gewichtheben gesund ist und die Knie durch Knorpelwachstum
gestärkt werden.

Was haben bandagierte Knie damit zu tun?
Die Sportler erzeugen dadurch eine Vorspannung der Beinmuskulatur damit sie mehr Gewicht stemmen können.
Das machen die weil es ihnen hilft - nicht weil sie Probleme haben.

Demnach tun alle Übergewichtigen etwas Gutes

für ihre (Knie-)gelenke.?!?

Jein.
Übergewicht ist ein Risikofaktor wenn es in den ersten Lebensjahren auftritt (bis ca. 12) - später hat das Gewicht so gut wie keinen Einfluss mehr auf die Gelenkabnutzung (siehe z.b. die ADAPT Studie).
Übergewicht ist auch nur dann ein Risikofaktor wenn die Person die die Pfunde rumschleppt nicht fit ist (kardiovaskulär). Übergewicht plus Bewegungsmangel ist ein Problem - dem stimme ich zu.

Zuletzt würde mich noch die Quelle interessieren, aus der
hervorgeht, dass bei extremen Belastungen sogar die
Wirbelsäule „wächst“. Soweit ich weiß schrumpft die
Bandscheibe bei jedem Menschen – ein Prozess, der sich nicht
aufhalten und schon gar nicht umkehren lässt.

„Wachsen“ ist sicher übertrieben - war vielleicht etwas missverständlich. Mir geht es darum zu zeigen dass Belastung (richtig dosiert und mit entsprechenden Pausen) für unseren Körper kein Problem darstellt.
Eine Untersuchung dazu ist z.b.: The upper range of lumbar spine bone mineral density? An examination of the current world record holder in the squat lift. Int J Sports Med. 2000 Oct;21(7):469-70.
Und da hohe „bone mineral density“ ein sehr wichtiger Faktor ist der Bandscheibendegeneration vorbeugt spricht einiges für Belastung.

Tschüss

Matthias

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Hallo Matthias!

Das hört sich ja schon - für mich - viel verständlicher an, und dem kann ich nur voll beipflichten:
„Mir geht es darum zu zeigen dass Belastung(richtig dosiert und mit entsprechenden Pausen) für unserenKörper kein Problem darstellt.“

(Wie kriegt man das eigentlich hin, dass die Zitate der Vorredner so schön abgesetzt sind?)

bye-bye
Pegasus

Etwas offtopic
Hallo Pegasus,

(Wie kriegt man das eigentlich hin, dass die Zitate der Vorredner so schön abgesetzt sind?)

Ganz einfach, dieses Zeichen „:“ vor dem Text des Vorgängers setzen.

Gruß
Monika

Hi,
ich bin zwar keine Bodybuilderin, habe aber während meiner
ÜL-Ausbildung folgendes zum Thema „stark gebeugte Knie“
gelernt" gelernt:
1.) Menisken
Bei Bewegungen, die abrupt (z.B. beim Fußball) oder unter
großer Belastung (z.B. Gewichtheben mit Kniebeugen über 90°)
ausgeführt werden, kann es passieren, dass sich der
Innenmeniskus im Gelenk einklemmt und reißt. Außerdem können
sich die Menisken mit den Jahren übermäßig abnutzen, wenn sie
durch einförmige Bewegungsabläufe überlastet werden. Wer oft
lange knien oder viel in der Hocke arbeiten muss – etwa
Fliesenleger, Maurer oder Gärtner –, muss damit rechnen, dass
seine Menisken langfristig geschädigt werden.
Meniskusschäden führen ohne Behandlung zum Verschleiß des
Gelenkknorpels.
2.) Kniescheibe
Je stärker das Kniegelenk gebeugt ist, desto mehr steht auch
die Kniescheibe unter Druck. Wenn das Bein gestreckt ist, ist
die Last gleich null, die Kniescheibe lässt sich leicht
verschieben. Wenn du in die Hocke gehst, drückt die
Kniescheibe mit mehr als dem Vierfachen des Körpergewichts auf
das Gelenk. Das ist der Grund dafür, warum die früher so
beliebten Kniebeugen so schädlich für das Gelenk sind.

Beliebt bei wem? Ich hör nämlich heute immer noch bei allen Sportlern, dass Kniebeugen DIE Übung schlechthin sind, aber du meinst das wahrscheinlich auf Reha, etc. bezogen?

Die Beinpresse ist dann dementsprechend weniger schädlich für die Knie, da dort in der 90Grad Position keinerlei Gewicht auf dem Knie lastet wenn ich dich richtig verstanden habe?

Wer in
der tiefen Hocke noch Gewichte auf dem Buckel hat – etwa ein
Gewichtheber –, belastet die Kniescheibe entsprechend stärker.
Deshalb soll man die Knie möglichst nicht mehr als 90 Grad
beugen, denn ab dann wird der Druck besonders groß. Auch beim
Sport, etwa beim Krafttraining, lassen sich solche
Extrempositionen vermeiden, wenn man die richtige Technik
beherrscht. Bei Übungen, die im Knien ausgeführt werden,
sollte man immer eine weiche Unterlage verwenden.

siehe auch: GesundheitPro.de

Gruß Gabi

Danke für die Info!

Hi „?“

Ich gehöre schon der „ältern Generation“ (52 J.) an, habe inzwischen unzählige Fort- und Weiterbildungen zum Thema Sport absolviert und weiß aus eigener Erfahrung, aber auch aus meiner Umgebung, wovon ich rede.
Früher waren bei den Lehrern Kniebeugen und Liegestütze als „disziplinarische Maßnahmen“ sehr beliebt - bei uns Schülern natürlich nicht. Während ich die Liegestütze - auch wenn sie schwer fallen - noch für sehr sinnvoll erachte (Oberarm- /Brustmuskulatur), kann ich persönlich nur noch unter Schmerzensschreien (keine Übertreibung!) in die tiefe Hocke gehen bzw. mich unter derselbigen wieder aufrichten. Ich habe bereits 2 Knie-OPs hinter mir und die 3. steht bevor. Schon aus dem Grund und weil ich nicht möchte, dass die Teilnehmer/innen meiner Sportstunden dasselbe Schicksal erleiden, werden nur Kniebeugen bis zum 90° Winkel praktiziert.
Ich habe immer moderat Sport getrieben (Reiten, Joggen, Fitnesstraining incl. Gerätetraining). Mein Körper mag insgesamt gesehen noch besser in Schuss sein als bei manchem Untrainierten, aber - wie oben bereits beschrieben : die Rechnung zahlst du nicht als junger, sondern als älterer Mensch. Eine gewisse Veranlagung mag noch hinzu kommen (bei mir: Knick-Senk-Füße und X-Beine).

Die Beinpresse ist dann dementsprechend weniger schädlich für
die Knie, da dort in der 90Grad Position keinerlei Gewicht auf
dem Knie lastet wenn ich dich richtig verstanden habe?

Kann ich nur beipflichten!

Gruss Gabi

Hallo!
Ich möchte Matthias in allen Punkten zustimmen. Hinzuzufügen ist vielleicht noch ein kleiner Hinweis aus der Biomechanik, der zum Thema passt:
Wird eine Kniebeuge über ~80° Grad Beugung durchgeführt, steigt die Gelenkkraft an der Kontaktfläche Kniescheibe-Oberschenkel exponentiell an. (zum verdeutlichen stelle man sich das Kräfteparallelogramm bestehend aus Quadrizepssehne-Kniescheibe-Patellarsehne an). Zus
ätzlich muss der Quadrizeps aufgrund eines ungünstigen Hebelarms bei zunehmender Beugung eine höhere Spannung entwickeln, was die Gelenkkraft (also den Stress auf den Knorpel) nochmals erhöht. Ist alles eine Frage der Physik. Dass hohe Belastung auf den Knorpel nicht per se schädlich für den Knorpel ist, hat Matthias ja schon erläutert.
Interessanterweise ist die Gelenkkraft auch abhängig von der Richtung der Belastung. Wenn man nämlich die Übung „Beinstrecken“ macht, also wo am Schienbein ein Polster anliegt und man die Beine nur im Kniegelenk streckt, ist es günstiger, je stärker die Beugung ist. Wer also auf Nummer sicher gehen will, sollte Kniebeugen nur im bewegungsbereich 180° (gestecktes Knie) und 90° Beugung durchführen und dann zum Kniestrecken wechseln, wo nach Möglichkeit die Knie gar nicht gestreckt werden.
Das wichtigste, und da kann ich Matthias nur beipflichten, ist jedoch, dass man die Übungen langsam und sauber ausführt und vor allem nicht sprunghaft die Belastung erhöht.

So viel dazu aus der Biomechanik-Abteilung

Gruß,
Philipp

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