Die Frage, die du hier aufwirfst, könnte Bücher füllen.
Das geht schon los damit, dass du hier Begriffe einführst, die erst einmal zumindest grob definiert gehören, zumal du solche, die völlig Verschiedenes meinen, beinahe gleich setzt.
Schuld, Verantwortung, Motiv, Seele, das Böse…
Du hast zwar nach der psychoanalytischen Sicht gefragt, trotzdem muss man sich bewusst machen, aus welchem Blick dies diskutiert wird.
Wenn du von der Diskussion über Schuld und Verantwortung sprichst, dann betrifft das eher nachrangig die Brille des Psychologen bzw. Psychoanalytikers, sonder zielt eher auf den Soziologen, den Ethiker, den Historiker, ggf. noch den Kriminalisten bzw. Juristen - zumindest bezogen auf zwei Themenkomplexe, die mir gerade so einfallen: Holocaust / Kriegsschuld und Islam / Islamisten. Beispiel: Ich habe keine Schuld an dem, was im dritten Reich passiert ist, trage aber sehr wohl Verantwortung für die Opfer und dafür mitzuwirken, dass dies nicht wieder passieren kann. Das impliziert schon einen ersten elementaren Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung auf der Zeitachse: Schuld ist immer retrospektiv, wenn etwas bereits eingetreten ist.
Dein Zitat von Ode ist auf den ersten Blick eines, das eine kriminalistische Sicht bringen soll. Abgesehen davon, dass hier von Motiv die Rede ist und nicht von Schuld oder Verantwortung!: Ode bringt mit der Seele hier noch ein Konzept hinein, das mehr ist als die kriminalistische Sicht. Der Satz selbst hat etwas philosophisches. Die „Seele“ gibt es aber auch in - unterschiedlichem - Konzept in der Religion und der Psychologie. Noch komplexer, mit noch mehr Blickwinkeln „Schuld“ - wobei sich die Psychologie genau genommen mit dem Schuldgefühl beschäftigt - und „Böse“.
Schuld, Böse und Verantwortung lassen sich nun wieder nicht betrachten, wenn man nicht die unterschiedlichen Regelwerke betrachtet, auf die sich diese Begriffe beziehen. Ich kann mir konstant für etwas Schuld geben und darunter leiden(Psychologische Sicht), für das mich der Kriminalist in Frieden lässt (Rechtssystem) und der Priester mir bereits die Beichte abgenommen hat. Dabei ist nach Freud das Schuldgefühl angesiedelt in der moralischen Instanz, dem Über-Ich. Womit noch ein weiterer Begriff eingeführt ist, die Moral, der wieder eine nähere Beschreibung nötig hätte. Schließlich hat Freud und Motivation Potenzial für einen eigenen Diskurs.
Deine zweite Frage tanzt nun ebenfalls auf den verschiedenen Ebenen und lässt sich so gar nicht beantworten, weil du Böse als Teil von Schuld beschreibst.
Ganz so einfach ist das also nicht