Hui,
im Gegensatz zur Frage des letzten Threads, dessen Frage meiner Meinung der Ernsthaftigkeit der Philosophie nicht würdig ist, will ich eine Frage stellen (siehe Überschrift), mit der sich die Philosophie schon seit mehreren tausend Jahren beschäftigt. Auch nicht zuletzt durch die Frage des deutschen Gegenwartsphilosophen Dr. Richard David Precht und seinem über eine Million mal verkauftem Buch „Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?“ Des Weiteren korreliert die Frage mit dem vorletzten Thread, wo gefragt wird, was der Sinn des Lebens ist.
Es gibt zwei generelle Möglichkeiten, wissenschaftlich mit dieser Frage umzugehen: die Natur- und die Geisteswissenschaften. Mit der Mathematik lässt sich diese Frage zunächst nur sehr reduziert beantworten, nämlich mit den nummerischen Daten, die in unseren Ausweisen stehen. Wenn der englische Philosoph Prof. Dr. North Whitehead davon spricht, dass die Philosophie sich durch die Mathematik hätte in die Irre führen lassen, bezieht sich diese Aussage vor allem auf die von ihm selbst entworfene Kosmologie, die er gegen die vorrangig mathematisch begründete Kosmologie von Newton, Locke und Descartes konstruiert. Diesbezüglich ist zu berücksichtigen, dass Whitehead selber ein bedeutender Matthematiker und Philosoph war, der unter anderem an der Harvard-Universität lehrte und zusammen mit dem englischen Philosophen Prof. Dr. Bertram Russell (Nobelpreis für Literatur) ein bedeutendes philosophisches Grundlagenwerk verfasste, über die Philosophie der Mathematik.
Die Aussage Whitheads, die Philosophie hätte sich von der Mathematik in die Irre führen lassen, dürfen wir nicht verallgemeinern, denn, wie ich schon sagte, kann man durchaus nummerisch, das heißt mathematisch, die in der Überschrift gestellte Frage sehr reduziert beantworten, zum Beispie mit folgenden logisch begründbaren Aussagenl: Ich bin das, was in meinem Ausweis steht: Name, Geburtsdatum, Größe, Augenfarbe, Staatsangehörigkeit, usw. Und wer Deutscher ist, wird dies auch voraussichtlich sein weiteres Leben bleiben. Das ist eine auf der Mathematik begründbare nummerische Identität, die obige Frage sehr reduziert beantwortet.
Weiter können wir die Frage beantworten mit der Physik (als Physikalismus, wenn die menschliche Identität nur darauf reduziert und begründet wird); wir können die Frage mit der Chemie noch umfassender beantworten; mit der Biologie noch, noch umfassender; mit der Soziologie noch, noch, noch umfassender; mit der Psychologie noch, noch, noch, noch umfassender; mit der Philosophie noch, noch, noch, noch, noch umfassender, nach dieser Wertung.
Wenn wir es also vermögen (Hirnforschung bzw. die Neurowissenschaften kann man als Mischverhältnis von Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Soziologie, Psychologie sowie Philosophie auffassen. Es gibt auch den Begriff „Neuro-Philosophie“), dass wir die oben gestellte Frage „Wer bin ich?“ mit dieser gigantischen Menge an Wissen beantworten können, müsste man sich eigentlich wundern, dass diese Frage „Wer bin ich?“ nach wie vor überhaupt noch gestellt zu werden braucht, angesichts diesem gigantischen, längst vorhandenen Wissen, das täglich noch weiter in rasender Geschwindigkeit über alle Medien sozusagen in unendlichen Explosionen weiter wächst, so unendlich, wie das materielle Universum, nur eben unvergleichlich schneller als das zuvor vorhandene materielle Universum.
Blitzartig entstehen durch die Medienvernetzung der Globalisierung insgesamt mehr Wissenstrukturen als im ganze materielle Universum Himmelsköper hat, und diese gigantische Wissensexplosionen hat keine fertigen Grenzen, führt bis zur Unendlichkeit der Zeichen, wie das der frabzösische Philosoph Prof. Dr. Jacques Derrida prophezeite, für die neue Ära der Postmoderne.
Trotz der riesigen Wissensmege als neue Unüberschaubarkeit (Habermas) des rund um den Erdball weiter explodierenden Wissens, müssen wir uns der Frage „Wer bin ich?“ immer wieder zuwenden, denn sie ist, trotz diesem schon längst vorhandenen unendlichen Wissenskosmos, weiterhin eine immer bleibende offene Frage. Und das wird sie auch Immer bleiben. Nietzsche nimmt zu dieser Frage in seiner typischen Art zu argumantieren wie folgt Stellung:
"Jede Philosophie, welche… das Problem des Daseins GELÖST GLAUBT, ist eine Spaß- und Afterphilosophie."
(Hervorhebung, Spitz)
Eine radikale Zäsur, wonach das gesamte Wissen der Menschheit kreative Selbst-Konstruktion ist, wäre zur Klärung unserer Frage, in dieser absichtlichen Reduktion, hilfreich. Rein naturwissenschaftlich, das heißt, biologisch, wäre alles Wissen über unsere Identität, wie der Gegenwartsphilosoph Prof. Dr. Thomas Metzinger lehrt, ein Selbst-Modell, das mittels der Kommunikation und über die Medien in der kulturellen Vielfalt öffentlich präsentiert wird, sozusagen als kulturelle Konstrukte (die Naturwissenschaften sind aus dieser Sicht ein wichtiger Tei kultureller Konstruktionen), das heißt, dass aus dieser Sicht auch alle Religionen menschliche Erfindungen sind, das heißt sie sind nach dem Philosophen Metzinger kreative Selbst-Modelle.
Wer versucht, diese postmoderne These zu widerlegen, oder sie zu bestätigen? Jedes Beispiel, wie zum Beispiel die Identifikation mit einer Religion, einer politischen Ideologie oder sonst einer Identifikation, die zur Klärung dieser Frage beiträgt (zum Beispiel: Ich bin Christ, Buddhist, Atheist, Kommunist, Agnostizist, Jurist, Polizist, usw.) ist willkommen. Da diese Frage seit Jahrtausenden die Menschheit umtreibt, und die Frage nach wie vor weiter offen ist, aber jeden Menschen grundsätzlich in seiner ganzen Tiefe des Seins betrifft, sollte sich auch JEDER in diesem Brett zur Aufklärung an dieser Frage beteiligen.
Spitz
PS: Eine Antwort gemäß einer Spaß- Afterphilosophie, im Sinne Nietzsches (vergleiche das obige Zitat), ist natürlich auch immer möglich in diesem Brett, z. B.: Wir wissen genau, wer du bist, Spitz, du bist ein Spitz!!