Unterwelt im Hinduismus

Hallo,

ich schreibe mal wieder an einer Seminararbeit und suche Literatur.
Ich dachte ich hätte genug, aber leider war die Qualität (und Quantität) der Einträge über u.a. Naraka und die Unterwelt im Hinduismus generell eher enttäuschend.

Ich habe noch den Axel Michaels hier, von dem ich weiß, das etwas drinsteht. Aber das allein ist etwas arm.

  1. Hat jemand Empfehlunge für mich, wo ich etwas über die „Höllen“ bzw. Unterweltsvorstellungen in den Hindu-Religionen finden kann?
    Möglichst aus Büchern die auch noch verfügbar sind?
    Aus welcher Epoche ist nicht so wichtig. Ich mache einen Vergleich zwischen dem christlichen Verständnis von „Hölle“ und der hinduistischen Unterwelt, um herauszufinden ob der Begriff anwendbar ist. Dabei gehe ich sowohl von den ältesten christl. Vorstellungen aus als auch auf die Klassik des Hinduismus (also Epen, Vorhinduismus).

Über die christl. Hölle bin ich jetzt bestens informiert, aber die EInträge über die hind. Unterwelt sind rar und ich finde irgendwie immer und immer wieder den Text.

Langsam läuft mir die Zeit weg.

  1. Ich die vier Epen und einige kleinere Schriften in Übersetzung vorliegen, weiß jemand Stellen, wo ich noch etwas finden könnte? Mein Digitales Suchprogramm ist nicht so zuverlässig wie ich es gerne hätte und eine Art Konkordat wie es sie für die Bibel gibt hab ich leider auch nicht gefunden. Mal eben alle vier durchlesen ist wegen Zeitmangels keine Option…

jeder Hinweis würde mir weiterhelfen.

lg
Kate

Yamas Welt im Markandeya-Purana
Hi,

die Erwähnung des Narakaloka als „Welt der Asura“ in den älteren Texten sind leider etwas zerstreut in den Upanischaden. Z.B. im Isavasya Upanischad, Vers 3:
http://www.sacred-texts.com/hin/sbe01/sbe01243.htm

Die Stellenangaben unter
http://en.wikipedia.org/wiki/Narakaloka
kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Sie haben eine skurrile Notationsweise. Aber vielleicht findest du jemanden, der das identifizieren kann.

Wo du die Texte selbst finden kannst, weißt du ja sicher:
http://www.sacred-texts.com/hin/index.htm

Eine ausführliche Story, in der Varuna seinen Sohn Bhrigu in die Unterwelt schickt und ihm die Erklärung des Gesehenen gibt (die Folgen falscher Opferriten) finden sich in den Brahmanas. Ich hab aber leider keine Stellenangabe.

Ausführliche Ausmahlungen der Welt des Totengottes Yama aus der späteren Zeit (8.-10. Jhdt n.Ch.) findet sich im Markandeya Purana. Da werden die einzelnen Etagen dieses Reiches von dem Brahmanen Sumati beschrieben: Rauva, Maharaurava, Tamas, Nikritana, Apratishta, Taptakumbha.

Dort auch die Begegnung Sumatis mit dem König Vispacit, der sich in dieser Welt aufhält als Strafe dafür, daß er seine Frau sexuell vernachlässigt hat :smile:

Da ich den Markandeya nicht zur Verfügung habe, kann ich dir leider auch dafür keine Stelle heraussuchen. Aber die Namen sollten dir schon mal eine Suchvorgabe geben.

Aus welcher Epoche ist nicht so wichtig. Ich mache einen
Vergleich zwischen dem christlichen Verständnis von „Hölle“
und der hinduistischen Unterwelt, um herauszufinden ob der
Begriff anwendbar ist.

Wieso ist denn ausgerechnet dabei die Epoche nicht wichtig!? Die christlichen Vorstellungen haben doch eine Entwicklungsgeschichte wie die der indischen, oder siehst du das anders?

Über die christl. Hölle bin ich jetzt bestens informiert

Entscheidend ist 1. die griechische bzw. äthiopische Petrus-Apokalypse, dann 2. die koptische Petrus-Apokalypse. Deren Einfluß auf den Markandeya düfte als recht deutlich auffallen.

Und weiter dann Dantes „Inferno“ aus der Divina Comedia?

Viel Glück beim suchen.

Gruß
Metapher

Moin Kate

Über die christl. Hölle bin ich jetzt bestens informiert, aber
die EInträge über die hind. Unterwelt sind rar und ich finde
irgendwie immer und immer wieder den Text.

Das wundert mich nicht, dann die Hölle (naraka) als „nachtodliche“ Ebene hat in der Vorstellungswelt der Hindus keine große Bedeutung. Die ist nur für die gaaaanz gaaaaanz Bösen :smile:

http://www.veda.harekrsna.cz/encyclopedia/dying.htm

Eine genaue Beschreibung der Höllenbereiche (narakah) findest du im Srimad Bhagavatam, Canto 5, Kapitel 26

http://srimadbhagavatam.com/5/26/en

Wenn du auf die entsprechende Nummer des Verses klickst, findest du dahinter das Sanskrit Original mit entsprechenden Begriffen und Übersetzungshilfen.

Begrifflich (und religionsgeschichtlich) wäre „Naraka“ nochmal abzugrenzen von „Patala“ (oder „Kakola“ = schwarzes Gift). Zwar heißt es oft, diese Begriffe seien synonym zu verwenden, dies scheint aber nicht immer so gewesen zu sein. Zur Zeit der Veden, also bis ca. 1000 v. Chr. sah man noch keine rechte Veranlassung, sich mit dem Schicksal der „Bösen“ weiter zu beschäftigen. Man begnügte sich damit, diese in das „haltlose Dunkel“ zu verbannen. Die detaillierte Ausgestaltung dieses Bereichs inklusive Strafen etc. kam erst später (Quelle: Helmuth von Glasenapp, „Die Philosophie der Inder“ (1958) s. 34)

Hans Wolfgang Schumann (Die großen Götter Indiens) unterteilt die Weltsphäre (bhur) der indischen Kosmologie in die drei Bereiche Erde (bhur) als Bereich der Menschen und Tiere, Unterwelt (patala) als bereich der Asuras, Danavas, Daityas, Yaksas, Nagas und Raksasa) und Hölle (naraka) als bereich der Folterteufel und Gequälten ein. Demgemäß gäbe es also kein Synonym zwischen patala und naraka und man müsste die Begriffe „Unterwelt“ und „Hölle“ nochmal voneinander abgrenzen. Leider gibt er hierfür keine Originalquelle an :smile:

Zudem möchte ich noch den Hinweis geben, dass zu überlegen ist, in wiefern „Naraka“ nicht auch vortodliche Geisteszustände beschreibt. „Naraka“ scheint ein Begriff zu sein, der sich nicht ausschließlich auf nachtodliche Zustände beschränkt. „Naraka“ bedeutet ja auch „dem Menschen zugehörig“.

Als Hilfe für Begriffserklärungen ist folgender Link nützlich
http://schoollibrary.com/eBooks/HimalayanAcademy/Sac…

Hier wird „Naraka“ als Bereich des „Antarloka“ genannt und auch eine Verbindung zur Vorstellung der Chakren etc. und somit zu meinem ersten Link gezogen. „Antarloka“ wiederum gehört bei der Dreiteilung (triloka) der Hindu-Kosmologie nicht zum Weltenbereich (Buhloka) und somit gäbe es hier eine Abweichung zu Schuman (kannst du nachverfolgen, wenn du dich durch die entsprechenden Begriffe im oben verlinkten Lexikon klickst), der die Kosmologie in den Götterbereich (svah), den Bereich der Gandharven uns Apsara (Luftraum = bhuvah) und die bereits oben genannte Weltspähre (bhur) unterteilt.

Um deine Aufgabe, dies alles nun auch noch mit der christlichen Vorstellung von „Hölle“ zu vergleichen, beneide ich dich erhlich gesagt nicht :smile:

Gruß
Marion

Hi!

Danke erstmal für die Hinweise und Stellen, damit kann ich schonmal viel anfangen :smile:
Ich habe die Texte in der Digibib, aber online vergleiche ich auch noch.

Aus welcher Epoche ist nicht so wichtig. Ich mache einen
Vergleich zwischen dem christlichen Verständnis von „Hölle“
und der hinduistischen Unterwelt, um herauszufinden ob der
Begriff anwendbar ist.

Wieso ist denn ausgerechnet dabei die Epoche nicht wichtig!?
Die christlichen Vorstellungen haben doch eine
Entwicklungsgeschichte wie die der indischen, oder siehst du
das anders?

Nein eben drum! Es geht ja auch um die Entwicklung der Vorstellung (wenn auch etwas knapp dargestellt) in Etwa von den Veden an. Beim Christentum gehe ich auch noch auf die Wurzeln im AT ein, auch nur kurz, weil ich den Scheol noch an anderer Stelle brauche. Ich wollte damit nur sagen, dass ich keine spezielle Epoche suche sondern möglichst von allen was.

Die Arbeit sieht momentan so aus, dass ich die Nachtodesvorstellungen der Hindu-Religionen beschreibe (inkls. Entwicklung) sowie die Auswirkung auf die Lebenden (Opfer, Preta). Dann stelle ich die Hölle vor inkl. Endwicklung, v.a. aber auch auf die Anwendbarkeit des Begriffes auf die Hindu-Religionen bezogen.

Im Zweitenteil untersuche ich dann Begriffe wie Totenreich, Schattenwelt, Jenseits, Unterwelt und versuche etwas passendes herauszufinden.

Wobei es echt anstrengend ist sich ständig zu verkneifen einfach Jenseits oder Unterwelt zu schreiben, letzteres ist noch eher akzeptabel.

Über die christl. Hölle bin ich jetzt bestens informiert

Entscheidend ist 1. die griechische bzw. äthiopische
Petrus-Apokalypse, dann 2. die koptische
Petrus-Apokalypse. Deren Einfluß auf den
Markandeya düfte als recht deutlich auffallen.

Und weiter dann Dantes „Inferno“ aus der Divina Comedia?

Danke dir ^^ Ich benutze mom. Das Handbuch der Religionswissenschaftlichen Grundbegriffe, Brills Dictionary of Religion, Kreuzes Zeichen von Wolfgang Beinert und dann habe ich noch etwaiges zu dem Thema… grunssätzlich aber genug um einen Drittel (= ca. 7 Seiten) zu füllen.

Danke nochmals :smile:

lg
Kate

Viel Glück beim suchen.

Gruß
Metapher

Hi :smile:

Auch dir ein dickes Dankeschön!

Eine genaue Beschreibung der Höllenbereiche (narakah) findest
du im Srimad Bhagavatam, Canto 5, Kapitel 26

http://srimadbhagavatam.com/5/26/en

Wenn du auf die entsprechende Nummer des Verses klickst,
findest du dahinter das Sanskrit Original mit entsprechenden
Begriffen und Übersetzungshilfen.

genau sowas habe ich gesucht!

Begrifflich (und religionsgeschichtlich) wäre „Naraka“ nochmal
abzugrenzen von „Patala“ (oder „Kakola“ = schwarzes Gift).
Zwar heißt es oft, diese Begriffe seien synonym zu verwenden,
dies scheint aber nicht immer so gewesen zu sein. Zur Zeit der
Veden, also bis ca. 1000 v. Chr. sah man noch keine rechte
Veranlassung, sich mit dem Schicksal der „Bösen“ weiter zu
beschäftigen. Man begnügte sich damit, diese in das „haltlose
Dunkel“ zu verbannen. Die detaillierte Ausgestaltung dieses
Bereichs inklusive Strafen etc. kam erst später (Quelle:
Helmuth von Glasenapp, „Die Philosophie der Inder“ (1958) s.
34)

Ah, danke dir, da hast du Recht. über die/das Kakola habe ich grade etwas in dem Hinduismus von Konrad Meisig gelesen.
Diese Zustände finde ich eigentlich interessant weil in der neueren christl. Theorie die Hölle ja auch als Zustand gesehen wird.

Um deine Aufgabe, dies alles nun auch noch mit der
christlichen Vorstellung von „Hölle“ zu vergleichen, beneide
ich dich erhlich gesagt nicht :smile:

Ich bemitleide mich selbst auch schon furchtbar. Aber das ist typisch ich, ich will keine 08/15 Arbeiten abliefern und reite mich gleich in SOWAS rein *schwitz*. Hätte ich nur den Buddhismus genommen, es gibt TONNEN von Büchern die Buddhistische und Christliche Vorstellungen vergleichen.
Bei den Christlichen muss ich zum Glück nicht gar so detailliert vorgehen…ein konkreter Abriss x Tat = x Auswirkung ist schonmal eine gute Basis

lg
Kate

Gruß
Marion