Kindheitserfahrung und die Auswirkung
inszenieren … in der Regel entweder genau das Gegenteil … oder … genau dasselbe Szenarium
Gibt es eigentlich immer nur eine von beiden Möglichkeiten?
Nein. Ein „immer nur“ entspräche dem, was sich tatsächlich in Biografien findet, genausowenig exakt, wie ein „entweder - oder“. Das hier sind nur die Extrema. Es sind sozusagen die Eckpunkte (oder das Koordinatensystem), zwischen denen sich die späteren Varianten von Persönlichkeitsstruktur, Beziehungsverhalten und (nicht zu vergessen!) Partnerwahl ausprägen.
Die Intensität, oder besser: die Deutlichkeit, in der sich eine Reaktion auf Kindheitserfahrungen in der späteren Lebensführung ausprägt, ist derweil enorm variabel.
Weiter liegt das faktische, objektive Ausmaß von dem, was hier unter „Leid“ zusammengefaßt ist, ja ebenfalls in einem sehr weiten Spektrum.
Es können auch „geringfügige“ Heftigkeiten, die manche hier unter „das ist doch normal“ einsortieren würden, sehr entscheidende Weichen in den obengenannten drei Hinsichten stellen.
Es gibt Personen, bei denen sich trotz extremer Kindheitserfahrungen keine Spur im späteren Leben findet. Und es gibt Personen, die auf einer „grünen Wiese“ aufgewachsen sind, bei denen aber einmal eine krasse Bestrafung wegen einer relativen Geringfügigkeit (sagen wir ma: eine 5 in Mathe) sehr entscheidende Auswirkungen hatte.
Das häufigste Szenarium ist, daß erst in extremen Streßphasen oder Beziehungskrisen im Verhalten (und auch im Erleben) ein Rückbezug auf frühe traumatische Situationen zum Ausdruck und zum Ausbruch kommen.
Wenn aber, dann haben diese Rückbezüge immer ihre Kontur in dem Spektrum „Identifizierung“ (mit dem, der das „Leid“ zufügte - siehe Alice Miller) oder „Introjektion“ (d.h. die Opferrolle wird zum Leitmotiv).
Was aber tatsächlich am häufigsten zu beobachten ist: Daß je nach der aktuellen Situation, je nach Inhalt und Struktur eines (Beziehungs-)Konfliktes oder einer Streßphase, mal die eine Komponente, mal die andere zum Tragen kommt.
Die Intensität aber, in der sich die Auswirkung realisiert, ist, wie gesagt, sehr sehr unterschiedlich.
In deinem Fall hast du nur halt ein sehr deutliches und krasses Beispiel einer „Identifizierung“.
Gruß
Metapher