Temperatur und CO2

Hallo,

eines der zentralen Dogmen in der Theorie der Globalen Erwärmung lautet sinngemäß: Die Temperatur auf der Erde steigt, weil der CO2-Gehalt der Atmosphäre zunimmt. Könnte es umgekehrt sein?

Die Wasserlöslichkeit von Gasen sinkt im Allgemeinen mit steigender Wassertemperatur. Diese Temperaturabhängigkeit ist, wie einer von @sweber hier kürzlich verlinkten Tabelle zu entnehmen ist, die ich unten noch einmal verlinkt habe, beim CO2 stärker ausgeprägt als bei den anderen Atmosphärengasen. Wenn sich also die Gewässer (aus welchen Gründen auch immer) erwärmen, perlt ein Teil des im Wasser gelösten Gases aus und die Zusammensetzung der Atmosphäre verschiebt sich zugunsten von CO2. Oder?

https://de.wikibooks.org/wiki/Tabellensammlung_Chemie/_Löslichkeit_einiger_Gase_und_Ionensubstanzen

Freundliche Grüße

myrtillus

Natürlich. Allerdings müßte man dann noch den überdimensionierten Tauchsieder sowie dessen Energiequelle finden, der die Meere aufheizt und natürlich auch eine Erklärung dafür finden, wo die hunderte Milliarden Tonnen Kohlendioxid geblieben sind, die die Menschheit in den letzten rd. 150 Jahren durch Verbrennen von fossilen Materialien in die Welt entlassen hat bzw. warum sie keine Wirkung auf das Weltklima entfalten sollten.

C.

letztlich die Sonne. Klima und auch Klimawandel gab es auf der Erde lange vor dem Menschen.

Genauso könnte man einen Topf mit Wasser auf den Herd stellen, den Herd voll aufdrehen und nach ein paar Minuten behaupten, die Sonne hätte das Wasser erhitzt.

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Hallo!

Nein, das kannst du so nicht sagen.

Die hohe Konzentration aus der Tabelle erhälst du nur, wenn die Luft über dem Wasser aus 100% CO2 besteht. In Wirklichkeit sind es aber grade mal 0,04%. Und damit ist die CO2-Menge im Wasser auch nur ein winziger Bruchteil dessen, was maximal möglich wäre.

Dann reden wir bei der Klimaerwärmung um Zehntel Grad. Insgesamt wird die CO2-Menge, die durch Erwärmung des Wassers ausgast, daher wohl sehr, sehr gering ausfallen.

Und letztlich muß man sich fragen, wieso das Wasser denn wärmer werden sollte. Klar, mehr Sonnenaktivität wäre möglich. Aber es ist doch eher so, daß wir mehr CO2 in die Luft blasen, deshalb wird es wärmer.

Man könnte meinen, daß durch diese Erwärmung die Gewässer etwas CO2 ausgasen, aber es wird andersrum sein: Durch die höhere CO2-Konzentration verschiebt sich das Gleichgewicht eher dahingehen, daß das Wasser - trotz höherer Temperatur - noch CO2 aufnimmt.

Man hat ja schon nachgewiesen, dass der pH Wert des Meerwassers gesunken ist, weil mehr CO2 gelöst wurde. Die Aufheizung der Atmosphäre durch CO2 wäre viel stärker, wenn nicht das Meerwasser den größten Teil des aus fossilen Quellen freigesetzten CO2 binden würde.
Udo Becker

im Prinzip ist das so! Die fossilen Brennstoffe, mit denen der Strom für den Herd erzeugt wird, wurden durch pflanzliche Photosynthese gebildet, angetrieben durch das Sonnenlicht.

das trifft dann aber auch auf die anderen Gase zu, die in der Tabelle aufgeführt sind. Entscheidend ist, dass die Wasserlöslichkeit beim CO2 bei zunehmender Temperatur deutlich stärker abnimmt als bei den anderen Atmosphärengasen.

die Formulierung finde ich irreführend. Wieviel Gas sich im Wasser löst, ist abhängig von der Löslichkeit des Gases (diese wiederum von der Wassertemperatur) und vom Partialdruck des Gases in der Luft.

auf der anderen Seite wird aber argumentiert, dass die relativ kleinen CO2-Mengen in der Atmosphäre einen großen Einfluss auf die Temperatur auf der Erde haben sollen.

eben!

das ist eben das „zentrale Dogma“ in der Theorie der globalen Erwärmung, mit dem ich oben angefangen habe …

Freundliche Grüße

myrtillus

… so die gängige Lehrmeinung. Eine Ansäuerung der Gewässer könnte indessen auch andere Ursachen haben (z.B. SO2-Emissionen, Stichwort Saurer Regen der achtziger Jahre). Beim CO2 sind die Verhältnisse etwas unübersichtlich, weil ein Teil des im Wasser gelösten CO2 zu Hydrogencarbonat und Carbonat reagiert und ein Teil des Carbonats wiederum durch zweiwertige Kationen ausgefällt werden kann. Auf der einen Seite sinkt der pH-Wert des Wassers durch CO2-Aufnahme. Auf der anderen Seite kann man durch Ansäuern aber auch CO2 aus dem Wasser austreiben (dir muss ich das wahrscheinlich alles nicht erklären, wird aber bei Klima-Diskussionen gerne außer Acht gelassen …)

Freundliche Grüße

myrtillus

Klima und auch Klimawandel gab es auf der Erde lange vor dem Menschen.

Dieses Argument greift nicht, vielleicht kannst Du Deine Meinung mit anderen Argumenten kräftigen?

Radioaktivität gab es auch lange vor dem Menschen, allein im natürlichen Material unserer Meere und Erdkruste gibt es nach abgestrahlter Energie davon viel mehr als die Menschheit erzeugt hat. Sind die Auswirkungen von Hiroshima, Tschernobyl oder Bikini deswegen nicht anthropogen?

Den Tod gab es auch lange vor dem Menschen. Gibt es deswegen keinen Mord und keinen Totschlag?

Waldbrände gab es lange vor dem Menschen. Gibt es deswegen keine Brandstiftung?

Dass es natürliche Dinge gab, heißt nicht, dass der Mensch so etwas nicht auch erzeugen kann.

Übrigens ist die Geschwindigkeit des rezenten Klimawandels deutlich höher als der natürliche Klimawandel am Ende der letzten Eiszeit (und natürlich erst recht der natürlichen Änderungen des Holozäns): https://xkcd.com/1732/

Wie wird eigentlich vergangener Klimawandel vom Paläozoikum bis zum Neozoikum erklärt in der Paläoklimatologie bzw. den Erdgeschichtswissenschaften? Antwort: Es gibt keinen einzigen Paläoklimatologen, der dabei Treibhausgase und besonders CO2 für wenig bedeutsam hielte.

Und zur Sonne: Deren Aktivität schwankt über die letzten Jahrhunderte (seit Beginn historischer Sonnenfleckenaufzeichnungen und durch Proxy-Daten belegt) erstens viel zu schwach und sie lässt zweitens innerhalb der letzten Dekaden sogar nach, während die Globaltemperatur seit 1950 außerordentlich schnell steigt.

Das ist eher eine zentrale Erkenntnis: Dass wir Menschen den hohen CO2-Gehalt bewirken, dafür gibt es nun sehr viel Evidenz: Das fängt bei Isotopenanalysen an (fossiles CO2), geht weiter über Ressourcenbilanzen (es ist nicht unbekannt, wieviel Kohle und Öl wir fördern und verbrauchen. Hinweis: Es ist deutlich mehr als der atmosphärische Zuwachs. Land und Wasser nehmen Netto viel CO2 auf, seitdem wir es in die Luft blasen), geht weiter über den Fakt dass das CO2 heute so hoch in der Luft konzentriert ist wie seit vielen Millionen Jahren nicht mehr (warum?) und geht noch bis hin zu dem Fakt dass nur die obersten Meeresschichten mehr CO2 gelöst haben als früher - weil sie CO2 aufnehmen.

Und dann natürlich die Sonnenphysik, die Sonne ist derzeit eher ruhig. Beispielsweise die Stärke des größten der Menschheit wegen der Telegraphenleitungen bekannt gewordenen koronalen Massenausstoßes von 1859, genannt „Carrington-Event“, wurde seitdem nie wieder erreicht.

Das wäre vielleicht ein Rätsel, wenn man nicht ganz genau messen könnte, was im Meerwasser gelöst ist: Das CO2 sorgt für die Versauerung.

Quellen:
Sabine, C. L. et al. The oceanic sink for anthropogenic CO2. Science 305, 367–371 (2004).
Orr, J. C. et al. Anthropogenic ocean acidification over the twenty-first century and its impact on calcifying organisms. Nature 437, 681–686 (2005).
Kleypas, J. A. et al. Geochemical consequences of increased atmospheric carbon dioxide on coral reefs. Science 284, 118–120 (1999).
Raven, J. et al. Ocean Acidification due to Increasing Atmospheric Carbon Dioxide. London, UK: The Royal Society, 2005. (link)