Dass du mit dieser Aussage eine völlig veraltete moralische Position vertrittst, hat Nemo schon angemessen kommentiert.
Ich will auf einen anderen Punkt hinweisen:
Das hebräische Wort zonah im Originaltext des Könige-Buchs, das von Luther an besagter Stelle mit „Hure“ und in der Einheitsübersetzung mit „Dirne“ wiedergegeben wird, hat bei den Israeliten ursprünglich gar nicht „Prostituierte“ bedeutet, sondern „alleinstehende Frau“.
Das bezieht sich auf Frauen, die in einer historisch dem patriarchalischen System vorausgehenden matrilinearen Gemeinschaft leben und sich nicht von Männern heiraten lassen, sondern Beziehungen in der Weise pflegen, dass sie öfters den Partner wechseln und diese bei sich zuhause empfangen statt, wie in einer patriarchalischen Gemeinschaft, bei einem Mann in seinem Haus zu wohnen und als Ehefrau an ihn gebunden zu sein. Man nennt die matrilinear basierte Paarbeziehung auch „Besuchsehe“, wobei dem Mann die Rolle eines temporären Dauergastes zufiel.
Die Zeit, in der die Königsbücher handeln, liegt am Beginn des 1. Jt. BCE.
Die Texte wurden aber ein halbes Jahrtausend später verfasst (im Babylonischen Exil), sie sind also weitgehend ahistorisch, d.h. Figuren wie Saul (Salomon) und David können als fiktional gelten.
In diese Zeit um 1000 um dürfte in dieser Region der entscheidende Übergang von der matrilinearen zur patriarchalischen Sozialordnung stattgefunden haben, wobei die matrilinear organisierten Frauen sozial und ökonomisch zunehmend benachteiligt wurden und die Annahme von Geldgeschenken durch männlichen Gäste, die oft nur eine Alternative zur Enge ihres Ehelebens suchten, eine vernünftige Praxis wurde.
Man muss dabei wissen, dass strenge Monogamie eines Erfindung der israelitischen Kultur war und sich von den libertinen sexuellen Gepflogenheiten des übrigen Alten Orients stark unterschied.
Darauf näher einzugehen, fehlt mir jetzt die Zeit, ich belasse es also bei obiger Erläuterung des Hintergrunds des zonah-Begriffs, der auf einen völlig legitimen und moralisch keineswegs fragwürdigen alleinstehenden Status der damit gekennzeichneten Frauen hinweist.
Chan