Hallo Bernd,
zu deinen Ausführung möchte ich gerne noch ein paar Informationen loswerden.
Ich selbst arbeite seit ca. 1,5 Jahr nebenberuflich mit einer Vermögensberatung zusammen. Hauptberuflich bin ich noch bis 30.11.2003 bei einer Fondsgesellschaft in Luxembourg angestellt. Ab 01.12.2003 werde ich dann hauptberuflich in die Vermögensberatung einsteigen.
- „MA-Schulung“ nach amerikanischem Wanderpredigermuster,
sprich: alle aufspringen und sich gegenseitig freuen und
anfeuern. „Wir sind die tollsten, wir sind die größten, wir
wollen den Erfolg, TSCHAKAAAA - Du schaffst es bla bla bla“
Diese „MA-Schlungen“, wie du sie beschreibst fallen nicht unter das Thema „Schulung“ sondern sind „Motivationsseminare“. Richtige Schulungen haben mit Fachwissen zu tun. Es geht hier um Produkte oder um aktuelle Änderungen des Umfeldes (Steuergesetzgebung, Krankenkassen, …).
- Die „Helden der Arbeit“ sprich diejenigen mit den meisten
Abschlüssen werden als leuchtendes Vorbild vornehingestellt.
Das ist zwar eine ungewöhnliche Methode, aber ich finde es schon klasse, dass Mitarbeiter, die mehr als andere leisten, dafür auch in der Gemeinschaft hervorgehoben und als gutes Vorbild gezeigt werden.
- Die Werber um neue MA fahren beim Treffen (war damals in
Köln) mit Ferrari oder S-Klasse vor: Guck mal, das kannst Du
auch bald haben.
Das ist ja wohl ziemlich übertrieben. Ich selbst fahre bspw. einen ganz normalen Passat.
- ganz typisch: zuerst widr der ganze Freundes- und
Verwandtenkreis abgegrast, wie bei Tupper. Danach war
Funkstille, da eine Neukundenaquisition par Klinkenputzen
erfolgen müßte. Das kann nicht jeder, abgesehen davon ist die
Methode wohl eher erfolglos.
Klinkenputzen ist nicht notwendig. Wenn du bei deinen Bekannten erstklassige Beratungen ablieferst, wirst du weiterempfohlen. Bei mir war es nach kurzer Zeit so, dass mich Leute angerufen haben, ob ich nicht mal vorbeikommen könne. Ihr Bekannter (bei dem ich vorher war) hätte von der tollen Beratung erzählt und ich solle mir doch mal ihre Finanzen anschauen.
- Karriere kann nur machen, wer „Nachfolger“ präsentiert, die
den eigenen Job übernehmen. Von deren Provisionen lebt man
dann.
Nur : Woher nehmen ? Mein Freund hat nicht einen gefunden, der
sich von ihm werben ließ. Die Methode ist übrigens bei vielen
Firmen des sogenannten „Direktmarketing“ beliebt.
Stimmt so nicht. Es gibt zum einen den Weg des Gruppenaufbaus, zum anderen kann man aber als „Eigenumsetzer“ auch Karriere machen - und das nicht schlecht.
Einfacher ist es natürlich mit einer Gruppe. Allerdings sollte man sich hier schon die richtigen Leute aussuchen.
Ich kann hier nur sagen, dass dein Freund dann wahrscheinlich die falschen Leute falsch angesprochen hat.
- Die Produkte die verkauft werden sind Versicherungen
(hauptsächlich Lebensversicherungen, am liebsten mit langer
Laufzeit und Prämiendynamik) und diverse
Vermögensbildungsmethoden wie Bausparen und andere Sparformen.
Damit ist einerseits der Kuchen der verteilt werden kann
begrenzt und andrerseits gibt es bereits eine Vielzahl
etablierter Bäcker, die den gleichen Kuchen backen. Sprich
Versicherungen und Banken.
Meiner Ansicht nach ist die Methode bei den Banken aber noch wesentlich schlechter. Hier bekommt der Mitarbeiter Monatsziele, wieviel Bausparverträge oder Lebensversicherungen er verkaufen muss.
Das ist mit Sicherheit keine Basis für eine faire Beratung.
Die Vermögensberatung tut nichts anderes als diese Produkte
gegen Provision zu vermitteln. Das heißt letztendlich: Der
Vertrag des Neukunden muß diese zusätzlichen Provisionen erst
einmal einspielen, die Renditen vermindern sich daher um diese
Kosten.
Auch das stimmt nicht:
Die Provisionen sind nicht höher, sondern sie werden lediglich anders aufgeteilt.
Hat ein Fonds bspw. einen Ausgabeaufschlag von 3%, hat er den auch bei Vermittlung durch die [Vermögensberatung]. Er wird nur anders verteilt, z. B. der Berater erhält 1%, die Fondsgesellschaft 2%.
Laß Dir vor allem nichts erzählen über Kundenzufriedenheit und
Neutralität. Letztere wird immer mit dem Hinweis verkauft, man
habe eben fast alle nennenswerten Produkte im Programm und
könnte dem jeweiligen Kunden stets das günstigste anbieten.
In der Praxis wird man dem Kunden das andrehen, was die beste
Provision verspricht.
Das ist so die typische Abzockermentalität, die du hier an den Tag legst. Eine ziemlich kurzfristige Denkweise.
Denn wenn der Kunde sich über den Tisch gezogen fühlt, verlierst du viel mehr als diesen einen Kunden - nämlich einen hoffentlich guten Ruf.
Deshalb sollte die Beratung immer absolut kundenorientiert sein. Denn ist der Kunde absolut zufrieden und von deiner Qualität überzeugt, stimmt es auch mit den Provisionen.
Die hochfliegenden Pläne und Träume meines Freundes trafen
nach wenigen Monaten recht ungebremst auf die harte Realität.
Er hat nie wieder von der Sache gesprochen, die er für sich
(und um mich zu werben später auch für mich) als DIE
Karrierechance seines Lebens sah.
Aber auch Vermögensberatung ist kein Schlaraffenland. Man muss hier schon hart arbeiten um Erfolg zu haben.
Zu- oder abraten kann ich Dir nicht. Bilde Dir selbst ein
Urteil aber sei kritisch wenn Dir jemand goldene Berge ohne
Mühe verspricht.
Hier kann ich dir Zustimmen. Man sollte es sich einmal anschauen und dann für sich selbst entscheiden, ob einem die Tätigkeit liegt.
Gruß
Bernd
Hallo, hat jemand Erfahrungen mit einer selbständigen
Tätigkeit bei der Vermögensberatung? Ich bin gerade
dabei mich über die Arbeitsmöglichkeiten zu informieren, kann
aber die Qualität der Produkte noch nicht einschätzen.
Habt Ihr Erfahrungen als Mitarbeiter oder mit der
Beratungsqualität machen können, über Erfahrungsberichte würde
ich mich freuen.
Gruß
Angel