Gesucht: Infos zu Spiegelpanzer (mittelalter)

Moin!

Ich habe letztens in einem älteren Buch (1895) über die Geschichte der Kriegswaffen und Rüstungen einige Zeichnungen von sogenannten Spiegelpanzern gesehen. Dabei handelt es sich um Brustpanzer, die aus mehreren Segmenten bestehen. Der nebenstehende Text gibt dazu folgendes an: Russischer Krieger… Spiegelpanzer…(oder Spiegel-Brustpanzer)… Nach „Kleidung und Bewaffnung des russ. Heeres vom 14. bis 17. Jh.“ Paratzki und Belussow.

Weiterhin scheinen diese Panzer persichen Ursprungs zu sein.

Nun hätte ich gerne genauere Bilder oder Angaben zu diesen Brustpanzern. Kennt jemand passende Bücher oder gar Bilder im Internet? (russisch müsste man können…)

Mit freundlichen Grüssen, Axel Bruhn

Also von Spiegelpanzern hab ich noch nichts gehört, vielleicht ist die benennung auch anders.

Falls dir das irgendwie weiterhilf Kurzabriss der verwendeten Rüstungen im Mittelalter:

Der wattierte Waffenrock (engl.: Padded Armor) wird manchmal auch als Gambeson oder Pikee-Rüstung bezeichnet und stellt die einfachste Form von echter Rüstung dar. Er besteht aus zwei oder mehr Schichten von gewobenem Stoff, die mit einer dicken Lage Lumpen, Roßhaar oder Hanf ausgepolstert werden. Die Stofflagen werden rautenförmig abgesteppt, um die Polsterung an Ort und Stelle zu halten. Roßhaar, geflochten oder als einfache Dämpfungslage unter Rüstungteilen, gab es schon zu Zeiten Alexander des Großen.

Lederpanzer (engl.: Leather Armor) sind entgegen einer weit verbreiteten Fehlvorstellung weder weich noch geschmeidig wie das Leder, aus dem Stiefel oder Kleidung gefertigt sind, denn diese Art von Leder bietet nicht mehr Schutz als eine feste Kleidung. Lederpanzer sind in Wahrheit fest und steif, denn sie wurden in siedendem Öl gehärtet und über dem hölzernen oder steinernen Modell eines Männer- oder Frauenoberkörpers ausgeformt.

Kurbul (engl.: Curbul) ist der Name für durch Kochen und Lackieren und/oder andere Prozesse zu einer widerstandsfähigen Hartlederplatte verhärtetes Leder. Durch diesen Vorgang wird der Schutz des Leders gegen stumpfe Schläge deutlich erhöht; die Schutzwirkung gegenüber scharfen oder spitzen Waffen erhöht sich jedoch kaum. Minderwertiges Kurbul kann diesen Schutz durch seine Brüchigkeit sogar reduzieren.

Kurbul wird für Helme, Brustharnische und in kleineren Stücken für den Schutz besonders gefährdeter Körperstellen verwendet. Diese Rüstungsart war besonders bei Seefahrern beliebt.

Das beschlagene Lederwams (engl.: Studded Leather Armor) hat mit dem normalen Lederpanzer nur wenig gemein. Der Lederpanzer besteht aus einer harten Schale, während das Lederwams als teilweise gepolsterte Rüstung aus derbem, aber nicht gehärtetem Leder weich und geschmeidig ist. Auf ihm sind Hunderte von Metallplättchen oder Beschlagnieten befestigt. Die Plättchen, bzw. Nieten liegen so eng beieinander, daß sie eine flexible Schutzschicht aus hartem Metall bilden, von der Angriffe mit Hieb- und Klingenwaffen abprallen. Der weiche, lederne Untergrund ist kaum mehr als die Lage, auf der die Plättchen festgehalten werden.

Eine Abwandlung des beschlagenen Lederwamses, die man gelegentlich bei Wikingern findet, ist das stachelbewehrte Lederwams (engl.: Spiked Leather). Ganz so, wie es sich anhört, ist das stachelbewehrte Lederwams ein beschlagenes Lederwams, dessen Beschläge durch spitze Stacheln und Dornen ergänzt wurden.

Die Brünne, eine frühmittelalterliche Rüstung, die nur den Körper vor Schäden schützen sollte, bestand aus einem gerade geschnittenen Kleidungsstück, das vom Hals bis zu den Knien reichte und manchmal zur besseren Beweglichkeit und zum besseren Reiten geschlitzt war. Das Grundgewänd bestand wohl aus einem widerstandsfähigen Textilgewebe oder Leder.

Die Technik, aus verschweißten oder vernieteten Metallringen Geflechte herzustellen, war zwar seit der Antike bekannt, denn die römischen Legionen hatten diese Technik aus Gallien mitgebracht und eingeführt, sie war aber während der Völkerwanderungszeit fast in Vergessenheit geraten.
Die Billigversion und Vorläuferin der Kettenrüstung, die Ringbrünne, verband quasi zwei Fertigungsweisen miteinander. Auf dem ledernen „Grundgewand“ wurden einzelne, größere Kettenringe, wie die metallenen Verstärkungen der Gitterbrünne, aufgenäht.
Der Ringpanzer (engl.: Ring Mail), auch Ringelpanzer, Ringbrünne oder Kettenbrünne genannt, spielte im Frühmittelalter dieselbe Rolle, wie später das Kettenhemd.

Die Schuppenrüstung (engl.: Scale Mail) besteht aus einem Schlupfhemd und einer Hose aus weichem Leder mit schindelartig aufgesetzten, überlappenden Schuppen aus Metall, ähnlich den Schuppen eines Fisches. Er ist genauso schwer wie ein Kettenhemd, bietet aber einen etwas schlechteren Schutz, obgleich er einfacher herzustellen ist

Der Lamellenpanzer oder Brigandine (engl.: Brigandine Armor) aus dem 13. bis 14. Jahrhundert ist eine Weiterentwicklung des beschlagenen Lederwamses und des Schuppenpanzers. Er besteht aus einer Schicht dünner Metallplättchen, die auf einer Unterlage aus weichem Leder, dickem Stoff oder grobem Leintuch befestigt sind. Darüber wird eine zweite Lage Stoff getragen, so daß der Panzer einen mehrlagigen Schutz bietet und weniger wiegt als ein Schuppenpanzer.

Der Begriff Kettenhemd (engl.: Chain Mail) entstand erst in der Neuzeit. Mittelalterlich korrekt hieße es Ringpanzerhemd. Es besteht aus ineinander verschränkten Metallringen von gewöhnlich nicht mehr als 1,5 cm Durchmesser, die eine Art Gewebe bilden. Man trägt es stets über einer Schicht wattierten Stoffes oder weichen Leders, um wunde Stellen zu vermeiden und die Wucht von Schlägen zu mildern.
Kettenpanzer gab es schon lange vor dem Mittelalter in den unterschiedlichsten Kulturen. Im nahen Osten wurde schon Kettenpanzer getragen, als Mitteleuropa noch ein Urwald war. Das europäische Kettenhemd ist ursprünglich eine Erfindung der Kelten aus dem 3. Jahrhundert v.u.Z. Diese keltischen Kettenhemden sind etwa so lang wie ein Minirock und ärmellos.

Um die Wende des 13. zum 14. Jahrhundert kamen die sogenannten Bänderpanzer (engl.: Banded Mail) oder Spangenharnische auf. Der Bänderpanzer besteht aus überlappenden horizontalen Streifen (Stangen oder Schienen) aus gehämmertem Metall die entweder untereinander verbunden oder auf einer Unterlage aus normalem Kettenhemd und weichem Leder genietet werden. Gehämmert bezeichnet in diesem Zusammenhang das Verfahren, in dem dünne Metallplättchen zusammengehämmert oder -genietet werden, um daraus die einzelnen Streifen zu fertigen. Diese geraden oder gebogenen Stangen sind waagerecht und parallel in einer oder zwei Gruppen vor der Brust angeordnet und können aus verschiedenstem Material sein. Bei den Irokesen besteht dieser Brustpanzer aus aufgezogenen Röhrenknochen (Geflügelschenkel). In Europa war dieser Schutz in der Regel aus Metall und fand noch bis zum letzten Jahrhundert bei den Ulanen Verwendung.

Der Schienenpanzer (engl.: Splint Mail) ist eine Abwandlung des Bänderpanzers, bei der die Streifen senkrecht statt waagerecht (wie beim Bänderpanzer) auf der Unterlage aus Kettenhemd, Leder oder Stoff befestigt sind. Da der menschliche Körper sich im Kampf nicht so häufig um die Längsachse seines Torsos dreht, wie er sich vor- oder zurückbeugt, ist der Schienenpanzer im Kampf unbeweglicher. Der Schienenpanzer ist nach der älteren und weniger effizienten Rüsttechnik hergestellt. Der Schutz, den der Schienenpanzer bietet, entspricht dem des Bänderpanzers, aber es ist viel ermüdender, ihn über längere Zeit in der Schlacht zu tragen. Außerdem neigen zerbrochene Schienen dazu, sich im Laufe des Gefechts in den Träger zu bohren, Viele Krieger mußten schon schmerzhaft feststellen, daß sie in die Rippen geschnitten wurden, wenn sich Bänder in derselben Situation bloß nach oben oder unten verschoben hatten.

Die Rüstung des 14. Jahrhunderts war die logische Weiterentwicklung der Rüstungen des hohen Mittelalters. Im Streben nach besserem Schutz wurden immer mehr Metallplatten am Körper befestigt, bis Leib und Extremitäten ganz umhüllt waren.

Arm- und Beinzeug wurden am Ende des 14. Jahrhunderts fast vollständig ausgebildet. Sie überdeckten das darunter getragene Kettenhemd aber noch nicht ganz so lückenlos wie der Feldharnisch in späteren Jahrhunderten. Frühe Arm- und Beinzeuge waren nicht einmal ganz aus Metall gefertigt. Sie bestanden oft aus gehärtetem Leder, das sich leichter formen ließ. Zur Verstärkung waren senkrecht Metallstreifen auf das Leder aufgenietet, wie beim Schienenpanzer.
Diese Entwicklung ging natürlich schrittweise vor sich. Der Bänderpanzer nahm in Anlehnung an die „zivile“ Mode immer körpernähere Formen an. So entstand der Lentnerharnisch (engl.: Leather Plate Mail) oder kurz Lentner. Dieser war aus Leder gefertigt und saß eng geschnürt am Körper. Er war ganz mit schützenden Metallplatten ausgestattet, die auf der Innenseite in das Rüstungsteil eingenietet waren, so daß die Nietköpfe auf der Außenseite ein dekoratives Muster ergaben.
Die Metallplatten wurden im Brustbereich immer mehr vergrößert, bis sie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf die Außenseite des Lentners verlegt wurden. Gegen Ende des Jahrhunderts tauchten dann die ersten echten Brustplatten auf, die über den Lentner geschnallt wurden. Die frühen Brustplatten waren noch nicht aus einem Stück getrieben, sondern bestanden aus mehreren senkrechten, nur leicht gewölbten Platten, die aneinander genietet waren. Trotzdem finden sich an ihnen schon vereinzelt Rüsthaken. Auf diesen klappbaren Haken konnte die schwere Lanze aufgelegt werden.

Besonders unter dem Fußvolk, vereinzelt aber auch bei Rittern, wurde Ende des 15. Jahrhunderts die Schiftbrust des Plattenharnischs gegen eine bequemere Art der Oberkörperrüstung ausgetauscht. Diese Rüstung war die Brigantine (engl.: Brigant Mail). Im Prinzip glich sie dem Lentner des 14. Jahrhunderts. Metallene Platten wurden von innen gegen ein ledernes Kleidungsstück genietet. Ihre äußere Form glich aber mehr dem Rüstungsgeschmack des 15. Jahrhunderts. Besonders teure Exemplare waren zudem noch mit Samt oder Brokat überzogen. Aber auch in ihrem Innenleben unterschieden sich die Brigantinen von den Lentnern. Die Platten im Inneren einer Brigantine waren im Gegensatz zur Rüstung des 14. Jahrhunderts sehr klein, oft nur wenige Zentimeter in der Länge und Breite. Deshalb bestanden diese Brustharnische aus mehreren Hundert solcher Plättchen, was zwar dem Tragekomfort zugute kam, aber die Schutzwirkung keineswegs verbesserte.

Der Plattenpanzer (engl.: Plate Mail) ist eine Kombination von Kettenhemd oder Lamellenpanzer mit Metallplatten aus solidem Blech zum Schutz der meisten gefährdeten Steilen wie Brust, Unterleib und Lendengegend. Hierbei sind schwere Stahlplatten auf eine feste Unterlage aus Kettengeflecht und Leder aufgenietet. Diese Metallplatten sind oft besser gefertigt als die von Bänderpanzern. Man verwendet bei ihnen fortschrittliche Kenntnisse der Metallurgie und weiterentwickelte Schmiedetechniken, um so einen leichten Stahl mit ausgezeichneter Kampftauglichkeit zu erhalten.
Rüstschmiede, die Plattenharnische herstellen, werden auch als Plattner bezeichnet. Die Unterlage aus Lamellenmaterial bildet eher die Ausnahme bei dieser Rüstung, da die Steifheit von Lamellenpanzern sowohl bei Kriegern wie auch bei Rüstungsschmieden auf wenig Gegenliebe stößt. Am häufigsten bringt man den Panzer mit der klassischen mittelalterlichen Kultur in Frankreich und Spanien in Verbindung, daher werden bis auf den heutigen Tag viele Bestandteile des Plattenpanzers mit französischen oder davon abgeleiteten Begriffen bezeichnet. Die wichtigste Metallplatte der Rüstung ist die plastron-de-fer oder Brustplatte. Sie schützt den empfindlichen Bereich der Brust und des Unterleibs vor Angriffen. Üblicherweise wurden die Schultern durch metallene Schulterpanzer, sog. epaulieres geschützt. Auch die Panzerung der Unterschenkel, genannt grevieres, und metallbeschlagene Panzerhandschuhe, die gauntlets, sind häufige Bestandteile eines kompletten Plattenpanzers. Dazu trägt man gerne irgendeine Art von Helm. Der Brustpanzer bedeckt den Oberkörper vom Hals bis zur Hüfte und ist ärmellos. Ergänzt wird der Brustpanzer durch Arm- und Beinschienen aber die Gelenke mußten frei bleiben (antikes Griechenland und Rom). Um nun auch die Gelenke zu schützen, wurde ein Kettenhemd unter dem Plattenpanzer getragen (frühes Mittelalter und Kreuzzüge). Dabei addiert sich der Schutz des Plattenpanzers mit dem des Kettenhemdes, allerdings auch das Gewicht und die Beeinträchtigung der Bewegungsfreiheit.

Weiss nicht ob es dir weiterhilft, ansonsten für alle die es interessiert als kurzdossier über rüstungen

Gruss

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