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Jemandem einen Stein in seinen Garten werfen: ihm einen Schaden zufügen, ihm Schwierigkeiten bereiten, ihm einen bösen Streich spielen, wie Beete durch böswillig in den Garten geworfene Steine zerstört werden können. In dieser ursprünglich negativen Bedeutung ist die Wendung literarisch früh bezeugt: »bezzert er mir niht, ich wirfe im einen stein in sînen garten und eine kletten in den bart« (‚Minnesinger‘ 3, 104b). 1498 erklärt Geiler von Kaysersberg die Bedeutung der Redensart als ‚mit Worten schaden‘ in einer Predigt über Sebastian Brants ‚Narrenschiff‘ im Straßburger Münster: »Und als man gemeinlich spricht, wa man offenlich ret und ein mit worten rürt, so spricht er, er hat im ein Stein in garten geworffen«. Die Wendung »Wirft jn heimlich ein Stein in garten« ist auch in der Fabelsammlung ‚Esopus‘ des Burkard Waldis 1527 belegt. Auch Abraham a Sancta Clara hat die Redensart mehrfach literarisch gebraucht, zum Beispiel im ‚Judas‘ III, 350, in ‚Reim dich‘ 104 und im ‚Kramer-Laden‘ I, 101. Überhaupt ist die Wendung von Luther über Goethe bis in die neuere Zeit beliebt geblieben.
Interessanterweise besitzt sie in manchen Gegenden Deutschlands entgegengesetzte Bedeutung, so vor allem in unterfränkischer, obersächsischer, schlesischischer und westfälischer Mundart, indem sie besagt, daß man jemandem bei passender Gelegenheit einen Gefallen erweisen, einen Gegendienst leisten wird. Zum Beispiel ist aus Zwickau die Wendung bezeugt: ‚Dadervor schmeiß’ch dr emal en annern Steen in dein‘ Garten’, vielleicht wurde dabei ursprünglich an einen wirklichen Hilfsdienst, die Abwehr der die Saat wegfressenden Spatzen, gedacht; vgl. französisch ‚C’est une pierre dans mon jardin‘, im Sinne von ‚Das bringt Wasser auf meine Mühle‘.
In der ursprünglichen Bedeutung ‚jemandem schaden‘ wird die Redensart nur in Schwaben, im Elsaß und in Rheinfranken gebraucht. In manchen Orten besitzt die Redensart aber gleichzeitig beide Bedeutungen, so daß man nur durch Tonfall, Mienenspiel oder Situation erkennen kann, wie sie gerade gemeint ist.
In der Steiermark sagt man, um für eine Gefälligkeit zu danken, ähnlich: ‚Ich will dir einen Stein in den Rücken werfen‘.
Bismarck hat die Wendung im ursprünglichen Sinne gebraucht (‚Reden‘ 12, 535): »Wo man irgend etwas ausfindig machen kann, einen Stein, den man in den Garten des Reiches werfen kann, da greift man mit beiden Händen zu«.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Stein, S. 1 ff.Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 6203 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 5, S. 1538 ff.) © Verlag Herder]
Gruß max