Hallo annfe,
nach wie vor empfinde ich das Wort – außerhalb eines ironischen Kontextes – als negativ besetzt. Es drückt aus, dass eine bestimmte Gruppe von Menschen bzw. deren Epoche durch sogenannte kulturelle Überfeinerung „entartet“ ist. Die in Dekadenz begriffenen Menschen sind so sehr mit ihren Finessen beschäftigt, dass ihnen „normales“ Leben unmöglich wird, von der Verteidigung und Vermehrung ihrer Gattung ganz zu schweigen. Sie beschäftigen sich nicht mit dem, was wichtig und notwendig ist, sondern widmen sich unproduktiver Zerstreuung. Diese Entartung führt in vielen Situationen unweigerlich zu Verfall und Abstieg. Bereits die Etymologie des Wortes lässt eine derartige Sinnrichtung vermuten (lat. decadentia = „Zerfall“). Die Begriffe „Entartung“ bzw. „Dekadenz“ werden mitunter, von konservativer Seite vor allem, auch zur Charakterisierung von Handeln und Schaffen verwendet, das den geltenden Sitten und Normen widerspricht. Der Missbrauch des ersten Begriffs durch die Nationalsozialisten (siehe „entartete Kunst“) dürfte bekannt sein.
Gruß
Christopher