Hallo,
Warum sagt man zum WC eigendlich „(stilles) Örtchen“?
Grüße,
Jojo
Hallo,
Warum sagt man zum WC eigendlich „(stilles) Örtchen“?
Grüße,
Jojo
Hallo Jojo,
dieser Begriff war bis in die späten 70er-Jahre des
vorigen Jahrhunderts berechtigt. Damals gab’s noch
keine Musikberieselung.
Grüße
J.
Hallo !
Das hat nichts damit zu tun, dass es dort still oder leise ist.
Man nennt es deshalb „stilles“ Örtchen, weil niemand darüber redet. Zumindest damals, als diese Bezeichnung benutzt wurde. Das Wort „Locus“, „Toilette“ oder anderes nahm man in Gesellschaft nicht in den Mund.
Ähnlich den „Unaussprechlichen“, den Unterhosen.
mfgConrad
Hallo !
Das hat nichts damit zu tun, dass es dort still oder leise
ist.
Das Wort „Locus“, „Toilette“ oder anderes nahm man in
Gesellschaft nicht in den Mund.
Hi Conrad,
Locus ist die Lateinische variante des stillen örtchen. Es ist die wörtliche übersetzung für Ort. Schon Lustig, dass man eine höflichkeitsform schon wieder als vulgärform bezeichntet. Aber so ist sprache. Immer in Bewegung.
gruß Peter
Hallo, Jojo.
Warum sagt man zum WC eigendlich „(stilles) Örtchen“?
Der Ort lateinisch locus ist hat ein Ort, der je nach dem verschiedene Bedutung annehmen kann.
In der Literatur, besonders in der Poesie, gibt es den „locus amoenus“, den angenehmen Ort. Damit ist die Dichterlaube gemeint. Dort fühlt man sich wohl, hängt seinen Gedanken nach, hat geniale Einfälle, entwickelt großartige Phantasien und Pläne. Dort sitzt das lyrische Ich und hat romantische Gedanken, die es dann zu Papier bringt.
Es scheint naheliegend, dass der andere Ort an dem man alleine ist, ebensolche Gedanken und Gefühle zeitigt, während man sich erleichtert. Und bei gesunder Konstitution sogar genussvoll.
Das Motiv des Chorus mysticus in Mahlers Achten, also wo es heißt: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“ soll auf einem Stück Toilettenpapier notiert sein.
Es gibt aber auch andere Resultate. Das lyrische ich hat in der Dichterlaube seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Dann aber will der Körper des lyrischen Ichs ebenfalls eine Befreiung und so geht die auf dem Blatt fixierte Inspiration verloren.
Es gibt da ein Gedicht von Ringelnatz, Morgenstern, Fried ???
Angesichts solcher Übereistimmung ist die Übertragung des Begriffes nicht verwunderlich.
Als Zugabe noch:
_ Ort
Den gewissen Ort aufsuchen: auf die Toilette gehen; auch: Das gewisse (stille, verschwiegene) Örtchen aufsuchen.
Neben ‚Ort‘ ist auch die lateinisch Übersetzung ‚Locus‘ eine verhüllende Umschreibung für die Toilette; sie dient als Wortspielerei in dem folgenden Wellerismus: ‚Alles an seinen Ort, sagte Jerns, das Aug‘ ins Fenster, den Arsch in die Brill’. Weitere Umschreibungen sind: ‚In die heiligen Hallen gehen‘, ‚Die keramischen Anstalten besuchen‘, ‚Um die große (kleine) Ecke gehen‘ und ‚Dahin müssen, wo auch der Kaiser zu Fuß geht‘, Ecke, Kaiser; vgl. auch englisch ‚powder-room‘ und ‚mens-restroom‘ und die allgemein übliche Abkürzung: W.C. oder 00.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Ort, S. 1. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 4477 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 4, S. 1124) © Verlag Herder]_
Von diesem Ort zum „Örtchen“ ist es nicht weit.
Beste Grüße
Fritz
Es gibt da ein Gedicht von Ringelnatz, Morgenstern, Fried ???
Hallo, Fritz,
vielleich dies:
Das war das schöne Fräulein Liebetraut,
das an den Folgen einer Traube litt.
Das wurden ihr im Magen Triebe laut,
worauf sie schnell in eine Laube tritt.
[Erich Mühsam]
überliefert von Joachim Ringelnatz in der Geschichte „München vor dem Kriege“
Gruß
Eckard
Oh, Eckard,
das ist auch hübsch, aber es ist in dem von mir gemeinten Gedicht von einem Dichter die Rede.
Ich schaue jetzt selber.
Ich habe Palmström im Verdacht.
Gruß Fritz
Dann vielleicht dieses:
Der Bücherfreund
[…]
Wie? - ich jemals auch in Büchern lese??
Oh, Sie unerhörter Ese - - -
Nein, pardon! - Doch positus, ich säße
Auf dem Lokus und Sie harrten
Draußen meiner Rückkehr, ach dann nur
Ja nicht länger auf mich warten.
Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,
den man abseits ohne Zeit und Uhr
dDüngt und erntet dann Literatur.
[Joachim Ringelnatz]
Gruß
Eckard
Hallo, Jojo
eigendlich …
schreibt man „eigen t lich“.
Gruß
E.
Auch das ist prima, Eckard,
aber nicht das gesuchte.
Ich habe inzwischen meinen Morgenstern durchgeblättert, aber nichts gefunden.
Ich fürchte, wir müssen warten, bis einen die Inspriratin kommt und hoffentlich hat er dann eine Stift dabei, denn Papier gibt es ja meist!
Fritz