Scharwenzeln Ursprung

Hallo an die Wissenden
Hat jemand eine Idee oder gar einen Beweis, was es mit dem Begriff Scharwenzeln hinsichtlich Ursprung und Urbedeutung auf sich hat ?
Ich könnte mir schon vorstellen, daß es eine Verballhornung eines fremdsprachigen Begriffs darstellt.
Vielen Dank und beste Grüße
Rochus

Hallo, Rochus,

hier eine mögliche Erklärung:

scharwenzeln schmeicheln. Vom tschech. Hasardkartenspiel Straschak eingedrungen. Wenzel = bube, von cervey = rot.

aus:http://www.fbls.uni-hannover.de/sdls/schlobi/berlini…

Gruß, jenny

und der Grimm:
Als Auszug:

  1. das wort wird verschieden erklärt. der erwähnung wert ist die vermutung, es sei umgedeutet aus ital. servente. vgl. ANDRESEN volksetym. 9. andere betrachten mit mehr wahrscheinlichkeit die gleichheit des zweiten bestandtheils mit dem bekannten eigennamen nicht als sekundär, sondern sehen wirklich diesen darin, so ADELUNG und WEIGAND 2, 552. schar-, scher- hält letzterer unter hinweis auf das gleichbedeutende bair. scherer (s. oben 1) für den stamm von scheren, während es nach ADELUNG schar ‚frohne‘ ist. vgl. schar 16. in der auffassung des ganzen als ‚knecht‘ kommen beide überein. das von REGEL 257 geäuszerte bedenken, ein slavischer name könne kaum volksmäszigen wörtern wie scharwenzel, lausewenzel, sauwenzel vorliegen, fällt dieser ansicht gegenüber nicht ins gewicht. wenzel kann sehr wol eine allgemeine, verächtliche bezeichnung gewesen sein für die slavischen bewohner der zurück gewonnenen landstriche, die der deutsche colonist sich dienstbar machte. vgl. WANDER 4, 105. die erst später belegte anwendung im sinne von 2 würde darnach der ursprünglichen am nächsten kommen, doch scheint hier, wenn das wort den nebensinn des unstäten hat, bedeutungsanlehnung an wenden vorzuliegen. ADELUNG. im kartenspiel sind bube, bauer ähnliche namen für den unter, zweifelhaft bleibt, ob wenzel in diesem sinne erst abkürzung von scharwenzel ist, oder diesem gleichberechtigt zur seite steht. der gebrauch des worts von einem schlechten, wertlosen gegenstande, wie er in 4 vorliegt, stünde der nach ADELUNG ursprünglichen bedeutung gar nicht so fern.

lg.jenny

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Hallo Jenny
Vielen Dank, ich hätte auf Französisch getippt, aber sowohl die Kartnspiel- als auch die Herabwürdigungsthorie haben etwas.

Du bist gut.

Rochus

Dass du den Röhrich mir überließest,
finde ich sehr nett, liebe Jenny! :wink:

_Ein Scharwenzel (ein richtiger Scher[r]wenzel) sein:

ein überaus höflicher, unterwürfiger und dienstbeflissener Mensch, der sich zu allem gebrauchen läßt und der sogar Mißachtung und Mißhandlung ohne Widerspruch erträgt in der Hoffnung, daß dies später etwas einbringt. Die Redensart bezeichnet heute vor allem den ‚Allerweltsdiener‘ und heuchlerischen ‚Schmeichler‘ mit der negativen Nebenbedeutung eines unzuverlässigen und unsteten Menschen, der nur auf seinen Vorteil bedacht ist.

Die Herkunft des Wortes Scharwenzel ist umstritten. Das Deutsche Wörterbuch hält es für eine volksetymologische Umdeutung aus italienisch ‚servente‘ - der Dienende oder für eine Zusammensetzung aus ‚Schar‘ = Fronarbeit und dem häufigen Vornamen ‚Wenzel‘, der für die in Deutschland arbeitenden slawischen Landarbeiter zu einer verallgemeinernden, verächtlichen Bezeichnung wurde (vgl. auch ‚Lausewenzel‘ und ‚Sauwenzel‘).
Auch K. Braun (‚Oberdeutsche Vornamen‘) bemerkt dazu: »Man hat dieses Wort von ‚servus‘ oder ‚serviens‘ oder irgendeinem Stamm ‚Scherw‘ oder ‚Serv‘ ableiten wollen. Lassen wir es lieber einfach beim böhmischen Wenzel, welcher zu den Deutschen zu landwirtschaftlicher Arbeit, zum Schneiden, Mähen, Graben, zur ‚Schar‘ oder frühneuhochdeutscher Zeit war das Wort ‚schar‘ sehr geläufig, das sowohl die Pflugschar, das schneidende Eisen, den Schnitt, die Ernste und den Ertrag als auch die Schar als Menge von Menschen bezeichnen konnte.
Zusammensetzungen wie ‚harmschar‘ = auferlegte Strafe und ‚Scharwerk‘, ‚Scharwerker‘, ‚scharwerken‘ lassen auf eine ähnliche Wortbildung bei Scharwenzel schließen. Für diese Erklärung spricht besonders, daß auch Luther in ähnlicher Bedeutung öfters statt Scharwenzel das Wort ‚Scharrhans‘ verwendet, also ebenfalls eine Zusammensetzung mit ‚Schar‘ und dem geläufigsten deutschen Vornamen. Er schreibt z.B.: »Das fechtet mich nicht an, dass ein Rültz oder Tölpel lästert oder ein unadliger Scharrhans poltert und scharret« (Werke VI, S. 225) und: »Denn eben dieselben Scharrhansen waren zur selben Zeit solche verzagte Schelmen, als ich mein Tage gesehen habe« (Werke V, 40b).

Eine andere Deutung versuchen Adelung und Frischbier, die darauf hinweisen, daß das Wort Scharwenzel auch die Bezeichnung eines bestimmten Kartenspieles oder einer Spielkarte (Unter, Bube) ist, die sich als Trumpfkarte ebenfalls vielseitig gebrauchen läßt. Schmeller (Bairisches Wörterbuch, Bd. II, 452) bezeugt auch, daß Scharwenzel im Bairischen dasselbe wie ‚Scherer‘ im ‚Färbeln‘, einer Art des Kartenspiels, ist, wo die 7, 8, 9 und 10 ‚der klein Scherer‘ und Unter, Ober, König und As zusammen ‚der groß Scherer‘ heißen.
Fr. Kluge verweist ebenfalls auf einen Zusammenhang mit dem Kartenspiel und hält Scharwenzel für eine Entlehnung aus dem Tschechischen, die im 17. Jahrhundert zusammen mit der Übernahme des Kartenspiels ‚Trischak‘ erfolgte. Zu tschechisch ‚cerveny‘ = rot gehört ‚cervenec‘ = der Rote, der rote Unter, der Herzbube. Im Österreichischen erfolgte eine Umbildung und Verkleinerung wahrscheinlich unter dem Einfluß von Wenzel zu Scharwenzel = Bube im Kartenspiel.
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich erst die Bedeutung von Allerweltsdiener. Da Scharwenzel aber auch der ‚Kratzfuß‘ als besondere Höflichkeitsbezeigung ist, besteht vielleicht auch der Einfluß von italienisch ‚servente‘ = Diener und dem deutschen ‚scharren‘.

Um jemanden herumscharwenzeln: behilflich, dienstbeflissen um ihn herumlaufen, sich mit Kratzfüßen drehen, jemanden durch Schmeicheln zu betören und gewinnen suchen, sich in lakaienhafter Weise ergeben zeigen. Scharwenzeln zeigt eine ähnliche Bildung wie ‚hänseln‘ = necken, ‚nickeln‘ = ärgern und ‚stoffeln‘ = schwerfällig gehen, so daß auch hierbei an den Einfluß des Namens von ‚Wenzel‘ gedacht werden muß.

Goethe, Schiller und Heine gebrauchen die Form ‚scherwenzen‘ statt ‚scharwenzeln‘. Goethe schreibt zum Beispiel (Werke VIII, 29): »da hielt dich das unglückliche Hofleben, und das Schlenzen und Scherwenzen mit den Weibern«, er betont dabei die die bis heute gültige Hauptbedeutung der Redensart: sich besonders intensiv oder auffallend um die Gunst der Frauen bemühen.

Deutsches Wörterbuch VIII, Spalte 2229f.; F. KLUGE. Etymologisches Wörterbuch (Berlin 1967); M. LEGER: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. II, Spalte 661f.; V. PISANI, in: Indogermanische Forschung 38 (1930), S. 243.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Scharwenzel, scharwenzeln. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 5266
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 4, S. 1303) © Verlag Herder]_

Gruß Fritz

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ein überaus höflicher, unterwürfiger und dienstbeflissener
Mensch, der sich zu allem gebrauchen läßt und der sogar
Mißachtung und Mißhandlung ohne Widerspruch erträgt in der
Hoffnung,
r’

t die Bedeutung von

Allerweltsdiener. Da Scharwenzel aber auch der ‚Kratzfuß‘ als
besondere Höflichkeitsbezeigung ist, besteht vielleicht auch
der Einfluß von italienisch ‚servente‘ = Diener und dem
deutschen ‚scharren‘.

Um jemanden herumscharwenzeln: behilflich, dienstbeflissen
um ihn herumlaufen, sich mit Kratzfüßen drehen, jemanden durch
Schmeicheln zu betören und gewinnen suchen, sich in
lakaienhafter Weise ergeben zeigen. Scharwenzeln zeigt eine
ähnliche Bildung wie ‚hänseln‘ = necken, ‚nickeln‘ = ärgern
und ‚stoffeln‘ = schwerfällig gehen, so daß auch hierbei an
den Einfluß des Namens von ‚Wenzel‘ gedacht werden muß.

Goethe, Schiller und Heine gebrauchen die Form
‚scherwenzen‘ statt ‚scharwenzeln‘. Goethe schreibt zum

5266
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 4, S. 1303) © Verlag Herder]

Gruß Fritz

Hallo Fritz
Auch Dir vielen Dank für Deine Mühe und ein kräftiges " Du bist Guut ".
Es läuft also auf die Servilität hinaus.
Ich bin durchaus befriedigt.
Bis nächstesmal
Rochus

Hallo, Rochus!

Auch Dir vielen Dank für Deine Mühe und ein kräftiges " Du bist Guut ".

Danke schön! Sowas hört man gern. :wink:

Say it again, Rochus!

Fritz

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