Letzte Erdachsenverlagerung – Irrtum der Geologen?
Bereits 1996 wurde festgestellt, dass sich der innere Kern um mehr als ein Grad schneller dreht als der Rest des Geoids. Doch neuere Untersuchungen von John Vidale und Kollegen der University of California an seismischen Wellen von zwei 1971 und 1974 durchgeführten Kernsprengungen auf der nordsibirischen Insel Novaja Zeml´a, die von einem Netz von Hunderten von Messstationen im US-Bundesstaat aufgenommen wurden, ergaben aufgrund einer neuen Messmethode, dass der feste Kern jährlich nur um 0,15 Grad schneller rotiert, sehr viel langsamer als ihre Kollegen 1996 herausgefunden hatten. Das neue Resultat scheint darauf hinzudeuten, dass die Achse des inneren Kerns nicht mit der Achse vom Rest der Erde übereinstimmt, was Geowissenschaftlern „neues Kopfzerbrechen bereiten dürfte“. (Quelle: Ute Kehse und Nature 405, S.445 - Bild der Wissenschaft online vom 26.5.200)
Meinen Überlegungen zu folge bereitet die Bestätigung, dass der innere Kern schneller rotiert als der Rest der Erde für Geologen und Geophysiker weniger „Kopfschmerzen“ in Bezug auf die viel diskutierten wahren oder unwahren Polwanderungen der Erdgeschichte. Doch leider kommt es all zu oft vor, dass forschende Wissenschaftler nicht im Mindesten an neue Ergebnisse ihrer Kollegen interessiert sind, obwohl ihre eigene Forschung davon profitieren könnte, wie das folgende Beispiel zeigt. Im Frühjahr 2004 stellte der der Geologe David Evans von der Yale University auf einer Tagung der American Geophysical Union neue Messergebnisse an magnetisierten Gesteinen von Spitzbergen und Südaustralien vor, die auf eine „wahre“ Polwanderung hinweisen. Seiner Ansicht nach verlief die Geschwindigkeit der Kontinentalbewegung zwischen 800 und 600 Millionen Jahren für eine normale Plattentektonik viel zu schnell. Daraus schließt er, dass die damals zu einem Superkontinent zusammen wachsenden Kontinentalplatten eine Massekonzentration verursachten. Um diese auszugleichen, vermutet Evans, verschob sich die äußere Hülle der Erde gegenüber dem flüssigen Erdkern, während die Rotationsachse fest im Raum stehen blieb. Innerhalb von nur 10 Millionen Jahren wären die späteren Landmassen Südamerika und Westafrika vom Äquator bis in mittlere nördliche Breiten gerutscht.
Die unterschiedliche Rotationsgeschwindigkeit von inneren Kern und Rest der Erde weisen vordergründig auf eine Instabilität zwischen den beiden hin, was sich aber meiner Meinung nach im Gegenteil als Stabilität der Rotationsachse bei Masseverlagerungen auf der Erdoberfläche erweist. Ob nun wie in Evans Fall Kontinentalplatten oder wie sehr oft in der Milliarden langen Vergangenheit der Erde durch rege Vulkantätigkeit massive Basaltergüsse Masseverlagerungen auslösten, rutschte jedes Mal der flüssige Kern mit Mantel und Kruste um den inneren festen Kern, wobei die Achse stets ihre Neigung und Rotation beibehielt. Evans Vermutungen, Mantel und Kruste wären über den flüssigen Kern gerutscht ist meiner Ansicht nach falsch, denn dann müsste eine weitere Instabilität zwischen flüssigem Kern und Mantel/Kruste vorhanden sein.
Die in „wer weiß was“ am 10. und 11. April diskutierte winzige, nur wenige Zentimeter Achsenverlagerung durch das Erdbeben im Indischen Ozean im letzten Dezember ist eben nur eine scheinbare. In Wirklichkeit löste das Erdbeben wie von mir beschrieben eine winzige Masseverlagerung aus, so dass der flüssige Kern mit Mantel und Kruste nur um wenige Zentimeter um den festen inneren Kern rutschte, was auf der Erdoberfläche den Eindruck einer Achsenverlagerung vermittelt.
Hat jemand eine bessere Idee?
Mergentheim, den 21.4.2005
Copyright Regina Branzke