Richter Ahrens (von OTTO)

RICHTER AHRENS und der Fall des angesägten Mastes

.Richter.
Angeklagter, Ihnen wird zur Last gelegt,
Sie hätten an dem Mast gesägt

.Angeklagter.
Ich hab nicht an dem Mast gesägt,
ich hab nur mit dem Ast gefegt.

.Richter.
Und dabei hat sie’s fast geschrägt?

.Angeklagter.
Jawohl, als ich den Quast verlegt,
da hab ich mich mit Hast bewegt,
und das hat wohl den Gast erregt,
und der hat dann den Mast zerlegt.

.Richter.
Sie haben aber bei der polizeilichen Vernehmung ganz andere Angaben gemacht. Ich zitiere sie wörtlich:
Ich habe diesen Gast zersägt,
weil der sich auf den Quast gelegt,
dabei hat sich ein Ast bewegt,
vielleicht durch meine Hast erregt.
Doch wer gefälschten Zaster prägt
und Schuh’ aus Alabaster trägt,
wer alle diese Laster pflegt,
verdient, dass ihn der Mast erschlägt.
Das haben sie doch in der Venehmung gesagt.
Herr Zeuge, können sie diesen Hergang bestätigen?

.Zeuge.
Nein, das war ganz anders. Das war so:
Ich hatte mich zur Rast gelegt
und mich mit einem Quast gepflegt…

.Richter.
Das tut doch gar nichts zur Sache!

.Zeuge.
Oh doch!
Ich hatte mich zur Rast gelegt
und mich mit einem Quast gepflegt.
Denn wer schon einmal Bast zersägt,
weiß, dass das keine Hast verträgt…

.Richter.
Aber das spielt doch nun überhaupt keine Rolle!

.Zeuge.
Doch.
Da hat sich’s im Morast geregt,
und das hat wohl den Mast bewegt.
Und wie der Mast aufs Pflaster schlägt,
da hat er wohl den Gast erlegt.

.Richter.
Jetzt bin ich aber fast erregt.
Womit wird denn nun das belegt?

.Verteidiger.
Aber Herr Richter, wenn ich als Verteidiger mal etwas dazu sagen darf:
Der Mann ist ein Fantast, der pflegt,
sobald er sich zur Rast gelegt,
zu schrein’n, dass ihn der Mast erschlägt.
Aber zurück zu meinen Mandanten:
Was wird ihm denn zur Last gelegt?
Wenn man in sich das Laster trägt,
und sich der Wunsch nach Zaster regt,
kommt’s vor, dass man den Gast erschlägt,
und ihn dann aufs Pflaster legt.

.Richter.
Das genügt, die Beweisaufnahme ist abgeschlossen.
Im Namen des Volkes:

Wenn einer einen Gast zersägt,
weil ihn ein Gymnasiast erregt,
der vor seinem Palast gefegt,
dann wird diese Tat mit Knast belegt.
Doch wenn er als Kontrast erwägt,
dass er sein Geld zum Paster trägt,
der auch den Wunsch nach Zaster hegt,
wird ihm das nicht zur Last gelegt.
Stattdessen wird der Mast zersägt
und auf das Grab vom Gast gelegt.
Wem dieser Spruch nicht passt, der trägt die Kosten des Verfahrens.
Gezeichnet: Richter Ahrens.

Ist zwar uralt, aber ich liebe es *gg*
MfG