Obdachlos in Deutschland - muss das sein?

Hallo,

ja, die Überschrift ist so bewusst zweideutig gewählt.

Nachdem ich in den letzten Wochen wiederholt von Obdachlosen angebettelt wurde (mal eine Obdachlosenzeitung, mal wie eben nach 10 oder 20 Cent) stelle ich mir immer wieder die Frage: Muss man in D obdachlos sein? Oder so formuliert: Ist der Sozialstaat nicht stark genug, diesen offenbar ganz unten stehenden Menschen ein Obdach in welcher Form auch immer so verschaffen?

Deshalb an die Mitarbeiter von Gemeinden und Sozialämtern hier die Frage:
Welchen Anspruch hat ein Obdachloser? Welche Leistungen bezieht er? Gibt es eine Pflicht der Städte/Gemeinden, diesen Menschen eine Unterkunft zu stellen?

Und gleich dazu: Falls es nicht gesichert ist, dass jeder Obdachlose zumindest ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit am Tag bekommt (ich denke eigene Wohnung muss nicht sein): Wird dann die Umverteilung nicht falsch gelenkt? Müssten wir dann nicht unsere Entwicklungshilfe reduzieren und darüber nachdenken, ob der gut verdienende Flugkapitän auch noch Kindergeld für seine Kinder braucht oder ob wir dieses Geld nicht zunächst für die Menschen einsetzen, die es in Deutschland noch dringender brauchen, weil sie sonst unter der Brücke schlafen müssen?

Hallo Herr Steuerzahler.

Nachdem ich in den letzten Wochen wiederholt von Obdachlosen
angebettelt wurde (mal eine Obdachlosenzeitung,

Die Zeitung wollte er Dir verkaufen, betteln heißt es, wenn man nichts dafür bekommt.

Muss man in D obdachlos sein?

Nein, muss man nicht. Obdachlosigkeit ist eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und deswegen hat die Gemeinde durch das Ordnungsamt hier entgegenzuwirken. Üblicherweise gibt es in den Gemeinden Unterkünfte für Obdachlose, es gibt aber auch die Möglichkeit, Obdachlose zum Beispiel in leerstehende Wohnungen einzuweisen. Wer nicht unbedingt möchte braucht also in Deutschland sicherlich nicht unter der Brücke zu schlafen.

Gruß,

Florian.

Hallo,

Nein, muss man nicht. Obdachlosigkeit ist eine Gefahr für die
öffentliche Sicherheit und deswegen hat die Gemeinde durch das
Ordnungsamt hier entgegenzuwirken. Üblicherweise gibt es in
den Gemeinden Unterkünfte für Obdachlose, es gibt aber auch
die Möglichkeit, Obdachlose zum Beispiel in leerstehende
Wohnungen einzuweisen. Wer nicht unbedingt möchte braucht also
in Deutschland sicherlich nicht unter der Brücke zu schlafen.

Gruß,

Florian.

Mit den Unterkünften für Obdachlose ist es so eine Sache.
Es kommt sehr sehr häufig vor, das Obdachlose in den unterkünften ausgeraubt und beklaut werden. Denn auf der Strasse heisst es: Fressen oder gefressen werden, man schenkt sich nichts. Ich kenne einige obdachlose denen ich oft mit Essen oder Kleidung geholfen habe (Aber nicht mit geld). Die meisten davon trauen sich aus Angst nicht in diese unterkünfte. Die suchen sich lieber einen versteckten Schlafplatz, wo sie keiner findet.
Nicht wenige (hauptsächlich die alten) wollen garkeine wohnung mehr, weil sie sich so an das leben auf der Platte gewöhnt haben, so das sie im normalen Leben (Wohnung ect.) nicht mehr klar kämen.Klingt komisch, is aber so…

Vor einigen jahren gab es mal einen sehr strengen Winter…
…bei uns stand ein Asylbewerberheim das für 600 Menschen ausgelegt war (auf viele Gebäude verteilt). Es war aber nur mit ~30 Menschen belegt.
Da kam einem Mann auf die Idee, das die Stadt doch die Obdachlosen darin überwintern lassen könnte und hat land und leute in Bewegung gesetzt um es zu verwirklichen. Selbst die Asylbewerber haben gesagt „Kommt, es ist genug Platz für alle da“
Was war???
Die stadt hat es strikt abgelehnt, mit der begründung „Das Asylbewerberheim seie für Asylbewerber ausgelegt und darf nur von diesen benutzt werden“ „Es muss freigehalten werden und es würde die Heizkosten steigern“.

In dem Winter sind viele Obdachlose erfroren , darunter auch 3 meiner Freunde.

Ich weiss, es gibt unter Obdachlosen viele „Schwarze Schaafe“ aber hört euch mal die Geschichten von den Menschen an, warum sie Obdachlos sind, wie sie ums überleben Kämpfen, wie manche kämpfen ein festes Dach über den Kopf zu bekommen aber keiner sie will. Versetzt euch mal in denen ihrer Lage.
Viele sagen das sind doch eh alles kaputte Alkoholiker, aber keiner fragt nach dem Warum, keiner

gruss
Carsten

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Nein, muss man nicht. Obdachlosigkeit ist eine Gefahr für die
öffentliche Sicherheit und deswegen hat die Gemeinde durch das
Ordnungsamt hier entgegenzuwirken. Üblicherweise gibt es in
den Gemeinden Unterkünfte für Obdachlose, es gibt aber auch
die Möglichkeit, Obdachlose zum Beispiel in leerstehende
Wohnungen einzuweisen. Wer nicht unbedingt möchte braucht also
in Deutschland sicherlich nicht unter der Brücke zu schlafen.

Gruß,

Florian.

Hallo Florian,
Deine Antwort bezieht sich auf Deutschland. Ich bin zwar kein Deutscher, aber auch hier in der schönen Touristenstadt Innsbruck, wenige Kilometer vor meiner Haustür, in Sichtweite der Kameras vom Skispringen ist vor einigen Tagen ein Obdachloser erfroren. Und auch in Innsbruck gibt es entsprechende Einrichtungen, die aber nicht in Anspruch genommen wurden.
Obdachlosigkeit ist oft der Endpunkt einer langen Geschichte aus Arbeitslosigkeit, Verlust der Familie und des sozialen Umfelds, (Sucht-)Erkrankungen usw. Es ist meist nicht der „Wunsch“ eines Obdachlosen, Angebote der öffentlichen Hand nicht anzunehmen. Vielmehr ist er dazu aus den verschiedensten Gründen nicht fähig. Die Rückführung in ein geregeltes Leben - und sei es nur, „Wohnen“ zu lernen - kann meist nur langsam und behutsam und schon gar nicht gegen den Willen des Betroffenen vor sich gehen. Mit Ordnungsämtern und Einweisungen wird man meines Erachtens in nicht so wenigen Fällen scheitern, weil die persönlichen und sozialen Ursachen der Obdachlosigkeit meist nicht beseitigt werden.
Grüße, Peter

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Hi,

Obdachlosigkeit ist eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit

Das möchte ich gern verstehen - kannst Du mir sagen, warum???

Ansonsten schließe ich mich den beiden anderen an: Jeder Obdachlose hat eine Geschichte/ein Schicksal hinter sich, das Du Dir wahrscheinlich nicht vorstellen kannst, sonst würdest Du solche menschenverachtenden Äußerungen unterlassen.

Habe mal einem geholfen, der war dankbar, dass ihm jemand zugehört hat - für eine Weile. Der war erster Klarinettist an einem namhaften deutschen Orchester. Als erst sein Sohn und kurz danach seine Frau (aus Kummer) starb, hat er aufgegeben, hat angefangen zu trinken, konnte seiner Arbeit nicht mehr nachgehen und stand nullkommanix auf der Straße. Und weil er aufgegeben hat, hat er sich in das Schicksal gefügt, der will gar kein bürgerliches Leben mehr, sieht auch keinen Sinn darin, nüchtern zu werden, weil er eben keine Ziele mehr hat.
Wenn, dann sollte die Gesellschaft hier ansetzen: in Kontaktaufnahme und behutsamer psychologischen Motivationshilfe. Aber das ist aufwändig, das kostet und es lohnt sich nicht, zahlt sich nicht aus, diesen ‚Versagern‘ wieder auf die Beine zu helfen.
Gruß,
Anja

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Hallo!

Ich weiß ehrlich nicht, was daran menschenverachtend sein soll, wenn ich bloß feststelle, dass das Leben eines Obdachlosen ebenso wie das Leben eines anderen Menschen durch den Staat zu schützen ist…und Obdachlosigkeit eben deshalb eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ist, weil der Obdachlose Gefahr läuft, krank zu werden, im Winter zu erfrieren oder Opfer von Straftaten zu werden.
Man kann das ja gern missverstehen und mal nachfragen, es hat ja nicht jedermann Ahnung vom Ordnungsrecht. Aber menschenverachtende Einstellungen zu unterstellen finde ich etwas voreilig, vor allem, wenn man keine Ahnung hat, was der Begriff „Gefahr für die öffentliche Sicherheit“ überhaupt bedeutet. Aber leider wird man oft missverstanden, wenn man einfach mal versucht, eine sachliche Antwort ohne irgendwelchen emotionalen Zierrat zu geben.
Und dass ich nicht das geringste gegen Obdachlose habe, habe ich zum Beispiel versucht zu verdeutlichen, indem ich den Ausgangsposter drauf hingewiesen habe, dass man es nicht betteln nennt, wenn einem jemand eine Zeitung verkaufen will…aber nun gut, man kann nicht immer mit Aufmerksamen Lesern rechnen :smile:

Gruß,

Florian.

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Hallo Florian,
auch ich habe Deinen Artikel oder Deine Ansichten keineswegs als menschenverachtend empfunden. Woran sich meine Kritik etwas weiter unten entzündet hat, ist die Fokussierung auf (ordnungs-)rechtliche (Zwangs-)maßnahmen, wobei mir natürlich klar ist, dass ein solches Problem nicht in wenigen Zeilen erschöpfend abzuhandeln ist.
Auch ich bin Jurist und habe - auch wenn ich mit Obdachlosigkeit rein beruflich bisher nur am Rande zu tun hatte - in meiner fast 20jährigen Praxis erkannt, dass allein mit juristischen (Zwangs-)maßnahmen derartigen sozialen Problemen nicht beizukommen ist, sondern dass vielmehr in dem vom Gesetzgeber vorgegebenen Rahmen ein Bündel von medizinischen, psychologischen, arbeitsrechtlichen u.v.m. Maßnahmen erforderlich ist, um langfristig zu helfen. Auch ohne emotionalen Zierrat müssen aber dem Rechtsgut der öffentlichen Sicherheit auch z.B. das Rechtsgut der Selbstbestimmung, der körperlichen Integrität, der Ehre des Obdachlosen gegenübergestellt werden. Dass der ordnungspolitisch handelnde Staat hier Abwägungen vornehmen muss, liegt in der Natur der Sache. Für die Qualität des staatlichen Handelns wird meines Erachtens die Ausgewogenheit bei der Berücksichtigung all dieser Rechtsgüter entscheidend sein.
Grüße, Peter

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Hallo!

auch ich habe Deinen Artikel oder Deine Ansichten keineswegs
als menschenverachtend empfunden.

Dann bin ich beruhigt, andere haben das so empfunden…

Auch ich bin Jurist und habe - auch wenn ich mit
Obdachlosigkeit rein beruflich bisher nur am Rande zu tun
hatte - in meiner fast 20jährigen Praxis erkannt, dass allein
mit juristischen (Zwangs-)maßnahmen derartigen sozialen
Problemen nicht beizukommen ist

Das ist mir schon klar. Ich habe das auch eigentlich weniger von der Seite der Ordnungsbehörde gesehen, als vilemehr von der Seite der Obdachlosen.
Wenn Obdachlosigkeit eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ist, dann bedeutet dass ja auch, dass der Obdachlose selbst, wenn im Winter tatsächlich akute Lebensgefahr besteht, einen Anspruch gegen die Gemeinde darauf hat, dass ihm eine Unterkunft zur Verfügung gestellt wird, Stichwort: Ermessensreduktion auf Null.
Ich hatte das also weniger von der Seite des staatlichen Zwangs gesehen als vielmehr von der Seite der staatlichen Verpflichtung, hier Hilfe zu leisten. Wenn diese Hilfe nicht erbeten wird, aus welchen Gründen auch immer, ist das natürlich tragisch.

Gruß,

Florian.

Hi,

Man kann das ja gern missverstehen und mal nachfragen, es hat
ja nicht jedermann Ahnung vom Ordnungsrecht.

Genau das habe ich getan:
„Das möchte ich gern verstehen - kannst Du mir sagen, warum???“
Gruß,
Anja

Hallo!

Man kann das ja gern missverstehen und mal nachfragen, es hat
ja nicht jedermann Ahnung vom Ordnungsrecht.

Genau das habe ich getan:

Dann hättest Du die Antwort abwarten sollen, statt vorher schon von menschenverachtenden Einstellungen zu sprechen.

Florian.

Hallo,

man soll es eigentlich nicht glauben, aber ein Teil dieser Menschen will es so. Im Fernsehen wurde über einen Obdachlosen berichtet, der eine Wohnung, einen Job und alles gefunden hatte. Erst war es ein Zeitvertrag, dann sollte es eine Festanstellung werden (als Handwerker). Drei Tage später war er weg, ging nicht mehr zur Arbeit. Das Fernsehteam hat ihn wiedergefunden. Er konte nicht damit leben, ständig zur Arbeit zu gehen, dieses ganze bürgerliche Leben. Eine Zeit ja, aber dann ging es nicht mehr.

Oder ein anderes Beispiel. Ich führe ehrenamtliche Betreuungen, früher hieß das noch Vormundschaften. Einen meiner Betreuten habe ich jetzt in einem anderen Bundesland in einem Seniorenheim untergebracht. Es hat einen frühkindlichen Hirnschaden, ist Analphabet, Alkoholiker. Im Heim lebt er jetzt abstinent, er ist rundum versorgt. Vorher war er in einer Absteige, die abgebrannt ist, dann bei der Heilsarmee untergebracht. Nun will er wieder zurück hierher, obwohl er weiss, dass er dann wohl bald unter der Brücke schlafen wird oder ewig bei der Heilsarmee. Was soll da jemand bzw. der Staat noch machen ? Ich meine, niemand zwingt diese Menschen zu solch einem Leben, auch heute nicht, obwohl das soziale Klima wirklich rauer geworden ist.

Mir tun diese Leute zwar leid, aber Geld gebe ich nicht.

Jedes Jahr gibt es hier in unserer Stadt eine Aktion „Licht im Advent“, initiiert von unserer Zeitung. Da werden dann Schicksale gezeigt, was für arme Menschen es getroffen hat, und man möge bitte spenden.

Da habe ich mehrfach die Geschichte von Menschen gelesen, die ich kannte. Und es war immer höchstens die halbe Geschichte. Oder in der Straße, in der ich früher wohnte, ist eine Wohnung ausgebrannt. Alleinerziehende Mutter, 2 Kinder. Spendenaufruf. Sie bekam alles wieder, nur durch Spenden, war ja nicht versichert. Und weiter kamen an Geldspenden über 10.000 Euro zusammen. Das Geld hat sie mehr oder weniger sinnlos verjuxt (ihre Schwester hat es meiner Frau erzählt). Da sollte der Staat mal eingreifen, aber dann wird wieder gesagt, dass wir in keiner Diktatur leben. Freiheit usw.

Eigentlich bin ich auch oft hilflos, wem man was geben sollte. Wenn eine alte Dame von 100 Euro im Monat lebt und Sozialhilfe nicht in Anspruch nimmt, dann ist das bitter. Wenn man aber nachfragt, dann hat diese Dame drei Kinder, aber wenn sie Sozialhilfe beantragt, dann werden diese Kinder zum Unterhalt herangezogen, und das will sie nicht. Somit hat sie eigentlich selber Schuld, sie will es so. Aber mies ist ihr Leben trotzdem. Also, was tun ?

Also, nach meiner Meinung muss Obdachlosigkeit nicht sein. Aber ein Obdachloser, der oft auch abhängig ist, kann nicht erwarten, eine Wohnung zu bekommen, in der er dann den ganzen Tag und die halbe Nacht besoffen rumkrakeelt und aus der Wohnung eine Müllkippe macht.

Gruss

Andreas

Hallo,

Vor ein paar Jahren rühmte sich eine Stadt, die Obdachlosigkeit durch ein Projekt halbiert zu haben.

Das Projekt sah so aus, das aussreichend Wohnraum für obdachlose zur verfügung gestellt würde und die Obdachlosen gezielt wieder in die Gesellschaft integriert würden. Zumindestens war es so für die Öffendlichkeit bestimmt.

…aber die Wirklichkeit sah anders aus…

Es haben wirklich nur ~5% der Obdachlosen ein Dach über dem Kopf bekommen, der Rest wurde durch gezieltes Mobbing (Entfernung der Schlafplätze, Ständige Platzverweise ect.) aus der Stadt vertrieben. Dadurch entstand die halbierung. In den Nachbarstädten wuchs die Obdachlosigkeit zur selben Zeit auffällig an.

Mir bleibt bei soetwas die Spucke weg, was die Behörden sich so alles leisten…

…In der selben Stadt hat der Leitende des Sozialamtes bei einer Sitzung wort wörtlich gesagt: „Man müsse die Sozialhilfeempfänger solange schikanieren, bis sie freiwillig auf Sozialhilfe verzichten“. So wie ich mitbekommen habe, haben Sozimitarbeiter bei Erfolg Prämien bekommen.

Gruß
Carsten

Hi,

Dann hättest Du die Antwort abwarten sollen,

Ich warte.
Anja

Hallo!

Dann hättest Du die Antwort abwarten sollen,

Ich warte.

Zwar habe ich das schon erklärt, aber nun gut, dann nochmal extra für Dich:

Nach den Polizei- und Ordnungsgesetzen hat das Ordnungsamt bzw. die Polizei (wo es kein Ordnungsamt gibt, ist in manchen Ländern so), die Befugnis, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um eine im Einzelfall drohende Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu beseitigen.
Unter der öffentlichen Sicherheit versteht man die Gesamtheit der Rechtsordnung, die Einrichtungen und Veranstaltungen des Staates und die Rechtsgüter des Einzelnen, insbesondere Leben, Gesundheit und Eigentum.
Eine Gefahr ist eine Sachlage, bei der bei ungehindertem Geschehensablauf in absehbarer Zeit mit einem Schaden für ein genanntes Schutzgut zu rechnen ist, zum Beispiel also mit einer schweren Gesundheitsschädigung.
Ein Obdachloser, der bei winterlichen Temperaturen draußen übernachtet, läuft Gefahr, zu erfrieren, sich eine Lungenentzündung zu holen, ausgeraubt zu werden oder ähnliches.
Deswegen ist seine Gesundheit und sein Leben bedroht.
Deswegen besteht eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit, genauso wie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit bei einem Selbstmordversuch besteht, oder bei einem Fahrzeug, das unabgeschlossen im öffentlichen Verkehrsraum steht und zu Straftaten anreizt.
Deswegen hat das Ordnungsamt hier die Aufgabe, einzuschreiten, desweiteren hat der Obdachlose im Winter bei derartiger Gefahr für sein Leben gegen die Gemeinde einen Anspruch auf Unterbringung, um sein Leben zu schützen, weil die Gemeinde hier wegen der Bedeutung des bedrohten Rechtsguts „Leben“ keinen Ermessensspielraum mehr hat.
Ist das nun klar geworden?

Florian.

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Guten Tag!

man soll es eigentlich nicht glauben, aber ein Teil dieser
Menschen will es so.

Das ist eine Behauptung.

Im Fernsehen wurde über einen Obdachlosen
berichtet, der eine Wohnung, einen Job und alles gefunden
hatte. Erst war es ein Zeitvertrag, dann sollte es eine
Festanstellung werden (als Handwerker). Drei Tage später war
er weg, ging nicht mehr zur Arbeit.

Das ist die unwahre veröffentlichte Meinung. Vielleicht war das ein Millionär aus Kanada. Obdachlose erkennt man an den schlechten Zähnen. Wer ein tadelloses Gebiss zeigt, führt vermutlich eine Doppelexistenz.

Das Fernsehteam hat ihn
wiedergefunden. Er konte nicht damit leben, ständig zur Arbeit
zu gehen, dieses ganze bürgerliche Leben. Eine Zeit ja, aber
dann ging es nicht mehr.

Das sieht alles nach billiger Zweckpropaganda des Fernsehens aus. Macht er kritische Aussagen, kriegt er was auf die Fresse. So wird verschwiegen, dass irgendwelche Zumutungen von ihm verlangt wurden, z.B. sich entmündigen zu lassen.

Ich führe ehrenamtliche
Betreuungen, früher hieß das noch Vormundschaften.

Betreuung ist Kita-Sprache. Für Erwachsene dürfte es solche Einrichtungen überhaupt nicht geben. Der freie mündige Bürger geht zum „Amt“ und erledigt unkompliziert seine Sachen selber. Früher war es immer so, dass man bei der Stellensuche zum Arbeitsamt ging und man dann Karteikarten mit offenen Stellen vor die Nase gehalten bekam - keine idiotischen Ein-Euro-Jobs.

Was soll da jemand bzw. der Staat noch machen ?

Ein Quentchen Vernunft annehmen. Die Bürger werden ja auf den Ämtern absolut veralbert - neue Ideologie oder?

Ich meine, niemand zwingt diese Menschen
zu solch einem Leben, auch heute nicht, obwohl das soziale
Klima wirklich rauer geworden ist.

Ohne Wohnung, keine Arbeit. Ohne Arbeit, keine Wohnung. An irgendeiner Stelle muss hier der Durchbruch dann geschafft werden. Er geht zum Sozialamt und kriegt den Tipp, zum Wohnungsamt zu gehen. Dort beantragt er einen Dringlichkeitsschein, für den neben allen möglichen anderen Anforderungen drei Gutachten einer sozialen Dienststelle erforderlich sind. Hat er den Dringlichkeits-Schein, dann kriegt er Wohnungsangebote oder Einladung zum Bewerbungsgespräch - dann sitzt er in der Geschäftsstelle der SAGA in Hamburg und muss sich Tiraden von Beleidigungen anhören. Geht er dann zu anderen Wohnungsbaugesellschaften dann kommt er im besten Falle höflich auf die Warteliste.

Also, nach meiner Meinung muss Obdachlosigkeit nicht sein.
Aber ein Obdachloser, der oft auch abhängig ist, kann nicht
erwarten, eine Wohnung zu bekommen, in der er dann den ganzen
Tag und die halbe Nacht besoffen rumkrakeelt und aus der
Wohnung eine Müllkippe macht.

Das sind alles endlose Stigmatisierungen dieser Personengruppe. Viele Obdachlose trinken keinen Tropfen Alkohol, leben absolut abstinent. Wenn deine Ansichten korrekt wären, dann hätten alle Abstinenten und ruhig Verträglichen eine Wohnung finden müssen - das ist die Messlatte. Meistens ist es einfach deren Fairness, dass sie nicht mit Diktiergerät zu den Sozial-, Wohnungs- und Arbeitsämtern bzw. Wohnungsbaugesellschaften gehen und die Beleidigungen und Bedrohungen aufnehmen und veröffentlichen.

MfG Gerhard Kemme

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Hallo zusammen,
die Meinungen hier sind ja ziemlich interessant. Da ich selbst in einem anderen Leben längere Zeit (in München) obdachlos war, behaupte ich jedoch, dass dies oft nichts mit der Realität zu tun hat.

Obdachlose werden in der Regel als alkoholkranker Abschaum behandelt. Nach meinen Erfahrungen schätze ich, dass ein richtiges Alkoholproblem jedoch „nur“ maximal ein Viertel der Betroffenen hat. Hier teilt sich die eine Hälfte in Personen die vor und eine Hälfte, die nach der Obdachlosigkeit Alkoholkrank wurden. Wenn Du selber einmal Obdachlos gewesen wärst, würdest Du mir zustimmen, dass es erstaunlich ist, wie viele Obdachlose kein Alkoholproblem haben. Es gehört übrigens sehr viel Kraft dazu in so einer dauerhaften Situation nicht resigniert nach der Flasche zu greifen.

Eine herablassende Beurteilung und Behandung erleben Obdachlose fast täglich. Traurigerweise tun sich dabei besonders Ordnungskräfte immer wieder unrühmlich hervor. Aus persönlichen Erleben und den Berichten anderer Betroffener, kann ich jedoch eine Berufsgruppe als besonders extrem bezeichnen. Gerade die Mitarbeiter der Sozialämter (die eigentlich unterstützen sollten) zeigen sich oft von der extremsten Seite. Niergends wurde ich mehr als der letzte Dreck behandelt wie dort…

Nun aber mal zum eigentlichen Thema des Threads. Die Obdachlosenunterkünfte sind oft hoffnungslos überfüllt. Das bedeutet auch, wer bei der täglichen Zimmervergabe zuerst in der Schlange steht, hat auch die besten Chancen einen Übernachtungsplatz zu finden. Nach dem Frühstück wirst Du dann wieder auf die Straße oder in Gemeinschaftsräume geschickt… Entgegen immer wieder anders lautender Pressemitteilungen einiger Gemeinden, ist es einfach nicht wahr, dass jeder der will Übernachtungsmöglichkeiten findet. Die hier bereits genannte Praxis die lokalen Obdachlosen zu vertreiben und dann mit einer entsprechend niedrigeren Quote zu prahlen, ist nicht einmal so unüblich.

Andererseits: Einige Obdachlose sind vom täglichen Kampf so zermürbt, dass sie sich ihr eigenes kleines Reich geschaffen haben. Das ist für manche wie die eigenen vier Wände. Es ist für sie das Beste was sie aus ihrer Situation machen konnten. Zukunftsperspektiven waren nicht mehr zu sehen. Also will man dann wenigstens in der Not sein eigener Herr sein.

Der besoffene Obdachlose fällt eben mehr auf als der durchschnittliche Obdachlose, der die Öffentlichkeit zu meiden versucht. Erstaunlicherweise sind die geduldigsten und freundlichsten Menschen gegenüber den Obdachlosen meist die Mitarbeiter der Unterkünfte. Eventuell hat das etwas damit zu tun, dass diese Leute durch das persönliche Gespräch auch immer noch den Menschen und die Einzelschicksle sehen. Ich empfehle deshalb jedem mal ein paar freiwillige Tage (wenn so etwas möglich ist) in einer Obdachlosenunterkunft als Helfer zu verbringen und dort das Gespräch zu suchen. Eventuell sieht mancher Skeptiker hier seine wohnsitzlosen Mitmenschen dann mit anderen Augen.

Sorry, wenn meine Ausführungen etwas ausschweifender waren. Nur das musste ich jetzt im Zusammenhang mal los werden…

mit besten Grüßen
Steffen B.

Hallo Michael,

die Frage stelle ich mir auch immer wieder und komme zu dem Schluss, dass es mit Sicherheit nicht mit mitleidigem Gutmenschentum und dem Beschimpfen der ach so grausamen Öffentlichkeit getan ist. Ich persönlich halte diese Einstellung einiger Vorposter für respektlos. Respektlos gegenüber den Menschen, die man damit zu bevormunden sucht und respektlos gegenüber einer Gesellschaft, die sich durchaus bemüht, diesen Menschen zu helfen, auch wenn sie dabei sicher oft oder meistens scheitert.

Ich denke, wir haben es tatsächlich mit Menschen zu tun, die aus welchen Gründen auch immer weder fähig noch willens sind, die Unterstützung unserer Gesellschaft dauerhaft anzunehmen. Da mag eine Suchtkarriere, da mögen massive Lebenskrisen oder psychische Probleme dahinter stehen oder eben auch nur der feste Wille, sich gesellschaftlichen Zwängen nicht unterzuordnen (Obdachlose Wandervögel gab es schon immer). Oder es mag die feste Überzeugung dabei sein, keinesfalls „Almosen“ einer Gesellschaft anzunehmen, als deren Bestandteil man sich nicht wirklich fühlt bzw. von der man sich bewußt in einer leicht selbstzerstörerischen Art und Weise distanziert hat. Oder es mag alleine das Gefühl der Überforderung dabei sein, die Überforderung mit dem Druck in unserer Gesellschaft, die Angst vor den Behörden und Ämtern. Oder eben eine scheinbar ausweglose Verschuldungssituation. (Es gibt vermutlich so viele Gründe wie Obdachlose)

Ich denke, wir als Gesellschaft müssen akzeptieren, dass es diese Menschen gibt. Wir müssen offen bleiben für den Zeitpunkt, an dem diese Menschen unsere Hilfe zu akzeptieren bereit sind, wir müssen ihnen Angebote hierfür machen und wir müssen sie in diesem Rahmen auch ein wenig vor sich selber schützen, in dem wir da sind, wenn ihr Leben unertragbar wird. D.h. wir müssen einfach und kontinuierlich im Kontakt mit ihnen bleiben, dürfen sie nicht vergessen. Aber wir können sie weder zu unserem Leben zwingen noch sollten wir versuchen, sie zu bevormunden, sie zu entmündigen oder gar wegzusperren.

Ich glaube nicht, dass wir als gesamte Gesellschaft zu wenig Angebote machen. Ich denke auch nicht, dass wir uns als Gesellschaft für den Absturz in die Obdachlosigkeit verantwortlich machen dürfen. Jeder, der Hilfe braucht, hat genügend Stellen - öffentliche, private, kirchliche, die ihm kompetent helfen werden. Wir können aber niemanden zwingen, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen und sollten uns hüten, das zu wollen, auch wenn es manchmal unerträglich ist zuzuschauen.

Und deswegen vermute ich, dass wir diesen Menschen am meisten helfen, wenn wir ihnen erst einmal einfach als Menschen zuhören und sie zu verstehen suchen. Und hier hapert es sicherlich. Wann hast Du das letzte Mal mit einem Obdachlosen geredet? Vermutlich ebenso lange nicht wie ich …

Grüße
Jürgen

Hallo Michael,

Hallo!

Guter Beitrag, gibt ein Sternchen von mir!

Wann hast Du das letzte Mal mit einem Obdachlosen

geredet? Vermutlich ebenso lange nicht wie ich …

Genau, ich hab auch keine Zeit mich da hinzustellen und mit ihm zu reden. Aber vielmehr bfürchte ich, dass es nichts bringt, denn nach allem was ich nun hier gelesen habe bin ich sicher, dass niemand in D obdachlos sein MUSS. Ich halte es eher mit deiner Variante: Der Staat bietet latent Hilfe an, kann aber keinen zwingen,sie anzunehmen. Allerdings halte ich es auch nicht für notwendig „mal nen Euro“ zu geben, denn das wäre nicht sinnvoll und auch nicht notwendig, nachdem ich jetzt weiss, dass es Angebote gibt.

Gruß

Hallo Steffen,

dein Beitrag ist sehr wertvoll.
Was würdest du uns empfehlen, wie wir mit Obdachlosen umgehen sollten?

Gruß
Carlos

Zuverlässige Quellen bitte …
Hallo,

würdest Du deine Äußerungen bitte durch Quellen belegen ?

Gruß

S.J.

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