Hallo,
man soll es eigentlich nicht glauben, aber ein Teil dieser Menschen will es so. Im Fernsehen wurde über einen Obdachlosen berichtet, der eine Wohnung, einen Job und alles gefunden hatte. Erst war es ein Zeitvertrag, dann sollte es eine Festanstellung werden (als Handwerker). Drei Tage später war er weg, ging nicht mehr zur Arbeit. Das Fernsehteam hat ihn wiedergefunden. Er konte nicht damit leben, ständig zur Arbeit zu gehen, dieses ganze bürgerliche Leben. Eine Zeit ja, aber dann ging es nicht mehr.
Oder ein anderes Beispiel. Ich führe ehrenamtliche Betreuungen, früher hieß das noch Vormundschaften. Einen meiner Betreuten habe ich jetzt in einem anderen Bundesland in einem Seniorenheim untergebracht. Es hat einen frühkindlichen Hirnschaden, ist Analphabet, Alkoholiker. Im Heim lebt er jetzt abstinent, er ist rundum versorgt. Vorher war er in einer Absteige, die abgebrannt ist, dann bei der Heilsarmee untergebracht. Nun will er wieder zurück hierher, obwohl er weiss, dass er dann wohl bald unter der Brücke schlafen wird oder ewig bei der Heilsarmee. Was soll da jemand bzw. der Staat noch machen ? Ich meine, niemand zwingt diese Menschen zu solch einem Leben, auch heute nicht, obwohl das soziale Klima wirklich rauer geworden ist.
Mir tun diese Leute zwar leid, aber Geld gebe ich nicht.
Jedes Jahr gibt es hier in unserer Stadt eine Aktion „Licht im Advent“, initiiert von unserer Zeitung. Da werden dann Schicksale gezeigt, was für arme Menschen es getroffen hat, und man möge bitte spenden.
Da habe ich mehrfach die Geschichte von Menschen gelesen, die ich kannte. Und es war immer höchstens die halbe Geschichte. Oder in der Straße, in der ich früher wohnte, ist eine Wohnung ausgebrannt. Alleinerziehende Mutter, 2 Kinder. Spendenaufruf. Sie bekam alles wieder, nur durch Spenden, war ja nicht versichert. Und weiter kamen an Geldspenden über 10.000 Euro zusammen. Das Geld hat sie mehr oder weniger sinnlos verjuxt (ihre Schwester hat es meiner Frau erzählt). Da sollte der Staat mal eingreifen, aber dann wird wieder gesagt, dass wir in keiner Diktatur leben. Freiheit usw.
Eigentlich bin ich auch oft hilflos, wem man was geben sollte. Wenn eine alte Dame von 100 Euro im Monat lebt und Sozialhilfe nicht in Anspruch nimmt, dann ist das bitter. Wenn man aber nachfragt, dann hat diese Dame drei Kinder, aber wenn sie Sozialhilfe beantragt, dann werden diese Kinder zum Unterhalt herangezogen, und das will sie nicht. Somit hat sie eigentlich selber Schuld, sie will es so. Aber mies ist ihr Leben trotzdem. Also, was tun ?
Also, nach meiner Meinung muss Obdachlosigkeit nicht sein. Aber ein Obdachloser, der oft auch abhängig ist, kann nicht erwarten, eine Wohnung zu bekommen, in der er dann den ganzen Tag und die halbe Nacht besoffen rumkrakeelt und aus der Wohnung eine Müllkippe macht.
Gruss
Andreas