Hallo Oliver,
ja, richtig, natürlich altern Salamander und sterben früher oder später auch ohne Zutun von Freßfeinden, Parasiten und Krankheitserregern.
Das Altern ist ein „systemischer Effekt“, d.h., er kommt durch ein komplexes Zusammenspiel vieler Prozesse im ganzen Organismus zustande. Altern alleine auf Ebene der Zelle läßt sich nur bedingt verstehen (auch, wenn es sehr definierte Kriterien für eine Zellalterung gibt). Zellen haben nämlich schon die Möglichkeit, sich so zu „erneuern“, daß ihre Linie praktisch unsterblich ist. Immerhin sind wir ja allesamt direkte Nachkommen einer milliardejahre alten Zelllinie! Eine Zelle erneuert sich zum einen indem sie ständig altes Material durch neues Ersetzt. Da sich nicht alles „online“ ersetzen läßt, fertigt die Zelle auch ganz frische Kopien von sich an. Damit verteilt sich das „alte, nicht online erstezbare Material“ auf zwei Zellen, es wird also „verdünnt“. Vorm und beim Kopieren passieren jedoch auch Schäden und Fehler (=Mutationen), die nicht repariert werden können. Daher ist eine Kopie nie identisch mit dem Original, selbst das Original bleibt zwangsläufig nicht exakt das, was es war. Damit verändert sich die „Zelle“ also mit der Zeit und nicht die individuelle Zelle lebt unendlich fort. In diesem Zusammenhang ist es also besser, wenn man von einer „Zelllinie“ spricht. Von dieser Linie werden die allerallermeisten an Fehlern und Schäden sterben. Bei manchen sind diese Mutationen keine Fehler im schlechten Sinne, sondern einfach „Veränderungen“, neutral in ihrer Wirkung oder manchmal sogar positiv. Diese Mitglieder der Linie haben eine bessere Überlebenschance.
Gut, sowas können also Zellen. Das ist aber nicht immer und nicht für alle Zellen auch sinnvoll, insbesondere nicht für die, die spezielle Aufgaben in einem großen Zellverband bzw. in einem Organsimus zu erfüllen haben. Diese Zellen haben sich nämlich entschlossen, ein vielzelliges System zu erschaffen, damit einige wenige Zellen dieses Systems bessere Überlebenschancen in der Zelllinie haben. Diese bei uns so genannten Keimzellen können wieder ein Zellsystem bilden, welches wieder… usw. Diesen Prozeß nennt man Fortpflanzung und damit wird der Fortbestand der Keimzelllinie gesichert. Die „Helferzellen“ sind überflüssig, wenn die Fortpflanzung erfolgreich war (wobei die Interpretation, ab wann es ein Erfolg war, sehr, sehr unterschiedlich sein kann; Wenn die Eier befruchtet sind, wenn die Jungen geboren sind, wenn die jungen geschlechtsreif sind, wenn die Jungen Enkel haben, wenn Urenkel da sind…).
Je länger der individuelle Organismus in Stand gehalten werden muß, desto mehr muß investiert werden. Irgendwann erzeugt aber auch die bereitstellung der Energie mehr Schäden, als damit repariert werden können. Unendlich lange kann also auch ein Individuum nicht leben.
Beim Salamander können bestimmte Körper-Zellen nach Verletzung in einen quasi-emryonalen Zustand zurückfallen und wieder beginnen, einen Teil des Organismus neu aufzubauen. Eine bessere Wundheilung. Das ist eigentlich alles. Die neue Extremität ist aber bei Beginn schon „älter“, d.h., sie hat schon die Schäden der (ja schon älteren) Ausgangszellen geerbt. Beliebig oft geht das auch nicht, soweit ich weiß. Macht man das häufiger, wachsen die Extremitäten nicht mehr so gut nach.
Gruß
Jochen