Im Körper: Calcium + Magnesium

Hallo,

ich habe gehört, dass sich Calcium und Magnesium im Körper teilweise neutralisieren. D.h., wenn man zum Beispiel direkt nacheinander in Wasser aufgelöste Calcium- und Magnesium-Tabletten zu sich nimmt, dass der Körper davon nichts hat.

Stimmt das überhaupt? Wieso ist das so? Entsteht dabei eine chemische Reaktion?

Grüße,
Jack

Hallo Jack,

ich habe das auch schon gehört. Ich habe gehört, dass durch gleichzeitige Einnahme von Magnesium (Mg) und Calcium (Ca) die direkte Aufnahme einer der beiden Substanzen hemmt.

Und ich habe im Hinterkopf, dass das etwas mit der Ca/Mg-Pumpe zu tun hat:
Es ist nämlich so, dass Ca und Mg durch Diffusion in die Zellen aufgenommen werden kann, wenn außerhalb der Zelle eine hohe Ca bzw. Mg Konzentration vorliegt. Allerdings kann Mg auch gegen das Konzentrationsgefälle in die Zelle geschleust werden, eben mit der Ca/Mg-Pumpe. Dabei wird unter Aufwendung von Energie Mg in die Zelle und Ca aus der Zelle befördert.

Da jedoch in dem Moment in dem man ein Ca- und Mg- reiches Getränk zu sich nimmt, beides in hoher Konzentration außerhalb der Zelle vorliegt, und in geringer Konzentration in der Zelle, müßte beides durch Diffusion gut aufgenommen werden. Ich sehe also keinen logischen Grund für eine Hemmung oder dergleichen.

Gruß Franziska

Physiologische Wechselwirkung
Hallo!
Bin durch googeln auf dies gestoßen: Also reines Zitat(Quelle: http://www.isonline.de Unterverzeichnis „Wechselwirkung“)

habe den Artikel klickbar gemacht Gandalf (MOD)

"Calcium und Magnesium stehen bei der biologischen Verwertbarkeit in enger Wechselwirkung. Als zweiwertige Kationen werden sie, bei insgesamt begrenzter absoluter Resorptionskapazität, über den gleichen Mechanismus vom Körper aufgenommen.

Sowohl eine langfristige Einnahme von hochdosierten Magnesiumpräparaten als auch eine langfristige Einnahme von hochdosierten Calciumpräparaten ist ohne ärztliche Kontrolle auch bei kritischer Bedarfsdeckung an diesen Mineralstoffen nicht empfehlenswert. Wird die Calciumaufnahme durch Präparate langfristig einseitig stark erhöht, kann sich die Magnesiumaufnahme verschlechtern, da Calcium und Magnesium über dieselben Transporter vom Darm in das Blut befördert werden; das Risiko von Mineralstoffdysbalancen, das Risiko eines Magnesiumdefizites wird vergrößert. Wird einseitig die Magnesiumzufuhr über einen längeren Zeitraum durch hochdosierte Präparate stark erhöht, kann entsprechend weniger Calcium aus den Lebensmitteln und Getränken aufgenommen werden, wodurch sich das Risiko einer Calciumunterversorgung und hierdurch das Risiko von Osteoporose erhöhen kann.

Das Risiko von Mineralstoff-Dysbalancen tritt nicht bei Lebensmitteln und Getränken auf, die ein Calcium-Magnesium-Verhältnis von 2:1 aufweisen. Dieses Verhältnis entspricht den täglichen Zufuhrempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V. und der Europäischen RDA mit 800 mg Calcium : 400 mg Magnesium = 2:1)."

Gruß
Forrest

Hallo,

Zuerst die Antwort auf die Frage:

Lange Zeit war man der Meinung, Calcium und Magnesium würden sich bei gleichzeitiger Verabreichung gegenseitig in ihrer Resorption stören. Diese Annahme beruhte auf Untersuchungen am Rattendarm, die jedoch wie man heute weiß nicht auf den Menschen übertragbar sind. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen am Menschen konnten keine gegenseitigen Hemmeffekte im Darm feststellen. Selbst Magnesiummengen von 800 mg hatten noch keinen negativen Einfluss auf die Calciumresorption; umgekehrt störten auch 2000 mg Calcium die Mangesiumresorption nicht.

[Quelle: H. Spencer et al. (1994) Effect of magnesium on the intestinal absorption of calcium in man, Journal of the American College of Nutrition, Vol. 13, No. 5, 485-492]

Interessane Zusatzinfos:

Magnesium wird beim Menschen im wesentlichen durch den Darm über einen passiven Diffusionsvorgang aufgenommen. Der Transport erfolgt in Form der erleichterten Diffusion. Da die Magnesiumaufnahme an die Aufnahme von Wasser gebunden ist, sind leichte Azidität, proteinreiche
Nahrung, Vitamin B, Natrium, Vitamin D und Stimulanzien der Insulinsekretion begünstigende Faktoren. Als hemmende Faktoren sind z.B. das Parathormon, Polypeptidhormone wie VIP, Calciumionen oder Alkohol bekannt. Der Magnesiumausstrom aus der Zelle erfolgt über einen aktiven Transport. Sowohl Eintritt als auch Austritt aus der Zelle sind energieverbrauchende Prozesse, die Glucose benötigen. Die Kenntnisse über den Magnesiumtransport in die Zelle und die Aufrechterhaltung des Gradienten zwischen extra- und intrazellulärem Magnesium sind jedoch noch gering.

[Quelle: Durlach J: Magnesium in der klinischen Praxis. Gustav Fischer Verlag Jena, 1992]

Die Magnesiumresorption hat eine aktive und eine passive Komponente.
Bei geringer Magnesiumzufuhr wird Magnesium transzellulär mit einem aktiven Transportmechanismus resorbiert, dessen Eigenschaften bisher nicht genau charakterisiert sind. Bei hoher intraluminaler Magnesiumkonzentration wird der überwiegende Teil des Magnesiums passiv parazellulär aufgenommen.

[Quelle: Kayne LH, Lee DB. Intestinal Magnesium absorption. Miner Electrolyte Metab 1993; 19: 210–7]

Im Blut wird Magnesium durch Niere, Darm und Nebenniere reguliert. Das wichtigste den Blutmagnesiumspiegel regulierende Organ ist die Niere. Zuviel aufgenommenes oder aus dem Knochen mobilisiertes Magnesium wird mit dem Urin ausgeschieden. Bei Magnesiummangel kann das filtrierte Magnesium fast vollständig in der aufsteigenden Henle-Schleife (55-63%) reabsorbiert werden. Störungen im Magnesiumhaushalt führen zu Ionenverschiebungen wie Hypocalcämie und intrazellulärer Kaliumverarmung.

[Quelle: Ebel H, Günther T: Magnesium- das zweithäufigste intrazelluläre Kation. Med Klin 75 (1980) 257-263]

Claudin-16 (=Paracellin-1) ist der parazelluläre Magnesiumkanal, der vorzugsweise im dicken aufsteigenden Teil der Henle-Schleife lokalisiert ist (Simon et al., 1999)

[Quelle: Simon DB, et al. (1999) Paracellin-1, a renal tight junction protein required for paracellular Mg2+ resorption. Science 285(5424): 103-106]

Für Caclium-Ionen gibt es eine Reihe biochemisch sehr gut untersuchter Transproter, zB. die „epithelial calcium channels“ für die erleichterte Diffusion oder die Na/Ca-ATPasen für aktiven Transport. Bei Calcium gibt es darüber hinaus noch eine Serie von speziellen Kalziun-bindenden Proteinen (Calmodulin, Calbindin) und vor allem große extrazelluläre (die Knochen!) und intrazelluläre (das endoplasmatische Retikulum) Speicher.

Magnesium un Kalzium benutzen also unterschiedliche Transportwege und unterliegen getrennten Regulationsmechanismen. Beide sind zwar varwandte zweiwertige Kationen, die Bindungspartner haben aber eine gute Spezifität. Nur bei einem extremen (unphysiologischen) Mißverhältnis kann Ca zB. auch an einer Mg-Bindestelle binden (und umgekehrt). Soche Ungleichgewichte sind aber ohne massive(!) Interventionen nicht zu erzeugen. Ich glaube, dass der Mensch aus anderen Gründen schon vorher sterben würde, bevor zB. eine Langzeit-Hochdosis-Kalziuminfusion in den Zellen zu solchen Effekten führen würde.

Beste Grüße,
Jochen

Hallo Jo,

Perfekt! dafür auch von mir ein Sternchen!

Wahrend meines Studiums erzählten uns die Professoren noch, Ca und Mg
müsse getrennt eingenommen werden.
Einige Zeit später las ich in einer Fachzeitung einen ausführlichen Artikel darüber, dass dem nicht so sei. Hab gestern noch eifrig gestöbert und den Artikel im Netz gesucht, bin aber leider nicht fündig geworden. Jetzt brauch ich auch nicht weiter zu suchen. Danke.

LG
carolinchen