Anstellung am Institut für Firmen uninteresant

Guten Tag,

Ich habe heute von einem Mitarbeiter aus der Personalabteilung gehört, dass frühere Anstellungen an einem Institut der eigenen Hochschule bzw. Mitarbeiten an Forschungsarbeiten für Unternehmen nicht relevant bzw. interessant sind da dies keine „wirkliche“ Arbeit ist.
Laut diesem Mitarbeiter zählt nur die Erfahrung, welche auch in einer Firma gesammelt wurde, da man nur hier die relevante praxis bekommt.
Die Firma und das Institut der FH sind im gleichen / ähnlichen Bereich tätig.

Mich würde interessieren wie Sie / ihr das sehen / seht, bzw. was ihr darüber wisst.

Um zu sehen aus welcher Position heraus ihr argumentiert, wäre es interessant, wenn jeder seine Position im Unternehmen angebt (z.b. HR-Manager, Student, Angestellte/r) - natürlich jeder wie er / sie will.

Liebe Grüße,
Philipp

Wie man’s nimmt…

Ich habe heute von einem Mitarbeiter aus der Personalabteilung gehört, dass frühere Anstellungen an einem Institut der eigenen Hochschule bzw. Mitarbeiten an Forschungsarbeiten für Unternehmen nicht relevant bzw. interessant sind da dies keine „wirkliche“ Arbeit ist.

Solche Leute gibt es.
Aus meiner eigenen Bewerbungszeit, da fragte mich jemand „Haben Sie schon mal gearbeitet?“
Ich sagte daraufhin, dass ich c.a. 5 Jahre Projekterfahrung an der Uni / Fraunhofer hätte, woraufhin die Antwort kam: „Nein, ich meinte richtig gearbeitet!“

Persönlich teile ich diese Einstellung mittlerweile auch bedingt, wobei man allerdings auch daran denken sollte, dass es auch in der freien Industrie Jobs gibt, bei denen man keine brauchbaren Erfahrungen macht - die man aber trotzdem als „Arbeit“ verkaufen kann nur weil man auf Posten X ein paar Jahre Taschenbilliard gespielt hat.

Laut diesem Mitarbeiter zählt nur die Erfahrung, welche auch in einer Firma gesammelt wurde, da man nur hier die relevante praxis bekommt.

Die Prozesse in Unis/Instituten und der „freien Wirtschaft“ sind in vieler Hinsicht anders und legerer, dennoch gibt es so manch „akademische“ Tätigkeit, welche durchaus „echter Arbeit“ das Wasser reichen kann.

Mich würde interessieren wie Sie / ihr das sehen / seht, bzw. was ihr darüber wisst.

Als Denkanstoß vielleicht: Am 7. Tag als ich in meiner neuen Firma saß, schrieb ich eine Mail an meinen vorigen Uni-Vorgesetzen, in der ich sinngemäß schrieb „Ich lerne hier jeden Tag so viel wie in einem gesamten Semester Uni.“
Das ist bis heute nicht viel anders.
Ich habe auch eine m.E.n. hochbegabte Kollegin, die jahrelang an der Uni gearbeitet hat - die mußte sich auch erstmal umstellen. Insbesondere Dinge wie Kundenzentriertheit und Managementsicht waren für sie in der Vergangenheit nie ein Thema, und das wirkt sich natürlich auf die Arbeitsweise aus.

Um zu sehen aus welcher Position heraus ihr argumentiert, wäre es interessant, wenn jeder seine Position im Unternehmen angebt

Ich habe mehrere Brillen gleichzeitig: disziplinarischer und fachlicher Vorgesetzter, aber selbst ehemals WHK.

Gruß,
Michael

Moin,

Laut diesem Mitarbeiter zählt nur die Erfahrung, welche auch
in einer Firma gesammelt wurde, da man nur hier die relevante
praxis bekommt.

jo, solche Leute gibt es.
Aber generell wird das nicht so gesehen, denn promovierte Leute kriegen in aller Regel mehr als ‚nur‘ diplomierte. Die drei bis x Jahre der Promotion werden also gutgeschrieben.
Das ist zwar nicht der alleinige Grund, aber mit einer.

Zudem ist in vielen Fällen die Projektarbeit an Unis und Forschungseinrichtungen (speziell Fraunhofer) der in der freien Wirtschaft immer ähnlicher geworden, es müssen z.B. immer mehr Drittmittel eingeworben werden und die gibt es nun mal nicht für lau.

Aber das hat sich bis zu solchen Menschen wie dem Deinen noch nicht rumgesprochen und es steht zu befürchten, daß es das auch nicht wird, zu schön, seine alten Vorurteile zu pflegen.

Gandalf

Ist/ist nicht…

Aber generell wird das nicht so gesehen, denn promovierte Leute kriegen in aller Regel mehr als ‚nur‘ diplomierte.

Das hat nichts damit zu tun. Das liegt daran, dass Promotion auch in gewissem Maß ein Image-Gewinn für das einstellende Unternehmen ist.
Wer „nur“ als WiMi gearbeitet aber nicht promoviert hat, der zählt vielerorts als Berufsanfänger.
Ob das gerechtfertigt ist, hängt wohl vom Einzelfall ab, sollte aber nicht pauschalisiert werden.

Zudem ist in vielen Fällen die Projektarbeit an Unis und Forschungseinrichtungen (speziell Fraunhofer) der in der freien Wirtschaft immer ähnlicher geworden

Jo zum Bleistift unbezahlte Praktika, leere Verprechungen bezüglich Übernahmemöglichkeiten blabla: Selbst erlebt.

Aber das hat sich bis zu solchen Menschen wie dem Deinen noch nicht rumgesprochen und es steht zu befürchten, daß es das auch nicht wird, zu schön, seine alten Vorurteile zu pflegen.

Bei mir ist das gar nicht soo lange her dass ich die Uni verlassen habe, aber ich weiß selbst aus eigener Erfahrung dass Welten zwischen der Uniarbeit und meiner jetzigen Tätigkeit liegen, und da ich auch Trainees begleite sehe ich, wo bis heute die Schwierigkeiten des Umstiegs sind.

Aber pauschal zu sagen „Uniarbeit ist keine Arbeit“ ist ein dummes Vorurteil, da gebe ich Dir Recht.
Es ist andere Arbeit, bei der man andere Erfahrungen sammelt, die aber für ein Unternehmen nicht weniger nutzbringend sind.

Gruß,
Michael

Hallo Philipp,

Ich habe heute von einem Mitarbeiter aus der Personalabteilung
gehört, dass frühere Anstellungen an einem Institut der
eigenen Hochschule bzw. Mitarbeiten an Forschungsarbeiten für
Unternehmen nicht relevant bzw. interessant sind da dies keine
„wirkliche“ Arbeit ist.

ob es „wirkliche“ Arbeit ist? Natürlich. In Unternehmen der freien Wirtschaft geht es aber meist anders zu als in behördenähnlichen Instituten. Man wird halt mit alltäglichem Streß und anderen Problemen konfrontiert, die es z.B. an Instituten nicht gibt.

Laut diesem Mitarbeiter zählt nur die Erfahrung, welche auch
in einer Firma gesammelt wurde, da man nur hier die relevante
praxis bekommt.

Das halte ich aber für ein Gerücht. Sicher mag das in einigen Fällen zutreffen, aber nicht generell. Zunächst einmal ist es wichtig, das man ein normal kommunikationsfähiger Mensch ist und nicht irgendein introvertierter Nerd, der nur aus sich rauskommt, wenn er über „sein Thema“ sprechen kann (und nicht mehr damit aufhört).

Dann kommt es halt darauf an, welchen Job man haben möchte, und was man vorher am Institut gemacht hat. Wenn man sich am Institut als Ingenieur mit aktuell gefragten Spezialthemen auseinandergesetzt hat, küssen einem viele Unternehmen die Füße, wenn man bei ihnen als Spezialist in der Forschung & Entwicklung einsteigt. Ist man hingegen BWLer und hat an einem „Modethema“ (Alter Wein in neuen Schläuchen) rumgeforscht, kann man nicht davon ausgehen, dass man deswegen gleich als Manager mit Personalverantwortung irgendwo einsteigen kann. Die tollen wissenschaftlichen Theorien die dort gesponnen werden haben mit der Praxis meist wenig zu tun und nur wenige Unternehmen sind bereit viel Geld für Leute auszugeben, die nur klug schwätzen können. Solche Tätigkeiten haben nichts mit wissenschaftlichem Arbeiten zu tun. Deshalb zählt hier die berufliche Praxis im Job mehr als jede wissenschaftliche Bildung.

Bedenke, dass Bewerber von Unternehmen immer nach der zu erwartenden Leistungsfähigkeit beurteilt werden. Die Erfahrungen des Bewerbers zählen da natürlich mit rein. Die Frage ist einfach, ob du die gewünschten Erfahrungen auch an einem Institut sammeln konntest.

MfG
Stephan

Hallo,

ich bin Personalberater, berate Unternehmen in HR-Themen, mache Personalvermittlung und habe neben meinen Erfahrungen in dieser Funktion auch häufig genug selbst auf der höheren Seite vom Tisch gesessen.

Meiner Erfahrung nach kann man keine generelle Aussage über die Wertigkeit von Tätigkeiten treffen. Es gibt sicherlich viele, die in einem Jahr an ihrer Hochschule in etwa so viel Erfahrung sammeln wie andere in einer Woche Mallorca-Urlaub, es gibt aber auch andere.

Das Problem, das dein Posting eher aufzeigt, ist das Herangehen von Personalern und deren Erfahrung. So wie es viele gibt, die unbedingt voraussetzen, dass ihre neuen Mitarbeiter ein Studium vorweisen können (meist diejenigen, die selber studiert haben und ihre Erfahrungen nur aus eben diesem Studium gewinnen konnten), gibt es zum Glück auch andere, die auf eigene Praxis zurückgreifen können und selbst Erfahrungen gemacht haben.

Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass meist diejenigen, die gerade „frisch“ in ihrer Position angelangt sind und die am besten frisch von der Schule kommen, denken, im Erlernten läge alle Weisheit der Menschheit und in dem Buch, das sie zuletzt gelesen haben, stünde all das, was sie wissen müssten. Eben diese haben selbst die Erfahrung gemacht, dass ihre eigene Beschäftigung an der Hochschule eher als Zeitvertreib zu sehen war, also übertragen sie das auch auf alle anderen. Mit denen kommt man im Vorstellungsgespräch nur klar, wenn man entweder offensiv vorgeht, was natürlich auch von der Position abhängt, oder aber indem man sie ein wenig bauchpinselt, ihnen recht gibt, dabei dann aber einfließen lässt, dass es auch andere Erfahrungen gibt und dass man die eigenen gerne unter Beweis stellen wird.

Ich habe für meine Promotion auch 4 Jahre an der Uni gearbeitet, vorher und nachher aber „richtig“ gearbeitet. Ich wurde bei meinen späteren Bewerbungen sehr deutlich zu meiner Zeit VOR und NACH der Unizeit, aber nie nach der Uni gefragt. Insofern kann ich das geäußerte Vorurteil bestätigen.

Außerdem kann ich bestätigen, dass beispielsweise bei uns jemand, der zwar als WiMi gearbeitet hat, aber in der Zeit nicht promoviert hat, als Drückeberger oder Versager angesehen und nicht eingeladen wird. Und dies, obwohl unser Chef selbst… :smile:

Die beschriebenen anderen Fälle, in denen Forscher mit Kußhand genommen werden, gibt’s natürlich auch. Aber das sind spezielle Arbeitgeber, die es bspw. bei mir (Informatik) nur wenige gibt.