Hallo Wolfgang,
die Sache mit dem Euro hat sicher viele Aspekte und der Blick
nur auf den Wechselkurs ist im Moment verständlich, auf Dauer
aber viel zu kurz gesprungen. Kann man darüber noch
unterschiedlicher Meinung sein, sind dagegen einige andere
Aussagen glatt falsch.
Die einzige Seite, die zur Zeit vom schwachen Euro profitiert,
sind die exportierenden Großunternehmen im Euroland.
Wiese eigentlich nur Großunternehmen? Mensch, laß’ doch die
Ideologie mal weg! Ich kann dieses Konzern-Gequatsche einfach
nicht mehr hören.
Kleinunternehmen exportieren m.E. nun einmal weniger, sondern bieten meist nur Dienstleistungen an. Z.B. Handwerksbetriebe.
Natürlich exportieren auch kleinere oder mittlere Unternehmen, aber nicht in dem großen Stil, in dem es die Großunternehmen tun.
Und die folgende Aussage ist schlicht Unfug:
Der Großteil der deutschen Unternehmen importiert mehr Waren
aus dem Ausland nach Deutschland als umgekehrt.
Wie gesagt, die Mayorität der Unternehmen, nach Stückzahl, nicht nach Umsatz, exportiert die hergestellten Güter nicht außerhalb des Euroraumes oder bietet nur Dienstleistungen an.
Bitte erkläre mir genauer, wieso du dies für falsch hältst.
…sieht bereits für das Jahr 2004 einen Eurokurs von ca. 0,50
US-Dollar.
Die Aussage hat höchstens die Qualität von Kaffeesatzleserei.
Wer kann 4 Jahre im Voraus einen Wechselkurs prognostizieren?
Allgemein tut man sich da schon von einem Tag auf den anderen
schwer und außerdem werden bei solchen Sprechblasen die
Regelmechanismen des Marktes vergessen.
Ich empfinde beim Gedanken an den Euro auch etwas
Magengrummeln. Ich erinnere mich aber an Dollarkurse zwischen
1,48 DM und 4,20 DM, ohne daß dabei das Abendland unterging.
Vor dem geschichtlichen Hintergrund treten
Wechselkursschwankungen eher in den Hintergrund. Da ist der
symbolische Wert einer gemeinsamen Währung ein wichtiger
Meilenstein auf dem Weg der europäischen Einigung. Mehr als
Symbolik ist das Ganze ohnehin nicht. Die Wechselkurse
zwischen den meisten EU-Währungen liegen nämlich schon seit
vielen Jahren fest.
Die betreffende Zeitschrift hat aber früher auch schon einen Eurokurs von ca. 0,90 USD vorhergesagt, soll eine der besten Analystenzeitschriften der Finanzwelt sein.
Der Euro ist nicht nur gegenüber dem USD schwach, das war ja die DM auch schon, sondern auch gegenüber allen anderen wichtigen Handelswährungen.
Für mich ist der Euro mehr als Symbolik, er stellt eine Stütze für einige EU-Staaten dar, auf Kosten der Länder, die zuvor eine stabile Landeswährung hatten, wie Deutschland.
Ob der europäische Einigungsprozess für Deutschland unbedingt zu begrüßen ist, bezweifle ich.
Noch etwas zu den Regelmechanismen, die mit allerletzter
Sicherheit spürbar greifen: Finanzmärkte reagieren kurzfristig
sehr emotional. Mit Sachkenntnis und Stärke der
Volkswirtschaften steht das nur entfernt im Zusammenhang.
Viele Spekulanten und Leute mit Spatzenhirnen (meine
Entschuldigung in Richtung der Spatzen) sind dabei am Werk.
Die Hochfinanz der Welt bestimmt die Lage der Finanzmärkte um von vorgegebenen Trends Kapital zu schlagen. Dazu gibt es eine Reihe interessanter Schriften. Bei Interesse kann ich dir ja ein paar Links zukommen lassen.
Gruß
Daniel