Hallo Nicola,
Hallo Christian,
Medizingeschichte ist nicht gerade ein Thema, in dem ich sehr bewandert bin, aber ein bisschen aws kann ich wohl doch dazu sagen.
ich erinnere mich an „Der Medicus“, wo gesagt wurde, daß in
der Zeit z.B. niemand den Blinddarm (genauer gesagt den
Appendix) kannte, eben weil auch Medizinern in Orient und
Okzident das Öffnen des Körpers verboten war.
Diese Aussage von Noah Gordon dürfte stimmen, denn seit dem 3. jahrhundert wurden keine Leichenöffnungen aus wissenschaftlichen Gründen mehr erlaubt. Nicht nur Christen hatten Mühe damit,dass die körperliche Unversehrtheit der Leichen gestört werden könnte. Ausserdem machten damals Gerüchted ie Runde, das Gefangene lebend seziert wurden. Dies war ein weiterer Grund, Sektionen ganz zu verbieten.
Man hat sich über 1000 Jahre bis ins 15. Jhrd. mit den Erkenntnissen von Galen begnügt. Dieser war ein Gladiatorenarzt und hat wohl auch Leichen aber vor allem Tiere seziert. Seine Lehre galt als unantastbar und wurde nicht überprüft, obwohl so einiges nicht stimmte.
Wenn es aber auch in der Zeit und in dem Kulturkreis üblich
war, Toten zwecks Einbalsamierung alle Organe, also
wahrscheinlich auch die Därme zu entfernen (was ja bestimmt
nicht von Laien, sondern von Fachpersonal durchgeführt wurde),
wären dann nicht ‚Anomalien‘ wie eben der Appendix
zwangsläufig aufgefallen?
Das Fachpersonal waren keine Gelehrten oder Priester, sondern Menschen, die mit Toten hantierten, also Analphabeten am unteren Rand der Gesellschaft, unrein und oft ausgestossen.
Die Einbalsamierer haben von Galens Lehren nichts gewusst, obwohl sie sicher genau wussten, das zB ein menschlicher Uterus im Gegensatz zu Galens Behauptung nicht gespalten ist.
Wissenschaftler trieben sich in Bibliotheken herum und hatten keinen Kontakt mit Totengräbern.
Ähnlich lief es auch in anderen Bereichen der Wissenschaft:smiley:as Prinzip der Vererbungslehre ist in der Landwirtschaft schon seit Jahrtausenden bekannt, aber man interessierte sich erst dafür, als ein Gelehrter es systematisch nachprüfte und aufschrieb.
Auffallende Anomalien, wie ein grosser Tumor wäre einem Balsamierer sicher aufgefallen, aber ein Wurmfortsatz fällt nicht auf, wenn man eine Leiche ausnimmt: Bauch auf, eventuell Darm am Schlund, am Enddarm und an den grossen Aterien abbinden, damit es keine Sauerrei gibt und abschneiden. Das ganze Gekröse von meheren Kilogramm zu zweit rauswuchten, in das vorgesehene Gefäss packen, Deckel drauf und nie wieder angucken.
Warum hätte ein Einbalsamierer in dem nicht nur von Eiter stinkenden Gedärm nach dem Ursprung der Entzündung suchen sollen? Und falls er doch etwas bemerkte, wem hätte er sagen sollen, das da ein Schwänzchen am Darm entzündet ist?
Viele Grüsse, Nicola
Neugierige Grüße
Christian