Aggressionen

Hallo an alle.

ich habe ein Problem, das mir schon seit längerem zu schaffen macht und von dem ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Jetzt versuch ich’s erst mal bei den „Hobby-Psychologen“, vielleicht könnt Ihr mir einen Tipp geben.

Ich glaube, ich leide unter Aggressionen. Normal merkt man mir das nicht an, ich bin immer ganz nett und freundlich, aber wenn mir einer blöd kommt oder ich mich in irgendeiner Weise angegriffen fühle, ticke ich total aus. Das kann sein, wenn ich mich von meinem Chef ungerecht behandelt fühle (wobei sich das in dem Fall eher in Patzigkeit äußert, also ich schlage dann nicht gleich alles kurz und klein) oder auch, wenn ich z. B. mit dem Rad unterwegs bin und von einem Autofahrer geschnibbelt oder (meiner Meinung nach zu Unrecht) angehupt werde. Dann kann es schon passieren, dass ich quer über die Straße schreie und die Leute gleich als Arschlöcher und was weiß ich beschimpfe. In den meisten Fällen ist meine Reaktion total unangemessen, und ich warte nur auf den Tag, an dem mich mal einer „wehrt“. Ich weiß selbst, wie peinlich das eigentlich ist, aber ich habe mich in solchen Momenten einfach nicht unter Kontrolle.

Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich es z. B. im Berufsleben eigentlich noch zu nichts gebracht habe. Ich habe schon ganz oft meine Stelle gewechselt, es ging aber nie lange gut. Irgendwann hatte ich zumindest meinen jeweiligen Chef zum Feind und habe dann gekündigt und mir was neues gesucht.

Auch mit meinem jeweiligen Freund gab es eigentlich über kurz oder lang immer Probleme, heftige Streitereien, die auch mal in Handgreiflichkeiten ausarteten und deren Auslöser meistens ziemliche Kleinigkeiten waren.

Viele Freunde/innen habe ich eigentlich auch nicht. Wahrscheinlich hält’s keiner lang mit mir aus. (Ich bin außerdem nämlich auch ziemlich empfindlich, eifersüchtig und schnell beleidigt, weiß aber nicht, ob das alles zusammenhängt oder ich einfach Pech habe, dass ich so viele negative Eigenschaften auf einmal habe.)

Auf jeden Fall macht mich das alles ziemlich fertig, weil ich sehe, dass ich damit nicht weit komme, es aber auch nicht ändern kann.

Jetzt meine Fragen:

Woher kommt so was? Bin ich wirklich gestört? Kann ich das ändern und wenn ja, wie? Muss ich gleich in Therapie, oder kann man das irgendwie auch allein schaffen? Gibt es so was öfter oder bin ich ziemlich allein mit dem Problem?

Für Hilfe wäre ich sehr, sehr dankbar!

Pustepluhme

Frustrationstoleranz
Hi Pustepluhme

zunächst eínmal ein Kompliment an dich, denn du stellst dieses für dich problematische Verhalten mit solcher Gelassenheit und mit einer solchen Fähigkeit zur Selbstdistanz dar, wie man sie sonst bei Menschen mit diesen Eigenschaften sehr selten findet.

Trotzdem - der erste Ausdruck in deiner Beschreibung hat Seltenheitswert:

Ich glaube, ich leide unter Aggressionen.

denn es ist vermutlich doch eher so, daß deine Umwelt darunter leidet, und nicht du selbst - oder? *smile* So jedenfalls hast du deine Beispielsituationen ausgesucht.

Aber du äußerst ja den Wunsch, diese offenbar blitzschnellen und unwillkürlichen Reaktionen in den Griff zu bekommen. Klar, denn wie du ja auch schreibst, wirkt das in jeglicher zwischenmenschlichen Beziehung störend, wenn nicht sogar - auf die Dauer - zerstörend.

Mit deiner Selbstbeschreibung:

wenn mir einer blöd kommt oder ich mich in irgendeiner Weise angegriffen fühle, ticke ich total aus…

und

ich habe mich in solchen Momenten einfach nicht unter Kontrolle.

und

Ich bin außerdem nämlich auch ziemlich empfindlich, eifersüchtig und schnell beleidigt…

(wobei bei dem letzteren sicher noch zu ergänzen wäre: extrem ungeduldig, vor allem mit anderen, die langsamer sind als du, oder die nicht so wollen, wie du… stimmts?)

triffst du ziemlich genau das, was man in der Psychologie „geringe Frustrationstoleranz“ nennt. Frustationstoleranz ist - umgangssprachlich ausgedrückt - die Spannweite im „Nervenkostüm“, die jemand zur Verfügung hat, ehe er „in die Luft“ geht bzw. bis er überhaupt meint, auf etwas, das ihm in die Quere kommt oder ihm zuwider ist, reagieren zu sollen.

Wenn diese „Reaktions-Schwelle“ sehr schnell überschritten wird, hat das fast immer den Grund, daß der Betreffende sich von etwas sehr tief und existentiell angegriffen, sogar bedroht fühlt, was ein anderer (mit einer „größeren Frustrationstoleranz“) als Lappalie abtun würde, oder was ihm nicht wichtig genug erschiene, überhaupt darauf zu reagieren. Das Extrem in der einen Richtung ergäbe so etwas, was man Lethargie nennt, das andere Extrem liegt halt in der Richtung, die du selbst erlebst. Beide - als Extreme - machen das Zusammenleben mit anderen jedenfalls problematisch. Die einen „kriegen den Arsch nicht hoch“, die anderen „kommen von der Decke nicht mehr runter“.

Um dieses Verhalten in ein lebbares Mittelmaß zu kriegen, ist es günstig, wenn du zunächst einmal dahinterkommst, was in solchen bltzschnellen Reaktionen bei dir („innerlich“) eigentlich abgeht (das geht in der Regel mit einem Gesprächspartner, der auf solche Gespräche geschult ist, etwas leichter, als allein). Wenn du also z.B. erkennen würdest, daß du selbst eigentlich nicht aggressiv bist, sondern daß du lediglich etwas, daß dir quer kommt, als heftigen Angriff auf dich erlebst , dann könne dich das weiterbringen in deiner Bemühung.

Nochnmal mit anderen Worten - und ob dies bei dir so ist, kann man aus der Ferne nicht sagen, aber du weißt, ob du dich in dieser (Um-)Deutung hier wiederfindest, oder halt nicht: Was du erlebst, ist nicht, daß du übertrieben auf einen geringen Anlaß reagierst, sondern, da0 du angemessen reagierst auf einen von dir als Angriff erlebten Anlaß (der aber in Wirklichkeit keiner war).

In deinen Beispielen sähe das so aus: der Autofahrer, der deinen Radweg kreuzt, hat einen Fehler gemacht, er wollte dich nicht ärgern oder anfahren… aber du erlebst es so, als ob er dich hätte überfahren wollen. Und Dein Freund, der links will, wo du rechts willst, hat einfach im Augenblick Lust auf etwas anderes als du, aber er will dich nicht in deiner Existenz bedrohen.

Wenn du aber davon ausgehst, daß du es ja so erlebst (als Bedrohung), wenn dir das vielleicht auch so nicht bewußt sein mag, dann weißt du zumindest, daß deine Reaktionen in Ordnung sind… nur deine Wahrnehmungen der Umgebung ist mit dem, was objektiv passiert, nicht richtig koordiniert.

Das ist also ähnlich wie bei einer Allergie: Der Körper reagiert mit Abwehr (Nießen, Schnupfen, Fieber) auf etwas, das in Wirklichkeit gar keine Gefahr für den Körper war.

Du beschreibst also Situationen, in der in der zwischenmenschlichen Beziehung deine Selbstschutz-Alarmanlage zu sensibel eingestellt ist. Dein Bewegungsmelder reagiert nicht nur auf Einbrecher, sondern auch auf Katzen, die im Garten herumschleichen.

Woher kommt so was?

Da gibt es viele Möglichkeiten von Lebensgeschichten, die das als Resultat haben könnten. Wie es „funktioniert“, also abstrakt beschrieben, ist etwas zu kompliziert, um es hier zu posten, und wie es sich bei dir persönlich entwickelt hat, das kann eh keiner aus der Entfernung wissen… dazu wären lange Gespräche notwendig…

… könnte sein, daß mal irgendwer in deiner Vergangenheit dir gegenüber Grenzen überschritten hat… dir zu nahe getreten ist, ohne vorher anzuklopfen… dich verletzt hat und vergessen hat, dich um Verzeihung zu bitten… ?

Bin ich wirklich gestört?

Du meinst, ob du nicht alle Tassen im Schrank hast? Nun, den Ausdruck „gestört“ verwendet man in der Psychologie nicht für so etwas. Ja, gewiß, dein sogenanntes Sozialverhalten ist „gestört“ in dem Sinne, daß es belastend, selbstschädigend auch, für deine Beziehungen ist, beruflich und privat… das heißt aber nicht, daß du"gestört" bist… :smile:

Kann ich das ändern und wenn ja, wie?

Vielleicht hast du ja Lust, erstmal ein feedback zu geben, ob die „Umdeutung“ (siehe oben) auf das, was du empfindest, paßt oder nicht…

Muss ich gleich in Therapie, oder kann man das irgendwie auch allein schaffen?

Das hört sich so an, als ob du bei Bauchschmerzen sagst, „muß ich jetzt gleich operiert werden?“… Du, Psychotherapeuten sind Gesprächspartner, sonst nichts… du kannst sie in Anspruch nehmen, wenn du jemanden brauchst, der von außen etwas sieht, was du von innen nicht sehen kannst… und in der Regel sind das auch Leute, die vorsichtig genug sind, dich nicht gleich mit „guten Ratschlägen“ totzuschlagen… und sie sind ehrlich genug, um dir nicht zu sagen „das ist kein Problem, du brauchst nur…“ - Wenn du was dran tun willst, ja, es ist möglich, aber es geht nicht von jetzt auf gleich durch einen sogenanten „Tip“… es ist auf jedenfall „Arbeit“ - und Geduld - notwendig.

Gibt es so was öfter …

Ja…
Übrigens hat jeder Mensch schon erlebt, daß er in besonderen spannungsreichen, angeheizten Situationen „überreagiert“, daß er „ausrastet“…und sich hinterher fragt „wie konnte ich nur?“… Das ist also gewissermaßen „normal“. Aber anderen passiert das eben auch in Situationen, die nicht offensichtlich „angeheizt“ sind…

… oder bin ich ziemlich allein mit dem Problem?

nein, du erkennst es allein daran, daß man sich schon lange auf einen Namen dafür geeinigt hat, so daß der eine gleich weiß, wovon der andere redet, ohne erst viele Beispiele erzählen zu müssen.

b.a.w. und liebe Grüße
Metapher

Hallo an alle.

ich habe ein Problem, das mir schon seit längerem zu schaffen
macht und von dem ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
Jetzt versuch ich’s erst mal bei den „Hobby-Psychologen“,
vielleicht könnt Ihr mir einen Tipp geben.

Ich glaube, ich leide unter Aggressionen. Normal merkt man mir
das nicht an, ich bin immer ganz nett und freundlich, aber
wenn mir einer blöd kommt oder ich mich in irgendeiner Weise
angegriffen fühle, ticke ich total aus.

ganz so kraß isses bei mir zwar net, aber im grunde geht’s mir auch so. wenn mich einer aufregt, schrei ich den schon mal an. aber nicht, wenn er wildfremd is. da muß er mich schon sehr sticheln *g*

was du dagegen tun kannst… meditiation könnt helfen. oder autogenes training. damitst ausgeglichener wirst und zum standpunkt kommst „wenn mir einer blöd kommt, egal - ich steh über den dingen“ oder so ähnlich.
zumindest für autogenes training gibt’s volkshochschulkurse. meld dich einfach mal an und schau, ob’s was für dich is! :smile:

oder… du merkst ja sicher, wenn dir der kragen platzt. auch wenn du sagst, daß du dich dann nicht unter kontrolle hast: versuch’s doch mal. konzentrier dich auf was anderes. lächle einfach mal, anstatt zu schreien. atme tiiiiiiiiiief durch. und währenddessen überlegst du dir, was du sagen willst.

andere möglichkeit: such dir ne sportart, bei der du auch mal aggressiv sein kannst. squash zum beispiel. oder radfahren vielleicht. und da mal so richtig reinpowern… kann helfen, aggressionen abzubauen.

ne therapie kannst du natürlich auch machen. ob das allerdings viel hilft… hab da so meine zweifel. da mußt schon an nen guten geraten, der sich auch wirklich mit deinem problem auseinandersetzt. und einen solchen zu finden is net leicht.

soviel mal von mir dazu.

gruß

michael

hallo!

Deine fragen sind ganz einfach zu beantworten.
Auch die umsetzung ist einfach.
was nur nicht einfach ist, ist das andere dich für „unnormal“ halten.
deshalb mach im stillen dashier:

Woher kommt so was?

das ständige nett sein wollen unterdrückt deine Agressivität.
dein geist verdrängt wut hass und agression.
Dein Körper ist wie ein Topf der überkocht aber du hältst den Deckel fest drauf. (sagst: ich muß nett sein o.s.ä.)

das ist echt alles! logisch das der druck dabei immer höher wird.

Bin ich wirklich gestört?

überhaupt nicht! im gegenteil wer seine agressionen unterdrückt ist gestört! bei dir bricht sich die natur den weg frei.
und das ist gut so.

Kann ich das
ändern und wenn ja, wie?

lenke die aggression! zuerst ist es gut eine Dynamische Meditation zu machen. Oder nimm dir einfach ein Kissen und sei auf das wütend.schlag, verprügel und beschimpfe es! einfach so! wenn es nicht so recht klappen will tue ein wenig schauspielern! wenn die erste wut raus ist geht es besser.
so lernst du das zu kontrollieren( nicht unterdrücken)
früher oder später lernst du auch diesen Hass , diese Agression, diese Wut umzulenken. in liebe! du wirst dann wunderschöne bilder malen, gute musik machen oder was immer du sonst auch kannst. Wut wird zu Kreativität!

Muss ich gleich in Therapie, oder
kann man das irgendwie auch allein schaffen?

es ist problemlos alleine zu schaffen.

Gibt es so was
öfter oder bin ich ziemlich allein mit dem Problem?

Jeder hat sowas. Darum giebt es ja auch soviele Therapien!
Wirst sehen es ist wunderbar Wütend zu sein WENN DU ES WILLST.
… wenn du es unabhängig vom verhalten anderer machen oder lassen kannst!

nashino

Hallo Methapher,

zunächst eínmal ein Kompliment an dich, denn du stellst dieses
für dich problematische Verhalten mit solcher Gelassenheit und
mit einer solchen Fähigkeit zur Selbstdistanz dar, wie man sie
sonst bei Menschen mit diesen Eigenschaften sehr selten
findet.

Naja, das zeigt doch aber nur, dass an dem Spruch „Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung“ nix dran ist, oder?

denn es ist vermutlich doch eher so, daß deine Umwelt darunter
leidet, und nicht du selbst - oder?

Ich finde schon, dass ich (auch) leide. Zwar erst hinterher, wenn mir das dann voll leid tut, dass ich wieder so ausgerastet bin oder ich mich dafür schäme, aber leiden tu ich auch! Sonst würd ich ja hier nichts schreiben und um Hilfe fragen.

(wobei bei dem letzteren sicher noch zu ergänzen wäre: extrem
ungeduldig, vor allem mit anderen, die langsamer sind als du,
oder die nicht so wollen, wie du… stimmts?)

Ja, das stimmt tatsächlich. Woher weißt du das nur??

Die Theorie mit der Frustrationstoleranz klingt gut und treffend. Es ist, glaube ich, schon so, dass ich mich durch viele Äußerungen oder das Verhalten anderer Menschen angegriffen fühle, wo andere Leute sich gar nichts bei denken würden. Nur was kann ich tun, um das zu ändern? Wenn so eine Situation da ist, hab ich einfach „nicht mehr die Zeit“, mir noch was vernünftiges einzureden und mich dazu zu bringen, nicht auszurasten.

Ich habe mir ja schon länger Gedanken gemacht und glaube, dass es bei mir irgendwas mit meinem Selbstbewusstsein zu tun haben könnte. Ich reagiere nämlich „unnormal“ in Situationen, in denen ich mir in irgendeiner Weise unterdrückt (Chef kommandiert mich rum) oder abgelehnt (Freund hat keine Lust, was mit mir zu unternehmen) oder hilflos (Autofahrer ist stärker als Fahrradfahrer) vorkomme. Da könnte es doch sein, dass ich ein fehlendes Selbstwertgefühl habe und immer wieder Bestätigung von außen brauche, in jeder Hinsicht. Und wenn ich die nicht bekomme bzw. sogar noch das Gegenteil, dann isses aus.

Klingt doch gut, oder? Bringt mich aber bei der Lösung immer noch nicht weiter…

… könnte sein, daß mal irgendwer in deiner Vergangenheit dir
gegenüber Grenzen überschritten hat… dir zu nahe getreten
ist, ohne vorher anzuklopfen… dich verletzt hat und
vergessen hat, dich um Verzeihung zu bitten… ?

Hab ich auch schon überlegt, aber da fällt mir nix ein. Ich hatte 'ne schöne Kindheit, 'ne schöne Jugendzeit, und eigentlich hat immer alles geklappt oder is mir sozusagen in den Schoß gefallen.

Vielleicht hast du ja Lust, erstmal ein feedback zu geben, ob
die „Umdeutung“ (siehe oben) auf das, was du empfindest, paßt
oder nicht…

Hab ich ja jetzt gemacht. Und? Hast du jetzt 'nen Tipp?

Das hört sich so an, als ob du bei Bauchschmerzen sagst, „muß
ich jetzt gleich operiert werden?“

Naja, ich meinte nur, ob mein „Zustand“ schon so besorgniserregend ist, dass ich eben professionelle Hilfe in Anspruch nehmen muss, oder ob evtl. die Chance besteht, dass ich es allein schaffen könnte.

Wenn du was dran tun willst,

ja, es ist möglich, aber es geht nicht von jetzt auf gleich
durch einen sogenanten „Tip“… es ist auf jedenfall „Arbeit“

  • und Geduld - notwendig.

Und wie sähe diese Art von „Arbeit“ aus?

Bin schon gespannt auf Deine Antwort!

Es grüßt
Pustepluhme

Hallo Nashino,

das ständige nett sein wollen unterdrückt deine Agressivität.

Ich will ja gar nicht „ständig nett“ sein, sondern einfach nur „normal“. Und mich in solchen Situationen in einem „normalen“ Rahmen ärgern oder aufregen. Verstehst du?

Oder nimm dir einfach ein Kissen und sei
auf das wütend.schlag, verprügel und beschimpfe es!

Das versteh ich jetzt nich ganz. Soll ich mir in den Situationen, in denen ich am Ausrasten bin, schnell ein Kissen schappen und da draufhauen? Oder einfach so zwischendurch immer mal, auch wenn mir gar nicht danach ist? Es ist ja nicht so, dass ich ständig geladen durch die Gegend laufe und nur darauf warte, mich an irgendwem abzureagieren.

Pustepluhme

Hi Pustepluhme,

Ich gehe mal davon aus, daß du weiblich bist.

Viele Menschen haben Probleme mit ihren Aggressionen, sei es daß sie sie unterdrücken und sie dann dort ihr Unheil anrichten oder daß Aggressionen zu Gewalt werden.

Eine Frau hat zusätzlich das Problem, daß Frauen in unserer Gesellschaft eigentlich keine Aggressionen haben dürfen. Sie dürfen nicht wütend werden und wenn, dann darf niemand etwas merken.

Aggressionen sind natürliche Gefühle wie Wut oder Zorn. Nicht gelebte Aggressionen führen zu Gewalt. Gewalt gegen andere oder gegen sich selbst.

Neben unserem gesellschaftlichem Verbot Gefühle zu zeigen, wird auch in deiner Familie dieses Verbot gegolten haben, zumindest für dich. Es könnte sein, daß andere sich nicht daran gehalten haben. Und du willst nie so werden, wie die?

Therapie kann dir helfen einen anderen Umgang mit diesen Gefühlen zu erfahren. Sie wegmachen zu wollen ist sicherlich nicht der Weg, das kannst du ja recht gut.

MfG Harald

das isses
hallo pustepluhme,
das ist mir schon beim lesen deines postings am anfang eingefallen, deine ursache liegt m.e. im mangelnden selbstvertrauen. eine therapie müsste wenn, dann in diese richtung gehen.
ich kann dir das buch „so gewinnen sie mehr selbstvertrauen“ von rolf merkle sehr empfehlen.
in deinem erstem posting zählst du nur negative sachen auf, und du bist der meinung, aus dir sei noch nichts geworden.
eine typische einstellung, auch wenn du es ausschließlich auf das berufsleben beziehst.
cu
strubbel

Hallo Pusteblume

Die Idee mit der steigerung der Frustrationstoleranz ist gar nicht schlecht,aber auch nur halb wahr da die Frustrationstoleranz ein Bestandteil der Emotionalen intelligenz ist solltest du dich auf die Steigerung deines gesamten EQs konzentrieren. Die EQs ist eine Eigenschaft die jeder Mensch mehr oder weniger stark besitzt.Im Unterschied zur Intelligenz muss man hier nicht Technische Dinge beherrschen sondern mit Gefühlen(Hauptsächlich den eigenen) umgehen können und jene bis zu einem gewissen Maß beherrschen können.
EQ enthält Eigenschaften wie Emphatie,Frustrationstoleranz,Selbstdistanz…
Eines der wichtigsten Dinge ist die Mta-Kognition(Selbstbeobachtung).

Highspeed-Bewußtsein
Hi Pustepluhme

so - jetzt endlich, damit du eine Antwort hast, wenn du wieder da bist…

…das zeigt doch aber nur, dass an dem Spruch „Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung“ nix dran ist, oder?

*smile* - es heißt ja: „der erste Weg“ und nicht „der ganze Weg“

Ich finde schon, dass ich (auch) leide. Zwar erst hinterher…

Das ist schon klar, aber - wie du ja sagst - ist das ein zusätzliches Problem der späteren Folge dieser von dir beschriebenen Reaktionen. Die unittelbaren Attacken kriegen ja erstmal die anderen ab (aber es ist eh klar, was du meinst…)

Sonst würd ich ja hier nichts schreiben und um Hilfe fragen.

Das wäre gleich mal ein Anstoß für eine Rückfrage an dich:
Wenn du dich selbst nach deinem Motiv befragst, weshalb du diese Reaktionen ändern möchtest - was steht dabei für dich im Vordergrund:

  1. daß du anderen nicht auf die Nerven gehst, bzw. sie angreifst
  • und dies dir dann - hinterher - leid tut, oder
  1. daß du dich in dem Augenblick, wo du ausrastest, nicht leiden kannst, bzw. daß du dich selbst nicht magst, wie du dann bist.

Das 1. betrifft also die Wirkung auf deine Umwelt und die Rückwirkung auf dich, das 2. betrifft dich ganz allein selbst.

(wobei bei dem letzteren sicher noch zu ergänzen wäre: extrem
ungeduldig, vor allem mit anderen, die langsamer sind als du,
oder die nicht so wollen, wie du… stimmts?)

Ja, das stimmt tatsächlich. Woher weißt du das nur??

Nun ja… wenn man viele viele Menschen kennt… und soooo verschieden sind Menschen nun auch wieder nicht… :smile:
Außerdem ist das eine der Eigenschaften des Menschen, weshalb überhaupt Psychologie möglich ist: Eigenschaften finden sich fast immer gemeinsam mit Gruppen anderer Eigenschaften (ähnlich: ein Bergsteiger hat nicht nur guten Gleichgewichtssinn, sondern meist auch ausdauernde Muskulatur - ein Auto mit leistungsstarkem Motor hat meist auch extrabreite Reifen)

… Nur was kann ich tun, um das zu ändern? Wenn so eine
Situation da ist, hab ich einfach „nicht mehr die Zeit“, mir
noch was vernünftiges einzureden und mich dazu zu bringen,
nicht auszurasten.

Wenn es dir wirklich ausschließlich um dieses blitzschnelle „Ausrasten“ geht… ich gebe nicht gerne bei solchen Dingen, die ja doch irgendwie mit einer kompletten Persönlichkeit verknüpft sind, einfach einen „Tip“ (zumal dann nicht, wenn ich die-/denjenigen nicht weiter kenne), denn das könnte den Eindruck erwecken, daß es damit getan sei, einen Tip zu befolgen - da hat meist bloß die Konsequenz, daß der Tip für sh** gehalten wird oder daß man enttäuscht ist, das er nicht geholfen hat…

Trotzdem also ein Tip: Halte dir vor Augen, daß es sich in der Situation des Ausrastens ganz ähnlich verhält, wie in sog. traumatischen Situationen (z.B. ein Autocrash): die subjektive Zeitwahrnehmung verändert sich - alles wird in Zeitlupe - und überdeutlich - erlebt, was für einen Außenstehenden in Sekundenbruchteilen abläuft. Aber nachher erinnert man sich selbst nicht mehr daran (hängt mit dem Mechanismus des Gedächtnisses zusammen).

Ebenso verhält es sich mit der gesteigerten Sensibilität überhaupt: Du hast Feinheiten, Argumente, Urteile, Erinnerungen und Konsequenzenabschätzungen vor Augen, die ein Außenstehender für Bagatellen hält (womit wir bei deinen Erlebnissen wären. D.h. die Feinstruktur deiner Argumente, die du in der Situation blitzschnell entwickelst und auch deine ebenso blitzschnelle Reaktion ist dir hinterher nicht mehr nachvollziehbar. Aber (!): das heißt nicht, daß du innerhalb der kurzen Szene nicht doch triftige Gründe für deine Reaktion vor Augen hattest - und diese erinnerst du nachher (oder überhaupt im „normalen“ Alltag) nicht… Die Psychoanalyse hat dafür die Begriffe des „Unbewußten“ bzw. „Vorbewußten“ eingeführt.

Da es dir aber nicht um eine Erhellung unbewußter Gedankengänge geht (d.h. ums Aufdecken der Gründe, wesahlb du so reagierst), sondern lediglich um eine Verhaltensänderung, würde es für dich genügen, zu lernen, den Zeitverlauf deiner Reaktion zu steuern:

Damit kommen wir zum eigentlichen „Tip“ (aber bitte nicht lachen, er ist ernstgemeint und bewährt): versuche, bevor zu ausrastest, eine Kleinigkeit zusätzlich zu tun: warte einfach 3 Sekunden (indem du „einunzwanzig zweiundzwanzig dreiundzwanzig“ zählst) - und dann raste aus, wie du es gewohnt bist.

Zusatztip 1: Frag nicht warum… :smile:
Zusatztip 2: Rechne nicht damit, daß das schon alles wäre… :smile:

… dass es bei mir irgendwas mit meinem Selbstbewusstsein zu tun haben könnte.

Selbstbewußtsein… (hat jeder, der sich selbst meint, wenn er „ich“ sagt…) du meinst Selbstsicherheit, Selbstvertrauen… wenn es dir daran fehlen würde, wüßtest du das :smile:
Was du weiter beschreibst, besagt eigentlich genau das, was wir vorher auch schon besprachen: daß du dich innerhalb dieser „traumatischen“ Situation massiv bedroht fühlst (aus Gründen, die dir hinterher nicht mehr präsent sind)

… und immer wieder Bestätigung von außen brauche…

Bestätigung von außen braucht jeder Mensch… und jeder leidet, wenns ihm daran fehlt… ganz besonders aber Menschen mit einem gut ausgebildeten Selbstwertgefühl. Fehlende Bestätigung (wie auch suchtartiges Suchen nach Bestätigung) von Selbstwert führt auch zu bestimmtem Verhalten (nörgeln, quängeln, meckern z.B…), aber zum „Ausrasten“ führt eher, wenn ein gut bestätigter Selbstwert plötzlich (!) in Frage gestellt wird…

Ich hatte 'ne schöne Kindheit, 'ne schöne Jugendzeit, und
eigentlich hat immer alles geklappt oder is mir sozusagen in
den Schoß gefallen.

Die Erinnerung an eine schöne Kindheit ist nicht immer ein Beweis für eine schöne Kindheit… außerdem (metaphorisch): wenn jemand ausschließlich gutverdauliche Speisen bekommt, kann sein Stoffwechsel ganz schön durcheinandergeraten: wir brauchen Krisen, um lebensfähig zu werden… aber das sei nur nebenbei erwähnt…

Naja, ich meinte nur, ob mein „Zustand“ schon so
besorgniserregend ist, dass ich eben professionelle Hilfe in
Anspruch nehmen muss, oder ob evtl. die Chance besteht, dass
ich es allein schaffen könnte.

Der Maßstab für den Grad von Besorgnis liegt zuallererst bei dir. Wenn deine gesamte Umgebung dich mit den besagten Eigenarten unerträglich findet - oder du dich selbst, dann wäre sicher ein Gesprächspartner, der dir urteilsfrei begegnet, und bei dem du dich selbst zum Thema machen kannst, nicht ganz überflüssig…

ja, es ist möglich, aber es geht nicht von jetzt auf gleich
durch einen sogenanten „Tip“… es ist auf jedenfall „Arbeit“

  • und Geduld - notwendig.

Und wie sähe diese Art von „Arbeit“ aus?

Vielleicht hast du Lust, es trotzdem mit dem „Tip“ oben zu versuchen… und dann schaumermal - ok?

Liebe Grüße
Metapher

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