All in One PC, Kurzschluss auf dem Board nicht auffindbar!

Hallo zusammen,

ich habe hier ein All in one PC Acer Aspire Z3770, der nicht mehr funktioniert.

Im Detail scheint irgendwo auf dem PC ein Kurzschluss vorhanden zu sein, den ich aber nicht eingrenzen konnte.
Wenn ich externe Netzteile anschließe, bricht die 19V Spannung auf 1V zusammen und es fließt ein dauerhafter Strom (z.b. 3.2A bei eingestellter Strombegrenzung)

Selbst andere, neue Netzteile mit 19V und 10A Ausgangsstrom, brachten keine Besserung, diese gingen immer in die Überlastabschaltung.

Ich habe das Motherboard mittels IR-Temperatursensor auf überhitze Stellen abgesucht und auch schon viele Stromstecker, wie die Festplatte, vom Board abgezogen.
Es riecht auch nichts verbrannt.
Hättet ihr noch Ideen woran es liegen oder wie ich den Fehler finden könnte?

Vielen Dank im Voraus,

Matthias

Hallo Matthias!

Ist ganz einfach: Man nimmt Schaltbild, Bestückungsplan und Layout, trennt einzelne Stufen von der Stromversorgung, bis man die fehlerhafte Stufe eingegrenzt hat…

Natürlich sind die erforderlichen Unterlagen nicht vorhanden und selbst wenn sie vorhanden wären, ist das Unterfangen bei einem Multilayer recht problematisch. Natürlich trennt man zunächst alle Steckverbindungen. Ist der Kurzschluss dann immer noch vorhanden, könnte man bei Einspeisung mit einem Labornetzteil den Fehler über die Messung von Spannungsabfällen auf Leiterbahnen einkreisen. Aber das ist ohne o. g. Unterlagen vollkommen aussichtslos. So bleibt (abgesehen von Zufallsfunden) nur der Austausch des Motherboards.

Gruß
Wolfgang

Hallo Matthias,

Das spricht für irgend einer Diodenstrecke.

Einkreisen kann man so etwas eigentlich nur, wenn man die Stromkreise auftrennen kann. Eine andere Möglichkeit war noch mit Milli-Ohmmetern die Stelle mit dem niedrigsten Widerstand zu finden oder den Spannungsabfall im Millivolt-Bereich zu messen.
Allerdings geht die nur, wenn entsprechend verdrahtet ist.
Bei einer Multilayer-Leiterplatte kannst du das aber vergessen. Da sind die Versorgungsspannung als grosse Flächen ausgebildet und zudem kommt man nicht an die Innenlagen ran.

Am ehesten könntest du noch mit einer IR-Kamera etwas finden.

MfG Peter(TOO)

sehr fachspezifische coole Erklärung :sunglasses:

so ist es. die verbratene leistung muss schließlich irgendwohin - und weil eine kühlung an der defekten stelle vermutlich nicht vorgesehen ist, wird’s warm.

wenn der fragesteller jemand von der feuerwehr kennt - die haben mittlerweile oft wärmebildkameras zur lokalisierung von wärmenestern etc.

eigene geschichte: wir hatten hier mal einen nach blitzeinschlag defekten industrie-pc mit gleichem symptom. die kamera hat uns gezeigt, dass ein spannungswandler für die e-sata-schnittstelle heiß wurde. und die wurde zum einen gar nicht gebraucht und zum zweiten konnte man sie durch auslöten einer smd-sicherung deaktivieren. das ding läuft wieder einwandfrei.

Hallo!

Grundsätzlich ist hier eine Wärmebildkamera keine schlechte Idee. Die Feuerwehr nutzt ähnliches Equipment, wie es auch für die Thermografie von Gebäudefronten zur Feststellung von Wärmebrücken gebräuchlich ist.
Dafür benutzte Objektive sind ungeeignet, im Nahbereich irgendwas abzubilden und wenn man aus für das Objektiv geeigneter Entfernung guckt, wird die Auflösung nicht reichen, den Fehler zu lokalisieren.

Gruß
Wolfgang

Gruß
Wolfgang

Hallo,

der Haken ist nur: bei solch einem satten Kurzschluß ist der schon recht niederohmig. Da fällt aber keine nennenswerte Leistung mehr an und somit auch keine Wärme.
Funktioniert denn das Gerät noch mit einem geladenen Akku?
Ich würde den Fehler nämlich in der Netz-/Ladeschaltung vermuten, da diese bei einer Überlast auf dem Board vermutlich abschalten würde.
Ich meine damit aber nicht das exteren Netzteil, sondern die Schaltung, die die Stromverteilung zur Akkuladung und zum Board regelt.
Da müßte man also alle Bauteile beginnend von der Stromversorgungsbuchse an durchmessen.

Gruß

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Unterstützung.

Da ich dieses Wochenende unterwegs bin, werde ich Euch Antworten gesammelt am Montag beantworten.

Ein schönes Wochenende wünsche ich Euch,

Matthias

Hallo!

Bereits als Radios noch Röhren hatten, gab es für den Reparateur die feste Regel, als ersten Schritt die fehlerhafte Stufe zu lokalisieren, zunächst also nicht auf der Bauelementeebene zu suchen. Ausnahme von der Regel bildeten nur offenkundige und sichtbare Fehler. Daran hat sich bis heute nichts geändert, egal ob man ein Flugzeug, ein Auto, eine Werkzeugmaschine oder einen PC instand setzt.

Wenn man die betreffende Stufe als Fehlerort lokalisiert hat - aber nur dann - kann man die in Frage kommenden Bauelemente überprüfen. Zur Lokalisierung der betreffenden Stufe nutzt man die Fehlersymptomatik und/oder Messungen. In früheren Zeiten hatte man nach Dutzenden Reparaturen des gleichen Gerätetyps das Schaltbild weitgehend im Kopf, Leiterplatten gab es nicht, Multilayer schon gar nicht, die Funktion jeder einzelnen Stufe war jedem einschlägigen Fachmann bekannt und die Anzahl aktiver Bauelemente sehr überschaubar. So kam man mit der Vorgehensweise, die fehlerhafte Stufe zu lokalisieren und anschließend mit zwei, drei Messungen gezielt und zügig auf das defekte Bauelement.
Als ich vor bald einem halben Jahrhundert meine Gesellenprüfung als Radio- und Fernsehtechniker ablegte, bestand ein Teil der praktischen Prüfung aus der Reparatur eines Tonbandgerätes, eines Radios und eines Fernsehers mit jeweils einem eingebauten Fehler. Mir ist nicht mehr in Erinnerung, ob zu den Geräten Schaltpläne gereicht wurden. Jedenfalls brauchte ich sie nicht. Die Funktionsstufen waren bekannt und in den Geräten auf Anhieb schon an Röhrentypen sofort zuzuordnen. Die für die Fehlersuche benötigte Zeit wurde gestoppt und man musste in Stichworten aufschreiben, welchen Suchschritt man unternahm und warum man so vorging. Dauerte nur Minuten. Das war die Zeit, als man mit dem Serviceauto über die Dörfer fuhr und am Tag ein Dutzend Kundengeräte in deren Wohnzimmern mit Röhrenkoffer und simpelsten Hilfsmitteln instand setzte. Die Zeiten sind lange vorbei. Ohne detaillierte Unterlagen geht nichts mehr. Nur an der grundsätzlichen Vorgehensweise hat sich nichts geändert. Vom erlernten Grundsatz „Zuerst die defekte Stufe lokalisieren!“ zehre ich bis heute.

Heute scheitern Reparaturen von Motherboards an schlicht nicht vorhandenen technischen Unterlagen, so dass eine systematische Fehlersuche unmöglich wird. Auf Verdacht irgendwelche Bauelemente zu überprüfen, ist ziellose Stümperei. Zudem ist das Überprüfen einzelner Bauelemente nicht einfach, allenfalls bei passiven Teilen und Einzelhalbleitern möglich und das auch nur in ausgelötetem Zustand, wobei die Chance groß ist, dabei am Multilayer und/oder am SMB-Bauelement Schaden anzurichten. Deshalb ist eine wirtschaftlich sinnvolle Fehlersuche und Reparatur von Motherboards i. d. R. nicht möglich.

Ähnliche Probleme gibt es an elektronischen Baugruppen aller Art, z. B. bei Steuergeräten im Auto. Wenn die Baugruppen nicht mehr als Ersatzteil erhältlich sind, ergeben sich Betätigungsfelder für spezialisierte Leute, die mit kompletten Unterlagen und geeignetem Equipment bis auf die Bauelementeebene messen und instand setzen. Dabei spielt Geld keine große Rolle. Bei einem Motherboard für kleines Geld kann man nicht viel Aufwand treiben, aber bei einem Steuergerät (Auto wegen eines kaputten Thyristors verschrotten ja oder nein) sieht die Sache ganz anders aus.

Mit entsprechendem Aufwand kann man fast alles instand setzen, sofern Equipment und Dokumentation vorhanden sind. Auch an speziell hergestellten/programmierten Bauteilen kann Mühe scheitern. Das Umschiffen solcher Klippen kann sich etwa bei den erwähnten Steuergeräten für den spezialisierten Betrieb lohnen, aber ganz sicher nicht für das Motherboard eines gewöhnlichen PC. Deshalb ist es sinnvoll, solche Leiterplatten als Bauelement zu begreifen, das bei einem Defekt komplett ersetzt wird.

Gruß
Wolfgang