Hallo! Ich stecke derzeit in einem großen Dilemma, wie ich vorgehen soll, was ich als nächstes mit meinem Leben anfangen soll. Ich bin Deutsche, meine Mutter und mein Vater sind Deutsche, beide Großeltern sind Deutsche. Ich bin im Ausland aufgewachsen, eigentlich sowohl im Ausland als auch in Deutschland, jetzt mache ich mein Abitur im Ausland (Kroatien/Bosnien). Ich bin in Kroatien in den Kindergarten gegangen, habe auch das Gymnasium besucht, einen Teil der Grundschule habe ich in Deutschland verbracht, meine Eltern sind nur hin und her gegangen, ein bisschen Deutschland, ein bisschen Balkan (wegen ihrer Arbeit). Ich habe immer gespürt, wo ich eigentlich herkomme, woher ich komme und habe schon als Kind gesagt, dass ich nach Deutschland ziehen werde. Als ich einen großen Teil meiner Zeit und meines Lebens hier verbracht habe, habe ich natürlich hauptsächlich auf Kroatisch gesprochen, ich habe kroatische Freunde, ich habe einen Akzent, wenn ich Deutsch spreche, obwohl ich mit meinen Eltern größtenteils Deutsch gesprochen habe (manchmal Kroatisch, da sie sprechen beide Sprachen) und vor allem, da ich in der Oberschule den Schulstoff auf Kroatisch gelernt habe. Jetzt möchte ich in Deutschland studieren, denn es ist mein Land, in dem ich mich am wohlsten fühle. Aber ich bin mir nicht sicher. Ich bin mir nicht sicher, ob ich angenommen werde, wie ich zurechtkomme. Ich habe gehört und gelesen, dass Deutsche in Deutschland einen sofort als Ausländer betrachten und den Umgang mit Ausländern meiden, wenn man einen Akzent hat. ( Germans hang out only with Germans ). Ich bin sehr jung, ich bin erst 18 Jahre alt und weiß nicht, was ich als nächstes tun soll. Ob ich in Deutschland angenommen werde, macht mir große Angst. Wenn ich wieder in Kroatien bleiben würde, weiß ich nicht, wie sehr es mich erfüllen würde, eine gewisse Kraft zieht mich dazu, immer noch bei meinen Leuten zu sein. Was denkt ihr? Würde ich in Deutschland zurechtkommen, würde ich mich problemlos in die deutsche Gesellschaft einfügen? Ich bin Deutsche und so fühle ich mich, ich möchte in mein Land, aber gleichzeitig macht mir das alles große Angst. Tut mir leid, wenn ich erbärmlich klinge, aber ich bin ein junges Mädchen und jetzt stecke ich in einem der größten Dilemmata meines Lebens.
Wie oft denn noch?
Gibt es wirklich nichts anderes, was dich beschäftigt?
jetzt stecke ich in einem der größten Dilemmata meines Lebens.
Ich halte Deine Fixierung auf Akzente für problematisch. nicht deinen möglicherweise vorhandenen Akzent.
M.
Vielleicht sucht sie (unbewusst) einen Grund bzw. eine Bestätigung, dass sie ihren Kindheitstraum nach Deutschland zu ziehen unterlassen kann.
Servus,
halte Dich nicht mit Fragen von Sprache, Dialekt, Akzent auf - Du weißt ja aus Deutschland, dass hier buchstäblich niemand Deutsch so spricht, wie es auf der Bühne und im Rundfunk gesprochen wird.
Du beschreibst Schwierigkeiten mit Deiner Identität - die kannst Du aber von keiner Fahne, keinem Pass und keiner Adresse bekommen, sondern nur aus Dir selber.
Ich selbst habe bis in fortgeschrittenes Alter den Fehler gemacht, dass ich (obwohl ich es besser hätte wisse können) im Stillen glaubte, irgendwo gäbe es einen „fertigen“ Ort für mich und mein Leben, ich müßte ihn nur suchen und finden. Das hat mich viel Mühe und Lebenszeit gekostet und in gewisser Hinsicht auch um „Erfolg“ gebracht.
Moral: Schaffe Dir Dein Leben, niemand anders kann das für Dich tun. Und wo es Dir gut geht und wo ein Ort gut für Dich und Dein Leben ist, ist Deine Heimat. Ubi bene - ibi patria.
Und gewöhne Dir ganz schnell die Idee mit dem Einfügen ab. Das ist kein Lebensziel. Dass man gewisse Grundregeln des Zusammenlebens respektiert, ist klar, aber die sind überall in Europa die selben.
Schöne Grüße
MM
Du bist Europäerin. Du bist zweisprachig. Wenn Du an deine berufliche Zukunft denkst, hast Du beste Voraussetzungen dadurch. Egal wo Du deine Ausbildung machst. Dass Du an einer deutschen Hochschule auf Vorbehalte wegen Akzent o.ä. stoßen könntest, ist Unsinn. Gut wäre es zu wissen, was Du beruflich einmal machen willst. Danach solltest Du den Ausbildungsort wählen.
Ich muss schon mal fragen, woher Du die zahlreichen Vorurteile über dieses oder jenes Land hast. Hierzu ein Zitat (angeblich) von Albert Einsten: „Wenn man 18 Jahre lang Vorurteile gesammelt hat, nennt man das Ergebnis dann den gesunden Menschenverstand“
Udo Becker