Wildschweine und Bananen
Guten Tag,
> Zwichendurch gab und gibt es bekanntlich diverse Reibereinen zwichen Wissenschaft und Religion.
Verständlich, wenn Menschen aus lebensphilosophischer Literatur Aussagen und Vorhersagen über Ereignisse der nicht-menschlichen Welt machen und sich dann wundern, dass es nicht stimmt. Schlimmer noch, dass sie ihre Irrlehren auch noch mit Gewalt durchsetzen.
> Auch wenn es wohl niemals passieren wird, dass die Existenz eines Gottes wissenschaftlich belegt oder widerlegt wird, …
Gehen wir mal nach aktueller Faktenlage davon aus.
> so gibt es aber wissenschaftliche Erkenntnisse die zumindest teilweise belegen, dass Manches was in der Bibel oder anderen religiösen Schriften zu lesen ist so nicht ganz stimmen kann.
Hmm. Was denn z.B.?
Der Untergang von Sodom und Gomorrha? Nun die Gegend da unten ist geologisch sehr aktiv: http://de.wikipedia.org/wiki/Sodom_und_Gomorra#Reale…
Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Seebeben_im_Indischen_O…
Ansonsten ist wenig an naturwissenschaftlichen Aussagen in der „Dicken Schwarte“ zu finden. Auch historische Angaben sind höchst fragwürdig, aber das ist hier nicht das Thema.
> Das führt einerseits dazu, dass einige dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse z.B. von der katholischen Kirche akzeptiert werden, und gleichzeitig nicht als unvereinbar mit dem Glauben gesehen werden (man kann halt nicht alles was in der Bibel steht 1:1 so hinnehmen).
Und die Jungfrauengeburt? Und die anderen widernatürlichen „Wunder“? Abgesehen davon, dass mir nicht klar ist, wozu das so wichtig sein soll. Aber auch das ist hier nicht das Thema.
> Wenn es denn wirklich so ist, dass das Leben aus einer Ursuppe entstanden
Spielst du auf „the little warm pond“ vom alten Darwin an, oder auf das auch schon uralte Miller-Urey-Experiment (1953)? Der heutige Kenntnisstand ist da doch etwas weiter gediehen (Wieso packen die Leute immer diesen alten Darwin aus? Darf man denn in 150 Jahren nicht schlauer werden?). Diese Buch bietet einen Überblick über noch viel mehr Hypothesen über die Entstehung und natürlich über die Frage, ob das Leben auch aus dem Weltraum hätte kommen können (Ja, Mikroben überleben so was inkl. dem Einschlag auf die Erde): Robert M. Hazen - Genesis: The Scientific Quest for Life’s Origin (2005 - auch schon wieder 3 Jahre alt)
> ist und sich die Menschheit aus Einzellern entwickelt hat, dann kann das natürlich genauso gut Gottes Werk sein. Und andererseits gibt es z.B. die Methodisten die die Wissenschaft ganz ablehnen und sogar ihre Kinder selbst unterichten um sie vor „Irrlehren“ zu schützen. Die Methodisten sind der Auffassung, dass die Erde genauso geschaffen wurde wie es in der Bibel nachzulesen ist - und dass die Erde folglich nicht älter als 5000 Jahre sein kann, usw…
Weisst du was ein PAL-Feld ist: http://de.wikipedia.org/wiki/PAL-Feld#Problem-andere…
> Was wäre, wenn jetzt eine außerirdische Intelligenz auf der Erde landen würde? Wäre das dann ein Beweis gegen die Schöpfungsgeschichte und damit gegen Gott, oder müsst man einfach davon ausgehen, dass diese Ausserirdischen ebenfalls Kreaturen Gottes sind?
Zunächst einmal sind wir hier bei dem Vergleich von Wildschweinen mit Bananen gelandet. Die „Dicke Schwarte“ ist keine naturwissenschaftliche Literatur, noch nicht einmal historisch korrekt. Schauen wir doch mal in den Inhalt. Im ersten Teil werden menschliche Fehlleistungen (Mord, Vergewaltigung, Genozid, Inzest, …) breit ausgewalzt. Im zweiten Teil werden weniger Autoren (ursprünglich 19) an Beispielerzählungen Lebensphilosophien für ein Zusammenleben vieler Menschen gegeben. Und vor all diesem wird ein ganz kleines Vorwort der Genesis (der Schöpfungsmythos) und der Vertreibung aus dem Paradies (Naschen vom Baum der Erkenntnis) gesetzt. Ob das nicht eher ein Vorgeplänkel zu einer Phantasiereise ist? Erst kommt ein altes Beduinenmärchen (Schöpfungsmythos) und dann folgt der literarisch aufgemachte Hinweis, nicht alles zu hinterfragen, sonst brechen die folgenden Erzählungen wie ein Kartenhaus zusammen. Sozusagen ein heimlicher Witz über sich selbst.
Nein nein, wenn die „Dicke Schwarte“ naturwissenschaftliche Literatur wäre, dann würde sie viel detallierte Darstellungen von Kenntissen der damaligen Zeit enthalten. Über Ackerbau, Viehzucht, Ernährung, Töpfern, Textilwesen, Bauwesen, Seefahrt, … uvam. Und natürlich die Erwähnung, dass man ja schon seit ca. 400 Jahren die Kugelform und Größe der Erde kannte. Oder wozu man den Naturasphalt aus dem Toten Meer nützlich verwenden kann.
> Nun wären solche Ausserirdischen, die es schaffen unsere Erde zu erreichen, uns zumindest in technischer Hinsicht Weitem überlegen (wir sind ja noch nichtmal in der Lage von Weitem zu erkennen ob es auf einem Planeten Leben gibt, ganz zu schweigen dass wir sie jemals bereisen könnten), und es wäre stark anzunehmen, dass sie viel länger existieren als wie Menschen.
Davon darf man in erster Näherung ausgehen.
> Angenommen diese Ausserirdeschen würden keine Religion kennen, müsste man sie dann nicht missionieren?
Womit? Mit Kommunismus? Mit Ethik der Neuzeit oder mit Beduinenmoral von vor 1700 Jahren, einzementiert in „Heiligen Büchern“?
> Das Christentum und der Islam sind bekanntlich die einzigen Weltreligionen (mal von vor kürzerem entstandenen Religionen abgesehen) die von sich behaupten die einzig wahre zu sein.
Was ist mit Hinduismus, Kommunismus, Zoroastrismus, Paganismus, Diskordianismus, uvam.? Auch Anhänger dieser Kulte/Weltanschauungen glauben im Besitz der „Wahrheit“ zu sein (fragt sich nur auf welchem Gebiet).
> Müssten Christen und Moslems dann nicht veruchen diese ungläubigen Ausserirdischen zu bekehren (also die Religion nicht nur auf der Welt verbreiten sondern auch im Weltall)? Was wäre aber, wenn sie sich für das Judentum oder z.B. den Hinduismus entscheiden? Oder was wäre, wenn diese Ausserirdischen ihre eigene Religion mitbrächten und wenn es Hauptziel ihrer Reise wäre die Menschen auf der Erde zu bekehren?
Gehen wir mal davon aus, dann braucht man nur in unsere eigene Geschichte zu blicken. Durchgesetzt hat sich nicht die richtigere oder bessere Religion, sondern die, die mit Waffen, Krankheitskeimen und Werkzeugen (Stahl) die anderen Kulturen und Religionen unterworfen und meist auch vernichtet hat. Löwen töten auch die Kleinkinder ihrer Vorgänger, wenn sie neu in ein Rudel aufgenommen werden. Vgl. die Historie sog. christlicher Feiertage.
„Die Religion des einen Zeitalters ist die literarische Unterhaltung des nächsten“ (Ralph Waldo Emerson)
Gruß
Stefan