So, jetzt steht mein Beitrag am richtigen Ort!
Hier zeigt sich vielleicht eine Grenze von wer-weiß-was: Mit deklarativem Wissen ist möglicherweise einigen Bibelinhalten beizukommen (Sintflut, Turmbau zu Babel), nicht aber dem, was Gläubige ihren Glauben nennen.
Getreu dem Ziel dieser Einrichtung hier versuche ich herauszufinden, was wir wissen können, und komme auf folgendes:
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Wer in der Bibel „Wahrheit“ im Sinne der naturwissenschaftlichen Widerspruchsfreiheit sucht, kann nicht fündig werden. Zu den Zeiten, als die Bibel geschrieben wurde, gab es die Gattung der naturwissenschaftlichen Literatur noch gar nicht, auch nicht die ihr zugrunde liegenden Denkkategorien
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Weder Jesus noch Paulus befehlen den Glauben an; ein Missionsauftrag kann nirgends erkannt werden (lediglich ein Verkündigungsauftrag). Das jüdische Gesetz verstand sich immer und versteht sich bis heute als lebendiger Organismus, als Prozess.
Wenn Jesus in seinen Thora-Exegesen (nach Luther) sagt: „Ich aber sage euch“, ist dieses „aber“ falsch übersetzt. Richtig müßte es heißen: „Dazu sage ich euch“. Niemand weiß besser als ein aufgeklärter, spirituell begabter Rabbiner, daß Wahrheit keine statische Größe sein kann. Das heißt aber nicht, daß man Rabbiner sein muß, um das zu wissen. Jeder Pizzakurier macht die Erfahrung, daß Wahrheit nicht in seinem Arbeitsvertrag steht, sondern in der Beziehung zu seinem Vorgesetzten spürbar wird.
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Jesus war Rabbiner, Lehrer und spiritueller Meister. Die Bergpredigt enthält Einsichten, zu denen auch buddhistische Lehren führen.
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Jesus war Jude. Das Christentum ist eine jüdische Sekte. Nur Sekten trachten danach, Bereiche zu besetzen, die für den Menschen größter Ausdruck innerer Freiheit sind und die die intensivsten Glücks- und Gestaltungsmöglichkeiten in sich tragen: Die Sexualität, das Sterben, das Gewissen, vielleicht auch das Denken. Die katholische Kirche will all diese Bereiche kolonialisieren. Jesus wollte, daß sie sich frei entwickeln. Je intensiver die reformierte Kirche dies erkennt - mit großer Hilfe von Martin Buber bis zu Karl Barth -, desto mehr entwickeln sich an ihrem Rand fundamentalistische Freikirchen. Man muß sie nicht ernst nehmen.
Dies sind so ein paar Dinge, die wir wissen können, wenn wir wollen.
Und eines können wir ganz sicher wissen: Wer uns droht oder Angst macht, kann nicht in Christi Namen sprechen. Wer uns befreit oder erleuchtet aber schon. (Ich bin übrigens weder das eine noch das andere, weder befreit noch erleuchtet…)