Berufsaussichten in Biochemie, Biologie und Bioing

Ich interessiere mich sehr für die Labor-Biologie, kann mich allerdings nur schwer zwischen Biologie, Biochemie und Bioingenieurwesen entscheiden.

Ich weiß, dass die Themen und Fragestellungen nicht sie selben sind, wo ich mich weniger auskenne sind die Berufsaussichten? Gibt es da große Unterscheide?

Hallo JBG.
Wenn Du gut ihn Chemie und Mathematik bist und Du Dich ihn erster Linie für die Arbeit im Labor interessiert, wäre Biochemie das Fach Deiner Wahl. Aber es ist nicht gerade leicht das Studium und die Promotion ist praktisch unumgänglich, was also mindestens 8 bis 10 Jahre Studium und Promotion erfordert.

Wenn Dich mehr die technische Anwendung biologisch-chemischer Fragestellungen im in der Industrie interessiert, dann wäre Bioingenieur das Fach Deiner Wahl.

Wenn Du eher ein breit gestreutes Interesse an der biologischen Laborarbeit hast und auch einen detaillierteren Überblick über Botanik, Zoologie, Mikrobiologie und vor allem Genetik haben möchtest, wäre wahrscheinlich Biologie das Fach Deiner Wahl. Auch wenn Du in all dem auch über die Biochemie einen Einblick bekommst, wenn auch immer aus Sicht der Biochemie, also eher chemisch und molekular.

Gruß.
Thorigrarg

Hei!

Meine Antwort kommt jetzt ein bisschen spät, weil ich deine Nachricht wohl zuerst übersehen habe.
Freu mich auf jeden Fall, dass du mir geschrieben hast!
Fachlich kenn ich mich mitlerweile aus, aber zwei Fragen hätte ich dann schon noch:

Du schreibst, dass es auf dem Arbeitsmarkt „sehr schwer“ wird.
Kannst du das noch ein bisschen genauer beschreiben?

Mir hat ein Biologe erzählt, dass auch fähige, gestandene Forscher (35 Jahre aufwärts):

  • meistens noch keine Festanstellung haben,
  • oft ohne Eigenverschuldung keine Aufträge mehr finden und dann Fachfremd!!! arbeiten müssen

Außerdem sollen die Gehälter von Nachwuchsforschern sehr bescheiden sein.
(Ich würde schon gerne mal Kinder bekommen/versorgen können es wäre blöd, wenn ich später einen Job hab, zu dem das gar nicht so passt…)

Kann man das so sagen? Gilt das für gesamte Forschungslandschaft oder ist das nur bei den Biologen so schwierig?

Hallo!

Ich möchte Dich mit meinen Ausführungen keinesfalls verschrecken. :wink:

Wenn wir uns die finanzielle Seite anschauen, dann sieht das Bild so aus:
Beginn des Studiums mit etwa 20 Jahren. Im günstigsten Fall drei Jahre bis zum Bachelor. Vielleicht vier Jahre, weil der eine oder andere Kurs wiederholt werden muss. In dieser Zeit lebst Du finanziell im besten Falle auf BAföG-Niveau. Danach zwei Jahre bis zum Master. Vielleicht drei Jahre, wenn auch hier ein Kurs oder mehrere wiederholt werden müssen. Mit den Finanzen sieht es nicht viel besser aus als zu Zeiten Deines Bachelors. Nach dem Studium bist Du also 25 bis 27 Jahre alt. Richtig Geld hast Du bisher nicht so recht. Hast eher immer auf knapp gelebt.

In den Biowissenschaften, vor allem Biochemie, kommst Du nicht um eine Promotion herum. Zeitansatz: mindestens drei Jahre. Eher vier bis fünf, in seltenen Fällen auch schon mal sechs Jahre. In dieser Zeit bekommst Du für gewöhnlich schon mal sowas wie ein Gehalt. Je nach Dotierung und Steuerklasse 800 bis 1100 euro netto bei vertraglich in der Regel 19,5 bis 20 Stunden in der Woche und tatsächlich abgeleistet 60+ in der Woche.

Am Ende Deiner Promotion hast Du spätestens jetzt die Qual der Wahl: weiter an der Uni als PostDoc arbeiten oder in die freie Wirtschaft gehen?
Bleibst Du an der Uni, hangelst Du Dich von Einjahresvertrag oder Dreijahresvertrag weiter. Wie die Jahre seit dem Ende des Studiums auch schon. Haken an der Sache: wenn Du Pech hast, bist Du Ende 30, hast keine unbefristete Stelle an der Uni oder sonstwo im öffentlichen Dienst abbekommen und wirst auf den freien Markt geworfen, weil sie Dich nur maximal zwölf Jahre mit befristen Verträgen als wissenschaftlichen Mitarbeiter beschäftigen dürfen. Danach Dauerstelle oder weg. Bei den klammen öffentlichen Kassen, kannst Du Dir wohl selber ausrechnen, was wahrscheinlicher ist. Ach ja Vergütung als PostDoc: so um die 2700 bis 3000 euro brutto.

Die Vergütung in der freien Wirtschaft ist freilich höher. Wenn Du eine entsprechende Stelle bekommst. Dann sind 40k euro Jahresbrutto durchaus drin. Wenn Du allerdings zu denen gehörst, die nur einen fachfremden Job abbekommen, dann kannst Du mit 20k euro Jahresbrutto Dich schon zu den Gewinnern zählen. :wink:

Auch wenn sich das alles sicherlich sehr frustrierend anhört, solltest Du auch auf Dein Herz hören: möchtest Du etwas biowissenschaftliches studieren, weil es Dich interessiert? Dann nur zu. Du wirst damit nicht reich, aber wirst Dein Auskommen haben. Mehr oder weniger schnell und hoch. In jedem Fall aber wirst Du etwas studieren, was sehr spannend und vielseitig ist. Es wird Deine Persönlichkeit positiv prägen und Dir vielschichtige Einblicke in unterschiedliche Bereiche der Naturwissenschaften geben. Unter den Naturwissenschaftlern sind die Biologen und Biochemiker wahrscheinlich die Letzten, die ansatzweise von sich noch behaupten könnten, sowas wie Universalgelehrte zu sein. :wink:

Liebe Grüße
Thorigrarg

Danke für deine Hilfe.
Deine Mail scheint vieles zu bestätigen, was ich aus anderen Gesprächen schon herashören konnte.

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Danach Dauerstelle oder weg. […]
Die Vergütung in der freien Wirtschaft ist freilich
höher. Wenn Du eine entsprechende Stelle bekommst.
Dann sind 40k euro Jahresbrutto durchaus drin. Wenn
Du allerdings zu denen gehörst, die nur einen
fachfremden Job abbekommen, dann kannst Du mit 20k
euro Jahresbrutto Dich schon zu den Gewinnern
zählen. :wink:
"

Hast du eine ungefähre Einschätzung davon, wie viele
Biologen
a) als Pharmavertreter,
b) ungewollt fachfremd arbeiten?
Das ist nämlich genau das, wovor ich Angst habe.

(Ich denke, dass sich das auch nicht 100tig vermeiden lässt ,wenn man richtig gut ist. In der offiziellen Propaganda heißt es ja immer „auch Biologen finden nach soundsoviel Monaten einen Job“. Was bringts wenn der fachfremd ist.)