Hallo!
Ich möchte Dich mit meinen Ausführungen keinesfalls verschrecken.
Wenn wir uns die finanzielle Seite anschauen, dann sieht das Bild so aus:
Beginn des Studiums mit etwa 20 Jahren. Im günstigsten Fall drei Jahre bis zum Bachelor. Vielleicht vier Jahre, weil der eine oder andere Kurs wiederholt werden muss. In dieser Zeit lebst Du finanziell im besten Falle auf BAföG-Niveau. Danach zwei Jahre bis zum Master. Vielleicht drei Jahre, wenn auch hier ein Kurs oder mehrere wiederholt werden müssen. Mit den Finanzen sieht es nicht viel besser aus als zu Zeiten Deines Bachelors. Nach dem Studium bist Du also 25 bis 27 Jahre alt. Richtig Geld hast Du bisher nicht so recht. Hast eher immer auf knapp gelebt.
In den Biowissenschaften, vor allem Biochemie, kommst Du nicht um eine Promotion herum. Zeitansatz: mindestens drei Jahre. Eher vier bis fünf, in seltenen Fällen auch schon mal sechs Jahre. In dieser Zeit bekommst Du für gewöhnlich schon mal sowas wie ein Gehalt. Je nach Dotierung und Steuerklasse 800 bis 1100 euro netto bei vertraglich in der Regel 19,5 bis 20 Stunden in der Woche und tatsächlich abgeleistet 60+ in der Woche.
Am Ende Deiner Promotion hast Du spätestens jetzt die Qual der Wahl: weiter an der Uni als PostDoc arbeiten oder in die freie Wirtschaft gehen?
Bleibst Du an der Uni, hangelst Du Dich von Einjahresvertrag oder Dreijahresvertrag weiter. Wie die Jahre seit dem Ende des Studiums auch schon. Haken an der Sache: wenn Du Pech hast, bist Du Ende 30, hast keine unbefristete Stelle an der Uni oder sonstwo im öffentlichen Dienst abbekommen und wirst auf den freien Markt geworfen, weil sie Dich nur maximal zwölf Jahre mit befristen Verträgen als wissenschaftlichen Mitarbeiter beschäftigen dürfen. Danach Dauerstelle oder weg. Bei den klammen öffentlichen Kassen, kannst Du Dir wohl selber ausrechnen, was wahrscheinlicher ist. Ach ja Vergütung als PostDoc: so um die 2700 bis 3000 euro brutto.
Die Vergütung in der freien Wirtschaft ist freilich höher. Wenn Du eine entsprechende Stelle bekommst. Dann sind 40k euro Jahresbrutto durchaus drin. Wenn Du allerdings zu denen gehörst, die nur einen fachfremden Job abbekommen, dann kannst Du mit 20k euro Jahresbrutto Dich schon zu den Gewinnern zählen.
Auch wenn sich das alles sicherlich sehr frustrierend anhört, solltest Du auch auf Dein Herz hören: möchtest Du etwas biowissenschaftliches studieren, weil es Dich interessiert? Dann nur zu. Du wirst damit nicht reich, aber wirst Dein Auskommen haben. Mehr oder weniger schnell und hoch. In jedem Fall aber wirst Du etwas studieren, was sehr spannend und vielseitig ist. Es wird Deine Persönlichkeit positiv prägen und Dir vielschichtige Einblicke in unterschiedliche Bereiche der Naturwissenschaften geben. Unter den Naturwissenschaftlern sind die Biologen und Biochemiker wahrscheinlich die Letzten, die ansatzweise von sich noch behaupten könnten, sowas wie Universalgelehrte zu sein.
Liebe Grüße
Thorigrarg