Hallo Josef!
Mich interessiert wer Jugendliche bei der Berufswahl
beeinflusst?
Darf´s auch eine Antwort auf die Frage „was Jugendliche bei der Berufswahl beeinflußt“ sein?
Man nimmt an, daß Berufsentscheidungen von einem Vorsatz geleitet werden, der u.U. längere Zeit zur Entwicklung benötigt. Er kann auch für Zeiträume existieren, ohne daß es zu einer handlungswirksamen Entscheidung kommt. Eine Reihe von Autoren hat gezeigt, daß die Ausbildung von Berufspräferenzen durch
- die erlebte Erfolgswahrscheinlichkeit
- die Schwierigkeit von Berufen und
- das Leistungsmotiv
gesteuert werden.
Personen mit größerer Ausprägung in der Erfolgsmotivation wählen subjektiv und objektiv schwierigere Berufe als Personen mit geringerer Ausprägung in der Erfolgsmotivation oder mit größerer Ausprägung in der Mißerfolgsmotivation.
Im Gegensatz dazu betont McClelland (1955, 1965), daß hoch leistungsmotivierte Personen eher Berufe mit unternehmerischen Anforderungen wählen, die von ihren Inhabern eine realistische Risikobereitschaft fordern (Verantwortung für das Auslösen von Entscheidungen, individuelle Verantwortlichkeit und aufgabenbezogene Rückmeldung).
Eine Studie von Sonntag (1975) ergab, daß die Berufswahl anscheinend stark von der Einschätzung abhängt, ob negative Folgen der Wahl vermieden werden können. Insofern scheint bei der Berufswahl eine Wahl des kleinsten Übels vorzuliegen.
Des weiteren scheinen folgende Faktoren die Berufswahl, die Wahl der Organisation, in der man arbeitet, und die Wahl der Tätigkeit, die man ausübt, zu beeinflussen:
- eigene Interessen und Wünsche
- Abneigungen und Befürchtungen
- Aussichten auf einen Ausbildungs- oder Studienplatz
- Fähigkeiten als eine Determinante der Interessen
- frühere Erfahrungen und Werthaltungen der Familie als
Determinanten der eigenen Präferenzen.
Durch eine Befragung von Wirtschaftsstudenten wurden Motivationsfaktoren für deren Entschluß, ihr Fach zu studieren, ermittelt (Mehrfachnennungen waren möglich):
- Interessante Tätigkeit (95,7% Zustimmung)
- eine Tätigkeit, bei der man selbständig arbeiten kann (86,5%)
- ein Beruf, der einem das Gefühl gibt, etwas Sinnvolles zu
tun (73,2%)
- Aufgaben, die viel Verantwortungsbewußtsein erfordern (70,7%)
- gute Aufstiegsmöglichkeiten (69,2%)
- viel Kontakt zu anderen Menschen (64,9%)
- sichere berufliche Stellung (41,1%)
- hohes Einkommen (38,8%)
- ein Beruf, der anerkannt und geachtet wird (25,1%)
- ein Beruf, der einem viel Freizeit läßt (20,6%)
- ein Beruf, der für die Gesellschaft wichtig ist (19,1%)
Diese Befragung zeigte den typischen Wandel, den man in den 80er und 90er Jahren entdecken konnte: Intrinsische Motivationsfaktoren wurden bedeutender als extrinsische Motivatoren.
Gruß,
Oliver Walter