Messi, ADS, Hunter-Typus and all that
Hi Chaosqueen
ja - was du beschreibst, ist das, was man landläufig „Messi“ nennt. Leider fällt unter diesen Nickname auch das andere Extrem, wo Leute ihr Gehäuse mit Biomüll und leeren Bierdosen anfüllen bis unter die Decke. Man sollte nicht scheuen, diese Extrema abzutrennen, da sie sowohl in der Aitiologie als auch in der Erscheinung von dem was du beschreibst abweichen.
Tatsächlich hängt dieses Verhalten ebg mit dem sog. ADS zusammen, von dem man früher glaubte, daß es nur Kinder betrifft. Seit Ende der 80er hat man aber endlich perzipiert, daß es auch Erwachsene betrifft. Dabei halte ich die Bezeichnung A ufmerksamkeits- D efizit für irreführend. In allen mir bekannten Fällen handelt es sich um Personen, die enorm agil, aktiv, phantasievoll, kreativ, interessiert, faszinationsfähig und - so paradox sich das jetzt anhören mag - extrem ordnungsliebend sind und die in der Regel entweder in künstlerischen Berufen oder anderweitig verantwortlicher Position sehr erfolgreich sind - es sei denn, sie verstricken sich in ihrem " S yndrom" … 
Ich teile mit Thom Hartmann, der dieses Phänomen einer sog. Hunter-Persönlichkeitstruktur zuordnet, die Auffassung, daß solche Personen im Unterschied zur sog. Farmer-Persönlichkeit zwar nur unter Qualen langfristig denken und planen, daß sie aber - ebenfalls im Unterschied zum Farmer-Typus - in Situationen, wo schnell, umsichtig, improvisierend und ad hoc gehandelt werden muß, ihre Fähigkeiten voll ausagieren können - da, wor der Farmer-Typus in Resignation oder Panik-Lähmung verfallen würde. Man findet den Hunter-Typus häufig unter Helfern bei Katastrophen.
Ich hatte zu diesem Phänomen hier schon einiges gepostet, da sind auch Literaturen dabei:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Bisher hat er immer wieder meinen Beteuerungen
geglaubt es würde sich was ändern. (Ich glaube das in dem
Moment wo ichs sage auch selber und ich WILL ja auch was
ändern)
Es ist wahr, daß dies für andere - zumal, wenn sie „Farmer“ sind, sehr belastend sein kann bis zum geht-nicht-mehr. Dazu kommt, die Selbtüberzeugtheit, die du erwähnst, und infolgedessen immerwieder die Enttäuschung über sich selbst. Das erklärt sich dadurch, daß - wie schon erwähnt - die Person eigentlich von einer Idee von Ordnung und Übersichtlichkeit getragen wird (stärker als bei einem sogenannten „ordentlichen“ Menschen), daß sie aber, um diese auch real herzustellen , nicht langfristig und langatmig genug denken kann, zumindest nicht konsequent. Der Hunter ist ein hervorragender Kurzstreckenläufer (metaphorisch), der Farmer ist eher für lange Strecken geeignet, bei denen man die Energiebilanz mehr kontrollieren muß und planen muß (mit Plänen, die auch eine Weile später noch ihre Gültigkeit haben *g*).
Wenn der „Hunter“ sein Ziel ins Visier genommen hat, jagt er ihm nach ohne sich im Geringsten irritieren zu lassen, egal, wie hinderlich die „Rand“-Bedingungen sind und egal was an Hindernissen in den Weg gelegt wird und wird sich nichteinmal von Erschöpfung hindern lassen. Er ignoriert sie einfach - aber das Jagdziel wird er erreichen.
Das kann natürlich sehr kuriose Erscheinungen zeitigen: Wenn der Hunter z.B. einen Brief erwartet, auf den er mit Hochspannung konzentriert ist, dann kann es sein, daß er alle andere zwischenzeitliche Post, die nichts mit dem Faszinationsobjekt zu tun hat, in einer Ablage (vielleicht auf Nimmerwiedersehen) verschwinden läßt …
Das Problem, so wie es Hartmann sieht, ist, daß unsere ganze Gesellschaft (und die Ausbildungssysteme) auf den Farmer-Typus eingestellt wird. Das Hunterkind scheitert daher oft in Schulen, obwohl es inteligent und lernfähig ist. Es scheitert, weil es sich bei langfristigen Aufgaben enorm schnell langweilt und sich daher schnell großeren Faszinosa zuwendet. Aber stelle ihm eine Aufgabe, die andere nicht lösen können - dann ist der Hunter vorn!
Die Frage ist, wie geht man damit um, wenn man unter diesen Typus fällt. Empfehlenswert ist, zunächst von dem täglichen Vorhaben, heute endlich Ordnung zu schaffen (eine Vorhaben, das auch am Abend noch nicht einmal in Angriff genommen sein wird), Abstand zu nehmen, um sein Selbstbild nicht überzustrapazieren.
Dann hat es sich bewährt, kleine „Inseln der Ordnung“ zu schaffen - und zwar abseits der vorhandenen Unordnung: Das kann z.B. dein Kleiderschrank sein oder dein Schreibtisch usw. Dort wird alles weggeräumt, was du im Augenblick nicht brauchst. Und es wird genau das, was du im Augenblick für wichtig ansiehst, geordnet und übersichtlich gelagert. Alles andere kommt z.B. in eine „intermediäre“ Kiste (aber nicht mit der „Absicht“, sie „morgen“ wieder zu inspizieren!). Die Übung dabei ist, der Zeitspanne, die mit „im Augenblick“ gemeint ist, nach und nach ein immer längeres Maß beizumessen.
Nur sobald ich zur Wohnungstüre reinkomme (ausserhalb besteht
dieses „Phänomen“ nicht) kann ich nichts tun. Es ist wie ein
Blockade.
Es scheint wie eine Blockade. Aber es ist in Wirklichkeit deine Fähigkeit, dich unter keinen Umständen von dem, was dir wichtiger ist, ablenken zu lassen.
Das Gefühl etwas im Haushalt tun zu müssen kann ich gar nicht
beschreiben… es fühlt sich fast wie einer Erniedrigung an…
Es liegt abseits deiner Jagdziele. EIn Jäger fühlt sich erniedrigt, wenn man ihn zwingt, Geschirr und Besteck zu spülen (es ist für ihn etwas Sinnentleertes). Aber in einem gelände, wo der Farmer verhungert, weil er kein Messer und keinen Teller hat, wird der Jäger höchst erfinderisch sein 
Das hat zur Folge das es extrem unordentlich und unsauber ist.
Und so doof es sich vielleicht anhört: ich fühle mich selber
extrem unwohl.
Aber wenn es dir eines schönen Samstags in den Sinn kommt, eine aufgeräumte Küche faszinierend zu finden, wirst sie schneller in Ordnung sein und sie wird geordneter und sauberer sein als bei jemandem, der es täglich tut.
Hat irgendwer eine Idee was mir helfen könnte? Ich glaube ich weiss ziemlich genau woher das Problem stammt …
Die Frage, woher es kommt und wie es sich entwickelt hat, ist für dich sicher müßig und überflüssig. Deshalb wird sie dich auch nicht allzulange beschäftigen? Es sei denn, du faßt das Studium des ADS bzw. Hunter-Typus als dein nächstes Faszinationsobjekt ins Auge 
Aber eigentlich müsste ich doch aufgrund dieses Wissens dagegen tun können oder?
Müßte, ja. Aber wie es Freud schon metaphorisch ausdrückte: Wie beim Eisberg nur ein geringer Teil über Wasser sichtbar ist, so ist uns selbst nur ein geringer Teil dessen, was uns steuert und bewegt, bewußt … und ein noch geringerer Teil ist von uns selbst manipulierbar nach Kriterien, die uns die soziale Realität aufzwingt.
Ich hoffe mir kann jemand helfen, bevor mein Freund das weite gesucht hat.
Rechne mal damit, daß er es tun wird …
Mehr kann ich im Augenblick nicht dazu schreiben, denn ich habe im Augenblick eigentlich gar keine Zeit, solch ein Posting zu schreiben (du weißt vielleicht, was ich meine *lächel*).
Viel Jagdglück
Metapher