Brauchen Menschen Religion?

Guten Morgen, lieber Fritz,

Guten Nachmittag, lieber Rolf,

Woher, um alles in der Welt, kommst Du auf Deine Folgerung, Religion gebe „Selbstverantwortung des Menschen zugunsten eines dubiosen Wesens“ ab?
Aber bei der Selbstverantwortung ist Dir, schätze ich, ein logischer Fehler unterlaufen: gleichgültig, woher ich Sinn und Wert meines Lebens beziehe, zu verantworten habe ich mich.

Vielleicht auch nur ein sprachliche Ungenauigkeit.

Gemeint ist: Da der Mensch ein Geschöpf Gottes ist - so ist es doch wohl in den heute relevanten Weltreligionen -, ist er nicht selbst verantwortlich für seinen Charakter, seine Verhaltensweisen, seine Taten, selbst wenn er die Freiheit und die Pflicht hat, sich zu entscheiden.
Er bleibt aber allemal schwach und anfällig für die Sünde. (Das Fleisch ist stark, doch der Geist ist schwach! Oder so.)

Dass ich für meine „gottgegebene Schwachheit“ auch noch bestraft werden kann, schlägt dem Ganzen das Fass auf die Krone!

In der Prädestinationslehre, dem „sola fide“ und dem Kismet wird das besonders deutlich.

Die Katholen haben mit ihrer „Werkgerechtigkeit“ tatsächlich noch ein wenig Verantwortung für ihr Handeln. Und sie haben die Mutter Gottes und die Heiligen als Nothelfer.

Ich hoffe, damit wird es etwas deutlicher.

Deine weiteren Ausführungen widersprechen natürlich meiner Sicht gewaltig, aber da ist wohl nichts zu machen. :wink:

Gruß Fritz

Hi Stucki

Taju hat ja schon mit schafsmäßig anschaulich gemacht, worum es geht. Kann dem kaum etwas hinzufügen.

Aber just datafox unterstellt Nichtgläubigen immer wieder,

Ich kanns nur wiederholen: So, wie ich datafox hier lese, versucht sie lediglich klar zu machen, daß Leute, die mit Rundumschlägen gegen Religion als solche hier herumpoltern, nichts anderes tun, als das, gegen das sie polemisieren - nämlich missionieren, und zwar im negativen Wortgebrauch. Und das sieht datafox nach meiner Einschätzung richtig.

Und ich wendete mich dagegen, daß eben diese Haltung zusätzlich oft von einer abwertenden Arroganz getragen ist. So, als ob die Polemiker irgendeiner Art von Erleuchtung auch nur ein Fitzelchen näher seien als die, die sie generell für geistig unterbelichtet erklären.

Vielleicht werden manche Nichtgläubige polemisch, weil unser
ganzes gesellschaftliches Leben ausserordentlich stark von
(christlich-) kirchlichem Wirken durchzogen ist.

Wie du selbst unten sagst: Wir leben in einem Europa mit einer ca. 2500-jährigen Geistes- und Politikgeschichte. Und darüber hinaus gibt es keinen Quadratmeter auf der Erde, wo das anders ist, nur halt dasselbe in Grün. Und das liegt nicht daran, daß außer dem Polemiker selbst alle anderen zu dumm sind.

Segnung neuer Gebäude

Das ist ein Ritual, das kein Spezifikum der christl. Religion ist. Es ist viele tausend Jahre älter als diese, und es würde auch gemacht, wenn es keine Christen gäbe :smile: Unser „aufgeklärter“ Alltag ist voll von solchen Ritualen, bloß wissen die meisten davon nichts.

Ungeheuerlichkeit, dass ein hoher Bischof der ev. Kirche dem
Philosophen Schnädelbach vorwirft, dass „er unter Niveau lebt,
das Leben einer Eintagsfliege“, wenn er nicht die Frage nach
Gott stellt.

So wie ich Schnädelbach kenne, wird er daran nicht psychisch zusammenbrechen. Er hat selbst noch ganz andere Sprüche auf Lager. Wie lautete seine Antwort auf diese Äußerung?

Nur diese Penetranz und Hartnäckigkeit, mit der Un- oder Andersgläubigen immer und überall kopfschüttelnd begegnet wird.

Richtig, aber diese Penetranz und Hartnäckigkeit ist keine spezifische Eigenart des Christentums. Sie ist gerade auch Religionspolemikern zu eigen. Das kannst du hier doch oft genug lesen. Und darum ging es jetzt doch.

Ich behaupte mal, es
gibt heute noch Gegenden, Orte in D, da sollte man seine
Ungläubigkeit besser nicht bekennen … denn dann sollte man
sich besser einen anderen Wohnort suchen.

Das ist auch richtig und auch schlimm genug. Kennst du einen Ort auf der Erde, wo das nicht so ist? Sind Orte zu bevorzugen, wo es umgekehrt Gläubigen ebenso geht?

Es war aber auch arg „zweckentfremdet“ :wink:)

Ich weiß. Aber warum sollte ich wischiwaschiger formulieren als es hier manche Rundumschlagreligionspolemiker tun?

Gruß

Metapher

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tumb or not tumb

Was heißt hier: heftig reagiert. Ich habe dich darauf
hingewiesen, dass du etwas zu stark auf die Pauke haust!

Ich tat es denen gleich, die damit gemeint waren!

Heftig war es von dir, das Zitat so zweckzuentfremden!
Und frage dich selber, weshalb du das getan hast!

Ich pflege mir zu überlegen, warum ich etwas tue. Du bist ein Freund der deutlichen Worte. Oder gilt das nur, wenn du selbst sie sprichst?

Der Rest ist Schaumschlägerei!

… wenn einem die Argumente ausgehen …

Hättest du vielleicht gern! :wink:

Kein Konjunktiv. Ich hab es mit Vergnügen registriert.

Würdest du etwa jemals mit dem Heiligenschein des intellektuellen Besserwissens gegen Religionsbekenntnisse auftreten?

Wenns nötig ist!

Woran willst DU einen Maßstab der Notwendigkeit nehmen? Ich dachte, daß solche Maßstäbe, wenn ich deine Denkweise hier zur Kenntnis nehme, ausschließlich die haben, die du wortgewaltig mit dem Heiligenschein „ich bin intelligent und die da sind tumb“ angreifst?

Würdest du jemals meinen, daß Gläubige, indem sie gläubig sind, tumb sind? oder selbstverantwortungslos?

Ich kenne derartige genug!

Ich kenne derartige genug, die sich allein deshalb, weil sie Religionspolemiker sind, schon für nicht-tumb halten!

Würdest du jemals behaupten, daß Gläubige nicht so erleuchtet
sind wie die, die besser als Gläubige wissen, woran Gläubige
glauben?

Pffft! 80 % der „Gläubigen“ stehen auf dem Wissen, das sie
hatten, als sie sich vom Religionsunterricht abmeldeten!

Bei 90% der Religionspolemiker ist das genauso!

b.a.W.

Metapher

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Sag, Metapher,

wird dir dieses Pingpongspiel nicht bald über?

Deinen Heiligenschein hätte ich gern, samt dem Gutmenschenpass!

Fritz

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Hallo Stucki

Nüchterner betrachten es die
Evolutionsforscher: „Religion bindet einen Stamm, ein Volk
zusammen und garantiert ihm damit besseres Bestehen in einer
widrigen Welt.“ Darin liegt aber auch Abgrenzung gegenüber
Nachbarstämmen/-völkern, die (u.U. nur etwas) andersgläubig
sind.

Das ist eine rein funktionale Sichtweise, wie ich sie schon mit dem Durkheim-Zitat angesprochen hatte. Natürlich ist eine solche Sichtweise nicht nur legitim, es ist sogar die einzig mögliche, wenn man Religion als soziales Phänomen betrachten will. Damit - und das ist der Nachteil der funktionalen Betrachtungsweise - trifft man aber über den Gegenstand der Betrachtung lediglich indirekte Aussagen. Man beschreibt also im hier vorliegenden Falle die soziale Funktion von Religion - wobei offen bleiben muss, ob diese Beschreibung erschöpfend ist; ob sie die Funktion von Religion vollständig erfasst. Selbst wenn dies der Fall wäre, wird damit darüber, was Religion substanziell ist, nichts ausgesagt. Es wird beschrieben, wie Religion im gesellschaftlichen Zusammenhang funktioniert, nicht, was Religion eigentlich ist.

Das hat mit ‚Nüchternheit‘ absolut nichts zu tun. Nishitanis Ansatz ist einfach ein anderer. Wie in meinem ersten Posting schon gesagt, ein substanzieller und kein funktionaler.

Wenn man nun argumentiert, das Wesen der Religion erschöpfe sich in seiner Funktion, so halte ich das persönlich für gar nicht einmal so falsch. Schief wird es allerdings meines Erachtens, wenn man diese Aussage noch weiter auf eine ‚soziale Funktion‘ einschränken will. Soziale Funktionen sind immer etwas Abstraktes. Tatsächlich handeln und fungieren immer konkrete Individuen aus konkreten Antrieben heraus. Die soziale Gestalt, die das konkrete Denken und Handeln von Individuen, die ein gemeinsames soziales Bezugssystem haben, annimmt, ist immer ein abstraktes Konstrukt.

Die Folgen können wir in der Menschheitsgeschicht sehen.
Ich meine damit nicht, dass die Religionen dafür
verantwortlich sind!

Genau dies ist der Punkt. Konkret als Handelnde und damit Verantwortliche treten immer auch konkrete Individuen auf. Die Verantwortung (ggf. ‚Schuld‘) der Gesellschaft, der Religion oder der Ideologie zuzuschieben oder sonstige transzendente Mächte zu bemühen (was ja zweifellos immer wieder geschieht), ist nichts als fadenscheinige Exkulpation.

Kehren wir zurück zu Nishitanis substanziellem Ansatz: Religion als persönliche Antwort auf die Sinnfrage, die Frage nach der eigenen Bestimmung. Offensichtlich kann diese Frage die unterschiedlichsten Antworten finden - selbst Antworten, die lediglich im Handeln ausgedrückt werden und keines gedanklichen Überbaus, keiner konsistenten Theo- oder Ideologie bedürfen. In der Regel allerdings ist es so, dass die meisten Menschen ein tradiertes Muster (die ‚funktionale Religion‘) übernehmen und diesem ihren eigenen Sinn geben. Dass dabei bestimmte Muster einer speziellen Sinngebung eher entsprechen können als andere, ist offensichtlich. Trotzdem lassen die traditionellen religiösen Überlieferungen mit ihrem Vorrat an vieldeutigen Zeichen der persönlichen Sinngebung weiten Raum. Nicht umsonst spielen Symbole, Gleichnisse, Parabeln etc. da eine große Rolle. Nicht immer, um das eigentlich Unsagbare auszudrücken, sondern eben auch, um einem großen Spektrum von Sagbarem Raum zu lassen.

Aber sie haben auch nicht im Geringsten
mäßigend auf die Bestie Mensch eingewirkt! „Gott mit uns!“,
„Gott will es!“ usw. bis zum heiligen Krieg - natürlich alles
Missbrauch.

Dies scheint mir eine unzulässige Verallgemeinerung zu sein. Die von Dir eingangs beschriebene soziale Funktion von Religion als sozialer Identifikationsgegenstand, als ‚Totempfahl‘, um den sich die Horde schart, kann allerdings diesen Eindruck erwecken. Neben der bereits genannten Definition und Ausgrenzung des ‚Fremden‘ und zu Bekämpfenden kann darüber hinaus - wie ich schon angedeutet hatte - die soziale Funktion sogar in der Exkulpation des Einzelnen innerhalb und vor der Gemeinschaft bestehen; kann sie Rechtfertigung von Bürgerkrieg und Brudermord oder auch ‚nur‘ von sozialer Unterdrückung sein. Wir haben also nicht nur Bernards ‚Deus lo volt!‘ sondern auch Almarics ‚Dieu reconnaitra les siens‘.

Man darf nicht von der stillschweigenden Voraussetzung ausgehen, dass die Antwort des Einzelnen auf die Sinnfrage allemal eine ethisch hochstehende oder nach gängigen Maßstäben auch nur ethisch akzeptable Antwort sein müsse. Dies wäre wirklich allzu blauäugig. Dies hieße z.B., die religiösen Aspekte der faschistischen Herrenmenschenideologie zu übersehen oder die messianische Verehrung von Menschheitsbeglückern wie Stalin.

Trotzdem gibt es - von dem kaum quantifizierbaren ‚mäßigenden‘ Einfluss auf einzelne Menschen abgesehen - durchaus beachtenswerte Indizien für eine ‚humanisierende‘ Auswirkung religiöser Modelle auf ganze Gesellschaften. Stellvertretend möchte ich hier die tibetischen und mongolischen Völker nennen, deren Wandlung von kriegerischen und räuberischen Horden hin zu einer etwas ‚zivilisierteren‘ Kultur auffällig mit der Verbreitung des Buddhismus unter ihnen koinzidiert.

Heute im Zeitalter der Globalisierung habe ich den Eindruck,
dass Religionen eher etwas Trennendes sind - bei aller
Anerkennung des Bemühens auch der Kirchen um Verständigung.

Ich denke nicht, dass das Trennende gewachsen ist - und auch nicht, dass es anachronistisch ist. Es ist durch den interreligiösen Dialog lediglich deutlicher geworden. Dies gilt gleichzeitig aber auch für das Verbindende. Daraus erst ergibt sich die Chance, religiöse Vielfalt zuzulassen - die Chance, dass die im Entstehen begriffene Weltkultur wenigstens von der Pest militanter religiöser Intoleranz verschont bleibt. Die Aussichten dafür sind nicht allzu gut - die Entwicklung des religiösen Dialogs vermag mit der Entwicklung der Globalisierung offenbar kaum Schritt zu halten. Man kann darüber jammern oder aber den Versuch machen, Versäumtes aufzuholen.

Freundliche Grüße,
Ralf

P.S.: Ich bin ab morgen früh bis einschließlich Sonntag vom Web abgenabelt. Auf Antworten kann ich also frühestens Montag eingehen.

Name des Bischofs
Hallo Taju,

Kannst Du mir den Nemen des Bischofs nennen, der das von Dir
zitierte gesagt hat? (Ernsthaftes Intresse, kein Anzweifeln -
leider)

Tut mir leid, exakt kann ich’s nicht sagen, da ich den Artikel leider nicht aufbewahrt habe. Nur so viel: Es war eine Diskussion Zwischen dem Bischof und dem Philosophen Schnädelbach im Magazin „Chrismon“ (der Wochenzeitung DIE ZEIT regelmäßig beiliegend und von mir nicht einfach weggeworfen!) vor ein, zwei Jahren, es war einer der führenden Männer, wenn ich mich richtig erinnere auch wohl sowas wie Abt (gibt’s das bei den Evangelischen?) in einer evangelischen Akademie, Namen sollte ich eigentlich nicht nennen, aber es könnte „Hirsch“ oder „Hirschler“ sein (ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil, wenn der Name nicht stimmt).
Im Online-Archiv von Chrismon habe ich nichts gefunden.

Gruß, Stucki

Hi Mohamed

Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass Du nicht wenigstens
eine private Ideologie in Form einer Rangfolge von
persönlichen Werten und Prinzipien besitzt?!

Ich suche und finde im Hier und Jetzt, in der jeweiligen
Situation, meine Handlungsrichtlinien

Die Kriterien dafür müssen aber schon vor dem Hier und Jetzt da gewesen sein.

hi,

die idee, daß es rechte gibt, die für alle menschen gleich
gelten sollen, ist ebenfalls eine ideologie.

Ich denke, dass eine Ideologie etwas komplexer aufgebnaut sein
muss und nicht nur aus einem einzigen Gedanken oder Gefühl
bestehen kann.

die idee der menschenrechte geht zurück auf das naturrecht. d.h. jeder mensch wird von natur ausmit rechten ausgestattet geboren. dahinter stecken jahrhunderte philosophiegeschichte.

einstieg zb hier

"3) Das Naturrecht bzw. Vernunftrecht des 17./18. Jh. lässt sich mit 
Begriffselementen charakterisieren. Es ist:
- universal, d.h. es gil von Zeit und Ort unabhängig für alle Völker 
und Menschen zu allen Zeiten, gleich welcher Religion, gleich Herkunft 
und Abstammung, gleich welchen Geschlechts oder geistiger und 
körperlicher Verfassung sie sind. Es bildet somit die Grundlage der 
Menschenrechte im Ausgang des 18. Jh."

http://home.arcor.de/danneskjoeld/Inf/T/Naturrecht.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte

gru-
datafox

Die Kriterien dafür müssen aber schon vor dem Hier und Jetzt
da gewesen sein.

Kriterien -warum nicht. Aber jenseits von Ideologie.

Hallo Stucki,
dann wird es wohl Hirschler, der Altbischof (mittlerweile) der ev. Kirche von Hannover sein! Jetzt ist er im Predigerseminar Loccum, und ist tatsächlich ein Abt (was aber mehr mit der Geschichte Loccums als mit der evangelischen Kirche zu tun hat). Tatsächlich würde so etwas zu ihm passen…
Meine persönliche Lieblingsthese von ihm ist die von der Reversibilität von Homosexualität:wink:
Allerdings: Hirschler ist streitbar, aber er läßt mit sich streiten, was ich aus eigener Erfahung weiß. Auch habe ich ihn zwar als durchaus feststehend in seinen eigenen Ansichten erlebt, andererseits aber als guten Bischof einer protestantischen Kirche, d.h. er hat seine Rolle immer als primus inter pares verstanden und sich auch so mancher Abstimmung, die gegen seinen persönlichen Gustus war, gebeugt.

Interessant finde ich schon, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sein können: Während ich gerade bei einem so streitbaren Mann wie Hirschler mir oft gedacht habe, daß es doch eigentlich niemanden mehr außerhalb der Kirche im engeren Sinn interessiert, scheinen Du und viele andere durchaus auf gesamtgesellschaftlicher Ebene Auswirkungen zu sehen.

Vielen Dank und viele Grüße,
Taju

Die Kriterien dafür müssen aber schon vor dem Hier und Jetzt
da gewesen sein.

Kriterien -warum nicht. Aber jenseits von Ideologie.

Nun, feste Kriterien, die ein Mensch hat, lassen sich unschwer auf ebenso feste Werte incl. Rangfolge zurückführen, also auch auf eine Ideologie, und sei sie noch so individuell, persönlich und zeitlich begrenzt. Deine Einstellung ist übrigens eine, die Viele haben und Gottseidank nicht alle, da ich denke, dass sich in der Evolution der ideologische / religiöse Mensch durchgesetzt hat, weil dies das Überleben der Gesellschaft am Besten sichert. Hätte jeder als Einstellung irgendeinen Pragmatismus (auf den Du typisch ideologisch sehr stolz zu sein scheinst), stünde es um Welt und Menschheit viel schlimmer, als es jemals der Fall gewesen ist. Mehr noch, es scheint sogar die Entwicklung zu existieren, die Prinzipien der vorherrschenden Religionen und Ideologien durch pragmatistische Rechtfertigungen (perfiderweise aus ihnen heraus) immer mehr zu umgehen, wie uns G.W.B. und O.B.L. zeigen, und das Ergebnis sieht man ja.

Bis denne,

Mohamed.

Hallo Stucki,

bis hin zu der Ungeheuerlichkeit, dass ein hoher Bischof der ev. Kirche dem Philosophen Schnädelbach vorwirft, dass „er unter Niveau lebt, das Leben einer Eintagsfliege“, wenn er nicht die Frage nach Gott stellt.

hier das wortwörtliche Zitat von Hirschler:
[…] Wenn Sie nicht nach Gott fragen, dann leben Sie unter Niveau. Sie müssen ja als Antwort nicht das Christentum haben. Aber so etwas wie Gott, also eine Antwort auf die Sinnfrage, das müssen Sie doch haben! Wofür sind Sie denn sonst da? Was ist denn das für eine Eintagsfliegenexistenz, lieber Herr Philosoph?’

Das komplette Streitgespräch: http://www.chrismon.de/ctexte/2001/1/1-4.html

Viele Grüße
Diana

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Danke …
… Diana,

hatte auf den Chrismon-Seiten gesucht, aber nicht gefunden.

Gruß, Stucki

Hallo Taju,

sicher hast Du die Antwort mit dem Zitat etwas weiter oben von Diana schon gesehen - nur als kleiner Hinweis.

Streitbar oder nicht, ich finde solche Aussagen nicht sonderlich glücklich. Für ähnlich polemische Argumente wird man hier im w-w-w ganz schön „angemacht“.

Interessant finde ich schon, wie unterschiedlich die
Wahrnehmungen sein können: Während ich gerade bei einem so
streitbaren Mann wie Hirschler mir oft gedacht habe, daß es
doch eigentlich niemanden mehr außerhalb der Kirche im engeren
Sinn interessiert, scheinen Du und viele andere durchaus auf
gesamtgesellschaftlicher Ebene Auswirkungen zu sehen.

Na ja, Auswirkungen ist vielleicht zu viel, man reibt sich nur daran. Und wenn Atheisten oder Agnostiker sowas sagen, werden sie der Polemik geziehen.
Aber eigentlich - tröstlicher Spruch zum Abend - kommen wir hier doch ganz gut miteinander aus :wink:)

Gruß und schönen Abend, Stucki

damit auch wir miteinander klarkommen:wink:

sicher hast Du die Antwort mit dem Zitat etwas weiter oben von
Diana schon gesehen - nur als kleiner Hinweis.

und ausgedruckt, aber noch nicht gelesen…

Streitbar oder nicht, ich finde solche Aussagen nicht
sonderlich glücklich. Für ähnlich polemische Argumente wird
man hier im w-w-w ganz schön „angemacht“.

Glücklich finde ich die auch nicht! Hirschlers Aussagen sind oft Ursache meines Unglücks, da er nun mal als Bischof einer evangelischen Landeskirche nach außen auch für mich spricht.
Nur bei ihm ist es so wie manchen von denen, die hier „angemacht“ werden: Man kann dann doch am Ende feststellen, daß man miteinander streiten kann, sich nicht nur in Polemiken ergeht.

Grüße,
Taju

Argumentationskunst
Herzlichen Dank, erfolgreiche Jägerin!

Damit ist auch meine Neugier, wie Schnädelbach auf diese Provokation geantwortet habe, befriedigt. Daß sein Konter nicht besonders sophisticated ausfiel, wundert mich keineswegs.

Viele Philosophen beginnen zu dilettieren, wenn sie sich auf die Behauptung einlassen, daß Sinnsuche eine Aufgabe von Philosophie sei.

Schwach - aber auf beiden Seiten der Konfrontation, nicht nur auf einer. Aber von der einen Seite war eh wenig anderes zu erwarten bei diesem Thema. Der eine hat wenig Argumentationsspielraum - der andere wenig Argumentationskunst.

Trotzdem interessant - aber nicht überraschend, daß es nicht interessanter war.

Grüße

Metapher

Gratuliere zur Meisterschaft des Verdrehens…
…von meinen Gedanken, Mohamed!
Deine Einstellung ist

übrigens eine, die Viele haben und Gottseidank nicht alle,

umgekehrt:leider nur wenige!
da

ich denke, dass sich in der Evolution der ideologische /
religiöse Mensch durchgesetzt hat, weil dies das Überleben der
Gesellschaft am Besten sichert.

Ja, undzwar der primitiv-archaischen Gesellschaft, die sich von den Neaderthalern zu den BILD-Zeitung-Lesern nicht sehr verändert hat
Hätte jeder als Einstellung

irgendeinen Pragmatismus

Pragmatismus?? Meine Einstellung ist weit davon entfernt. Du würdest wahrscheinlich auch in Adorno einen Pragmatiker gesdehen haben :wink:
(auf den Du typisch ideologisch sehr

stolz zu sein scheinst)

selten soviel Unsinn hintereinander gelesen!
, stünde es um Welt und Menschheit viel

schlimmer, als es jemals der Fall gewesen ist.

Au weia.
Gruß, Branden

Hallo Fritz!

Gemeint ist: Da der Mensch ein Geschöpf Gottes ist - so ist es
doch wohl in den heute relevanten Weltreligionen -, ist er
nicht selbst verantwortlich für seinen Charakter, seine
Verhaltensweisen, seine Taten, selbst wenn er die Freiheit und
die Pflicht hat, sich zu entscheiden.

Das is ein Widerspruch in sich: Entweder ich hab die Freiheit, mich für oder gegen was zu entscheiden (=bin für meine Entscheidungen verantwortlich, habe also ein Gewissen), oder nicht. Das sagen übrigens nicht nur die „heute relevanten“ Weltreligionen (tolle Wortwahl, übrigens :smile:, sondern auch die modernen Naturwissenschaften: Die freud´sche Mär, der Mensch sei nur ein Produkt seiner Kindheit, mit der Folgerung, er könne daher Vater, Mutter oder Umwelt dafür verantwortlich machen, dass er grad ein kleines Mädchen vergewaltigt hat, wird dir heute von jedem Psychologen, der seinen Namen verdient, in der Luft zerrissen, ebenso wie die Mär, es gäbe ein „Verbrechergen“

Die Katholen haben mit ihrer „Werkgerechtigkeit“ tatsächlich
noch ein wenig Verantwortung für ihr Handeln. Und sie haben
die Mutter Gottes und die Heiligen als Nothelfer.

WIE BITTE? Die (seit 40 Jahren obsolete) Werkgerechtigkeit lief doch letztendlich auf den Ablasshandel raus…was hat das mit Verantwortung zu tun?!? Und die Heiligen wie auch Maria sind im Wortsinn genau das: „Heilige“.
Ich zitiere Kluge: "heilig (Adj.),

Nein, aber die Wahrheit (Joh.17,17).
„Religionen“ sind vom „Gott dieser Welt“ (Offb.12,9) gemacht worden, um die Menschheit zu verwirren (2.Kor.4,4; Eph.2,2).

Dieser falsche Gott wird jedoch bald eingesperrt (Offb.20,2).