Brief vom Schwager (1)

Der Bruder meiner Frau schreibt an sie:
„Bist du zufrieden mit deinem Leben? Wirklich zufrieden kann man nur dann sein, wenn man sich seiner Unsterblichkeit voll bewusst ist und wenn man weiß, dass wir selbst es sind, welche die Ursachen für unsere Lebenssituation geschaffen haben – in vielen Inkarnationen.“

Was meinen Eso-User?

Nach dem Willen meiner Frau sollte ich den an sie gerichteten vier Seiten langen Brief unbedingt lesen und sagen, was ich dazu meine. Ich las eine halbe Seite und legte den Brief beiseite, mit der Begründung, dass ich mich nicht für diese Art von Ideen interessiere. Daraufhin kamen Vorwürfe, ich sei arrogant und würde ihren Bruder schon von vornherein ablehnen, um mich über ihn zu stellen, was ich ja sowieso immer schon getan hätte, ich solle also bitte unbedingt den ganzen Brief lesen. Nach zwei Tage ununterbrochener Quengelei tat ich es schließlich, um endlich meine Ruhe zu haben. Mein Schwager wurde als Millionärskind geboren und befasste sich schon früh nach Aussagen meiner Frau, die das Gegenteil zu ihrem Bruder ist (sie blond mit blauen Augen, er schwarze Haare und braune Augen) mit dem „Übersinnlichen“, weshalb sie ständig miteinander Streit hatten wegen diesen „Träumereien“. Mein Schwager war ein erfolgreicher Geschäftsmann und verkaufte mit fünfzig Jahren alles, um nur noch zu reisen und sich mit seinen „Träumereien“ zu beschäftigen (unter anderem ist er ein hervorragender Pianist). Er ist geschieden und lebt mit einer jüngeren Frau zusammen in einer schönen Villa am Bodensee. Er hat eine Tochter, die Stewardess war und einen Sohn, der früher Manager war und sehr viel Geld verdiente, dann auf dem Höhepunkt seiner Karriere aus dem Stress ausstieg, um an der Universität Konstanz Psychologie zu studieren. Jetzt hat er sich spezialisiert auf Suchtkranke und Depressive und ist als Diplompsychologe und Psychotherapeut im Management einer psychosomatischen Klinik tätig, er schreibt gerade an seiner Doktorarbeit.

CJW

Anmerkung
Ist das „Übersinnliche“, wie ich es von mir aus nannte, nicht der Glaube an die „Unsterblichkeit“ und an die „Inkarnation“, mit der sie begründet wird? Der Brief von meinem Schwager an meine Frau ist ja länger und erwähnt in Folge „Erzengel“, die eindeutig übersinnlich sind.

Der Einwand zur Augenfarbe: Die Mutter hatte blaue Augen, Vater grüne bzw. graue, Mutter braune Haare, Vater dunkelblonde. Ist aber auch wurscht, ich wollte nur zeigen, dass die Geschwister so vertschieden sind, nicht nur vom Temperament, sondern auch vom Aussehen. Meine Frau meint über ihren Bruder, den sie schon als Kind ständig wegen seiner „Träumereien“ kritisierte, er sei „ein schöner Mann“. Nun ja, für mich nicht, mir ist er zu weich, ich mag lieber harte Clint-Eastwood-Typen. Aber vielleicht ist er ja gerade für Frauen „ein schöner Mann“, weil er immer Superfrauen hatte, vom Typ her Heidi Klum!

Um was es mir aber hier eigentlich geht ist ein philosophisches Problem: Alle Weltreligionen lehren die Unsterblichkeit der Seele. In der neueren Philosophie, und vor allem in der Gegenwartsphilosophie, sieht das anders aus. Wenn ich zum Beispiel den Harvard-Philosophen Professor Alfred North Whitehead bemühe: Dieser spricht von einer „objektiven Unsterblichkeit“. So wie ich ihn verstehe, meint er damit die materielle Welt. Und so gesehen wäre dann auch die gesamte Bemühung der Wissenschaft darauf ausgerichtet, der „objektiven Unsterblichkeit“ der Menschheit vom Neandertalern bis zum Internetzeitalter, der Vermehrung von WISSEN(!) zu dienen, um die objektive Unsterblichkeit in ständigem Streben in dieser Welt zu verbessern.

Falls es überhaupt je eine Verbindung geben könnte zwischen Religion und Wissenschaft, dann vielleicht die: Die Religionen projizieren ihren Wunsch nach Unsterblichkeit in ein Jenseits, die Wissenschaft hingegen auf eine objektive Unsterblichkeit im Diesseits. Beiden Sichtweisen scheint ein und dasselbe menschliche Grundbedürfnis zugrundezuliegen, das in jeder Sekunde unserer Existenz besteht. Auf die Frage Schellings, warum dieser Kosmos überhaupt erxistiert und warum nicht nichts ist, was ja viel „logischer“ wäre, könnte man so antworten: Der Kosmos und das Leben existieren als objektive Unsterblichkeit als Prozess. Zumindest ist das die Lehre des Harvard-Philosophen Professor Alfred North Whitehead, der damit vor allem Managern eine umfassende Kosmologie bieten konnte mit seinem Werk „Prozess und Realität“. Whiteheads Philosophie wird unter anderem von Professor Michael Hampe, der an der Eidgenossischen Hochschule Zürich angehende Ingenieure unterrichtet, weiter vermittelt (vgl. Michael Hampe „Erkenntnis und Praxis - Zur Philosophie des Pragmatismus“, Suhrkamp Verlag, Wissenschaft 2006).

CJW

Hallo,

Der Bruder meiner Frau schreibt an sie:
„Bist du zufrieden mit deinem Leben? Wirklich zufrieden kann
man nur dann sein, wenn man sich seiner Unsterblichkeit voll
bewusst ist und wenn man weiß, dass wir selbst es sind, welche
die Ursachen für unsere Lebenssituation geschaffen haben – in
vielen Inkarnationen.“

Was meinen Eso-User?

Das ist vermutlich die persönliche Meinung des Herrn Bruders ihrer Frau.

Nach dem Willen meiner Frau sollte ich den an sie gerichteten
vier Seiten langen Brief unbedingt lesen und sagen, was ich
dazu meine. Ich las eine halbe Seite und legte den Brief
beiseite, mit der Begründung, dass ich mich nicht für diese
Art von Ideen interessiere.

Wenn Sie darauf verweisen, dass es sich vermutlich um die persönliche Meinung des Herrn Bruders ihrer Frau handelt, sie persönlich aber eine andere Meinung dazu hätten, ist das Thema eigentlich schon erledigt.

Daraufhin kamen Vorwürfe, ich sei
arrogant und würde ihren Bruder schon von vornherein ablehnen,
um mich über ihn zu stellen, was ich ja sowieso immer schon
getan hätte, ich solle also bitte unbedingt den ganzen Brief
lesen. Nach zwei Tage ununterbrochener Quengelei tat ich es
schließlich, um endlich meine Ruhe zu haben. Mein Schwager
wurde als Millionärskind geboren und befasste sich schon früh
nach Aussagen meiner Frau, die das Gegenteil zu ihrem Bruder
ist (sie blond mit blauen Augen, er schwarze Haare und braune
Augen) mit dem „Übersinnlichen“, weshalb sie ständig
miteinander Streit hatten wegen diesen „Träumereien“. Mein
Schwager war ein erfolgreicher Geschäftsmann und verkaufte mit
fünfzig Jahren alles, um nur noch zu reisen und sich mit
seinen „Träumereien“ zu beschäftigen (unter anderem ist er ein
hervorragender Pianist). Er ist geschieden und lebt mit einer
jüngeren Frau zusammen in einer schönen Villa am Bodensee. Er
hat eine Tochter, die Stewardess war und einen Sohn, der
früher Manager war und sehr viel Geld verdiente, dann auf dem
Höhepunkt seiner Karriere aus dem Stress ausstieg, um an der
Universität Konstanz Psychologie zu studieren. Jetzt hat er
sich spezialisiert auf Suchtkranke und Depressive und ist als
Diplompsychologe und Psychotherapeut im Management einer
psychosomatischen Klinik tätig, er schreibt gerade an seiner
Doktorarbeit.

So gesehen sind ihre weiteren Ausführungen nicht hilfreich, außer sie streiten gerne.

CJW

Mit freundlichem Gruß
Marga

Grüß dich,

was hältst du von folgendem Vergleich:

Das Wissen an sich ist unsterblich / unvergänglich. Alles Wissen ist gespeichert wie auf einer Festplatte oder mehreren Festplatten. Aber die Paßwörter sind „irgendwo“. Der eine oder andere „findet“ ein Paßwort oder hat ein Paßwort bei seiner Geburt mitbekommen, hat somit Zugang zu den Dateien, die mit diesem Paßwort abgerufen werden können. Da einzelne Dateien aber kein Gesamtbild sind, bleibt für Spekulationen jede Menge Raum.

Und nun suchen die Wissenschaftler und auch die, die sich mit dem Übersinnlichen befassen, nach den Paßwörtern.

LG, Hannelore