Chronisches Verschlafen und Zuspätkommen

Hallo,
ich betreue Jugendliche in einer berufsvorbereitenden Maßnahme. Einer meiner Teilnehmer kommt ständig viel zu spät zur Arbeit und zur Schule. Er muss um sieben hier sein. Er lebt mit seinem Vater zusammen, der aber schon aus dem Haus ist, wenn der Junge aufstehen muss. Seine Mutter lebt in der gleichen Stadt, aber woanders. Sie ruft ihn jeden Morgen an, um ihn zu wecken. Einen Wecker hat er ebenfalls. Trotzdem verschläft er immer wieder. Manchmal steht er auf, macht sich fertig, setzt sich nochmal kurz hin und schläft wieder ein. Ich denke, das größte Problem ist, dass er abends zu spät ins Bett geht. Sein Vater kümmert sich nicht darum.

Kennt jemand Methoden oder hat Ideen, die dem Jungen helfen, pünktlich zu sein? Seine Unzuverlässigkeit wird ihm jede Chance auf einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeit nehmen. Er zeigt sich einsichtig und bereut seine Unpünktlichkeit; so viele Menschen haben schon mit ihm geredet, und sein Vater war früher genauso…
Ich möchte ihm helfen, aber ich weiß nicht so recht, wie. Ihn von zu Hause abzuholen, kommt nicht in Frage für mich. Zumal er ja Selbständigkeit üben muss. Dachte an eine Zeitschaltuhr, damit morgens das Deckenlicht angeht und ihn beim Weiterschlafen stört. Bin für jeden Tipp oder weiterführende Links dankbar!

grüss dich caro,

ich kann mir nicht vorstellen, dass ein licht ihn vom wieder einschlafen abhält. mir geht da eher durch den kopf, was versucht er „wegzuschlafen“?

seine familieäre sit. ist ja offenbar nicht einfach und wenn sein vater einst auch so war, hat er ein gewisses erbe evtl, das sich im schlaf ausdrückt aber letztlich mag es sich um etwas anderes handeln - weglaufen z.b?

ich pers. würde mich fragen was ihn so sehr belastet, evtl weiss er es schon selbst gar nicht mehr. evtl fehlt ihm auch ein erwachsener ansprechpartner, jemand der ihn stützt - denn seine eltern scheinen das nach dem was ich herauslese nicht zu tun, nebst anderer wichtiger dinge.
und sein vater macht ihm ja dann wohl vor, wie man mit problemen umgeht - wegschlafen eben z.b (reine vermutung nun, weiss ja nicht ob der vater das heute noch so macht)

dass der junge zu spät ins bett geht ist eines - sicher würde ein verändertes schlafverhalten was bringen - nur warum tut er das?
was beschäftigt ihn, quält ihn etwas oder vieles?
wie ist der junge mann denn sonst so drauf? offen, verschlossen, heiter, bedrückt. verschlossen oder zugänglich?

ich würde ihn wohl fragen ob ich ihm helfen kann, ob man seinen alltag mal durchspricht nat. auch, und gemeinsam schauen was es geben könnte…hilfreiches. ihn ermuntern selbst nachzudenken über dinge die ihm hilfreichen wären,diese schriftlich festhalten, evtl sogar einen plan machen (sofern sein gesamtes leben sehr unstruckturiert ist - das könnte ja auch sein).

also mir würde da noch einiges einfallen, aber das sind alles KANN - dinge und ich weiss ja genau das eben nicht. des weiteren hängt es davon ab, ob du dich so intensiv mit dem jungen mann auseinander setzen willst. für ihn könnte das aber eine chance sein - vorausgesetzt du durchdenkst die möglichkeiten und bleibst danach auch am ball.

LG
nina

Hallo Caro,

in einer ähnlichen Situation wurde mir von Psychologen gesagt:

A) Das Desinteresse an der Maßnahme äußert sich im Zuspätkommen. Die mangelnde Motivation müsste durch menschenfreundlich/wertschätzenden Umgangston, niedrigschwellige Angebote und Erfolgserlebnisse in der praktischen Arbeit (nicht durch Forderung von Pünktlichkeit) gesteigert werden, so dass die Arbeit und das „Dabeiseinwollen“ „zieht“.

B) Ein Geltungsbedürfnis äußert sich darin. Der Wunsch nach Zuwendung und Aufmerksamkeit wird dadurch ausgedrückt. Bei manchen geht es auch dahin, dass man sich durch Hereinplatzen in den Unterricht die besondere Aufmerksamkeit der Anwesenden sichert. Man kommt nicht, sondern man „tritt auf“.

Als Abhilfe wurde empfohlen, die Verspätungsstörung zu ignorieren, indem man ihn kommentarlos einfach Platz nehmen lässt und den Unterricht nicht unterbricht. Dann verliert sich das Verhalten (nach dem Prinzip der „positiven Verstärkung“).

Viel Erfolg!
rotmarder

Hallo,
ich betreue Jugendliche in einer berufsvorbereitenden
Maßnahme. …

Hi Marder,

Als Abhilfe wurde empfohlen, die Verspätungsstörung zu
ignorieren, indem man ihn kommentarlos einfach Platz nehmen
lässt und den Unterricht nicht unterbricht. Dann verliert sich
das Verhalten (nach dem Prinzip der „positiven Verstärkung“).

Und zusätzlich: ihn freundlich grüßen, wenn er pünktlich kommt.

Gruß,

Anja

Hallo Caro,

Er muss um sieben hier sein.

Damit hätte ich auch zu kämpfen :wink: Wie lange braucht er denn für den Weg von zu Hause zur Schule/Arbeit?

Hat er dir gesagt, welchen Grund er selbst vermutet? Keine Lust, wird „irgendwie“ nicht wach … anderes?

Für jemanden, der von Natur aus eher Abendmensch ist (könnte ja sein), ist der Stundenplan, den du beschreibst, recht brutal. Und wenn sein Vater auch so war, könnte der Junge da schon etwas geerbt haben. Dass er ohne äußeren Anstoß nicht selbstständig gegen seinen natürlichen Rhythmus in Gang kommt, wäre - falls das zutrifft - nur zu verständlich.

Vielleicht wäre daher auch ein Anfrage bei einem Schlaflabor o. Ä. angesagt, die können einem am ehesten helfen, einen Kompromiss zu finden. Weiß sein Hausarzt, wie man da hinkommt?

Oder er sucht sich einen Job, bei dem man später aufstehen darf :smile:

Mitfühlende Nachteulengrüße,

Beate

Hallo,
ich betreue Jugendliche in einer berufsvorbereitenden
Maßnahme.

Hallo Caro,ich auch,(bald fünfzehn Jahre)

Einer meiner Teilnehmer kommt ständig viel zu spät
zur Arbeit und zur Schule.

Das kennen wir doch

Er muss um sieben hier sein.

Die anderen Postings habe ich mal überflogen,viel
Theorie die nicht (mehr)funktioniert.
Jedenfalls vieles davon,nicht alles.

Einen Wecker hat er ebenfalls. Trotzdem
verschläft er immer wieder.

Ein guter (alter) Tipp,der immer noch funktioniert,ist der
zweite Wecker.
Der muss natürlich so plaziert werden,dass Herr
Schlafmütze aufstehen muss um ihn abzuschalten.

Manchmal steht er auf, macht sich
fertig, setzt sich nochmal kurz hin und schläft wieder ein.

ist es dir möglich sein Handy in dieser Zeit
anzuwählen und es einmal/zweimal klingeln zu
lassen? …als Erinnerung für eure Abmachung.

Ich denke, das größte Problem ist, dass er abends zu spät ins
Bett geht. Sein Vater kümmert sich nicht darum.

wie alt isser denn?

Kennt jemand Methoden oder hat Ideen, die dem Jungen helfen,
pünktlich zu sein? Seine Unzuverlässigkeit wird ihm jede
Chance auf einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeit nehmen. Er
zeigt sich einsichtig und bereut seine Unpünktlichkeit; so
viele Menschen haben schon mit ihm geredet,

den (vielen) Worten Taten folgen lassen.
Bei uns führen alle Teilnehmer und Azubis eine
Zeiterfassungskarte.
Die ohne Eintag liegt dann Zehn Minuten nach Arbeitsbeginn auf meinem Schreibtisch zur persönlichen Übergabe.
Die(realistische ) Zeit wird eingetragen und
nochmal gleichzeitig im Aushang festgehalten.
In diesem Fehlzeitenkonto wird gesammelt und
möglichst dann zeitnah abgebaut.
Sozusagen ein Ausgleich,der erscheint mir ganz wichtig!!!
Gruß Kai

Hallo Caro,

der circadiane Rhytmus wird hormonell & über den Einfluss von Tageslich gesteuert.

Diese Steuerung ist dem Menschen angeboren und lässt sich schwerlich beeinflussen (s.u.). Sieben Uhr ist ein Zeitpunkt, zu dem die wenigsten Menschen von Natur aus im Stande sind, leistungsfähig zu sein.

Die Folgen einer gesellschaftlichen Vorstellung, dass dies mit einem Mangel an Disziplin zu tun haben könnte, mag teilweise vielleicht zutreffend sein, hat aber nichts mit den überwiegenden Erkenntnissen der cirkadianen Forschung gemein.

Also quält man sich raus.

Die Folge: Eine unbekannte Dunkelziffer an Totesopfern jährlich (Verkehrsunfälle sind signifikant häufiger zu Zeiten, wo Menschen biologisch noch gar nicht wach sind aber trotzdem schon Auto fahren) oder in Folge von Erkrankung (ein Leben gegen den Rhytmus führt zu Depression, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.), verbunden mit Immensen Kosten für das Gesundheitssystem.

Es kann sein, dass der Betroffene ein „Extremtypus“ ist (Chronotyp). Der Rat eines Arztes oder Psychologen, der mit den neuesten Untersuchungen vertraut ist, und im Interesse des Betroffenen, kann nur sein: lasst ihn schlafen!

Winterdepression ist z.B. eine Krankheit, die wahrscheinlich nur auf einer Verschiebung des circadianen Rhytmus zur Winterzeit beruht.

Die einzig Alternative (wenn es denn sein muss) wäre, ihn medimenkatös in seiner Rhytmusumstellung zu unterstützen. Oder z.B. Lichttherapie am Morgen.

Ein Zitat aus Wikipedia hierzu:

_"In der Bevölkerung können zwei Hauptkategorien von „Chronotypen“ unterschieden werden. Die einen gehen gerne spät zu Bett und schlafen gerne länger – die „Eulen“, während die „Lerchen“ früh zu Bett gehen und früh aufstehen. Da diese Unterschiede höchstwahrscheinlich durch genetische Prädisposition zu Stande kommen, ist ein „umerziehen“ so gut wie ausgeschlossen.

Das bedeutete aber, dass ein großer Teil der Bevölkerung ständig wider ihre Anlagen lebt.

Bei Jugendlichen, die während der Pubertät tendenziell alle „Eulen“ sind, konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass eine Stunde späteres Beginnen der Tagesaktivitäten – besonders im Winter – zu allgemeiner Leistungsverbesserung und besserem Gesundheitszustand führte."_

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Circadiane_Rhythmik]

Weitere Suchbegriffe (z.B. bei Wikipedia): Melatonin (verantwortliches Hormon, ein Serotonin-Abbauprodukt!), Winterdepression (SAD), Jet-Lag, Schichtarbeit.

Lieben Gruß
Patrick

Klingt alles nachvollziehbar, aber…

Das Desinteresse an der Maßnahme äußert sich im
Zuspätkommen.

Das kann ich mir nicht vorstellen. Zumindest, was die Schule betrifft. Er möchte es unebdingt schaffen, seinen Hauptschulabschluss nachzuholen, und seine Lehrer bestärken ihn und loben seine Leistungen.

Der Wunsch nach Zuwendung und Aufmerksamkeit wird dadurch ausgedrückt.

Auch das halte ich in seinem Fall für falsch. Seine Verspätung ist ihm unangenehm und peinlich; er schafft es nicht, „den inneren Schweinehund“ zu überwinden. Übrigens war er seit letzten Freitag jeden Tag pünktlich. Er versucht, früher ins Bett zu gehen, und befürchtet, eine Abmahnung zu bekommen. (Ein Druckmittel, ja. Aber so isses nun mal. Bei einem „normalen“ Job wäre er schon längst rausgeflogen.)

Caro

Ein guter (alter) Tipp,der immer noch funktioniert,ist der
zweite Wecker.

Das ist immer eine gute Idee!

ist es dir möglich sein Handy in dieser Zeit
anzuwählen und es einmal/zweimal klingeln zu
lassen? …als Erinnerung für eure Abmachung.

Erst dachte ich, klar. Aber wenn er aufstehen muss, bin auch ich erst unterwegs zur Arbeit, und meine private Handynummer möchte ich den Teilnehmern nicht geben. Inzwischen ruft ihn neben seiner Mutter auch der Vater morgens an. Seit Freitag ist er täglich pünktlich (bis jetzt…)

wie alt isser denn?

Er ist gerade 18 geworden.

Die(realistische ) Zeit wird eingetragen und
nochmal gleichzeitig im Aushang festgehalten.
In diesem Fehlzeitenkonto wird gesammelt und
möglichst dann zeitnah abgebaut.
Sozusagen ein Ausgleich

Ehrlich gesagt, versteh ich das nicht ganz. Was wird abgebaut und wie, und warum Ausgleich?
Wir notieren auch täglich die reele Anwesenheitszeit. Er hat in der Summe der Dinge allein durch´s Zuspätkommen bereits mehr als 3 komplette Fehltage. Er weiß, dass er aus dem Hauptschulunterricht rausfliegt und eine Abmahnung erhält, wenn er noch ein Mal zu spät kommt. Manchmal klappt´s ja mit Druck…

Caro

Sieben Uhr ist ein Zeitpunkt,
zu dem die wenigsten Menschen von Natur aus im Stande sind,
leistungsfähig zu sein.
lasst ihn schlafen!

Das kann ja alles sein. Ich bin auch eher eine „Eule“. Es fällt mir schwer, früh schlafen zu gehen und morgens um fünf aufzustehen. Deshalb kann ich den Jungen ja auch gut verstehen.
Aber ganz ehrlich: Ich bin froh, einen Job gefunden zu haben, dafür nehm ich das in Kauf. So isses doch nun mal, wo soll ich meinem natürlichen Schlafbedürfnis nachkommen, wenn ich mangels Arbeit keine Geld habe, die Miete für die Wohnung zu zahlen, in dem das Bett steht?!

Sicher ist es widernatürlich, aber man kann sich an so vieles gewöhnen. Der Junge befindet sich derzeit im Berufsfeld Bau und wird sich auch weiterhin in dieser Richtung orientieren. Bauarbeiter fangen eigentlich immer so zeitig an. Ich kann ihm nicht gestatten, später zu kommen, denn er muss lernen, dass das nun mal einfach nicht geht. Später im Job ist er schneller gekündigt, als er gucken kann.
Auch wenn es schwerfällt, es bleibt einem doch nichts anderes übrig, als sich an die gesellschaftlichen Gegebenheiten anzupassen.

Wie lange braucht er denn
für den Weg von zu Hause zur Schule/Arbeit?

Etwa eine halbe Stunde ist er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.

Hat er dir gesagt, welchen Grund er selbst vermutet?

Er ist sich sicher, dass es reichen würde, früher ins Bett zu gehen, und neuerdings tut er das sogar und war schon vier Tage in Folge pünktlich :smile:
Er möchte gerne aufstehen, aber er schafft es einfach nicht.

Vielleicht wäre daher auch ein Anfrage bei einem Schlaflabor
o. Ä. angesagt

Das halte ich (zumindest derzeit) für einen zu drastischen Schritt. Er muss sich vermutlich „nur“ an die Situation gewöhnen.

Oder er sucht sich einen Job, bei dem man später aufstehen
darf :smile:

Schwierig. Er wird wohl als Bauarbeiter tätig sein. Die fangen ja alle so früh an.

Mitfühlende Nachteulengrüße

Mein Verständnis und Mitgefühl hat er auch! Mir geht´s ja genauso. Nur habe ich die nötige Reife einzusehen, dass es ein Fehler und riskant ist, einfach liegen zu bleiben. Denn ich möchte ungern wieder eine Nummer bei der Agentur für Arbeit werden. Bin weiterhin auf der Suche nach einer guten Stelle in der offenen Jugendarbeit, wie ich sie schon mal hatte, da braucht man erst am späten Vormittag anfangen…

Caro

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hi

Ein guter (alter) Tipp,der immer noch funktioniert,ist der
zweite Wecker.

Das ist immer eine gute Idee!

ist es dir möglich sein Handy in dieser Zeit
anzuwählen und es einmal/zweimal klingeln zu
lassen? …als Erinnerung für eure Abmachung.

Erst dachte ich, klar. Aber wenn er aufstehen muss, bin auch
ich erst unterwegs zur Arbeit, und meine private Handynummer
möchte ich den Teilnehmern nicht geben.

er kann einen telefonischen Weckdienst von der Telecom aktivieren lassen, dann bekommt er pünktlich seinen Weckruf - nutzt natürlich nichts wenn das Telefon neben dem Bett steht …

Gruß H.

Hallo Caro,

das klingt schon gut. Es ist also wohl doch kein so grundlegendes Motivationsproblem, sondern eher die Selbstdisziplin am frühen Morgen. Das lässt hoffen, weil das Druckmittel Abmahnung dann auch wirken kann und nicht zum Abbruch der Maßnahme führt! Er muss nur weiter den neuen Lebensrhythmus einüben.
Ich finde, du bist auf dem richtigen Weg.
Alles Gute!
rotmarder

Klingt alles nachvollziehbar, aber…

Hallo Caro (die mit dem Helfersyndrom),

einerseits ist es ja schön und gut, dass Du dem „Jungen“ helfen willst, andererseits würde es jeden Rahmen und vor allem Deine Möglichkeiten und Leistungsfähigkeit sprengen, wenn Du Dich um jeden Diner Schützlinge derart intensiv kümmertest.

Aus dem Kontext schließe ich, dass der „Junge“ vermutlich (nahezu) erwachsen ist und damit verantortlich für sich selbst. Warum solltest DU ihm eine Zeitschaltuhr kaufen, die ihn morgens wachhält, wenn Du das Problem selbst genau am anderen Ende vermutest - zu spät ins Bett kommen?

Wenn er nicht gescheit genug ist, abends pünktlich ins Bett zu kommen, wird er vermutlich auch jede „Störung“ abstellen, die ihn morgens am Weiterschlafen hindert.

Werde realistisch! Du kannst nicht jeden - und schon gar nicht gegen seinen Willen und ohne sein Zutun - retten. U. U. braucht er für seinen Erwachen-Werden-Prozess eine herbe Bruchlandung. Lass´ ihn selbst entscheiden.

Hallo!

Das kann ja alles sein.

Nein, es ist so.

Ich bin auch eher eine „Eule“. Es
fällt mir schwer, früh schlafen zu gehen und morgens um fünf
aufzustehen. Deshalb kann ich den Jungen ja auch gut
verstehen.

Bist Du denn der Junge? Ich habe geschrieben, dass er ein „Extremtypus“ sein könnte! D.h. es ist natürlich - auch wenn es ungesund ist - möglich, um sieben Uhr bei der Arbeit zu sein.

Arbeitgeber, die dieses fordern, sind freilich sehr dumm - da die Leistungsfähigkeit extrem vermindert ist und sie weniger für ihr Geld bekommen.

Wenn dies bei dem Jungen aber anscheinend nicht funktioniert - und dass, wie Du es beschreibst, trotz gutem Willen seinerseits - dann ist entweder eine pathologische Ursache denkbar, oder eben diese ungünstige hormonelle (und extreme) Konstellation.

Zwischen Euch beiden sehe ich im Grunde einen gewaltigen Unterschied: Du schaffst es, um sieben Uhr da zu sein, er nicht. Deswegen hinkt der Vergleich von Dir zu ihm.

Sicher ist es widernatürlich, aber man kann sich an so vieles
gewöhnen.

Du sprichst hier für Dich, nicht für man. Es gibt Leute, die können sich an einige Dinge nicht gewöhnen, auch wenn sie wollen.

Um solchen Menschen zu helfen, gibt es u.a. Psychologen & Ärzte.

Wäre ich an Deiner Stelle, würde ich dem Jungen empfehlen, bei einem Arzt vorstellig zu werden. Wenn abgeklärt ist, dass keine organische Störung Ursache ist, dann kann man den Psychologen andenken.

Lieben Gruß
Patrick

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Hallo Caro!

Ich habe einmal „ein bisschen“ mitgelesen (also: alles), und ich habe auch eine Meinung dazu (sehr konkret sogar).

Klingt alles nachvollziehbar, aber…

Das Desinteresse an der Maßnahme äußert sich im
Zuspätkommen.

Das kann ich mir nicht vorstellen. […]

Ich mir auch auch nicht. Interesse ist eine Sache des Intellekts; und dieser Bewusstseinsanteil tritt nur im Wachzustand in Aktion. (Deine Ausführungen sprechen für sich.)

Der Wunsch nach Zuwendung und Aufmerksamkeit wird
dadurch ausgedrückt.

Auch das halte ich in seinem Fall für falsch. Seine Verspätung
ist ihm unangenehm und peinlich; er schafft es nicht, „den
inneren Schweinehund“ zu überwinden. […]

Ich hingegen halte das nicht für falsch.[1] - Was einem bewusst unangenehm und peinlich ist, kann einem unterbewusst einen riesen Spaß machen. (Und ich spreche da aus eigener, provozierter Erfahrung.[2])

Also könnte der „innere Schweinehund“ der Schlüssel sein. - Denn gerade beim Erwachsenwerden kann dadurch die Auflehnung gegen „die Obrigkeit“ jedweder Art zum Ausdruck gebracht werden. Das wird dem Schüler, den Du betreust, sicher nicht oder nicht ganz bewusst sein.

Bevor ich aber eine Empfehlung ausspreche, wie man als passiv Beteiligter (Chef, Kollegen, Betreuer usw.) damit umgehen kann, muss ich aber noch unbedingt Folgendes erwähnen:

In ein, zwei Postings wurde bereits die (Mit-)Ursache des Verschlafens erwähnt: die schwierige Familiensituation.

Da nicht der Körper bestimmt, wann ein Mensch schlafen soll, sondern die Seele das Schlafen vom Körper bzw. der Gesamtperson erzwingt, um sich von „dem Stress der Welt“ auszuruhen und neue psychische Kraft zu schöpfen… sollte viel Wert auf das seelische Befinden gelegt werden. - Jemandem zu sagen oder zu bedeuten, dass man ihn/sie liebt, unterstützt usw., und das „trotz allem“, kann sehr heilend wirken.
Die Person bekommt Aufmerksamkeit und lernt außerdem, auch seine eigenen dunklen Anteile zu lieben; und was geliebt ist, muss nicht mehr durch Widerstand in Erscheinung treten, ans Tageslicht kommen.

Und genau darin liegt die Chance, und das empfehle ich Dir, Caro, daran zu „arbeiten“.

Dann wird sich nach und nach bei Deinem Schüler das Verschlafen und Zuspätkommen verlieren, weil es nicht mehr wichtig ist, herauszustellen, was „ihm“ fehlt.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht, von meiner Person ausgehend, in die Sache mit einbringen.

CU DannyFox64

[1] Einfach 'mal aufhören, schwarz-weiß zu denken. „Der Kopf“, sprich der Verstand (inklusive Intellekt usw.), kann paradoxe bzw. paradox erscheinende Dinge nicht von sich aus erfassen. Es muss „angelernt werden“. Denn der Verstand von sich aus meint: Was richtig ist, kann nicht falsch sein. Und was falsch ist, kann nicht richtig sein. (Und? Haben wir das in unserer westlich zivilisierten Welt nicht von kleinauf so gelernt?) - Damit, also dem Richtig-/Falsch-Ausschlussverfahren, werden paradoxe Situationen und ambivalente Einstellungen, die aber tatsächlich vorkommen, vom Verstand her von vornherein ausgeschlossen.

[2] Mein 5maliges (minutenweises) Zuspätkommen in eineinhalb Jahren auf einer befristeten Arbeitsstelle hat mir mein damaliger Chef sogar noch im Abschlussgespräch nachgetragen. Mein Zuspätkommen war die Auflehung gegen sein Sch***-Machtgehabe, btw ein Stellvertreterkrieg, das meinen Chef immer unheimlich wütend gemacht hat, obwohl er doch letztlich davor kapitulieren musste; denn die Zeit hat sich ja nicht zurückdrehen lassen. Soviel, um jetzt nicht noch platt auszuwalzen, von meiner Erfahrung(en) dazu.

Hi, Hexerl!

er kann einen telefonischen Weckdienst von der Telecom
aktivieren lassen, dann bekommt er pünktlich seinen Weckruf -
nutzt natürlich nichts wenn das Telefon neben dem Bett steht

Der Weckdienst von der Telekom ist unzuverlässig. Das Telefon klingelt unter Umständen nur einmal kurz an. Dann legt der Automat auf. (Meine vielmalige Erfahrung in 2000/2001.)

CU DannyFox64