Darf sich jeder Künstler schimpfen?

… „Kunst ist schön. Macht aber viel Arbeit.“

Grüße, Michl :wink:

Kunst als solches, unter vielen möglichen Voraussetzungen oder Erfahrungen, auch mit unterschiedlichster fachlicher Qualität produziert, muss keine konkret definierte, berufliche Anforderung - quasi eine „Norm“ von Seiten der „Konsumenten“ erfüllen.
Obwohl es bekanntlich ja auch eine Ausbildung an Kunstakademien/ FHS gibt, ist es legitim, dass jede/r der sich ernsthaft mit Kunst „beschäftigt“ praktisch sich auch als Künstler/in bezeichnen kann. In dieser Branche gibt es alles – von Kunststars bis zur Selbstausbeutung, jedoch keinen Gesellen - und keinen Meisterbrief. Auch die erworbenen Akademie-Diplome gelten dehalb meist nur in Künstler- Biografien, Fachkreisen und Insiderstrukturen. Zählt also nur was dem Markt gefällt? Genaugenommen ist das tatsächlich so. Am breiten Marktgeschehen wird künstlerische „Qualität“ oberflächlich als subjektive Geschmacksfrage des Interessenten definiert und gekauft.
Allgemein gibt dazu zwei weitere konträre Meinungen:
A. Jeder ist ein Künstler (und alles ist Kunst), sagte einmal Joseph Beys - der Kunstpapst und Vertreter der sozialen Skulptur. B. Kunstkritiker sagen- ein Künstler ist erst dann ein Künstler und sein „Kunstwerk“ ist dann ein Kunstwerk, wenn es Interessenten- qasi Käufer- gibt, die dafür Geld zahlen. - siehe oben !
Dunchamps original, völlig banales - jedoch berühmt gewordenes Pissbecken war demzufolge aus einer intellektuellen Perspektive des Käufers als Kunst definiert und gekauft worden. Somit war es Kunst und er also auch Künstler. Die weiteren Arbeiten von ihm bestätigten jedoch unbestritten seine allgemeine Qualität als Künstler.
In der heutigen Zeit gibt es meiner Meinung nach nur noch den vielleicht entscheidenden Unterschied, ob sich jemand selbst Künstler nennt,oder ob er von der Öffentlichkeit aufgrund seiner besonderen kreativen Merkmale (egal welches Genre)kontinuierlich als solcher wahrgenommen wird.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

1 Like

Moin,

ganz Deiner Meinung bin ich nicht. Der Künstler ist meiner Ansicht nicht darauf angewiesen Absatz zu finden. Sonst wären zu Zeiten Dürers seine heute sündhaft teuren Kunstwerke keine gewesen, weil er zu 95% nur das verkauft hat, wozu ihn seine Frau geprügelt hat, und den Rest hat er zur eigenen Freude gemacht…

off topic: Dechamps
nun mittlerweile ist erkannt, dass es sich bei den Ready-mades nicht um solche handelt. Das Pissoir ist kein Objekt der Massenproduktion. Es ist ein Einzelstück. Entweder vom Künstler selbst angefertigt, oder in Auftrag gegeben. Ebenso der Flaschentrockner, oder das Rad auf dem Hocker. Alles Einzelstücke, die nicht dem entsprechen, was man bisher unter diesen Ready-mades verstand.

moe.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]


Hallo moe -
gerne möchte ich nochmals auf Deine Re -Antwort meines Textes
Stellung nehmen:

ich glaube schon, dass ein Künstler in der heutigen Zeit je nach seiner persönlichen Lebenssituation und Sachzwänge sich ganz anders in der Kunstwelt zurecht finden muss (gegenüber Deinem Vergleich zu Dürers/Co. Zeiten),um überhaupt seine(professionelle)künstlerische Intension ausüben zu können.(Sonst ist/wird man eher Taxifahrer,oder Nadel F. und Co.(die sich lt. anderem Textinfo auch als Künstlerin bezeichnet -vielleicht im Genre Performance???. Von was soll ein Atelier und der persönl. Lebensunterhalt sonst finanziert werden,wenn Du nicht Hobbykünstler bleiben möchtest, oder letzendlich Dich Dein/e Frau/Mann oder sonstwer subvensioniert ?? Einfach nur im stillen Kämmerlein Kunst „produzieren“ -diese Philosophie ist längst vorbei.
Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus! Profis sollten/müssen heute verstärkt auf ein konzentriertes (Selbst) Management wert legen, denn es erschließt, finanziert und sichert letztendlich den Künstlern das Einkommen und längerfristig auch den Erfolg in diesem Berufs-Genre. Kunstmarkt-Kenner,Kunstvereine,Kulturmanagement-Projekte und sogar Printmedien aus der Kunst /Kultur- und Gewerkschaften empfehlen in den Zeiten von Hartz IV dringendst sich darauf einzustellen. Denn nicht umsonst werden in den künstlerischen Berufen eine verschärfte, existenzbedrohende Lebenssituation festgestellt.
An dieser Situation ändern weder einzelne Förderungen, Stipendien, oder
langwierige,zudem zeitraubende Suchen nach Ausstellungsmöglichkeiten in Galerien nicht das geringste.(Viele Kultureinrichtungen kämpfen auch ums überleben!!)
Wieso soll er also nicht darauf angewiesen sein,so effizient wie möglich Absatzmärkte für seine Kunst zu finden - im Gegenteil ?!

Die Realität ist, dass es zwar nur zum Selbstzweck – aus eigener, vitaler Überzeugung, Ausbildung oder Talent, freie- schöpferische, gestalterische – wie auch immer künstlerische Arbeit in kaum vorstellbarer Menge gibt. Lediglich jedoch mit einem kleinen Bruchteil dessen, wird öffentlich gehandelt und ein ausreichendes Einkommen erzielt.Es gibt in keiner anderen Berufssparte ein so prozentual geringer Anteil, die ausschließlich von ihrer (künstlerischen) Arbeitleben können wie bei der bildenden Kunst. Laut einer aktuellen Erhebung der Bundesregierung nur ca. 1 - 2 % aller Kunstschaffenden.
Nach einer repräsentativen, aktuellen Ver.di Umfrage 2005, ist der Jahres-Durchschnittsverdienst aller freien, künstlerischen Berufe, ca.11000.- €. Das entspricht gerade etwa 1/3 anderer qualifizierten Berufe, z.B. einer Kaufmanns- Industrie- oder Handwerks-Tätigkeit, Dienstleistungs- o. Bürofachkraft, geschweige denn eines akademischen Berufes in einem Angestellten- oder Beamtenverhältnis.
Ist das der Sinn der Kunst- oder der Künstler- auf Dauer so benachteiligt zu sein ? Oder sind die Künstler so blöd die Zusammenhänge nicht zu begreifen - ich glaube nicht !
Absatz- sprich Verkauf hat also nichts mit darauf angewiesen sein zu tun, sondern eher mit reiner Selbsterhaltung und Selbstwertgefühl.
Viele Grüsse
L.M.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]