Wo genau liegt nun sein Denkfehler?
Das Machwerk enthalt keinen Denkfehler, sondern bewußte Täuschungen.
- Beispiel
„E = mc²
(E = Energie, m = träge Masse und c = Geschwindigkeit des Lichtes)“
„E = ½mv²
(E = Energie, m = träge Masse und c = Geschwindigkeit im allgemeinen)“
Bis hier hin ist das noch nicht zu beanstanden, aber jetzt kommts:
„Beide Formeln widersprechen sich, da E = ½mv² für alle Geschwindigkeiten, d.h. auch für v = c gilt.“
Obwohl der Autor sich offenbar darüber im Klaren ist, daß das E in der zweiten Gleichung nur für die „kinetische Energie der klassischen Mechanik“ steht, tut er so, als ob das E in beiden Gleichungen dieselbe physikalische Größe bezeichnet und konstruiert aus dieser offensichlich falschen Annahme einen vermeintlichen Widerspruch. Tatsächlich ist das E in der ersten Gleichung aber die gesamte Energie (einschließlich der kinetischen Energie) und ist es überhaupt nicht verwunderlich, daß die gesamte Energie eines Systems für v = c nicht gleich seiner kinetischen Energie ist, wie man sie nach der klassischen Mechanik (für konstante träge Masse) erwarten würde.
- Beispiel
„GALILEI setze nämlich - entgegen der natürlichen Erfahrung - als AXIOM fest: „Alle Körper fallen (im luftleeren Raum und extrapoliert auf den senkrechten Fall) gleich schnell.““
Daß alle Körper gleich schnell fallen, hat Galilei nicht einfach so festgelegt, sondern durch eine logische Schlußfolgerung aus einem berühmten Gedankenexperiment gefolgert, in dem er zwei verschieden schwere Steine zusammen bindet. Damals herrschte noch die Meinung vor, daß schwere Steine ohne äußrere Einflüsse schneller fallen, als leichte. Das würde im Gedankenexperiment aber zu einem Widerspruch führen, weil die zusammengebundenen Steine einerseits schwerer als die beiden einzelnen Steine sind und deshalb schneller als beide fallen müßten, aber andererseits der langsamer fallende leichte Stein den schneller fallenden schweren Stein bremsen und deshalb beide zusammen langsamer als der schwerere Stein allein fallen müßten. Dieser Widerspruch läßt sich nur dadurch lösen, daß Steine unabhängig von ihrem Gewicht gleich schnell fallen und unterschiedliche Fallgeschwindigkeiten Folge äußerer Einflüsse, wie beispielsweise dem Luftwiderstand sind. Quantitativ konnte Galilei Einflüsse wie den Luftwiderstand noch nicht formulieren, weil es die Newtonschen Axiome noch nicht gab. Deshalb hat er sie durch Untersuchungen an einer geneigten Ebene soweit reduziert, daß er sie vernachlässigen konnte.
- Beispiel
„v = ds/dt und b = d²s/dt²
(mit s = Weg, v = Geschwindigkeit b = Beschleunigung t = Zeit)“
„[…] angewandt auf GALILEIS Formel s=k·t² […] ergibt sich
v = d/dt[k·t²] = 2·k·t
b = d/dt[2·k·t] = 2·k“
Bis hier hin ist das völlig in Ordnung. Aber jetzt bereitet der Autor ein ganz besonders dreistes Täuschungsmanöver vor:
„Es bestand nun die Möglichkeit, durch Definition (also axiomatisch) die Erdbeschleunigung g gleich k oder gleich b zu setzen.“
Das ist schon fragwürdig, weil k zwar die Dimension einer Beschleunigung hat, aber wegen der (oben vom Autor selbst zitierten) Definition der Beschleunigung (b=d²s/dt²) keine Beschleunigung ist. Damit könnte man ja noch leben, wenn die mögliche Verwechslung der sogenannten „Erdbeschleunigung“ g=k mit einer echten Beschleunigung nicht von vorn herein beabsichtigt wäre. Als nächsten Schritt in seinem Täuschungsmanöver führt er die kinetische Energie über die Energieerhaltung ein:
„E = Energie = Kraft mal Weg
P = Kraft = Masse mal Beschleunigung = m·b = m·g
s = Weg = ½g·t² (Fallgesetz B)
v = Geschwindigkeit = ds/dt = d/dt[½g·t²] = g·t
E = Energie = (m·g)·(½g·t²) = ½m·(g²t²) = ½m·v²“
Das ist zwar etwas umständlich, aber völlig in Ordnung. Aber jetzt kommts:
"Geht man von Fallgesetz A aus, bei dem s = g·t² ist, so ergibt sich offenbar:
E = Energie = (m·g)·(g·t²) = m·(g²t²) = m·v²
Dies ist die kinetische Energie, abgeleitet aus dem Fallgesetz A."
Obwohl der Autor genau weiß, daß die sogenannte „Erdbeschleunigung“ g=k keine Beschleunigung ist, setzt er sie hier dreist anstelle der Beschleunigung ein um dann zu behaupten, daß das, was bei diesem Unsinn herauskommt, „die kinetische Energie“ sei. Die Antwort auf die Frage, was das Ganze soll, läßt dann nicht lange auf sich warten. Als nächstes wird die Formel nämlich Einstein untergeschoben und mit der Masse-Energie-Äquivalenz in Verbindung gebracht:
"Setzt man nun in die Gleichung E = m·v² (nach Fallgesetz A) anstatt der Geschwindigkeit c die Lichtgeschwindigkeit c ein, so folgt unmittelbar die „Einsteinsche“ Formel:
E = m·c²"
und dann läßt der Autor die mühsam aufgestellte Falle zuschnappen, indem er dem Leser zeigt, daß die Formel falsch ist:
„Richtigstellung:
[…]“
Die Hoffnung des Autors, daß der Leser den Schwindel nicht bemerkt und nun glaubt, daß mit der Widerlegung der falschen Gleichung für die kinetische Energie auch Einstein widerlegt sei, scheint zumindest bei Dir aufgegangen zu sein. Und für die Leser, die nicht einmal begriffen haben, was er ihnen mit diesem Taschenspielertrick suggerieren wollte, spricht der Autor zur Sicherheit noch einmal Klartext:
„Albert Einstein ist also Opfer eines fehlerhaften Lehrbuches geworden.“
Sinn und Zweck der ganzen Über war es einzig und allein, diese unsinnige Behauptung aufstellen zu können und beim Leser den Eindruck zu erwecken, daß sie der Wahrheit entspricht. Und weil er gerade so schön dabei ist, schiebt der Autor gleich noch eine weitere Behauptung hinterher:
„[…], daß die Lichtgeschwindigkeit konstant sei. Dies war sein eigener Fehler.“
Warum das ein Fehler sein soll, verschweigt uns der Autor. Offenbar geht er davon aus, daß ein Leser, der ihm bis hier hin auf den Leim gegangen ist, nun jeden Unsinn glauben wird, ohne daß dafür weitere Irreführungen notwendig wären.
Wenn es hier irgendwo einen Denkfehler gibt, dann beim Leser, wenn er glaubt, daß hier vernünftig argumentiert wurde.