Sein, Zeit und Dasein
Hi.
Heidegger sagt aber der SINN des SEINS ist die ZEIT.
Wer kann das so erklaeren, dass man das versteht?
Präziser: Für Heidegger liegt der Sinn des Seins des Daseins (= der Mensch) in der Zeitlichkeit. Es geht ihm dabei um die Dekonstruktion des Substanzdenkens, wie es die antike griechische Philosophie praktizierte. ´Substanz´ oder ´Essenz´ bezieht sich diesem Denken zufolge auf ein rein gegenwärtiges Sein der Dinge ohne Bezug auf die Vergangenheit oder die Zukunft. Man könnte diesen Modus ´synchronisch´ nennen. Heideggers Ansatz ist dagegen ´diachronisch´ (die begriffliche Gegensatzbildung hat F. de Saussure für die Linguistik eingeführt): Das Sein des Daseins entfaltet sich in der Zeitlichkeit, dementsprechend ist der Sinn dieses Seins ein zeitlicher, er ergibt sich aus den Bezügen des Seins zum a) Vergangenen, b) Gegenwärtigen und b) zum Zukünftigen. Diese drei Zeitformen nennt er ´Ekstasen´. Das Verhältnis des Daseins (= der Mensch) zur Welt ist durch Sinnbezüge charakterisiert, d.h. Erkennen der Welt ist Erkennen von Sinnbezug zwischen Dasein und Welt, aber kein Erkennen einer ´Welt an sich´. Da das Sein des Daseins notwendig mit dem Tod endet, ist dieses Sein auch ein ´Sein zum Tode´, d.h. alle Sinnentwürfe durch das Daseins implizieren das Wissen um seine Endlichkeit.
Wichtig ist, dass für Heidegger das Dasein ein Sein nicht in der Zeit, sondern ein Sein als Zeitlichkeit ist. Erst dieses zeitliche Sein entfaltet das Wesen und den Sinn des Seins. Man könnte das mit dem ´Sinn´ eines langen Textes, z.B. eines Romans, vergleichen, der zu keinem Zeitpunkt voll entfaltet ist, außer am Ende, wenn das Ganze überschaubar ist (= Tod des Daseins). Das beginnt damit, dass ein einzelner Satz erst dann seinen (relativen) Sinn erhält, wenn er abgeschlossen ist. Solange das letzte Wort fehlt, ist der Sinn unabgeschlossen. Darüber hinaus ist der volle Sinne des Satzes nur aus der Gesamtheit der vorausgehenden Sätze zu erschließen. Die folgenden Sätze erweitern den Sinn. Der volle Sinn ergibt sich, wie gesagt, erst mit dem Schlusspunkt.
Ab den 1930ern hat Heidegger die Lehre von SuZ allerdings weitgehend verworfen (seine `Kehre´).
Chan