Dürfen mir meine Eltern einen bestimmten Beruf verbieten?

Die Frage kann man auch einfach beantworten. Es gibt Modeberufe und brotlose Künste mit geringer Aussicht Geld zu verdienen. In einer Überflussgesellschaft wie unsere gibt es sehr viele Hunde und es wird viel Geld dafür ausgegeben. Und was ist, wenn die Zeiten wieder schlechter werden. Fast jede Generation hat solche Zeiten knappen Geldes erlebt. Wer läßt seinen Hund da noch frisieren? Deine Eltern kennen scheinbar noch solche Zeiten und wissen aus Erfahrung wovon sie reden. Also zukunftssicher scheint mir diese Tätigkeit nicht.

Du scheinst die Bruttoeinnahmen eines Selbständigen mit dem Stundenlohn eines Angestellten zu vergleichen. Ganz, ganz böser Fehler! Wenn Soon hier von € 24 Stundensatz spricht, dann sind das nicht € 24, die sich der Friseur in die Tasche steckt, um davon Urlaub zu machen.

Selbst wenn er keine gesonderten Räume anmietet, braucht er zumindest in der eigenen Wohnung einen bis zwei Räume für diesen Job, die Miete kosten. Es gibt eine gewisse Grundausstattung an Gerätschaften, die immer mal wieder repariert und ersetzt werden müssen. Gibt es neue Trends, die neue Gerätschaften erfordern, müssen die auch von diesem Geld bezahlt werden. Dazu kommt ein gewisser Vorrat an Pflegemitteln, und weil der Job nicht so arg lukrativ zu sein scheint, verkaufen solche Leute regelmäßig auch noch Hundefutter oder irgendwelches Zubehör, … das ebenfalls vorfinanziert werden will (von der Abschreibung von Ladenhütern mal ganz abgesehen).

Und dann kommen so dumme Geschichten wie Steuern. Alleine, dass von den Endkundenpreisen schon mal 19% USt. abzuführen sind, übersehen Einsteiger in die Selbständigkeit gerne mal, damit ist schon fast 1/5 weg. Mach dich mal schlau, was dich alleine eine Krankenversicherung monatlich kosten wird, um die du nicht herum kommst. Und da du als Selbständiger auch keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub und Kranktage hast, musst du da auch ein entsprechendes Polster aufbauen, und regelmäßig wieder auffüllen, Eine Krankentagegeld- und eine BU-Versicherung sollte als Selbständiger ebenfalls selbstverständlich sein. Haftpflicht für den Fall, dass du mal einen Hund verletzt, wäre sicher auch keine schlechte Idee.

Damit überhaupt Kunden zu dir finden, darfst du zudem noch regelmäßig ordentlich in Werbung investieren. Und der Kaffee, den du deinen Kunden anbietest will auch bezahlt sein. Und da du ohne kaufmännischen Ausbildungsteil an dieser Stelle gerade zu Anfang massiv Fehler machen und Federn lassen wirst, wollen die so entstehenden Schäden auch noch bezahlt werden. Wenn du dann auf den Trichter mit dem Steuerberater gekommen bist, stellst du verwundert fest, dass der auch Geld für seinen Job haben will, das du zuerst mal verdienen musst.

Und jetzt überlege mal, was dann von den € 24 über bleibt, und ob der Tierpfleger da nicht ggf. doch im langfristigen monatlichen Durchschnitt besser weg kommt?

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Wenn Hundefriseur ein geregelter Ausbildungsberuf wäre, in dem du einige Jahre gerade eben nicht nur lernst, wie man die Schere hält, sondern auch einen kaufmännischen Ausbildungsanteil hättest, der dich dann befähigen würde selbständig ein Geschäft zu führen, wären deine Eltern vermutlich deiner Idee gegenüber aufgeschlossener als sie es momentan sind.

Wie andere schon geschrieben haben, ist das mangels geregelter Ausbildung eine klassische Tätigkeit für Leute, die „sonst nichts vorzuweisen haben“. D.h. bei denen es nicht zu geregeltem Schulabschluss und Ausbildung gerecht hat. Ein klassischer „Notnagel“ für verkrachte Existenzen. Lebenskünstler oder Hausfrauen/Mütter, die sich bei freier Zeiteinteilung und vom heimischen Keller aus etwas dazu verdienen wollen.

D.h. solange du aktuell noch die Chance hast, ganz altersgerecht erfolgreich durch eine geregelte Ausbildung zu kommen, ist dies eine einmalige Möglichkeit, die du nutzen solltest. Einfach weil du danach dann wirklich etwas vorzuweisen und in der Tasche hast. Das kann eben durchaus auch etwas sein, was sich dann hinterher nutzen ließe, um es dann als Hundefriseur zu versuchen. Aber jetzt gleich und ohne Not auf eine geregelte Ausbildung und einen anerkannten Abschluss zu verzichten, wäre in der Tat ziemlich dumm, und insoweit kann auch ich deine Eltern verstehen, die vermutlich auch genau vor diesem Hintergrund ein Problem mit diesem Berufswunsch haben.

Und komm jetzt bitte nicht / fall bitte nicht auf einen der unzähligen kommerziellen Anbieter rein, die Diplome, Titel und bunte Urkunden für alle möglichen „Ausbildungen“ anbieten, die gerade eben keine anerkannten Ausbildungen sind. Da geht es immer nur ums Geld, das man naiven Mitmenschen aus der Tasche ziehen will. Das hat nichts mit einer fundierten Ausbildung zu tun, auf die man tatsächlich eine seriöse Selbständigkeit aufbauen könnte.

Hallo,
es geht doch hier nicht um den „Hundefrisör/in“ sondern um die konkrete Frage ob die Eltern ein Verbotsrecht haben hinsichtlich der Berufswahl haben. Wenn wir mal religiöse Gründe oder Gepflogenheiten außen vor lassen kommt es doch entscheidend auf das Alter des Kindes an und das kennen wir nicht, oder habe ich es überlesen ?.
Gruss
Czauderna

ähm:

Hallo,
vielen Dank für den Hinweis - insofern passt das auch. Ich habe mich mehr an der Überschrift des ersten Beitrags -
Dürfen mir meine Eltern einen bestimmten Beruf verbieten?
orientiert. Der Ratsuchende scheint aber diese Frage irgendwie zu ignorieren, nämlich wie alt er bzw. sie ist.
Gruss
Czauderna

Hallo

Da - wie bereits vielfach festgestellt wurde - Hundefriseur eigentlich kein Beruf ist, können sie ihn ja weder verbieten noch erlauben. Sie müssen dir aber bestimmt keinen Hundefriseurladen finanzieren.

Sie sind verpflichtet, dir eine Ausbildung zu ermöglichen, die deinen Fähigkeiten und Neigungen entsprechen. Es muss aber zwingend eine Ausbildung sein, die es gibt.