Klar, in den kreativen Berufen, der IT oder bei Ingenieuren war sie schon lange entbehrlich. Aber dass jetzt die Hamburger Sparkasse einen solchen, für die Branche bedeutenden, Meilenstein setzt freut mich ungemein. Denn die Banken waren ja quasi die letzte Bastion dieses (für mich relativ überflüssige) Kleidungsstückes. Gut, sicher auch um sich bei der jungen Online-Kundschaft (die nicht in die Filialen gehen) wieder beliebt zu machen aber immerhin ein wichtiger Schritt!
OMG, die Krawatte fehlt. Ich trage gerne den Galgenstrick, aber ganz ehrlich? Mir persönlich ganz egal! Kompetenz meines Gegenüber macht nicht die Krawatte aus.
Die „Alten“ merken jetzt nur das die Jugend" immer mehr an Einfluss gewinnt und auch Ihre Zukunft bzw div. Felder mitgestalten möchte. Was tun? In Panik geraten!
a. damit verliert die Branche an Vertrauen.
b. ein Stück Kulturgut stirbt.
Im Ernst, die Krawatte ist ungefähr so erforderlich wie der Vatermörder und hohe Absätze für Herrenschuhe, damit man durch die Kloaken der Stadt waten kann. Äh, das Schönheitspflästerchen wird doch beibehalten, oder?
IMHO eine affige Einrichtung, die an hoheitlichere Zeiten erinnert. So wie Schirmmützen und Pickelhauben, wegen denen die Türrahmen mind. 2.50 Meter hoch sein müssen.
ich versuche mich daran zu erinnern, wie lange das her ist, dass die Deutsche Bank (und wenn ich mich nicht täusche, nicht lange davor oder danach auch die Lufthansa) für Mitarbeiter ohne Publikumskontakt die Kleiderordnung aufgehoben hat - ich meine, es wären ziemlich genau zwanzig Jahre.
Dieses Signal hat damals eine sturzflutartige Liberalisierung der „Bürokleidung“ bis in weitläufig benachbarte Branchen ausgelöst - dort, wo nicht blauer Anzug - weißes Hemd galt, war die Sache mit den Mustern von Hemden, Bindern und Sakkos allderings bereits Anfang der 1990er Jahre ad Absurdum gekommen: In einer gewöhnlichen Versicherungsagentur konnte man damals lauter Leute sehen, die ungefähr aussahen wie Helge Schneider auf der Bühne.
Trotzdem ist es mir in dieser Zeit gelungen, fast lauter Binder zu finden, die sich keinem Modediktat unterwerfen - ich trage sie nicht mehr sehr oft, aber immer noch gerne. Schön auch einige, die ich von meinem Vater übernommen habe, unter anderem der leuchtend rote, den er zum Examen getragen hat, und dessen Material und Farbe man ansieht, dass er ein Vorleben bei allen möglichen Beflaggungen geführt hatte - für Leute, die nicht so regelmäßigen Umgang mit Geld hatten, dauerte es eben auch nach der Währungsreform noch eine ganze Zeit lang, bis es wieder ‚etwas gab‘.
Wie auch immer - das lästige an den Bindern sind ja eigentlich nicht sie selber, sondern die Konfektionshemden, die von den allermeisten Herstellern in einem Verhältnis Kragenweite/Armlänge gemacht werden, das zu einem Orang-Utan besser passt als zu einem Menschen - ganz abgesehen davon, dass die angeblichen Kragenweiten außer bei der Liga ‚Olymp‘ und Konsorten den entscheidenden halben oder ganzen Zentimeter mehr ausmachen als die tatsächlichen.
Wenn man diese Hürden erfolgreich umschifft hat und sich Hemden in den Schrank hängt, bei denen der Kragen nicht zwickt, wenn der oberste Knopf geschlossen ist, kann man schnell sehen, dass ein Binder für sich alleine überhaupt nichts Lästiges oder Schlimmes ist (und im Gegenteil nicht bloß für freundlichen Schmuck bei farblich eher eintöniger Kleidung sorgen kann, sondern auch für kleine Signale an das Gegenüber betreffend Tagesform, Laune, Absichten usw. verwendet werden kann, auch wenn er nicht schwarz ist).