Ein Traum

Heute wieder wach geworden, nachdem mein Vater mir im Traum nackt begegnete. Vor mir stand. Manchmal ist er hinter mir, ist auf einmal da, im Zimmer. Oder er liegt mit steifem Glied auf dem Bett.
Mir bereiten diese Träume Sorgen. Keiner kann sie mir deuten, ich weiß. Ihr auch nicht. Aber wonach klingt das? Zu meinem Vater pflege ich ein schlechtes Verhältnis. Bloß nicht Anfassen, bloß nicht Umarmen, denke ich mir. Hoffentlich kommt er nicht auf mich zu. Und in meinen Träumen ist er da. Und ich kann nix dagegen tun. Auch nicht gegen die Angst, die ist einfach da. Die Angst vor ihm. Obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass er mir etwas getan hat. Erinnere mich nur, dass ich als Kind schon vor ihm Angst hatte, wenn er nackt aus dem Badezimmer kam und ich ihn durch den Türschlitz vom Kinderzimmer aus ins Schlafzimmer gehen sehen konnte. Ich stellte mich schlafend. Heute kann ich es nicht leiden, wenn er nur in Unterhose durchs Haus läuft, auch wenn nur für eine Minute.

Zwischen Kindheit und Jugend bin ich vergewaltigt worden. Von einem Fremden. Seit ich glücklich mit meinem Freund zusammen bin und ich seine Nähe ertragen kann, ist mir aufgefallen, wie unangenehm mir die Nähe meines Vaters ist. Aber er hat mir nichts getan. Ich erinnere mich jedenfalls nicht. Trauma? Vermischt sich die erlebte Vergewaltigung irgendwie mit den Verhaltensweisen meines Vaters?
Er hat mich schon das eine oder andere Mal ins tiefe Loch geschoben, indem er auf mich zukam und vor mir mit breiter Brust posierte.-Wie der Vergewaltiger.

Ich möchte gerne wissen, wie das Ganze auf Euch wirkt. Was ich danach tun sollte, weiß ich gar nicht, auch nicht, was ich davon habe. Aber ich möchte loskommen von der Angst, den Träumen. Wie kann ich sie mir erklären? Denn bevor ich sie verarbeiten kann, muss ich wissen, was los ist. ABER WAS IST LOS?

Danke fürs Lesen und Antworten.
Paruna

Trauma
Hi Paruna,

zunächst mein Kompliment, daß du dich hier so frei offenbarst. Denn ich weiß sehr wohl, welcher Mut dazu gehört, und auch welche Sorgen, die diesen Mut dann endlich hervorbringen

Was du beschreibst, deutet zweifellos auf die Spätfolgen von traumatischen Erfahrungen irgendeiner Art hin, von denen dir ja eine in bewußter Erinnerung ist.

Mir bereiten diese Träume Sorgen. Keiner kann sie mir deuten, ich weiß. Ihr auch nicht.

Richtig, man kann sie dir nicht deuten. Sehr wohl kann man aber mit und an dem Traum dialogisch arbeiten mit sinnvollen Ergebnissen (siege FAQ:286). Aber deine Beschreibungen „sprechen“ auch so bereits deutlich genug.

Aber wonach klingt das? … Bloß nicht Anfassen, bloß nicht Umarmen, denke ich mir.

Du weißt selbst, wonach das klingt. Aber hast du selbst den Eindruck, daß das Nähere und Weitere dazu ein Thema ist, das du in einem öffentlichen Forum diskutieren möchtest?

Erinnere mich nur, dass ich als Kind schon vor ihm Angst hatte …

Ängste haben immer einen Ursprung, auch wenn man diesen nicht immer aus der Struktur der Ängste ohne Weiteres erschließen kann. Die Ursprünge (die oft, aber keineswegs immer, traumatisch erlebte Situationen sind), sind oft der bewußten Erinnerung nicht mehr zugänglich, aber aus anderen Dingen wie z.B. Reaktionsweisen, die sich in einer Partnerschaft zeigen, oder - ja, auch in Träumen, kann man oft eine Spur finden.

Aber ich möchte loskommen von der Angst, den
Träumen. Wie kann ich sie mir erklären? Denn bevor ich sie
verarbeiten kann, muss ich wissen, was los ist.

Es gibt verschiedene Auffassungen über Möglichkeiten und Wege der Traumabewältigung. Eine, die erfolgversprechend ist, ist die, in vorsichtigen (aber bestimmten) Schritten die bewußte Erinnerung wieder zugänglich werden zu lassen. Denn die Spätfolgen von Traumata kommen oft nicht nur aus den ursprünglichen Erfahrungen selbst, sondern aus der darauffolgenden Verdrängung, die aber, wie du selbst erfährst, nie komplett gelingt.

Zu diesen Spätfolgen können gehören:
Unerklärliche, paradoxe Reaktionen im Umgang mit Menschen, Partnern.
Heftige, wiederholte Albtäume.
Schlaflosigkeit.
Panikattacken.
Und vor allem auch körperliche Beschwerden, die medizinisch nicht erklärt werden können, sogenannte Konversionen.

ABER WAS IST LOS?

Das herauszufinden, und dann natürlich durch sogenannte „Verarbeitung“ die allmähliche Auflösung der heutigen Reaktionen anzustreben, das ist nur in einem psychotherapeutischen Prozess möglich.

Herzliche Grüße

Metapher

Eine Verwirrung der Gefühle, würde ich sagen, die dich erfaßt hat.

Ich glaube zu sehen, daß diese Furcht vor Deinem Vater, Furcht vor sexuellem Kontakt mit ihm ist. Dieses sexuelle Begehren kann durchaus von Deinem Vater ausgehen und Du identizifierst es als das Deinige und bist erschrocken. Auch die Träume weisen darauf hin, daß Dein Vater solche geheimen Wünsche hat, die er aber scheinbar kontrollieren kann. Nur unterschwellig ist dieser Wunsch aber da und Du spürst es instinktiv.

Offen bleibt natürlich die Frage, wie man das einstellen kann.

Ich würde sagen, so wenig Kontakt wie nur möglich zu Deinem Vater. Im Laufe der Jahre wird sich dann ein Abstand zu ihm ergeben, der Dich von dieser Art Gefühlen befreit. Auch eine Ehe wird dich von diesem Problem etwas ablenken.

gruß
rolf

… um sich in solchen dingen beraten zu lassen. selbst wenn hier spychologen unterwegs wären, könnten sie dir per forum nicht weiterhelfen.
die gefahr die in einem „Experten-forum“ besteht, ist, dass dir laien unqalifizierte ratschläge geben. ich bin selber nur laie, aber mir stehen die haare zu berge wenn ich lese, dass hier jemand ernsthaft vorschlägt den kontakt zum eigenen vater abzubrechen um dem problem bzw den symptomen aus dem weg zu gehen. ein anderer kommt da sogar auf die idee anhand der schriftlichen schilderung eines traums, einer im traum vorkommenden anderen porson irgendwas zu unterstellen. sorry wenn ich mich klar ausdrücke, aber es ist nur meine meinung wenn ich sage: leute, lasst den bockmist!

ich als laie, und jeder andere laie, kann dir nur den rat geben professionelle hilfe aufzusuchen.

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Mir ist klar, dass der Weg von hier aus professioneller weiter gehen muss. Das Forum bietet aber wie ich finde eine gute Möglichkeit, sich objektive Meinungen einzuholen und es ging mir bloß darum, zu wissen, wie die Geschichte auf andere wirkt. Weil ich alleine da stehe.

Metapher sprach mir ein Kompliment für meine Offenheit aus und meine Antwort ist: Anonymität hier ist alles. Wenn ich sonst nicht rede ist dies ein großer Schritt für mich und sicherlich auch für viele andere auch. Warum trägt man sonst persönliche Fragen ins Forum ein? Ich vertraue auf gute Antworten. Kann aber selber entscheiden, was ich ausfilter.

Und ob Laie oder nicht Laie, es ging mir um das Gefühl und die Frage, ob es sich teilt.

Es ist ungünstig, Kommentare wie Deine abzugeben. Für mich persönlich war es ein großer Schritt und eine große Hilfe. Außerdem gibt es noch den möglichen e-mail Kontakt, für den ich dankbar bin. Denn öffentlich muss nicht alles sein.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

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‚Weitere Spekulationen (lang)‘
Hallo!

Auch ich bewundere zunächst einmal Deine Offenheit, mit der Du Deinem Problem begegnest.

Allerdings liegt auch mir es am Herzen, zunächst einmal übereilte Schlüsse oder Interpretationen als eher fragwürdig hinzustellen.

Dies vielleicht auch aus dem Grund, daß man noch nicht allzuviel über die Bedeutung von Träumen und Ihre Funktionsweise weiss. Viele Angaben in dem Zusammenhang wären doch eher in den Bereich der Spekulation zurückzuweisen.
Wie Du an Hand der FAQ zu diesem Thema hier siehst, sind die meisten Quellenangaben aus einer Zeit, wo wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht zwangsläufig exaktes wissenschaftliches Arbeiten vorangegangen sein muss.

Ich würde mich hier jetzt aber auch auf dem Feld der Spekulationen bewegen, wenn ich Deinem geschilderten Problem einen Erklärungsansatz andichten würde (zumal ich auch Laie bin).

Dennoch will ich es versuchen, da Du 1.) auch um solche Meinungen gebeten hast und 2.) eine andere Erklärung neben derjenigen, die Deinem Vater unterschwelliges aggressives Sexualverhalten unterstellt, eben diejenige „Erklärung“ entschärfen würde. Denn auch ich halte von diesen vorschnellen Postulaten nicht viel - um solche Aussagen zu treffen, müsste man doch mehr über den Hintergrund wissen.

Persönlich würde ich schon einen Zusammenhang zwischen Deinem Trauma - der geschilderten Vergewaltigung - und den verstörenden sexuellen Phantasien bzgl. Deines Vaters im Traum sehen. Ich finde es zunächst nicht weiter verwunderlich, dass Deine Wahrnehmung an sexueller Bedrohung sich zunächst zwar auf Deinen Vater, nicht aber auf Deinen Freund bezieht. Vielleicht ist doch einfach die Ähnlichkeit zwischen Deinem Vater und dem Täter wesentlich größer als die z.B. zwischen Deinem Freund und dem Täter. Dazu kommt noch die „Vertrautheit“ zwischen Dir und Deinem Freund (von der ich es sehr glücklich finde, dass Du trotz Deiner tragischen Erlebnisse diese offenbar relativ unbeschwert geniessen kannst!), die es Dir ermöglicht zu erkennen, dass er zu solchen Handlungen gar nicht fähig wäre, d.h. als entsprechende Bedrohung gar nicht wahrgenommen werden kann.

Es fehlt Dir aber ein völliger Bezug zu der Sexualität Deines Vaters, so dass hier eben leichter eine unterschwellige Bedrohung wahrgenommen werden kann, ohne mit den Fakten in Widerspruch zu geraten.

Nun stellt sich natürlich die Frage, warum sich das aggressive Sexualverhalten, welches Deinem Trauma zugrunde liegt, sich in Deiner (unbewussten Traumwahrnehmung) auf Deinen Vater überträgt. Hier eben meine persönliche Spekulation. Ich denke, dass es für einen Menschen früher oder später wesentlich wird, sich mit einem erlebten Trauma auseinanderzusetzen, um schließlich die Bewältigung zu erreichen.
Dies ist aber in Deinem Fall sehr schwer, da die Auseinandersetzung mit dem Täter sehr wahrscheinlich nicht möglich ist, diese aber normalerweise hilfreich sein könnte.

Wenn aber eine Übertragung auf eine real existente Person stattfindet, so könnte man eine solche Auseinandersetzung führen. D.H., man könnte die Bedrohung noch einmal erleben und diesesmal eben entsprechend darauf reagieren. Dies aber alles nur Spekulation.

Als Teil eines Bewältigungsprozesses sollte bei Dir zunächst ganz klar eine Therapie stehen. Vielleicht könnte es auch auf lange Sicht helfen, Deinen Vater in diese Therapie für die für Eure Beziehung relevanten Bereiche einzubeziehen, damit Ihr wieder ein unbelastetes Verhältnis haben könnt.

Im Übrigen könnte eine Möglichkeit, Dein Trauma anzugehen sein, z.B. an den Täter von damals einen Brief zu schreiben, in dem Du ihm aufzeigst, was er Dir damals angetan hat und was Du davon hälst, als wie schwach und wie arm Du einen Mann beurteilst, der so etwas Nötig hat, nur weil er allem Anschein nach nicht zu einem normalen Sexualverhalten im Stande ist.

Ansonsten aber wie gesagt der Weg zu einem Therapeuten, vielleicht einen, der zur Traumabewältigung gute Konzepte parat hält. Meines Wissens gibt es da mittlerweile sehr vielversprechende neue Therapiemethoden, z.B. die „Eye Movement Desensitiziation
and Reprocessing (EMDR)“, Informationen unter

http://www.emdr-therapie.de/html/was_ist_emdr__.html

Soweit erst einmal von mir,
viel Erfolg & viel Glück
Gruß
Patrick

Mir ist klar, dass der Weg von hier aus professioneller weiter
gehen muss. Das Forum bietet aber wie ich finde eine gute
Möglichkeit, sich objektive Meinungen einzuholen und es ging
mir bloß darum, zu wissen, wie die Geschichte auf andere
wirkt. Weil ich alleine da stehe.

ich bezweifle stark, dass es sich, bei den antworten auf die ich mich beziehe, um objektive meinungen handelt.

Metapher sprach mir ein Kompliment für meine Offenheit aus und
meine Antwort ist: Anonymität hier ist alles. Wenn ich sonst
nicht rede ist dies ein großer Schritt für mich und sicherlich
auch für viele andere auch. Warum trägt man sonst persönliche
Fragen ins Forum ein? Ich vertraue auf gute Antworten. Kann
aber selber entscheiden, was ich ausfilter.

dich hab ich auch nicht unbedingt kritisiert und ich will dir auch nicht absprechen, dass du nicht selbst ausfiltern kannst. bestimmt ist es kein fehler seine probleme in einem forum vorzutragen; schon alleine durch das formulieren von gedanken kann einem selbst vieles klarer werden. ich finde es nur fahrlässig den hobby-psychiater zu spielen und abstruse tips zu geben. andere, die nicht so kritisch sind, nehmen das vielleicht ernst und geraten so bestenfalls in eine sackgasse.

Und ob Laie oder nicht Laie, es ging mir um das Gefühl und die
Frage, ob es sich teilt.

was für ein gefühl? mitleid? glaub nicht dass dir das weiterhilft.

Es ist ungünstig, Kommentare wie Deine abzugeben. Für mich
persönlich war es ein großer Schritt und eine große Hilfe.
Außerdem gibt es noch den möglichen e-mail Kontakt, für den
ich dankbar bin. Denn öffentlich muss nicht alles sein.

vielleicht war es für dich ein großer schritt und eine große hilfe hier zu posten, aber dass die antworten, die ich für mehr als nur ungünstig halte, hilfreich waren, wage ich stark zu bezweifeln.

ich wünsch dir alles gute und dass du einen weg findest mit den dingen die dich belasten fertig zu werden.

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