'eitel' im konkreten Sinn von 'leer'

Hallo Dialektsprecher,

ganz zufällig bin ich auf einen Zeitungsartikel auf Lëtzebuergesch gestoßen, in dem die Form „eidel“ nicht im übertragenen Sinn (wie z.B. eitle Worte) benutzt wird, sondern ganz konkret im Sinn von „ohne materiellen Inhalt“ (mehr Text als notwendig, weil Lëtzebuergesch so schön ist):

„Incident an der Nuet op e Freideg am Triage tësche Beetebuerg an Diddeleng: E Gidderzuch ass do entgleist an eidel Tankwaggonen sinn ëmgetippt.
Gréisseren Asaz an der Nuet op de Freideg am CFL-Triage: Aus nach net geklärter Ursaach sinn e puer Waggoen vun engem Frêt-Zuch beim Rangéieren aus de Gleiser gesprong an ëmgetippt.
Et handelt sech bei den ëmgetippte Ween em Tankwaggoen fir Diesel oder Bensin ze transportéieren. Zum Ament vum Accident waren d’Waggoen awer eidel , esou datt éisen Informatiounen no keng direkt Gefoer fir d’Rettungsequippen dovun ausgaangen ass.
Offiziell ass bis elo nach näischt iwwer de Virfall matgedeelt ginn.“

Dass „eidel“ wirklich „leer“ (bzw. französisch „vide“) bedeutet, habe ich hier http://laurenzo541.chez-alice.fr/dictionnaire_fr-lu.pdf und hier http://www.freelang.com/enligne/luxembourgeois.php?l… nachgeschlagen.
Kennt Ihr einen Dialekt, in dem das Wort „eitel“ in irgendeiner Variante noch in diesem Sinn gebraucht wird? Aus meiner saarländischen Kindheit und Jugendzeit kenne ich es nicht; das ist allerdings schon lange her.

Grüße
Pit

Hallo!
Keinen Dialekt, aber eine alte Redewendung: eitel Sonnenschein, was laut Duden nichts anderes heißt als „nichts als Sonnenschein“. Und von „nur, nichts als“ ist’s auch nur ein kleiner Schritt zu „leer“.

Ich musste dafür nachschlagen, weil mir überhaupt nicht klar war, was „eitel Sonnenschein“ eigentlich wirklich bedeutet.

Gruß,

  • André

Hallo André,

vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Diese leicht verstaubten Wendungen kenne ich durchaus, aber mir geht es um den ganz konkreten Sinn von „leer“. Genau so, wie das Wort in dem Text gebraucht wird: der Eimer ist leer, die Schubkarre ist leer, der Güterwaggon ist leer …

Grüße
Pit

Hallo, Pit,

mir geht
es um den ganz konkreten Sinn von „leer“.
Genau so, wie das Wort in dem Text gebraucht wird: der Eimer
ist leer, die Schubkarre ist leer, der Güterwaggon ist leer

in dieser Bedeutung ist es in zwei Mundart-Wörterbüchern zu finden.

Lothringisch:

eidel [aidəl …] adj. leer: en eidel Tesch eine leere Tasche
eidel; mhd. îtel.“

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Pfälzisch:

"eitel Adj.:

  1. ‚leer‘.
    a. gegenst.
    α. von der unfruchtbaren Kuh, eidel (aidəl) …; vgl. gelt. – …"

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Ob und wo der Ausdruck tatsächlich noch gebräuchlich ist, kann ich nicht sagen.

Gruß
Kreszenz

Moin Kreszenz,

mit nächtlich-forschem Schritt bist Du meinen Forscherschritten zuvorgekommen: die von dir zitierten Wörterbücher wollte ich auch noch konsultieren :wink:

Hier noch das Rheinische Wörterbuch:

  1. eitel
    a. leer
    b. von der Kuh, wenn sie wenig oder gar keine Milch mehr gibt oder wenn sie unfruchtbar ist
    http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

So nebenbei ist mir auch noch „Bunnes“ wieder ins Gedächtnis gesprungen:

  1. von Tieren.
    a. halbausgewachsenes Kalb beiderlei Geschlechtes von 3–12 Monaten, junges Rind;
  2. von Menschen.
    a. die unterste, jüngste Magd auf den Bauernhöfen, die die schmutzigsten Arbeiten (Stallarbeiten) zu verrichten hat, die sich alles gefallen lassen muss
    b. dicker, draller, kleiner Junge; kleiner Kerl, Knirps
    http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Ich bin gespannt, ob „eitel“ im Sinn von „leer“ noch irgendwo aktuell ist.

Grüße
Pit

der „eitle“ Mensch ist leer im Kopf!

mfG Hermes

Hallo,
die Bedeutung ‚leer‘ bzw. ‚nichts, nichtig‘ scheint mir doch entschieden die ursprüngliche gewesen zu sein, wärend das heutige Verständnis von ‚eitel‘ eher eine untergeordenete Nebenbedeutung (oder übertragene Bedeutung) war. Vgl. Köblers althochdeutsches Wörterbuch:

_ītal* 29, ahd., Adj.: nhd. eitel, leer, öde, wüst, nichtig, vergeblich, unnütz, befreit, arm an, innerlich leer, nichtig, nichtssagend; ne. vain, empty (Adj.), waste (Adj.); ÜG.: lat. exinanitus NGl, inanis Gl, MNPs, NGl, O, T, nihilum (= ītalaz subst.) Gl, (raca) T, vacans MF, vacuus Gl, O, vanus B, Gl; Hw.: vgl. anfrk. īdel*, as. īdal; Q.: B, GB, Gl (nach 765?), MF, MNPs, NGl, O, OT, T, WB; I.: Lbd. lat. vanus?; E.: germ. *īdala-, *īdalaz, *īdla-, *īdlaz, Adj., scheinend, leer, eitel, wirkungslos; W.: mhd. ītel, Adj., leer, ledig, eitel, unnütz, vergeblich, ausschließend; nhd. eitel, Adj., leer, eitel, nichtig, DW 3, 383; R.: ītalaz, Adj. subst.=N.: nhd. Nichts; ne. nothing; ÜG.: lat. nihilum Gl; Son.: Tglr Rb = großes Reichenauer Bibel-Glossar (Karlsruhe, Badische Landesbibliothek Aug. IC = XCIX)

ītalen* 1, ahd., sw. V. (1a): nhd. leeren, ausleeren, leer machen; ne. empty (V.); ÜG.: lat. exinanire Gl; Vw.: s. gi-, ir-; Q.: Gl (11. Jh.); I.: lat. beeinflusst?; E.: germ. *īdaljan, sw. V., niedrig machen, erniedrigen; W.: mhd. īteln, sw. V., leer machen; fnhd. eiteln, sw. V., »eiteln«, DW 3, 390_

Von daher also verständlich, dass ‚eitel‘ im ursprünglichen Sinne in den unterschiedlichsten Dialekten noch gebräuchlich sein kann - es sind schlicht Dialekte, die sich hier gegen den Bedeutungswandel resistent gezeigt haben.

Freundliche Grüße,
Ralf

Sächsisch
Ah, okay… also da hab ich jetzt mal im Sächsischwörterbuch nachgeschlagen, aber ich kenne das Wort auch hier nicht mehr in dieser Bedeutung, auch nicht in den anderen Lautformen:

eitel Adj., Adv. 1. ›rein, ohne Zusatz‹, fast ausschließlich in der Fügung etw. eitel essen ›ohne Brot‹ der frißt cha de Worscht glei ekel nei!2. ›wählerisch (in Bezug auf das Essen)‹ Westlaus., Ostmeißn.; sei ni so ekel, wenn de off Besuch bist!3. ›immerzu, fortwährend; nur, nichts außer‹ Erzg.; iech bie (ich bin) eitel derhäm; du denkst när eitel an diech (dich)! — Lautf.: eckel, ekel (in Bedeutungen 1, 2; volksetym. an ekel, heikel angelehnt), eidel (Bedeutung 3); mhd. ītel ›leer, ledig; ausschließlich, nur; rein, unverfälscht‹.

Liebe Grüße,

  • André

‚eitel‘ im konkreten Sinn von ‚nur‘, bloß
Hallo,

jenseits der Dialekte gibts den Vornamen Eitel, auch in Kombination Eitel-Fritz usw. Bedeutet, dass der Eigentümer keine weiteren Vornamen hat. Ein Eitel ist Rektor an der Mannheimer oder Heidelberger Uni.

pp

Hallo pp,

jenseits der Dialekte gibts den Vornamen Eitel, auch in
Kombination Eitel-Fritz usw.

das war der „Nickname“ von Prinz Eitel Friedrich von Preußen (1883-1942)

Bedeutet, dass der Eigentümer keine weiteren Vornamen hat.

S.o. —> der Prinz hatte zwei

Ein Eitel ist Rektor an der Mannheimer oder Heidelberger Uni.

Der Heidelberger Rektor heißt Eitel - aber mit Nachnamen!

Und nun?

Gruß Gudrun

Moin, Gudrun,

Der Heidelberger Rektor heißt Eitel - aber mit
Nachnamen!

Und nun?

falls es um die Frage des Vornamens geht: Ich kenne einen Eitel Friedrich - Eitel ist der Vorname, Friedrich der Nachname :wink: Dieser Eitel hat keine weiteren Vornamen. Sollte uns das jetzt zu denken geben? „bloß“ möchte ich jedenfalls nicht heißen - dann lieber gar keinen Vornamen!

Gruß Ralf

Hallo, Ralf,

Eitel Friedrich - Eitel ist der Vorname, Friedrich der
Nachname :wink: Dieser Eitel hat keine weiteren Vornamen.

„bloß“ möchte ich jedenfalls
nicht heißen - dann lieber gar keinen Vornamen!

hieße man „Sonnenschein“ oder „Freude“, wäre „Eitel“ als Vorname doch durchaus überlegenswert :wink: - zumal es im Mhd. auch rein, unverfälscht, den vollen Wert habend bedeuten konnte.

Gruß
Kreszenz

OT
Moien Pit

an seit wann kannst du Lëtzebuergesch liesen?

awuer
ExNicki

Moien Ex-Nicki,

an seit wann kannst du Lëtzebuergesch liesen?

ma, eisch stammen aus der Noperschaaft: Mierzisch (Merzig), op der Soar :wink:
Manchmal treibe ich mich auch auf Luxemburger Seiten rum, z.B. hier: http://radio.rtl.lu/

Tschüss
Pit

Hallo Pit und Ex-Nicki,

ach wie gerne höre und lese ich die Luxemburger Sprache! (nicht zuletzt weil ich „om Laand“ geboren bin, Ettelbrück)

Villmols merci

Alexander

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

E schéine Bonjour un all Lëtzebuerger
Moien,

ein Link nach Lëtzebuerg: http://www.eis-sprooch.lu/
Zur Zeit steht da zwar „This site is closed for maintenance!
Thank You for your comprehension.“, aber ich hoffe, dass die das bald wieder hinkriegen.

Und kennt Ihr Schiller auf Lëtzebuergesch?: http://www.restena.lu/lmr/luxbg/liesch.html

Und nochmal der Witz aus Luxemburg, den ich vor kurzem schon mal hier /t/norddeutsches-platt/4789567/3

Eng Konn hat seine Uhr in der Auerebuttek abgegeben und der Auermécher hat ihm gesagt, er solle in ein paar Tagen wieder vorbeikommen.
Ein paar Tage später:
K.: Moien!
U.: Moien!
K.: Is ming Auer feerdisch?
U.: Moien.
K.: Moien?
U.: (bestätigend) Moien.
K.: Moien!
U.: Moien!

Und noch einer:

Eng Koppel steet virun der Vitrine vun enger Boutique:„Welche Mantel gefällt dir am bëschten Härzi?“…dorops hien:„Deen deens du un hues !“ http://radio.rtl.lu/deckkaepp/witz_vum_dag/

awar/awuer! http://www.freelang.com/enligne/luxembourgeois.php?l…
aw(u)ar/awur! http://laurenzo541.chez-alice.fr/dictionnaire_fr-lu.pdf

Pit

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Schade!
Moin,

auf deutschem Boden ist das Wort ‚eitel‘ im konkreten Sinn von ‚leer‘ offensichtlich ausgestorben und führt nur noch ein Schattendasein als lexikalische Leiche.
Hoffentlich halten unsere transmoselanischen Nachbarn es noch lange am Leben!

Danke für Eure Beiträge
Pit

Na gut
Hallo

das war der „Nickname“ von Prinz Eitel Friedrich von Preußen
(1883-1942)
Bedeutet, dass der Eigentümer keine weiteren Vornamen hat.
S.o. —> der Prinz hatte zwei

wieso? der heißt ja „Nur-Friedrich“ das passt schon

Ein Eitel ist Rektor an der Mannheimer oder Heidelberger Uni.

Der Heidelberger Rektor heißt Eitel - aber mit
Und nun?

dann hab ich was wervechselt!

pp

Hallo gargas,

ich kenne - wenn man überhaupt von „kennen“ sprechen kann - mich nur „mam Eislek“ aus, vom Gutland oder gar der Minette weiß ich nicht so viel.

Eng Konn hat seine Uhr in der Auerebuttek abgegeben und der
Auermécher hat ihm gesagt, er solle in ein paar Tagen wieder
vorbeikommen.
Ein paar Tage später:
K.: Moien!
U.: Moien!
K.: Is ming Auer feerdisch?
U.: Moien.
K.: Moien?
U.: (bestätigend) Moien.
K.: Moien!
U.: Moien!

Aber meines Wissens sagt man in ganz Luxemburg als Verabschiedung nicht „Moien“ sondern „Eddi“ (auch wenn das in diesem Zusammenhang natürlich einen Teil der Pointe kaputt macht.

Aber wie gesagt, das ist mein Wissen. Ich lasse mich gerne korrigieren

E scheine Bonjour

Alexander