Hallo,
ich bin zurück und lebe noch. Allerdings den „schlimmsten“ Part habe wohl ich erwischt. Am Tisch waren nur Männer, der Kollege meines Mannes, mein Mann und ich.
Der Chef des Werkes, der die Einladung ausgesprochen hat, verspätete sich, weil eine Besprechung noch nicht fertig war. Derweil hat man, völlig unüblich, schon die Vorspeisen bestellt. Ein Dolmetscher schon bat die schon vorhandene Runde, dass man zu essen beginnt.
Aber ich sollte wohl ganz von vorne beginnen. Am Eingang des Restaurants stand eine mannshohe Ente aus Plastik. Aha, ist wohl die Spezialität des Hauses Ente. Schon tat mir mein Mann leid, weil er mag kein Fleisch, das im Lebendzustand Feder gehabt hat.
Er beruhigte mich und sagte, dass ihm das lieber ist, als wenn es - was hier bei den Mongolen häufig vorkommt - Hammel gegeben hätte. Hier erinnere ich mich mit Grauen an ein früheres Bankett wo es auch gekochten Lammschlund (Grugeln) und Hoden gegeben hat.
Beim Aussuchen der Speisen reichte mir der Dolmetscher die Speisekarte, dass ich wählen soll. Waren viele Bilder und alles in Chinesisch. Somit bat ich ihn, das selbst zu machen, weil er das viel besser kann als ich.
Er wählte viele Gerichte aus. Dünner grüner Tee wurde serviert - ist nicht das was ich mag, also brachte man mir Cola, nachdem ich Bier dankend ablehnte. Für die Männer brachte man eine große Kiste Bier in den Raum.
Der Dolmetscher fand dann was ganz interessantes in der Speisekarte. Freudestrahlend zeigte er mir das Bild und erklärte, dass das eine Speise speziell für Ladys ist. Das bekommt keiner der Anderen am Tisch nur ich. Mir blieb nichts anderes übrig als zu danken.
Nun erst kamen die Vorspeisen und bald der Chef. Danach kam gleich die Flasche Mao Tai. Die meisten Speisen waren für mich recht gut essbar. Lachs, eine Art Brathering, Zuckererbsen, anderes Grünzeug, was vom Schwein (hatte ich als in Scheibchen geschnittene gekochte kalte Schweinefüße incl. Schwarte und Knochen identifiziert), andere kleine Fische usw. Außer die Schweinefüße und die gebratenen Entenhalsknochen konnte ich alles essen.
Eine „Fütterung“ konnte ich umgehen, da ich mich zwischen dem Kollegen und meinen Mann plaziert hatte.
Dann gab es tatsächlich auch noch Peking-Ente. Das war für mich das Beste des ganzen Abends gewesen.
Dazwischenschieben muss ich, dass ich - obwohl schon oft und lange in China gewesen - immer noch nicht mit Stäbchen essen kann. Ich hatte vorsorglich ein Besteck mitgebracht. Unter lächeln ausgepackt und damit gegessen - danach prompt dort vergessen.
Immer wieder wurden Suppen und weitere Schalen aufgetragen. Dazwischen Trinksprüche, Mao Tai und Gambei - von letzteren war ich verschont. Das Extrinken wurde, zur Freude meines Mannes und seines Kollegen, auch zusätzlich mit Bier gemacht. Trotzdem bekam mein Schatz schon Schlitzaugen und einen roten Kopf. Die Sterne sah auch nur er, ich konnte ihm beim Zählen nicht helfen.
Und jetzt kam meine "Lady-Speise. Es war eine gelbe Frucht in der Größe und Form einer Mango. Sie war warm und ausgehölt. Darin war eine klare „Brühe“ und es schwamm was darin rum, was auf dem ersten Blick eine grobe Ähnlichkeit mit Reis hatte. Daneben zwei kleine Behältnisse mit je einer klaren Flüssigkeit.
Nun die Suppe und die Frucht schmeckten ganz gut, etwas süßlich aber nicht uninteressant. Der „Reis“ schmeckte nach nix. Also habe ich brav immer weiter gelöffelt. Ganz unten war auch noch „Reis“. Nuuuuuur, der war nicht einzeln oder verklumpt - er hing wie an einer Schnur bzw. Kette. Ließ sich mit dem dicken Porzellanlöffel auch nicht trennen und hatte eine generell etwas schlüpfrige (glibbrige) Konzistenz. Irgendwie habe ich ihn dann doch dahin gebracht wo er hin sollte, in meinen Mund.
Der Kollege war der Meinung, dass es doch Reis war. War es nie und nimmer. Mein Mann meinte, es ist Fischrogen - nee war es nicht. Schmeckte nicht nach Fisch und Rogen ist nicht an einer Schnur. Nun, nachdem ich es aufgegessen habe, kam ich drauf, dass das wahrscheinlich Froscheier gewesen sind.
Nun, es hat nicht eklig geschmeckt, somit habe ich im Nachhinein kein Problem damit. Hätte ich vorher darüber nachgedacht, hätte ich wohl ein Problem bekommen.
Als Abschluss wurden dann noch Dumpling serviert. Die schmeckten wirklich hervorragend.
Mein Mann versucht jetzt krampfhaft einen klaren Kopf zu bekommen und mit Dauerduschen den Mao Tai Geruch loszuwerden. Morgen können wir nicht ausschlafen, weil wir ein Taxi bestellt haben um in die Wüste Gobi zum „singenden Sand“ zu fahren. Als ich das letzte Mal dort war, hat der Sand nicht gesungen, weil es in Strömen geregnet hat. Sieht übrigens wieder nach Regen aus - wir sind also gut für die Wüste, sie bekommt Nässe wenn wir da sind.
Ach ja, auf der Speisekarte habe ich ein Bild von Entenfüßen in einer Soße gesehen. War aber nur dort als Foto und blieb uns als Speise erspart.
Übrigens hatten wir auf diversen Banketts schon schlimmere Speisen vorgesetzt bekommen. Hier hatten wir Glück, dass der Dolmetscher (der ja ausgesucht hatte) schon mal in Deutschland gewesen war.
Ich hoffe ich habe nicht zu ausführlich erzählt, und wünsche Euch noch ein schönes restliches Wochenende
Ingrid
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