Hallo Thomas,
was ist mir Hildegard von Bingen (1098-1179).
Hildegard von Bingen ist in der Tat Theologin, spezieller
noch: eigentlich Mystikerin,
ich hatte es auch grad nachgeschlagen…
aber wenn man das ALLEIN zum
Maßstab machen würde dafür, ob jemand auch Philosoph wäre,
müsste man zwischen dem Jahre 0 und dem Jahre 1500 auf alle
Philosophen verzichten, auch auf so bedeutende wie Thomas von
Aquin und andere.
Das wollte ich damit auch nicht sagen, im Gegenteil, die meisten legen sich aber auf bestimmte Begriffe fest (heutzutage kann man ja Philosophie studieren, ohne je ein Philosoph zu sein, stimmts? Ehrlich antworten).
Im Mittelalter waren so ziemlich alle Philosophen AUCH
Theologen, nur waren eben nicht alle Theologen auch
Philosophen.
Richtig.
Was also ist das Philosophische an Hildegard? Es ist die Art,
wie sie die Natur interpretiert, nämlich in äußerst modernen
Sinn als ÖKOLOGISCH, quasi als Bedingung der Möglichkeit von
uns selbst. Sie geht schon fast systematisch, jedenfalls schon
punktuell empirisch sogar vor, was für die Zeit, in der sie
lebte, geradezu als revolutionell gelten darf.
…ja und in ihrer Zeit wurde sie dafür Mystikerin genannt.
Sie ist zwar einerseits Mystikerin - und damit Theologin (da
hast du Recht) - aber sie ist andererseits eine Frau, die
gewohnte Sichtweisen radikal in Frage stellt, und als solche
hat sie zumindest mehr philosophische Züge als andere
Philosophen ihrer Zeit.
Und das ist es, was Philosophie eigentlich bewirken soll…ja, da bin ich ganz Deiner Meinung.
Lenin war auch ein Philosoph (zumindest für mich), Gorbatschow,
auch Beate Uhse (nicht lachen, aber ist es nicht so?) Marie-Jean-Antoine de Condorcet, Anne-Robert Jaques Turgot, Auguste Comte, Marx, Goethe, Aristoteles…etc. All die sind für
für mich Philosophen im eigentlichen Sinne, weil sie die Welt
auf ihre Art gezwungen haben, sich mit ihren Anschauungen aus-
einanderzusetzen.
In einem anderen Beitrag wurde mal gefragt: wo sind die neuen
Philosophen, ich sage, die sind längst da, nur werden sie erst
erkannt, wenn ihre Zeit vorbei ist.
Daweil diskutieren all die studierten Philosophen über Philosophie und (was ich als durchaus wichtig, sehr sogar empfinde) lehren diese besser zu verstehen.
Aber dennoch: ein abgeschlossenes Studium der Philosophie macht noch lange keinen Philosophen (und das ist keineswegs auf Dich oder all die anderen, die dies zu ihrem Lebensinhalt machen, weil wie gesagt, ich es als sehr wichtig finde, bezogen).
Ist jetzt vielleicht etwas abgeglitten von der eigentlichen
Thematik…?
Vielen Dank für Dein Posting
und
herzl. Grüße
hd