Hallo Thomas!
>Zu Wittgenstein: Er ist insofern eine Ausnahme, als er sich mit >dieser Auffassung von Philosophie gegen die >gesamte Tradition >stellt. Gleichwohl finde ich sein Anliegen berechtigt. Aber ich >schränke ein: als eine ästhetische >Auffassung vom Leben und >von der Erkenntnis. Wittgenstein bleibt nämlich den Nachweis >der Berechtigung >schuldig - ganz bewusst und aus seiner >:stuck_out_tongue_winking_eye:osition heraus auch berechtigt. Damit aber schneidet er sich >den Weg in >die Tradition ab und macht sich unangreifbar, er >verfolgt also eine Immunisierungsstrategie (wie ich meine, ohne >es selbst so aufzufassen). Dieser Teil scheint mir dann wieder >ungerechtfertigt.
Sicher, aber waren es nicht schon immer die Revolutionäre, die die Welt verändert haben? Kopernikus, Kolumbus, Einstein, Freud, etc.
Du meinst es ist eine unbewußte Immunisierungsstrategie oder ist er sich dessen schon bewußt nur definiert er anders?? Beides möglich, wenn seine These aber in der Substanz richtig ist, dann nimmt er, laß mich eine Metapher benutzen, die Stellung des Schmetterlings ein, der sich seiner Vorreiterrolle gegenüber den Raupen bewußt ist, und auch der Unmöglichkeit, sowie der Sinnlosigkeit die Metamorphose mittels Sprache einleiten zu wollen, sondern, daß dies vielmehr ein Sache der individuellen Reife ist. Und diese Reife läßt sich z.B. mittels Logik erarbeiten. Weltbeschreibung und Welterlebnis aber, läßt sich nicht vereinbaren. Denn ein Bild kann nicht seine eigene Form der Darstellung abbilden. (Abbildtheorie)
Wenn man W.s frühes Werk (Tractatus Logico-Philosophicus) mit seinem Spätwerk, das wie ich glaube auch erst postum veröffentlicht wurde, (Philosophische Untersuchungen) vergleicht, wird man eine ungleich differenziertere und gereiftere Vorgehensweise erkennen. (Was schon ein gewisses Wachstum impliziert.) Aus der heraus z.B. die „abstrakte Semantik“ (Carnap) entstand. Diese Wissenschaftslogik, die nur verifizierbare Aussagen als sinnvoll erachtet und die, wie ich glaube auch Deine Zustimmung findet, ist sie denn nicht doch indirekt auch Wittgensteins Verdienst? Ist das nicht eine indirekte Berechtigung? In der Abstraktion liegt ein Schlüssel zum Erfolg, denn für komplexere Beschreibungen, reicht unsere Konzentrationsfähigkeit, unser Vorstellungsvermögen
Und das Maß dessen, was wir ertragen können, nicht aus. Den Nachweis für die eigentliche Berechtigung, lieber Thomas, müssen wir, fürchte ich, jeder für sich selbst erbringen. Zumindest aber eine kritische Masse. Wobei die Logik imho nur eine Möglichkeit, neben vielen anderen Methoden darstellt.
Frage an dich: Stimmt es, daß W. ein Millionenerbe verschenkt oder ausgeschlagen hat? Oder ist dies wieder eine dieser verromantisierten Legenden? Soviel ich noch weiss, entstammt er einem Adelsgeschlecht??
Mit anderen Worten, da, wo viele die Philosophie vermuten, hört
sie eigentlich auf.
>Dieser Schritt geht mir - so generell - zu weit.
Wenn der Sinn des Lebens entschlüsselt ist, dann wird es müßig sein, über den Sinn des Lebens zu philosophieren.
Eine Nachfolgedisziplin wird initiiert werden müssen, aber Visionen gehören nicht hierher. Soweit Zustimmung! Ich war halt der Ansicht, daß viele Leute (da schließe ich mich nicht aus!) überzogene Forderungen an die P. stellen, Forderungen, die sie nicht erfüllen kann und nicht erfüllen muß!
Wenn daraus folgernd, die feministische
Philosophie an ihrem Ziel angelangt scheint (!)
wird sie durch Äußere Umstände, etwa der durch eine parallel
dazu gewachsene maskuline Bewußtheit des Ganzen, das aus dem
An-sich-seins filtrierten, dissoziiert. Will heißen, lt.
Wittgenstein, die Form paßt ins Leben und das Problematische
löst sich auf.
Hoffentlich war das halbwegs verständlich!
>Nein, leider, diesen Teil habe ich nicht verstanden, aber wenn du’s nochmal versuchen würdest, wäre ich nicht >unglücklich.
OK, dann muß ich aber weiter ausholen, vielleicht in einem neuen topic. Wird zuviel jetzt.
>: Hannah Arendt hat gesagt: Handeln macht Spaß!
>Recht hat sie - aber auch nur zum Teil, denn Erkennen macht >auch Spaß! Ehrlich!
-)) Vorschlag zur Einigung: Handeln aus der Erkenntnis heraus macht am meisten Spaß!
Herzliche Grüsse
HC