Gefühl versagt zu haben

hey…heute fühle ich mich wieder mal total beschissen. Meine Kinder sind jetzt 15. Ich hasse Kinder in dem Alter. Früher als sie noch klein waren und ich Kinder in der Pubertät sah und wie sie sich verhielten wurde mir regelmässig schlecht. Auch in der Schule wo ich arbeite und ich diese Halbstarken nur höre wird mir schlecht. Dann komm ich heim und jeden Tag das gleiche. Haste dies gemacht haste das gemacht… zermürbend. Bin dafür das jeder seinen Job macht. Auch die Kinder. Aber diese ewigen Diskussionen…nicht zum Aushalten! Heut wieder. Es ist 22 Uhr und Sohn setzt sich vor den Fernseher. Ich sage Fernseher aus du weisst um die Zeit nicht mehr, weil morgen ist Schule und so. Er ignoriert mich komplett. Ich den Tv ausgemacht und er klatscht die Fernbedienung an die Wand :roll_eyes: Davon ist dann sein Vater aufgewacht und dass hat mich dann wieder aus der Fassung gebracht…hört sich lustig an. Ist es aber nicht. Das geht jeden Tag so. Immer muss man was sagen. Bin nicht scharf drauf immer was zu sagen, aber die kommen nicht in die Pötte​:sleepy: Ich kam heute um 16 Uhr heim da kam Sohn von irgendwo her (hatte Schulschluss um 13.30 Uhr). Schaut er kurz rein und sagt er geht zum Spiel zuschauen vom Verein . Haste Hausi gemacht - wieder keine auf ! Haste Franz geübt weil am Freitag Arbeit ansteht. Nö. Macht er vorm Schlafengehen… und so weiter.

Die Tochter genauso. Haste vorm Training noch Hausi. Ja. Mach ich später. Wohlgemerkt sie hatte 4 Stunden dafür Zeit. Aber Handy ist wichtiger…wie macht ihr das mit euren? Ich höre es schon nicht mehr wenn ich doof, blöd, bescheuert oder geisteskrank bin. Dann denke ich nur das sind nicht die Kinder die ich erzogen hab. Ich war auch mal 15 aber so nicht . Ach ja, das ist halt deine Erziehung musste ich auch schon oft hören…ich fühl mich immer scheisse wreil ich immer noch versuche zu managen. Wenn ich das nicht tue - auch schon probiert- dann fühl ich mich aber auch mies als Mutter . Hat „gut“ gekkappt mit dem Nichteinmischen: Nur musste Sohnemann die Klasse wiederholen…Wie habt ihr das geschafft??? Das ist schwer grad, ich bin am Ende meiner Kräfte…

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Hallo,
dein Mann kommt in dem Text nur einmal in einer Nebenrolle vor.
Ist das im übrigen Leben auch so?
Arbeitet er auf einer Erdölbohrinsel?

Gruß

Ich glaube, das Gefühl beschleicht fast jeden Erziehungsberechtigten mal…

Allerdings finde ich bedenklich, dass Du so absolut dieses negative Gefühl gegenüber Pubertieren hast.
Diese Zeit, in der sie quasi oft „nicht zurechnungsfähig“ sind, weil ihre Gehirnsynapsen sich gerade neu ordnen.
Du solltest versuchen, Deine persönliche Betroffenheit zu verringern - das hat alles gar nichts mit Dir zu tun, es ist nicht Dein Versagen! (in diesem Zusammenhang stelle ich auch mir die Frage - was ist mit dem Vater? Kommt der auch in Eurem täglichen Leben vor?)

Ansonsten praktische Ideen:
Das konfliktarme Zusammenleben von Menschen, auch in einer Familie, beruht immer auf gegenseitiger Rücksichtnahme und Kompromissen. Wenn die Kinder das nicht machen, brauchst Du es auch nicht.
Als Eltern sitzt man da schon normalerweise am längeren Hebel :wink:
So kann man z.B. keine Wäsche mehr waschen, oder beim Einkaufen nicht die Wünsche der Kinder berücksichtigen oder keine Chauffeursdienste mehr anbieten usw.
Du kannst Deine Ansprüche auch runterschrauben auf wirklich wichtige Dinge - diese dann aber konsequent durchziehen.
Fernbedienung wird an die Wand geschmissen? - OK, sie kommt weg, Pech gehabt…
TV am Abend - mir egal, er wird früh geweckt und muss aufstehen, egal ob er müde ist oder nicht.

Mir ist es auch ab und zu gelungen, aufkommende Konflikte mit Humor zu entschärfen.

Manche Leute, die bei Auseinandersetzungen zwischen meinem Sohn und mir dabei waren, haben manchmal gesagt: das ist ja völlig unmöglich, wie Dein Kind mit Dir redet, wie kannst Du da so ruhig bleiben. Ja, ich habe es einfach nicht persönlich genommen, sondern ignoriert!
Jetzt haben wir (er ist mittlerweile 17) ein sehr gutes Verhältnis!

Habt Ihr denn auch entspannte Stunden? Vielleicht könnt Ihr in einer solchen Phase mal besprechen, wie jeder von Euch das Zusammenleben sieht und gemeinsam Regeln aufstellen, an die sich dann alle halten, und auch Konsequenzen festlegen, wenn nicht - und das dann natürlich auch durchziehen…

Alles Gute
Beatrix

Hallo dafür gibt es professionelle Hilfe und die würde ich annehmen bevor alles den Bach hinunter geht .
viele Grüße noro

Hallo,

mal vorab: das Hirn von Pubertierenden wird fast komplett neu verdrahtet. Von den Kleinen, die sie mal waren, ist kaum noch etwas übrig und fertig/erwachsen sind sie auch noch nicht. Das ist erst einmal so und daran kann man nichts ändern. Wie schlimm das für das Umfeld und die Kinder selber wird, hängt vom Einzelfall ab.

Eigentlich sollte man so ab sieben oder acht Jahren dazu übergehen, daß die ihren Kram zunehmend alleine hinbekommen. Mit 15 sollte man sie eigentlich nur noch an das wesentliche erinnern, z.B. daß sie ihre Klamotten vor dem Urlaub zusammenpacken oder nicht völlig nackt aus dem Haus gehen. Hausaufgaben liegen in der eigenen Verantwortung. Jedes Drängen führt dann zu Widerstand. Sofern die irgendwann in der Schule in Schwierigkeiten kommen, steht man natürlich mit Rat und Tat zur Verfügung, aber das Rundumsorglos-Paket sollte man in dem Alter eigentlich nicht mehr anbieten.

Dafür gibt’s natürlich kein Patentrezept (daher auch das wiederholte „eigentlich“) und von jetzt auf gleich kann man die natürlich auch nicht zu selbständigen Wesen umerziehen.

Im übrigen gibt es natürlich schon die Möglichkeit, mit Pubertierenden zu reden, aber das muß dann schon auf Augenhöhe erfolgen. Denen zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben, ist ein recht aussichtsloses Unterfangen, weil die ja zum Teil zu recht davon ausgehen, daß sie schon erwachsen sind und ihre eigene Meinung dazu haben dürfen, was sie zu tun und zu lassen haben.

Im übrigen ist es ja nicht so, daß die Lehrer in der Schule so ein Verhalten nicht kennen würden. Das kann man zum Erfahrungsaustausch nutzen.

Gruß
C.

Hi,

die Mama braucht regelmäßige Besuche bei Freunden, im Cafe, … ein eigenes Leben. aber niemand in diesem Szenario braucht professionelle Hilfe.
Melli hat erfolgreich zwei funktionierende Teenager erzogen, die jetzt genau das machen, was sie sollen: selbständig werden.
Melli organisiert jetzt nicht mehr ihr Leben für sie, sondern hat nur noch die Aufgabe, sie dabei zu begleiten, während sie Konsequenzen erkunden. Was passiert, wenn ich nicht genug schlafe, keine Hausis mache, nicht aufräume, …

die Franzi

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Deine Probleme mit den Teenagern sind ganz normal. Du hast ganz sicher nicht versagt, weil die Probleme zeigen, dass deine Kinder sich normal entwickeln und selbständig werden, dazu gehören leider all die Probleme, die su beschreibst.

Ich möchte dir aber dennoch dringend raten, psychologische Hilfe zu suchen, damit es DIR besser geht. Dein „Hass“ auf Jugendliche, deine Schwierigkeiten mit dieser Altersgruppe sind nicht normal und haben sicher mit Problemen zu tun, die tief in dir liegen. Die erschweren dir das tägliche Leben und die Erziehung.
In einer Therapie / Beratung könntest du lernen, die Lebensphase des Aufbegehrens und Ausprobierens, und damit auch junge Menschen, und damit auch große Anteile von dir selber, positiver zu sehen.
Das wird deine Erziehungsprobleme sicher nicht beseitigen, dir aber das Leben dauerhat angenehmer machen.

Wobei das Funktionieren der Teenager im Sinne der Mutter wohl nicht so vorliegt. Schulversagen, Ungehorsam, Aufmüpfigkeit in einem nur schwer ertragbaren Ausmaß entnehme ich der Sachverhaltsschilderung.

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Hallo Melli,

ich sehe hier zwei Themenbereiche, die miteinander verknüpft sind.

Teil 1 sind deine pubertierenden Kinder.
Und ich frage mich, wieso du hinter 15jährigen Kindern noch her bist, als seinen sie 3 Jahre alt!

Ich will dich was fragen:
Angenommen du würdest heute sterben- glaubst du, dass deine Kinder genug von dir mitbekommen haben, dass sie durch das Leben kämen?

Ich mein das ganz ernsthaft. Was traust du ihnen zu und wäre es nicht gut, noch heute damit anzufangen?

Es ist ein schwieriges Alter- für alle. Dieser Übertritt in das Erwachsenenalter ist für die Kinder schwer und für die Eltern ätzend- es ist wichtig, wo wir uns als Eltern hinstellen und was wir wollen.

Ich habe bei meiner kleineren Tochter ab 13 gesagt, dass ich mich nicht mehr um die Schule kümmer- ich das komplett in ihre Hände lege. Hintergrund dazu war unendlicher STreit, Tag für Tag…ich war schon total zermürbt…
Dann habe ich es losgelassen und- es ist bis heute ein Traum!
Es sind ihre Noten, ihre Erfahrungen, ihr Weg. Ich höre mir alles an, wenn sie erzählt und gebe bei Fragen auch Antwort, aber es ist mir wirklich egal, ob sie was macht oder nicht.
Meine Erfahrung- das ist einfach NUR gut!

Dasselbe möchte ich dir empfehlen und ich weiß, dass du dir selbst erst einmal das größte Thema bist :wink:
Das Vertrauen in die Kinder bekommen, ist schwierig…und so ein wenig will man doch auch gebraucht werden :wink: (glaub mir, es gibt noch genug, wo du gebraucht wirst!)…das ist für eine Mutter gar nicht so einfach.
Aber das Resultat ist echt gut. Und wenn ein Kind mal gerafft hat, dass es alles alleine in den Händen hat, hat das eine Wirkung!

Kurz: setzt euch an einen Tisch und überlegt gemeinsam, welche Aufgaben übergeben werden können und dann hält sich auch JEDER daran.

Der andere Aspekt ist deine generelle Ablehnung gegen die Pubertätszeit.
Wir reden hier von einem Anteil in dir, den du massiv ablehnst.
Es wäre sicher gut, dort genauer hinzusehen- das mit professioneller Unterstützung, denn ich schätze, es wird eine gute Verdrängungshaltung geben :wink:

Zufall??- den es nicht gibt :wink: - und du hast dir die Konfrontation mit dem Thema sogar beruflich ausgesucht und nun kommt es nochmal zuhause…denkst du nicht, es wäre gut, dieses Thema anzusehen (und dich zu befreien?).

Keiner kann einem so gut das Gefühl von Versagen geben, wie unsere Kinder- das können die echt gut :grin:
Dabei sind es nur unsere Schatten, die leibhaftig werden und mit denen wir - würden wir es nicht nur mit tiefer Abwehr ansehen- wachsen könnten und viel leichter umgehen.

alles Gute für dich
kitty

Das hast Du schön geschrieben!

Beatrix

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dankeschön :blush:

Hi,

Ich nehme das nicht so wahr. Hausaufgaben nicht oder zu spät machen, sich zu spät, wenn überhaupt, auf Leistungsnachweise vorzubereiten sind standardverhaltensweisen von 95% der pubertierender Jungs und 80% der pubertierender Mädchen. Hauptsache bestehen.
Ich bin Lehrerin, ich weiß, dass das Tagesordnung ist, ich weiß, dass drück von Eltern und Lehrern nichts, aber auch gar nichts hilft. Geduld nützt, sich rausnehmen, erwünschtes Verhalten unterstützen. Von vierern in der neunten geht die Welt nicht unter. Wenn man nicht lernt, die Konsequenzen aus Fehlern auch auszubaden, Konflikte durchzustehen und beides auch zu ertragen, wird das Leben hingegen sehr schwer. Und auch das weiß ich aus privater und beruflicher Erfahrung.

Die Franzi

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Nachtrag: wenn du das beschriebene Verhalten schwer ertragbar nennst, hast du noch nichts erlebt. Schwer ertragbar sind auch junge Erwachsene, die nie widerwortr bekommen haben und kein nein und die kein Scheitern kennen und von daher jede Niederlage als persönlichen affront erleben.

Die Franzi

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10 Jahre als Lehrer in Bildungsmaßnahmen für Jugendliche, meist Hauptschüler, teilweise Rehas, viele „Problemkids“ mit Vorstrafen usw., durchaus in Brennpunktkiezen, haben mich gestählt.

Hi,

Naja, und wie taugt ihm das? Vermutlich nicht sehr, aber da muss er durch. Das ist die lektion. Mami sollte ihn nur nicht bemitleiden. Erst recht nicht schimpfen. Aber eine zarte Dosis „siehste?“, wenn sich die Erkenntnis bei ihm einstellt, schadet nicht. Und Diskussionen helfen und verzeihen, wenn er von sich aus kommt. Das wird allerdings unter Umständen dauern.
Er wird nicht auf der Strasse landen, keine Sorge. Ich kenne den ein oder anderen lebenszeitverbeamteten Lehrer, der eine ehrenrunde hinter sich hat. Und Ärzte und was noch. Ich war ein Jahr zu Hause, weil ich so ziemlich alle bewerbungstermine für irgendwas verpasst habe. Habe ich jetzt deswegen versagt?

Die Franzi

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Hi,

Die Version gibt es natürlich auch: überreagieren. Beim kleinsten Vorfall das schlimmste befürchten. Aber vielleicht habe ich auch dein "Schwer zu ertragen überinterpretiert.

Die Franzi

Man muss nicht alles pathologisieren. Menschen sind nicht gleich, und nicht jede Person kann mit Kindern allgemein oder Kindern bzw. Jugendlichen jeder Altersgruppe. Ich kann beispielsweise überhaupt nichts mit Babys anfangen, und es ist sicher kein Zufall, dass meine Kinder ungewöhnlich früh gesprochen haben; dennoch sind da keine tiefen Traumata in meiner eigenen Säuglingszeit versteckt, ganz im Gegenteil, ich selbst war wohl ein sehr pflegeleichtes Baby gewesen.

:paw_prints:

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Stimmt, man muss nicht alles pathologisieren.
Das aber schon:

„ich hasse Kinder in dem Alter. Früher als sie noch klein waren und ich Kinder in der Pubertät sah und wie sie sich verhielten wurde mir regelmässig schlecht“.

Das man seine Kinder manchmal erwürgen könnte / möchte, ist sicher normal. Eine bestimmte Altersklasse generell zu hassen, ist ein Alarmzeichen. Klar muss man das nicht behandeln, und du meinst ja, wenn die Kinder funktionieren, braucht auch die Mutter keine Hilfe. Ich bin allerdings der Ansicht, dass eine Frau sich auch dann Hilfe suchen darf, wenn ihre Kinder funktionieren. Sie selber hat nämlich auch einen Wert.

Damit hilfst du der Fragestellerin jetzt aber auch nicht:
Wenn sie mit dem Verhalten ihrer Kinder nicht klarkommt, weiß sie halt nicht, was WIRKLICH schlimm ist. (Ich weiß schon, du hast dies nicht an sie geschreiben, aber sie wird es vielleicht dennoch lesen).

Ich darf dich also so verstehen, dann die Frau, die hier um Hilfe fragt, keine Hilfe braucht, weil ihre Kinder ja normal funktionieren, und nur deshalb leidet, weil sie noch nichts wirklich schlimmes erlebt hat?