Geld für Spaniens Banken

Moin auch,

Spaniens Banken sollen gerettet werden. Die sind ja nun anähernd bankrott aufgrund zuvieler, inzwischen fauler, Immobilienkredite, die die Leute nicht mehr bedienen (können). Wenn jetzt die Banken Rettungsgelder von der EU bekommen, auf welch verschlungenen Pfaden auch immer, werden dann im Gegenzug die Schulden auf die Immobilien auf Null gesetzt? Oder müssen die Käufer der Immobilien den Kaufpreis nachwievor an die Banken bezahlen? In dem Fall würden die Banken ja doppelt profitieren, erst Geld von der EU, dass sie nicht zurückzahlen müssen und nach Geld von den Immobilienbesitzern.

Ralph

Moin,

In dem Fall würden die Banken ja doppelt profitieren, erst Geld von der EU,

dass sie nicht zurückzahlen müssen

wie kommst du darauf?

und nach Geld von den Immobilienbesitzern.

Woher sollten die denn auf einmal das ganze Geld haben?

Gruß
Pontius

Hallo,

welch verschlungenen Pfaden auch immer, werden dann im
Gegenzug die Schulden auf die Immobilien auf Null gesetzt?
Oder müssen die Käufer der Immobilien den Kaufpreis nachwievor
an die Banken bezahlen? In dem Fall würden die Banken ja
doppelt profitieren, erst Geld von der EU, dass sie nicht
zurückzahlen müssen und nach Geld von den Immobilienbesitzern.

das Geld brauchen die Kreditinstitute, weil viele Kredite notleidend geworden sind. Das führt zu Problemen bei Liquidität und Eigenkapital und genau deswegen brauchen die Kreditinstitute auch frisches Geld. Das Geld vom Staat/der EU soll also das ausgleichen, was die Kreditnehmer nicht mehr zahlen konnten.

Gruß
C.

Wenn jetzt die Banken Rettungsgelder von der EU bekommen, auf
welch verschlungenen Pfaden auch immer, werden dann im
Gegenzug die Schulden auf die Immobilien auf Null gesetzt?

???
Nicht alle Schulden sind Ausfälle, aber so einige. Wenn das passiert wird das Haus mit erheblichen Verlusten zwangsversteigert (sofern sich überhaupt ein Käufer findet oder es überhaupt fertig gebaut wurde). Das Geld bekommt die Bank. Nur reicht das nicht aus.

Oder müssen die Käufer der Immobilien den Kaufpreis nachwievor
an die Banken bezahlen? In dem Fall würden die Banken ja
doppelt profitieren, erst Geld von der EU, dass sie nicht
zurückzahlen müssen und nach Geld von den Immobilienbesitzern.

Das ist doch sehr naiv… sorry

Hallo nochmal,

Wenn jetzt die Banken Rettungsgelder von der EU bekommen, auf
welch verschlungenen Pfaden auch immer, werden dann im
Gegenzug die Schulden auf die Immobilien auf Null gesetzt?
Oder müssen die Käufer der Immobilien den Kaufpreis nachwievor
an die Banken bezahlen? In dem Fall würden die Banken ja
doppelt profitieren, erst Geld von der EU, dass sie nicht
zurückzahlen müssen und nach Geld von den Immobilienbesitzern.

ich will meine vorherige Antwort noch ergänzen.

Fall 1
Kreditnehmer A kann die Raten für seinen Immobilienkredit nicht mehr bezahlen. Zahlungen bleiben aus bzw. werden nur in verminderter Höhe geleistet. Das Kreditinstitut stellt fest, daß sich die als Sicherheit dienende Immobilie nur für 50% des Kreditbetrages veräußern lassen wird. Es wird eine Wertberichtigung in Höhe von 50% des Kreditvolumens gebildet, d.h. Kreditinstitut erleidet in dieser Höhe einen Verlust (und damit eine Reduzierung des Eigenkapitals) bzw. der Gewinn fällt entsprechend geringer aus. Die Immobilie wird wie erwartet für 50% verkauft, der Schuldner geht in die Privatinsolvenz; weitere Zahlungseingänge sind also nicht zu erwarten.

Ergebnis: Liquidität und Eigenkapital sind um 50% des Kreditvolumens geschrumpft.

Fall 2
Szenario wie oben nur findet der Schuldner am Tag des Immobilienverkaufs eine kleine Schatulle unter dem Sofa, in der sich eine größere Zahl von Platin- und Goldmünzen befinden. Der Schuldner verkauft diese und zahlt mit dem Erlös den ausstehenden Kreditbetrag zurück. Die gebildete Wertberichtigung wird aufgelöst und alle sind glücklich und zufrieden.

Im Fall 2 wäre es tatsächlich so, daß ein Kreditinstitute u.U. Hilfe vom Staat bekommen hätte, obwohl es am Ende keine Verluste erlitten hat.

Nur: das kann so nur dann passieren, wenn die Hilfszahlungen genau in dem Zeitraum zwischen Bildung der Wertberichtigung und glücklichem Fund unter dem Sofa erfolgt. Nachdem die Krise in Spanien nun schon seit fünf Jahren schwärt, ist nicht zu erwarten, daß dieses Szenario besonders oft zutrifft.

In der Regel wird also den Instituten geholfen werden, die wirklich Liquidität und Kapital verloren haben. Nebenbei: die Institute bekommen das Geld nicht für lau. Entweder wird es den Kreditinstituten geliehen (wofür dann Zinsen zu zahlen wären) oder es wird als Kapitalerhöhung eingebracht, was dann zu Lasten der bisherigen Eigentümer gehen würde.

Gruß
C.

Moin auch,

wie immer treffsicher und verstaendlich formuliert, vielen Dank.

Ralph

hallo exc,

schon richtig.allerdings hat jeder unternehmer, und banken sind unternehmen, beim thema immobilien das recht kreditanfragen abzulehnen.
zur zeit erweckt die bankenlobby wieder den eindruck als wäre sie aus purer nächstenliebe zur politik und den speziellen kreditnehmern gezwungen gewesen kredite auszureichen.deshalb sei nun die öffentlichkeit in der bringschuld.

mkm

schon richtig.allerdings hat jeder unternehmer, und banken
sind unternehmen, beim thema immobilien das recht
kreditanfragen abzulehnen.

Richtig, und wenn das passiert, meckern die Kunden und auch gerne mal die Politik, wenn diese vermutet, daß das ihrer Ansicht nach zu oft passiert.

zur zeit erweckt die bankenlobby wieder den eindruck als wäre
sie aus purer nächstenliebe zur politik und den speziellen
kreditnehmern gezwungen gewesen kredite auszureichen.

In Spanien und in den USA war es nicht nur expliziter Wunsch der Politik, Immobilien unter das Volk zu bringen, sondern die jeweiligen Gebietskörperschaften und staatliche Organisationen/Unternehmen haben bei dem Spiel munter mitgemacht.

Deine obenstehende Behauptung, es handele sich nicht um eine Staatsschuldenkrise, sondern um eine Bankenkrise, zeigt, wie es der Politik und den Medien immer noch gelingt, den Menschen Sand in die Augen zu streuen.

Die Verschuldung Spaniens ist in den letzten paar Jahren massiv angestiegen (von rd. 400 Mrd. auf über 800 Mrd.). Da können die Milliarden, die gerade für die Rekapitalisierung der Kreditinstitute wohl nicht wirklich ins Gewicht fallen.
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2012/06/1…
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/167461…

Die Schulden Griechenlands entstanden nicht aus dem Nichts und resultieren auch nicht aus dem Bankensektor, sondern wie bei uns dem staatlichen Konsum inkl. Sozialausgaben auf Pump.

Die Schulden Deutschlands steigen seit Jahrzehnten ständig an. Auch das hat mit den Kreditinstituten nichts zu tun. Die echten schuldenfinanzierten Mittelabflüsse an die Kreditinstitute beliefen sich von 2009 bis heute auf gerade einmal 20 Mrd. Das entspricht in etwa der durchschnittlichen jährlichen Neuverschuldung allein des Bundes über die letzten 20 Jahren. Die Neuverschuldung der Länder und Gemeinden kommt noch dazu.

Insofern ist die Behauptung, die Probleme bei den Kreditinstituten hätten einen nennenswerten Anteil am derzeitigen Problem etlicher Staaten, in keinster Weise haltbar.

Ursache der Schuldenproblematik ist das strukturelle Ungleichgewicht der Haushalte, das dadurch verursacht wird, daß die Staaten schlichtweg mehr ausgeben als sie einnehmen.

Das Problem an der Sache ist, daß sich die Wirtschaft und die privaten Haushalte daran gewöhnt haben, daß sie zu einem Gutteil am Tropf des Staates hängen.

Würde der Bund seine Neuverschuldung auf 0 reduzieren, würde das BIP um gut 1% zurückgehen. Die Folge wären Arbeitslosigkeit und dann wieder weniger Einnahmen und dadurch mehr Schulden.

Die Defizite der Haushalte sind so eingefahren, daß es wirtschaftlich und damit letztendlich auch politisch nicht möglich ist, den Kreislauf zu stoppen.

Ob dabei noch zwischendurch ein paar Kreditinstitute gerettet werden, geht im Rauschen unter.

C.