Sprache ist das Wichtigste
Hallo,
(das ist jetzt länger geworden, als geplant)
ich lebe in Berlin Kreuzberg, habe dort ein Geschäft, in dem auch viele Migranten einkaufen und kenne manche persönlich - das ergibt sich mit der Zeit.
Mein Eindruck: viele muslimische Migranten schotten sich privat ab, sie haben und wünschen keinen Kontakt zu Deutschen (erkennen und grüßen mich garnicht, wenn wir uns auf der Straße begegnen und Ähnliches), sind einfach in ihrer etnologischen Gemeinschaft verhaftet und bleiben da.
Ist vermutlich heimeliger und bequemer und die Deutschen zählen nicht richtig als Bekannte.
Oft kommen die Ehepartner aus dem Herkunftsland (der Vetter will nach Deutschland oder der Sohn soll eine ordentlich erzogene Frau bekommen etc.).
Und das ist ein wirklich böses Problem. Da stehen dann junge Mütter vor meiner Ladentheke und haben arge Probleme mit der Rechnung 12 minus 7 (heute geschehen, sie hat mir schließlich geglaubt, dass das Ergebis 5 ist - mäßig überzeugt) oder können nicht lesen bzw. kennen die lateinischen Schriftzeichen nicht.
Diese jungen Mütter sollen dann Kinder in einem Land großziehen, das sie nicht kennen, in dem sie sich nur eingeschränkt bewegen (können/dürfen) und dessen Bildungsziele ihnen völlig fremd sind. Ganz zu schweigen von Hilfe bei Hausaufgaben.
Und das alles mit i.d.R. einem kleinen Einkommen.
Und manchaml erfährt man Interna: eine Migrantin suchte einen Bilderrahmen - sie erzählte, ein Verwandter hätte ihr Hochzeitsbild zerschlagen, deshalb bräuchte sie einen neuen Rahmen. Auf meine Nachfrage meinte sie, sie selbst sei Schuld, sie habe den Verwandten gereizt und deshalb `durfte´ er ihrer Meinung nach in ihrer Wohnung randalieren - das sind so Sachen, wo ich nicht mehr mitkomme und denke, das ist ne andere Welt, mit der ich nichts zu tun habe oder haben will.
Andererseits kommen auch Migranten in den Laden und sprechen fast oder ganz perfekt deutsch. Diese erlebe ich schlicht garnicht als Migranten. Teils bemerke ich deren Migrationshintergrund erst, wenn sie sich mit anderen Kunden im Laden in deren Sprache unterhalten - oder eben garnicht.
Kurz: es gibt viele unterschiedliche Migranten und Stadien der Integration. Aber gute Sprachkenntnisse sind schlicht wichtig für alles. Welcher Arbeitgeber stellt denn jemanden ein der sich z.B. mit: „Äih, isch kann dat, Alter, immer gut gelaufen bei mir.“ bewirbt?
Da ich während des Studium in einem Studentenwohnheim wohnte, habe ich auch ausländische Studenten aus diversen Ländern kennengelernt und gerade die arabischen und persischen Studenten konnten relativ gut Deutsch - nach 2 Jahren Deutschunterricht!!
Und dann wurde z.B. einem Studienabsolventen (streng muslimisch, perfektes deutsch, perfekter Abschluß in E-Technik und absolut nicht extremistisch) keine Arbeitserlaubniss erteilt trotz diverser guter Jobangebote.
Was das sollte, habe ich nie verstanden. Hier leben arabische Großfamilien, die teils berugsmäßig kriminell sind, aber ein hier ausgebildeter guter Ingeniuer darf hier nicht arbeiten und zieht frustriert gen Heimat.
O.K., das ist eine Weile her und ich weiß nicht, wie das heute gehandhabt wird. Aber da ist zumindest in der Vergangenheit einiges verpaßt worden.
Aber das ist insgesamt ein sehr breites Thema mit noch viel mehr Details, die man in diesem Rahmen nicht alle darbringen kann.
Fazit: Sprache ist enorm wichtig, Akzeptanz auf beiden Seiten ebenfalls (Deutsche haben Migranten nicht zu beleidigen, Migranten haben Deutsche nicht zu beleidigen, es hat überhaupt keiner keinen zu beleidigen).
Und eine Einbindung der Mütter in die deutsche Gesellschaft ist sehr wichtig - sie erziehen i.d.R. hauptsächlich die Kinder und müssen sich um regelmäßigen Schulbesuch kümmern und moralische Erziehung leisten.
Gut wäre Hausaufgabenhilfe für Migrantenkinder, denen die Eltern nicht helfen können. Z.B. in der Art von Jugendzentren, wo auch Spaß angeboten wird - sonst kommen Kinder in dem Alter nicht.
Aber seit es zumindest in Berlin wirklich große Gemeinschaften von Migranten gibt und man von Lebensmitteln bis Versicherungen und Flugtickets alles auch auf türkischen oder arabisch bekommt, alsoo garnicht mehr Deutsch lernen muß, ist der Anlaß noch zu lernen natürlich recht gering und der Abstand zwischen den Gesellschaften wird immer größer.
Wenn ich durch die Sonnenalle fahre, habe ich teils das Gefühl, auf Urlaub im arabischen Raum zu sein. Geschäfte mit nur arabischen Schriftzügen, wo ich wie ein Tourist dastehe, nicht weiß, was gibts denn da Tolles. Spart natürlich eingiges an Flugstunden und -kosten - aber so recht anfreunden kann ich mich damit auch nicht.
Sorry für den langen Sermon, Hovke