Grausen / graulen

Hallo zusammen!

Im Duden finde ich folgendes

es grault mir; ich graule mich
Warum kommt in einem Fall „Dativ“ und in einem anderem „Akkusativ“?
Gibt es andere Verben wie „graulen“, die mit „es“ Dativ und mit dem Pronomen „Akkusativ“ nach sich ziehen?

Bei dem Verb „grausen“ sind dem Duden zufolge beide Formen möglich

mir oder mich grauste; sich grausen
Gibt es andere Verben wie „grausen“?

Danke Sehr

Entschuldige noch mal!

Gibt es einen Hinweis auf diese zwei grammatikalsichen Phänomene im Duden Grammatik? Ich habe die Grammatik, aber weiß nicht genau unter welchen Stischwörtern ich suche sollte. Auf einen Hinweis bin ich dankbar.

ein verb „graulen“ begegnet mir in deiner frage zum ersten mal. laut duden gehört es der umgangssprache an, was für mich die schwankende rektion erklärt. in der umgangssprache werden manchmal andere kasus gebraucht als in der schriftsprache (wie z. b. jemandem erwas lehren).

andere fälle in der art deines beispiels fallen mir gerade nicht ein.

Also ich kenn nur VERgraulen, was eigentlich eine ganz andere Bedeutung hat.

graulen hat anscheinend eher mit dem Substantiv dem Greuel zu tun. Ich bin mir jedoch nicht sicher. Daher kommt wahrscheinlich das Wort , vergraulen

Hallo,

die Verbindung zu „Greuel“ scheint mir weit hergeholt. Etymologisch mag eine Verbindung bestehen, aber das kann in der Tat weit hergeholt sein. Aber auch in der Dudeneintragung wird nur eine Verbindung zu „Grauen“ gegeben.

Mir geht es wie anderen Postern: mir ist das Wort gänzlich unbekannt, außer als „vergraulen“ (eine Verbindung dazu wird in der zweiten Bedeutung im Duden erwähnt : jemand aus dem Haus graulen).

Von daher: umgangssprachlich, wahrscheinlich wenig verbreitet.

Grüße
Siboniwe

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habe noch zeit gefunden für den grimm.

dort heißt es:

seit dem 18. jh., besonders bei schriftstellern nd. [niederdeutscher] und md. [mitteldeutscher] herkunft, mit hd. [hochdeutscher] diphthongierung im anschlusz an nd. md. mundartformen (gruweln, grulen u. ä.) von greueln, vb. (s. d.; vgl. ²graueln) in dessen im nd. md. herrschenden bedeutung ‚grausen, furcht empfinden‘.

man beachte die auch vorkommende variante graueln, die sich somit zu grauen, grausen und graulen in eine reihe stellt.

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Hallo Nadja,

ich kenne es in reflexivem Gebrauch:
Ich graule mich richtig vor dem Bild, ich mag es gar nicht ansehen.

Oder auch: Ich graule mich vor Montag - da muss ich wieder arbeiten.

Es grault mir. ist mir nicht geläufig. Statt dessen aber Es graut mir vor….
Es scheint mit grausen, grauen, graulen ziemlich viele Varianten zu geben.

Ohne es wirklich zu wissen, würde ich einen Wortstamm mit grau-/ gräu- vermuten, der außerdem zu Greuel, greulich, grausam, gruseln geführt hat.

Und natürlich ist vergraulen das gleiche Wort: Weil ich mich vor Monstern graule, kannst Du mich mit Monstergeschichten vergraulen!

Viele Grüße,

Jule

Hallo Jule,

eine Frage: da du sagst, du kennst das Wort, dazu ein paar Fragen:
Schätzt zu das eher generell umgangssprachlich oder eher dialektgeprägt ein? Wenn letzteres, von welcher Gegend (großräumig) reden wir?
Kennst du passiv oder nutzt du es aktiv?

Grüße
Siboniwe

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Hallo Siboniwe,

irre ich mich oder trägt normalerweise die Duden-Redaktion nicht ein, wenn ein Wort umgangssprachliche Verwendung hat? Beim Duden gibt es jedoch keine Eintragung. Bedeutete es nicht, dass das Wort kein umgangssprachliches Wort ist?

Danke und schönen Tag noch

welchen duden hast du? online jedenfalls wird es als umgangssprachlich bezeichnet.

Hallo ArcanumMaximum

grau|len <sw. V.; hat> [mhd. grūweln, griuweln = Furcht empfinden, zu 2grauen] (ugs.): 1. a) <g. + sich> [leichtes] Grauen empfinden: sich vor der Dunkelheit g.; Ich graule mich, wenn ich mir das Haus ohne den Jungen vorstelle (Böll, Haus 194); Es ist doch eine Albernheit …, sich dermaßen vor dem Tode zu g. (Th. Mann, Zauberberg 155); b) <unpers.> jmdn. [leichtes] Grauen empfinden lassen: mir/mich grault bei diesem Gedanken; es grault mir vor der Prüfung. 2. durch unfreundliches, unangenehmes Verhalten vertreiben: jmdn. aus dem Haus g.; Es sind die Klüngeleien der Genossen, die schon derzeit Volker Hauff aus dem Amt gegrault haben (FAZ 16. 3. 95, 2).

© 2000 Dudenverlag

Hallo Siboniwe,

ich war erstaunt, dass hier mehrere schrieben, das Wort nicht zu kennen. Ich würde es eigentlich für standardsprachlich halten, vielleicht nicht so sehr gebräuchlich, eher etwas veraltet.
Ich nutze es durchaus auch aktiv.

Eine Gegend kann ich schlecht angeben, da ich ein Mischgewächs bin (Eltern aus Hessen und Sachsen-Anhalt, aufgewachsen in Süddeutschland, spreche aber selbst keinen Dialekt).

Viele Grüße,

Jule

Nachtrag: Für mein Empfinden ist „grausen“ mehr auf Entsetzen ausgerichtet, „graulen“ eher auf etwas Unheimliches, also näher an „gruseln“. Ist aber nur eine Nuance.

Jule

Danke, Jule. Und ich kenne eben „gruseln“. Allerdings benutze ich es, wenn überhaupt, aktiv nur als Adjektiv: „Das ist gruselig!“ Ich hätte „graulen“ aber instinktiv mehr mit „gruseln“ als „grausen“ in Verbindung gebracht (was vielleicht bedeutet, das es irgendwie doch verschüttet in meinem passiven Wortschatz rumspukt oder es kommt vom „vergraulen“).

Grüße
Siboniwe