Hallo exc,
Oder aber, die Person hat mich im Laufe der Diskussion nicht
nur einmal auf der persönlichen Ebene angemacht und meine
anschließenden sachlichen und ausführlichen Antworten nicht
kommentiert.
Dann hättest Du Dir diese Kommunikation für unsere
Superexpertin JaninaG aufsparen sollen.
Nun, ich habe mir diesen thread nochmal aufmerksam durchgelesen. Danach kannst Du den nicht meinen, denn hier hast DU begonnen, unsachliche Begrifflichkeiten zu verwenden. Also muss sich Dein statement auf einen anderen thread beziehen, wozu ich mich nicht äußern kann, da ich ihn nicht kenne.
Ich vergleiche aber nicht nur die Texte, sondern lese auch
die Kommentare und die sind teilweise haarsträubend, wozu ich
unten schon mehr schrieb. Für mich ist dieses Projekt damit
keine ernstzunehmende Quelle mehr.
Tut mir leid, aber ich verstehe Deine Argumentation nicht. Wenn ich davon ausgehen kann, dass es sich um die Originaltexte handelt, und ich beim Vergleich feststelle, dass zitiert wurde, ohne diese Zitate als solche kenntlich zu machen, dass dies in großem Umfang geschah, dass die übernommenen Texte an einigen Stellen an die eigene Diktion angepasst wurden, dann muss ich zu dem Schluss kommen, dass absichtlich plagiiert wurde. Egal, wer die Texte eingestellt hat, egal was derjenige sonst noch von sich gibt, egal, warum er es getan hat. Es steht da schwarz auf weiß und ich kann es lesen und vergleichen. Das einzige mögliche Argument, das ich sehe, um diesen Vergleich zu entwerten, wäre ein Beweis dafür, dass es sich bei den dargestellten Seiten nicht um die Original-Diss handelt, sondern um Texte, die bewußt so verfälscht wurden, dass sie zu den Artikeln passen.
Nochmal: Wenn jemand behauptet, zwei und zwei seien fünf und ein anderer, der ersteren haßt, korrigiert ihn und sagt, zwei und zwei seien vier, entwertet der Haß nicht die inhaltliche Richtigkeit der Korrektur.
Außerdem wird angemerkt, daß manche Zitate nicht kenntlich
gemacht wurden, wohl aber die gleiche Quelle an anderer Stelle
(also bei einem anderen Zitat) korrekt gekennzeichnet wurde.
Das spricht nicht für Absicht. Wenn ich mir eine Quelle
absichtlich unrechtmäßig aneigne (was bspw. bei einem
Zeitungsartikel sehr nachlässig und mutig wäre), dann erwähne
ich die Quelle doch gar nicht anstatt die Leute an anderer
Stelle noch darauf zu stoßen.
Das kann ich mir auch nicht erklären. Auch nicht, dass die Quellen mancher Zitate in einer Fußnote unter „Vergl.“ angeführt wurden. Das fordert zum Vergleichen doch geradezu heraus!
Es gibt wiederum Sachverhalte, für deren Beschreibung es nur
sehr eingeschränkte Formulierungsmöglichkeiten gibt. So habe
ich neulich einen FAQ-Eintrag zum Thema Whisky erstellt bzw.
überarbeitet. Aufgabe: Beschreibe Whisky ohne den Eindruck zu
erwecken, den ersten Absatz des Wikipedia-Eintrages
abgeschrieben zu haben.
Dafür gibt es ja auch keinen Doktortitel. Ich stehe häufig vor dem Problem, bei Artikeln den Umfang einzuhalten und meinen eigenen Text kürzen zu müssen. Es ist sehr schwer, von Formulierungen wegzukommen, die sich eingebrannt haben.
Aufgabe für zu Guttenberg: beschreibe den Prozeß der
Unabhängigkeit bzw. Verfassungsfindung der USA, ohne das so zu
schreiben, wie das schon irgendjemand gemacht hat.
Den Doktortitel gibt es für eine eigene geistige Leistung. Das kann nicht einfach nur eine Kompilation bereits vorhandener Texte sein, sondern da müssen auch eigene Ergebnisse drinstecken, die so noch niemand erzielt hat. Und daher so auch noch nicht formulieren konnte.
Die Liste ließe sich fortführen. Im Bekanntenkreis sind wir
uns inzwischen weitgehend (und immer noch) nach dem Stand der
Dinge folgendermaßen einig: er hat die Arbeit neben seiner
durchaus anspruchsvollen und zeitraubenden Berufstätigkeit und
als junger Vater geschrieben und dabei an einigen Stellen
etwas zusammengehuddelt. Ihm sind dabei Schnitzer unterlaufen,
die ihm nicht hätten unterlaufen sollen, aber es ist aus
mehreren Gründen unwahrscheinlich, daß er absichtlich
nennenswerte Teile seiner Arbeit bzw. seiner Erkenntnisse aus
nicht genannten Quellen übernommen hat.
Ich habe Freunde und Bekannte, die unter schwierigen Umständen promoviert haben: auf einer halben Stelle und daher mit wenig Geld, mit Kleinkindern, unter prekären Umständen. Ein ehemaliger Kollege hat auch abgebrochen. Eine große Zahl, wenn nicht die meisten Dissertationen werden unter schwierigen Umständen geschrieben. Ich kenne mich ein wenig aus. Daher macht mich diese Entschuldigung (denn eine Erklärung ist es nicht) auch ein wenig wütend. Ich kenne Leute, die sich nach babybedingt schlaflosen Nächten über Wochen hinweg zur schlecht bezahlten Arbeit geschleppt und dennoch gute Wissenschaft gemacht haben. Ich habe daher (Achtung: Meinung, Achtung: böse) für einen gutsituierten Karrieristen, der glaubt, weil er kein Volljurist ist, für sein weiteres Fortkommen einen akademischen Titel zu benötigen, keine Träne übrig. Das bin ich den Leuten schuldig, die unter widrigeren Bedingungen besseres geleistet haben. Wenn er kein Interesse am Thema oder Wissenschaft oder schlicht keine Zeit gehabt hätte, hätte er ja auch abbrechen können.
Dennoch würden mich die Gründe interessieren, die Dich daran glauben lassen, er habe anderer Leute geistiges Eigentum unabsichtlich übernommen, ohne es als solches zu kennzeichnen. Wie ich bereits geschrieben habe: die Anpassung der Diktion und des Stils der übernommenen Stellen deuten für mich sehr stark auf Absicht.
Was sich am Ende herausstellt, weiß ich nicht, aber die Zeit,
das abzuwarten sollten sich sowohl Medien als auch
öffentlichkeit eigentlich nehmen.
Nein, die Zeit sollten wir uns nicht nehmen. Die Erfahrung zeigt, dass auch Politiker nur Menschen sind, in Skandale verwickelt werden, Fehler machen. Die Erfahrung lehrt weiterhin, dass die Betroffenen nur in den seltensten Fällen bereit sind, aktiv und ehrlich an der Aufarbeitung der Vorwürfe mitzuarbeiten und eben deswegen bedarf es einer wachen Öffentlichkeit und kritischer Medien. Dass die Diskussion so über die Stränge schlägt, mag man bedauern.
Neben der Feststellung des Sachverhaltes gibt es aber noch
dessen Bewertung. Nun könnten wir die zig Experten für
wissenschaftliche Arbeiten befragen, die wie Pilze aus dem
Boden sprießen, oder aber die bewerten lassen, die dafür
bezahlt werden.
Oweih! Du forderst mit Deinen Formulierungen Kritik aber auch geradezu heraus:wink: Oder war das Ironie? Die Universität Byreuth kann tun und lassen, was sie will, sie ist in einer vertrackten Situation. Es wäre besser gewesen, die Beurteilung der juristischen Fakultät einer anderen Hochschule zu überlassen.
So oder so: Am unerfreulichsten finde ich derzeit, daß
anscheinend eine Ausarbeitung des wissenschaftlichen Dienstes
des Bundestages verwendet wurde. Sollte sich das bestätigen,
hätte ich damit ein Problem. Aber auch hier: so dämlich kann
niemand sein, bewußt ein solches Papier zu übernehmen und
darauf zu hoffen, daß der betreffende Mitarbeiter nicht liest,
was ein Minister zu seinem (des Mitarbeiters) Themengebiet
schreibt. Auch hier gehe ich von Nachlässigkeit aus was das
fehlende Zitat angeht.
Weiter oben habe ich meine Zweifel ja kundgetan, ob das Verhalten von KT wirklich zielführend war (Fußnote). Ich weiß zwar nicht, ob er das Papier oder Teile daraus übernommen hat. Wenn aber, dann habe ich hier keine Zweifel daran, dass das Risiko nur gering war: Solche Ausarbeitungen werden nur dem MdB zugestellt und nicht veröffentlicht. Hier brauchte er also ggf. und eigentlich keine Angst zu haben. Was mich erstaunt, ist, dass das Papier nun doch öffentlich ist.
Grüße, Thomas