Guttenberg ist zurückgetreten

aber aber christian, du weißt doch, dass wir in einer Demokratie leben. Und in einer Demokratie hat die Mehrheit recht. Und überhaupt, wie kann jemand, der eine Doktorarbeit abgeschrieben hat, überhaupt mit irgendetwas recht haben, was er sagt?

die Franzi,
die ihre eigene Glaubwürdigkeit davonschwimmen sieht, weil in ihrer Zula besstimmt irgendeine Fussnote fehlt

Hi,

na stell Dir erstmal vor, was gewesen wäre, wenn er gar nicht persönlich erschienen und seinen Rücktritt erklärt hätte (was ja lautstark gefordert wurde - es seien ja schon wieder Kameras und eine Inszenierung gewesen)…

„Feige davongeschlichen“ „nicht zu seinen Fehlern stehen“ „Keine GRöße bewiesen“ ich sehe es schon vor mir.

die Franzi

Oder aber es war ein zarter Hinweis an Medien und
Öffentlichkeit, die eigenen Maßstäbe mal wieder einzunorden
und darüber nachzudenken, was objektiv wichtig ist und was
vielleicht etwas weniger wichtig ist.

Bei allem Beleid für die Angehörigen der Soldaten, dieser Krieg (den ich nicht unterstütze und in dem ich auch keinen Sinn sehe) tangiert mich weit weniger, als ein Dampfplauderer, der jedes einzelne Projekt (inklusive seiner Doktorarbeit), das er angefasst hat in den Sand gesetzt hat.

die ihre eigene Glaubwürdigkeit davonschwimmen sieht, weil in
ihrer Zula besstimmt irgendeine Fussnote fehlt

Genau diese schwachsinnige Relativierung nervt mich. Die Doktorarbeit von Guttenberg hat HUNDERTE unmarkierter Zitate, die sich teilweise über SEITEN erstrecken. Hier geht es nicht darum, dass jemand drei bis fünf Fußnoten oder Quellenangabe vergessen hat. Hier hat jemand absichtlich Texte übernommen, teilweise einzelne Worte verändert, um die Übergänge zu kaschieren und nicht etwa nur vergessen zu einem (deutlich) zitierten Text die Quellenangabe hinzuzufügen.

Von der missbräuchlichen Nutzung des wissenschaftlichen Dienstes als Ghostwriter mal ganz zu schweigen.

Hi,

naja komm, meine Zula hatte 60 Seiten inkl. Anhänge…

Jedenfalls: das, was da in deinen Ohren grade so brauste und den starken Luftzug verursacht hat, war der Sarkasmus, der an Dir vorbeigerauscht ist. Ich empfehle die Verfolgung diverser, an anderer Stelle in diesem Thread verlinkter Seiten, wo es darum geht, wie oft ähnliches schon vorkam, auch bei weitaus bedeutenderen Politikern, ohne dass ein derartiger Sturm der Entrüstung durch die Bundesrepublik gerauscht wäre. Ich hätte mir etwas mehr Maß gewünscht. Dass ihm der Doktortitel nicht gehörte, wissen wir jetzt alle, und dass die entsprtechenden Konsequenzen eintreten, erleben wir.

Aber was red ich.

die Franzi

Hi,

der jedes einzelne Projekt (inklusive seiner Doktorarbeit),
das er angefasst hat in den Sand gesetzt hat.

Das interessiert mich jetzt. Was hat er denn genau in den Sand gesetzt? Die bundeswehrreform? Die läuft doch weiter. Was ist mir noch entgangen? Opel nicht zu retten? Nun, er hat Opel ja nicht an den Konkurs gebracht, also hat er Opel nicht in den Sand gesetzt. Sein Standpunkt war, Opel nicht zu retten, und damit kam er nicht durch, weil das dem Bürger nicht zu verkaufen ist. Staatsgelder hineinzupumpen ist wesentlich populisti… äh wählerfreundlicher. Also kam er mit einer unpopulären Idee nicht durch.

Oder sehe ich da etwas falsch? Kläre mich auf - was hat er in den Sand gesetzt.

die Franzi

So habe ich das nicht verstanden, sondern in einer Richtung,
die ich teile: Es ist Guttenberg gewesen, der die gefallenen
Soldaten gleich zwei Mal für seine Zwecke instrumentalisiert
hat! Sie bei seinem Rücktritt ein zweites Mal hervorzuzaubern,
ist ein in meinen Augen verachtenswerter Versuch gewesen,
eigene Fehler angesichts dieser Todesfälle zu relativieren.

Oder aber es war ein zarter Hinweis an Medien und
Öffentlichkeit, die eigenen Maßstäbe mal wieder einzunorden
und darüber nachzudenken, was objektiv wichtig ist und was
vielleicht etwas weniger wichtig ist.

Die Journalisten und die Bürger sind ja auch alle so doof und unsensibel, dass uns Herr KTzG selbst noch in seiner Rücktrittserklärung darüber belehren muss, was tragischer ist: Tote oder ein Plagiat.
Das glaubst du doch selbst nicht. Das war ein billiger und unzulässiger Vergleich, nur um sein Fehlverhalten kleiner zu machen, als es ist.
Fehlte nur noch, dass er Ehrlichkeit und Anstand gepredigt hätte.
Obwohl, indirekt hat er uns ja mit seinen Worten gesagt, dass wir unanständig sind, weil wir über nichts Wichtigeres sprechen.
Besonders ärgerlich ist, dass er die Bürger immer noch für blöd verkaufen will, in dem er behauptet er hätte nicht bewusst getäuscht bzw. die Arbeit selbst geschrieben. Aber bei einigen Bürgern scheint ihm das ja gelungen zu sein. Und wenn ich höre, dass seine Fangemeinde zu Großdemonstrationen gegen seinen Rücktritt aufruft, muss ich an deren Verstand zweifeln.

Das interessiert mich jetzt. Was hat er denn genau in den
Sand gesetzt? Die bundeswehrreform? Die läuft doch weiter.

Die Bundeswehrreform läuft weiter, aber keiner weiß wohin. Teurer als geplant und gewollt wird sie auf jeden Fall.

Was ist mir noch entgangen? Opel nicht zu retten?

Ach Opel, da war ich ja fast seiner Meinung. Aber Kundus-Affäre, Gorch Fock und der friendly fire-Vorfall, da hat er jedesmal rumlaviert, nicht vernünftig und offen informiert und mit blitzartigen Meinungsumschwüngen geglänzt (12:00 Ur mittags „Wir werden sorgfältig ermitteln, bevor wir Entscheidungen treffen.“, 8 uhr abends: "Kapitän der Gorch Fock wird suspendiert).

Hi,

Ich hätte mir etwas mehr Maß gewünscht. Dass ihm der
Doktortitel nicht gehörte, wissen wir jetzt alle, und dass
die entsprtechenden Konsequenzen eintreten, erleben wir.

er hätte vielleicht zu Anfang alles zugeben und sich entschuldigen sollen und nicht bei jeder Pressekonferenz nur das zugeben, was eh gerade rausgekommen ist. Das verstärkte ja zum einen eher noch den Verdacht, dass er gar nicht genau weiss, was in seiner Dissertation steht und zum anderen gab es die Diskrepanz zwischen seiner Selbstinszenierung als offener ehrlicher Politiker und dem Ausmass des Betrugs bei der Dissertation der sich Dank des Internets auch nicht mehr vertuschen liess.
Da musste er auch von seiner ehemaligen Uni fallen gelassen werden, damit diese noch einen Rest an Reputation behält.

Wer jetzt immernoch behauptet, er hätte in der Schule auch mal abgeschrieben und auch schon falsch geparkt, ohne dass das in der Zeitung stand, hat den Sinn einer Promotion und des Wissenschaftsbetriebes an einer Uni nicht begriffen.

Aber was red ich.

tja …

Gruß
T.

Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich schon mal
Hi Christian,

nun ja, wenn ein Minister die Medien (gerade die so genannten Unterschichtmedien) derart „benutzt“, wie er es getan hat, sollte er sich nicht über die Medien beschweren.
Wenn man das Niveau der BILD für sich und seine Selbstdarstellung wählt,
wenn man eine Promo-Show bei Kerner auf einem Kanal inszeniert, der solch unglaublich wertvolle Sendungen wie „Nur die Liebe zählt“ produziert,
wenn man seine Frau (ok, ist nicht er sondern seine Frau, aber diese wurde immer als Frau des Verteidigungsministers beworben) in einer Sendung auftreten lässt, die irgendwo zwischen „den Wollnys“, „der Mädchengang“ oder „das Tier in mir“ angesiedelt ist,
dann ist es bestenfalls als naiv zu bezeichnen, wenn man sich über mediale Abschüsse beschwert (und ich glaube eindeutig nicht , dass zu Guttenberg naiv ist)…

Gruß
Guido

Natürlich hätte er es richtig machen können!

Bei seiner Rücktrittsrede war jede Erwähnung der getöteten Soldaten fehl am Platz. Bei seinem anderen Auftritt hätte man darüber reden können, wenn er im Rahmen der Bundespressekonferenz stattgefunden hätte. Dann, und nur dann hätte das eine Veranstaltung mit mehreren TOPs sein können, die man hätte inhaltlich sauber voneinander trennen können und eben wie ich meine auch müssen.

Wenn jedoch jemand, der einen richtigen Bock geschossen hat, sich hinstellt und Journalisten und Öffentlichkeit vorwirft, dass die sich angesichts der Vorfälle in Afghanistan überhaupt mit ihm beschäftigen, zieht eben diese Toten in den Dreck.

„Um der Ehre willen“ - damit wirbt die Bundeswehr hier in der U-Bahn. Als ich gestern Abend das Plakat gesehen habe, ist es mir sauer aufgestoßen. Ohne wenn und aber: Das war ein Muss, dass er zurückgetreten ist!

Oder aber es war ein zarter Hinweis an Medien und
Öffentlichkeit, die eigenen Maßstäbe mal wieder einzunorden
und darüber nachzudenken, was objektiv wichtig ist und was
vielleicht etwas weniger wichtig ist.

Es steht demjenigen, der Mist gebaut hat, nicht zu, eine solche Grenze zu ziehen, zumal er zu diesem Zeitpunkt (bis heute!) seine Fehler ja noch nicht einmal richtig eingeräumt hat.

Aber da (nur) Idioten ohne Selbstzweifel sind, wird dieser
Hinweis wohl nicht ankommen.

Es ist inzwischen unter aller Sau, was du hier treibst! Du bist nicht in der Lage, auch nur einen Beitrag ohne persönliche Spitze abzusetzen. Durchs Gitter endgültig durchgefallen wegen Niveaulosigkeit.

*Plonk*

Das interessiert mich jetzt. Was hat er denn genau in den
Sand gesetzt? Die bundeswehrreform? Die läuft doch weiter.

Das, was er bisher an Konzeptansatz (ein Konzept ist es noch nicht!) vorgelegt hat, ist ihm hinten und vorne zerrissen worden. Und zwar sogar aus den eigenen Reihen! Das Feld ist überhaupt nicht so hübsch bestellt, wie der es in seiner Abtrittsrede hat verlauten lassen.

Was ist mir noch entgangen?

Du lässt dich blenden.

Gutti hat bisher noch nichts Nennenswertes geleistet, dafür aber viel Schaum geschlagen. Er ist ein blendender (im doppelten Wortsinn) Rhetoriker, das macht ihn so erfolgreich, aber unheimlich (auch im doppelten Wortsinn und mit Erschrecken) gefährlich.

Nu hör doch auf. Das Ausmaß der Plagiiererei wird von kompetenten Leuten als Betrug eingestuft. Mal sehen, was hierzu noch die offiziellen Stellen sagen. Wegen gleicher Verfehlungen hat ein anderes Unionsmitglied erst vor kurzem innerhalb kürzester Zeit sämtliche Ämter verloren (ist rausgeworfen worden!).

Guttenberg hat eine Ehrenerklärung abgegeben. Während der Oberbefehlshaber aufgedeckt wird, dass der Oberbefehlshaber massiv gegen diese Ehrenerklärung verstoßen hat und das sogar im Amt als Minister, denn als seine Diss veröffentlich wurde, war er bereits Minister, und sich nach Aufdeckung auch alles andere als ehrenhaft verhalten hat, weil er die Fehler nicht sofort eingeräumt hat, wirbt die Bundeswehr hier neue Rekruten mit dem Slogan „Eine Frage der Ehre“ - das funktioniert doch hinten und vorne nicht!

Gänzlich ins Aus versetzt hat sich zu Guttenberg als er die
Pressekonferenz zu seinem Rücktritt gab.Unter amderem die
gefallenen Soldaten als Schutzschild zu benützen um von sich
abzulenken,ist ein Schurkenstück.

Da stimme ich mit dir überein.

Was mich besonders anwidert ist, dass er seine Verfehlungen nicht einmal zugegeben hat:

Er hat wissentlich, methodisch und mit Bedacht betrogen. Die Ungereihmtheiten in seiner Dissertation sind keine Flüchtigkeitsfehler oder unglückliche Zufälle. Sie sind Zeichen einer ausdrücklichen BetrugsABSICHT.

Vor diesem Hintergrund finde ich es scheußlich, dass er da noch die toten Soldaten bemüht hat. Der Grund warum er zurücktreten sollte ist nicht, dass in der Presse seine Dissertation wichtiger war, als die Soldaten. Sagen hätte er sollen:

„Meine Damen und Herren, ich habe versucht zu betrügen. Dies ist mir nicht gelungen. Es tut mir leid. Ich ziehe die Konsequenzen.“

Wer jetzt immernoch behauptet, er hätte in der Schule auch
mal abgeschrieben und auch schon falsch geparkt, ohne dass das
in der Zeitung stand, hat den Sinn einer Promotion und des
Wissenschaftsbetriebes an einer Uni nicht begriffen.

… darüber hinaus, wird so getan als ob ein Bundesverteidigungsminister, als oberster Dienstherr der Bundeswehr, nicht eine andere Vorbildfunktion hätte, als eine Miezekatze.

Aber was red ich.

Sinnlos…irrational diese Bewunderung für eine überführten Falschspieler und Schönredner.
MacG

Ich glaube nicht, dass er an dem Punkt noch Größe hätte beweisen können. Welche auch. Er ist als ein kleiner Betrüger entlarvt worden, egal welche hohlen Phrasen er noch drischt.

Sinnlos…irrational diese Bewunderung für eine überführten
Falschspieler und Schönredner.

Und, ohne jetzt die Nazi-Vergleichskeule konkret zu ziehen, erinnert dieses Bedürfnis nach einem „strahlenden Volksheld“ an ein ziemlich dunkles Kapitel deutscher Geschichte…

Sinnlos…irrational diese Bewunderung für eine überführten
Falschspieler und Schönredner.

Da bin ich aber froh, daß ich nicht die Einzige bin, die diese Verharmlosung nicht nachvollziehen kann.

Jetzt soll ja schon dafür demonstriert werden, daß er wieder zurück kommt und jetzt frage ich mich wirklich: Haben wir eigentlich keine anderen Probleme?

Gruß
Tina

Hi,

danke, das war jetzt (ohne Ironie) wirklich hilfreich, jetzt weiß ich endlich, wo diese Vorwürfe herkommen. Ich hatte bisher gedacht, „in den Sand gesetzt“ bedeutet, dass ein Projekt unwiderruflich gescheitert ist, und dazu müsse es eine Weile gelaufen sein. Diese Weile war für michbei so etwas großem wie einer Bundeswehrreform ein Zeitraum von mehreren Monaten, vielleicht sogar Jahren, und kostet etwas im Milliardenbereich. Offensichtlich muss sowas, wenn es gut gemacht ist, in Wochen geschehen und max. Millionen kosten. (da war jetzt ein bisschen Ironie drin)
Auch bei der Gorch Fock hätte ich gedacht, dass man zu einer gründlichen Untersuchung denjenigen befragt, der auf der Gorch Fock vor Ort das Sagen hat (den Kapitän), und zwar schnell. Dazu muss man ihn nach Deutschland holen, und damit er das kann, muss er von der Gorch Fock weg. Weg darf er aber nur, wenn er dort keinen Dienst hat. Also wird er suspendiert. Sonst würde er sich ja vom Dienst entfernen. … Aber offensichtlich habe ich von Dienst und vor allem von unserem Rechtsstaat eine völlig falsche Vorstellung (auch hier ist Ironie drin. Deswegen sage ich zu Kundus und friendly fire nichts, denn sonst müßte ich Sterben und Töten in Ironie einbeziehen, und da fehlt mir die seelische Härte)

die Franzi