Hallo Thomas,
Es hat auch niemand behauptet, die Kommentare in GuttenPlag
stellten irgendeinen Beweis dar.
doch, es gibt genug Politiker, Wissenschaftler und auch Mitarbeiter der Uni Bayreuth, die sich auf Guttenplaque bezogen haben. Beispiel:
http://offenerbrief.posterous.com/causa-guttenberg-o…
Das, was dort zusammengetragen wurde, wurde als Beweis akzeptiert, obwohl die Kommentare teilweise hanebüchen sind. Hinzu kommt, daß eine Kontrolle der Kommentare kaum möglich ist, weil kaum jemand die angeblichen Quellen zuhause herumliegen hat und der kleinste Teil online nachzulesen ist.
Im übrigen heißt die Seite
„GuttenPlag“.
Ich verwende bis auf weiteres meine lautmalerische Variante, zumal der Mann auch nicht Gutten heißt, sondern zu Guttenberg.
Der Prozeß der Urteilsfindung wurde aber in den Medien
durchgeführt und da gehört er nicht hin.
Rechtsgültige Urteile können nur von Gerichten/Richtern
gefunden und gesprochen werden. Insofern kann in den Medien
auch keine Urteilsfindung stattgefunden haben.
Das ist eine Spitzfindigkeit. Das Verfahren wurde von den Medien eingeleitet und durchgeführt. Die Verurteilung von zu Guttenberg hat stattgefunden und zwar auch ohne Gerichtsurteil oder Entscheidung des Prüfungsausschusses der Uni Bayreuth. Das ganze entzündete sich an Passagen, die zu Guttenberg aus einem Zeitungsartikel übernommen hat, aber eine Quellenangabe an zumindest einer Stelle unterließ. Der Artikel selber wurde sowohl im Literaturverzeichnis als auch an anderer Stelle in Fußnoten genannt.
Das meiste, was danach kam, beruht auf den Recherchen Unbekannter, die die Ergebnisse im Internet zusammengetragen haben. Darauf basierte im wesentlichen das Medienecho, das einen Umfang annahm, der einer Verurteilung gleichkam.
Den weingsten scheint im übrigen klar zu sein, daß wir damit unseren Staat in die Hände der Medien übergeben haben. Medien, in denen kaum Fachleite arbeiten, sondern Leute, die im wesentlichen auf Agenturmeldungen und andere Medien vertrauen, von diesen abschreiben, deren Inhalte verkürzen und verstärken.
Ich hatte bisher zweimal das zweifelhafte Vergnügen, bei Arbeitgebern beschäftigt gewesen zu sein, die sich in der Presse großer Beliebtheit erfreuten. Dummerweise gab es über die Vorgänge kaum offizielle Verlautbarungen, weswegen sich die Journallie in wüste Spekulationen verstieg, um die Nachrichtendurststrecke zu überbrücken. Bei täglich teilweise zweistelligen Artikelzahlen war der Wahrheitsgehalt in der Regel gleich null; teilweise wurde sogar das Gegenteil von dem veröffentlicht, was tatsächlich der Wahrheit entsprach.
Diesen Leuten haben Politik und Öffentlichkeit anscheinend die Kompetenz übertragen, über das Wohl und Wehe führender Politiker zu entscheiden. Ich halte das für eine sehr bedenkliche Entwicklung.
Gruß
Christian