Moin Laika,
Juden und Christen, ja, allen Menschen ging es im Mittelalter
im islamischen Bereich, d.h. Orient erheblich besser als den
Menschen im nächstenliebenden Abendland. Gelesen bei Bernard
Lewis („Die Araber“ oder „Niedergang einer Hochkultur“), der
es als der „Doyen der Orientalistik“ wohl wissen sollte.
das wird nicht richtiger dadurch, dass es ständig wiederholt wird.
Das scheußlichste Beispiel islamischer Expansion ist Indien - und womöglich deswegen ein wenig außer Sichtweite von Leuten wie Lewis. Dagegen sind die Kreuzzüge einschließlich Juden- und Ketzerverfolgungen ein Kindergeburtstag. Um mal den großen Historiker und Philosophen Will Durant (http://de.wikipedia.org/wiki/William_James_Durant) zu zitieren: „The Islamic conquest of India is probably the bloodiest story in history.“ - „Die islamische Eroberung Indiens ist das wahrscheinlich blutigste Kapitel der Geschichte.“ Es soll hier allerdings nicht verschwiegen werden, dass Durant dies 1935 schrieb.
Oder der Historiker und Indologe Alain Danielou (http://de.wikipedia.org/wiki/Alain_Dani%C3%A9lou): „À partir du moment où les Musulmans arrivent dans l’Inde, l’histoire de l’Inde … est une longue et monotone série de meurtres, de massacres, de spoliations, de destructions.“ - „Vom Zeitpunkt des Erscheinens der Muslime ist die indische Geschichte eine lange und eintönige Folge von Morden, Massakern, Plünderungen, Zerstörungen.“
Der größte Schlächter war Mahmud Ghaznavi, dessen Heldentaten durch seinen Sekretär Tarikh-i-Yamini verewigt wurden. Dessen Werk ist in der Tat eine endlose Abfolge von Massakern, Plünderungen, niedergebrannten Tempeln und Klöstern, erschlagenen und verbrannten ‚Ungläubigen‘ - und Versklavung in gigantischem Ausmaß. Spätere muslimische Eroberer waren keinen Deut besser, auch wenn sich da Muhammad Ghuri und Timur Lenk besonders hervortaten. Die Sklavenmärkte in Samarkand, in Bagdad und Mekka wurden über Jahrhunderte mit billigen indischen Sklaven beliefert - die Eroberer hatten mehr davon, als sie selbst zur Bewirtschaftung ihrer Eroberungen brauchten. Der Preis für ein Überleben als Sklave war die Konversion. Damals erhielt der Hindukush seinen Namen - Hindu-Töter - weil in den Sklavenkarawanen die ausgehungerten und erschöpften Menschen zu Zehntausenden in der Kälte und im Schnee starben.
In dieser Zeit verschwand auch die Religion des Buddhismus von wenigen abgelegenen Regionen abgesehen völlig aus Indien - die unverteidigten Viharas der Buddhisten wurden geplündert und zerstört, die Mönche erschlagen.
Was Juden und Christen angeht - die mussten für die Duldung bezahlen. D.h. konkret vor allem in der Frühzeit des Kalifats weitgehend den Staatshaushalt finanzieren. Genau das war auch der Grund für die ‚Toleranz‘ - sie wurden ‚toleriert‘ wie eine Herde von Milchkühen. Und da gab es gute - aber auch deutlich schlechtere Zeiten, wo die Kühe schon mal geschlachtet wurden. Nehmen wir doch mal Spanien als ganz besonders hochgelobten Ort islamischer religiöser Toleranz: schon 721 verließen viele Juden Spanien und gingen nach Palästina, wegen der drückenden Kopfsteuer für Ungläubige. Christlicher Aufstand 828, die Märtyrer von Cordoba (ca. 50 Christen, die Mitte des 9. Jahrhunderts hingerichtet wurden). Pogrome 1013 in Cordoba, 1039 in Saragossa, 1066 in Granada. Und das war noch die ‚gute‘ Zeit. Danach kam das Regime der Almoraviden und dann der Almohaden - heute würde man sie ‚Islamisten‘ nennen.
Ich bin kein Islamgegner - im Gegenteil, ich bin ein Freund eines modernen, aufgeklärten und säkularen Islam. Nur mit einem solchen Islam - und natürlich auch nur mit einem modernen, aufgeklärten und säkularen Christentum - ist echte religiöse Toleranz in unserer Gesellschaft möglich. Um dahin zu gelangen, bedarf es freilich mehr als nur guten Willens. Dazu muss man auch die historischen Scheuklappen ablegen.
Freundliche Grüße,
Ralf